Aegean Rebreath: Gemeinsam für saubere Meere
Wie eine griechische NGO Meere rettet und Gemeinschaften mobilisiert
Plastik, Geisternetze, zerstörte Seegraswiesen – die Ozeane stehen unter Druck. Doch Aegean Rebreath zeigt, dass Veränderung möglich ist. Mit einem einzigartigen Ansatz verbindet die Organisation Wissenschaft, Bildung, Politik und lokale Akteure, um Meere nachhaltig zu schützen. Ihr Erfolgsmodell macht längst international Schlagzeilen. Doch wie kann dieser Wandel weiter skaliert werden?

Es gibt viele Organisationen, die sich dem Meeresschutz verschrieben haben. Kaum eine macht dies so umfassend wie die NGO Aegean Rebreath aus Griechenland.
Vom Taucher zum Umweltaktivisten: Die Gründung von Aegean Rebreath

Ein holistischer Ansatz: Cleanup, Bildung und Wissenschaft vereint

„Seegraswiesen sind eine wichtige CO2-Senke: Sie können Kohlenstoff bis zu 35-mal schneller speichern als tropische Regenwälder und das für Jahrhunderte - wenn sie nicht geschädigt oder zerstört werden."
Das Blue Municipalities Network: Gemeinden als Schlüsselakteure

Die Erfolge haben dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen im Rahmen ihrer Corporate Citizenship- und Nachhaltigkeitsaktivitäten unterstützen. So sind ein Dutzend Circular Economy-Ansätze zur Reduzierung von umweltschädlichen Produkten und Verpackungen entstanden und sogenannte Nature-based-Solutions-Projekte (NbS) initiiert worden, die dem Klimaschutz und der Bewahrung und Wiederherstellung von Biodiversität dienen. Ein aktuelles Beispiel ist die Erhaltung und das Reparieren von Seegraswiesen.
Seegraswiesen schützen: Nachhaltige Lösungen für den Ozean

Wenn die Menschen erkennen, dass sie mit wenig Aufwand ihre eigene Lebensqualität oder ihr Einkommen verbessern können und dafür Unterstützung und Anerkennung erhalten, dann steigt die Motivation, sich zu öffnen und auch selbst aktiv zu werden.
Herausforderungen und Widerstände: Warum Diplomatie entscheidend ist
Dies alles ist nicht immer ein Selbstläufer, sondern bedarf auch viel diplomatischen Geschicks. Gelegentlich gab und gibt es Widerstand. Einzelne Gruppierungen oder Gemeinden können sich bevormundet oder sogar bedroht fühlen, wenn Aktivisten von außen auftauchen und einfach loslegen. Niemand möchte gerne hören, was man falsch macht und gezeigt bekommen, wie es richtig geht. Wenn die Menschen aber erkennen, dass sie mit wenig Aufwand ihre eigene Lebensqualität oder ihr Einkommen verbessern können und dafür Unterstützung und Anerkennung erhalten, dann steigt die Motivation, sich zu öffnen und auch selbst aktiv zu werden.
Gemeinsam stark: Wie lokale Gemeinschaften aktiv mitwirken

