SAVE LAND - UNITED FOR LAND

Die Sonne schickt keine Rechnung

Eine Chance für Unternehmen, die Energiekosten und den CO2-Ausstoß zu senken

„Energiewende vertreibt Industrieunternehmen aus Deutschland", schreibt das Handelsblatt in einem Beitrag vom 02.08.2024. Dabei ist umsichtiges Handeln ein wesentlich besserer Überlebensgarant als die „Flucht" aus dem Land. Damit sind jetzt vorausschauende Unternehmer gefragt ...

Die PV-Fassade des Novartis-Pavillons in Basel ist Wetterschutz und produziert Strom. Zusätzliche LED-Elemente verleihen dem Gebäude nachts eine atemberaubende Attraktivität. © iartDie PV-Fassade des Novartis-Pavillons in Basel ist Wetterschutz und produziert Strom. Zusätzliche LED-Elemente verleihen dem Gebäude nachts eine atemberaubende Attraktivität. © iart
Die Energiewende wird zur Belastung für den Standort Deutschland. Insbesondere Unternehmen aus der Industrie nehmen die Transformation hin zu grüner Energie als Investitionshemmnis wahr." Das ist das Ergebnis des Energiewende-Barometers der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), basierend auf einer deutschlandweiten Umfrage unter 3.300 Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen. Ein Ergebnis, das bestürzt, denn: Wer vor den eigentlichen Problemen davonläuft, verlagert nur den Zeitpunkt der notwendigen Lösung. Und diese bietet neben Herausforderungen auch enorme Chancen und Vorteile.

Regenerative Energie statt trügerische Sicherheit durch fossile Brennstoffe
In einer Welt der begrenzten fossilen Energieträger und des zunehmenden Klimawandels sollten Unternehmen nicht dorthin verlagern, wo man sich (noch) vor den kommenden Herausforderungen drücken will, sondern sie sollten weitsichtig planen und investieren. Zeigten doch die jüngsten Energiekrisen und deren explodierende Preise, dass es gilt, rechtzeitig auf erneuerbare Energien und Resilienz zu setzen. Zusätzlich werden EU-Emissionsziele, CO?-Bepreisung und CSRD Druck auf Unternehmen ausüben.
 
„Die Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre Strombeschaffungsstrategie in Eigenverantwortung professioneller und sorgfältiger zu planen als in der Vergangenheit."

Statt zu lamentieren, sollte man jetzt die stark gesunkenen Preise von Solar-Modulen nutzen, um die eigene Energieversorgung voranzutreiben. Noch immer sieht man jede Menge Fabrikgebäude ohne Photovoltaik (PV) auf dem Dach. Noch immer sind viele Logistikhallen „oben ohne" und riesige Parkplatzflächen bleiben ungenutzt für die Energieerzeugung. Noch immer ist die Fassaden-Photovoltaik exotisch, obwohl gerade sie die Sonneneinstrahlung im Winter hervorragend nutzt und keine Probleme mit Schneebedeckung hat.

Nicht länger warten!
Hans-Josef Fell, einer der Urheber des EEG, rät eindringlich, die durch Subventionen hervorgerufenen Überkapazitäten – vor allem chinesischer Solarfabriken – zu nutzen, um jetzt die Energieerzeugung in Europa preiswert „aufzurüsten". Die kW/Peak-Preise waren noch nie so günstig wie heute. Natürlich sind Investitionen in die Energieinfrastruktur nötig, aber diese werden sich langfristig als großer Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland herausstellen. Kurzum: Die Zeit arbeitet für die Pioniere der globalen Energiewende.

Wer also bisher, verwöhnt von niedrigen Energiepreisen, die Themen Energieeffizienz und regenerative Energieerzeugung „verschlafen" oder zumindest ausgesessen hat, sollte jetzt aktiv werden, alle verfügbaren Flächen prüfen und sich mit den Themen Energiespeicherung und Flexibilisierung der Nutzung beschäftigen. Wer seinen Verbrauch zukünftig stärker an die Verfügbarkeit anpassen kann, wird sehr bald von der Volatilität der Stromerzeugung und den daraus entstehenden Niedrigpreisen profitieren. Da immer mehr Solar- und Windkraftanlagen wegen Überproduktion abschalten müssen, gibt es schon jetzt Stromspitzen im Netz, die fast zum Nulltarif oder kostenlos abgegeben werden. Die Prozessoptimierung liegt dann nicht mehr in der Maximierung des Outputs, sondern in der Optimierung der Energie(preis)nutzung.

Erneuerbare Energien sind auf der Überholspur
Die gute Nachricht: Jeden Tag werden laut Bloomberg weltweit mehr als 1,5 Gigawatt (GW) an Photovoltaik (PV) zugebaut. In Deutschland liegt der PV-Zubau derzeit bei über einem GW pro Monat! Doch nun wird das Stromnetz zuneh mend zum limitierenden Faktor: Neue Windenergieanlagen sowie Millionen