Ein Modell für die Zukunft: Skalierung und politische Einflussnahme
Die Erfolge können sich sehen lassen. Seit ihrer Gründung hat Aegean Rebreath über 100 mehrtägige Säuberungsaktionen in ganz Griechenland durchgeführt, mehr als 60 Ausbildungsprogramme initiiert und gut 40 Forschungsprojekte bewilligt bekommen. Dabei wurden über ein halbe Million Plastik-, Glas- und Metallpartikel gesammelt und nach wissenschaftlichen Kriterien in GIS-Datenbanken katalogisiert. Es wurden knapp 4.000 Autoreifen und mehr als 40 Tonnen Geisternetze geborgen, zum Teil aus großen Tiefen bis zu 70 m. Hunderte Sedimentproben wurden zur Untersuchung auf Mikroplastik und Schwermetalle genommen, etwa 20 Recyclingstationen in verschiedenen Gemeinden eingerichtet und dutzende Schulen und Universitäten auch außerhalb Griechenlands in Europa und in Asien eingebunden. Zudem ist Aegean Rebreath inzwischen bis in höchste politische Ebenen in Griechenland und der EU vernetzt und wird regelmäßig in Meeresschutzfragen konsultiert.
Bemerkenswert ist, dass dies alles ehrenamtlich geschieht. Bis auf zwei Koordinatorinnen arbeitet das Team von Aegean Rebreath unbezahlt, investiert Freizeit und zum Teil auch eigenes Geld in Boote, Tauchausrüstung, Drohnen und ROVs. Nur die Reisekosten werden übernommen.
Es ist eine Sisyphos-Arbeit, ehrenamtlich zu reparieren was professionell zerstört wird – durch fehlgeleitete Subventionen, falsche Steueranreize, die mangelnde Internalisierung von Externalitäten und die fehlende Bilanzierung von „Nature Capital".
Anerkennung und Zukunft: Wie Aegean Rebreath weiter wachsen kann
Aegean Rebreath wurde mittlerweile mehrfach für dieses Engagement ausgezeichnet, u.a. als „NGO of the year", mit dem „Hellenic Responsible Businees Award", dem „Green Award" des Nachrichtenmagazins „The Economist" und als „Champion of Plastic Pollution Prevention" durch die EU, und wird immer mehr zur Blaupause auch für andere Länder.
Auf Dauer wird es aber eine bessere finanzielle Basis brauchen. Denn es ist eine Sisyphos-Arbeit, ehrenamtlich zu reparieren was professionell zerstört wird – durch fehlgeleitete Subventionen, falsche Steueranreize, die mangelnde Internalisierung von Externalitäten und die fehlende Bilanzierung von „Nature Capital". Hierauf werden wir in Ausgabe 2 der forum-Serie „Lebens- und Wirtschaftsgrundlage Ozean" mit dem Schwerpunkt „Wirtschaft" genauer eingehen.
Wie die Wirkung von Aegean Rebreath weiter skaliert werden könnte, beantwortet Geschäftsführer George Sarelakos folgendermaßen: „Es bedarf eines stärkeren Engagements der griechischen Regierung. Auch auf europäischer Ebene muss die weitere Nutzung und Ausweitung holistischer Praktiken eingeleitet werden. Es muss ein stärkerer Fokus auf Aktivitäten gelegt werden, die von lokalen Gemeinden akzeptiert werden. Andernfalls werden weiterhin Initiativen finanziell unterstützt werden, denen es nicht gelingt, die Bürger zu mobilisieren und wirksam einzubinden.”
Wer mehr über die Aktivitäten von Aegean Rebreath erfahren, selbst gerne bei einer der Aktionen mitmachen oder anderweitig unterstützen möchte, bekommt auf www.aegeanrebreath.org einen guten Überblick und kann sich als Volunteer bewerben.
Hinweis: Weitere spannende Projekte rund um die Ozeandekade finden Sie hier:
Dr. Alexis Katechakis hat biologische Meereskunde und Sustainable Resource Management studiert; seine Doktorarbeit verfasste er zu marinen Nahrungsnetzdynamiken. Das Verständnis von aquatischen und terrestrischen Ökosystemen treibt ihn auch in seiner Arbeit als Nachhaltigkeitsberater für Unternehmen an. Ihn interessieren besonders die Schnittstellen von Wissenschaft, Wirtschaft und der Gesellschaft im Allgemeinen. Über die letzten 14 Jahre hat er in diesem Zusammenhang mit seinen Firmen zahlreiche Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen begleitet. Sein Ziel ist es, zu verstehen, wie sich wesentliche Nachhaltigkeitsthemen auf die Geschäftsentwicklung von Unternehmen auswirken und wie diese mit ihrer Expertise Beiträge zu Lösungen von Nachhaltigkeitsherausforderungen leisten können. Darüber hinaus engagiert er sich im Vorstand der UN-Ozeandekade in Deutschland und unterstützt regelmäßig die NGO Aegean Rebreath bei ihren Missionen am, auf und unter Wasser.
Umwelt | Wasser & Boden, 10.02.2025

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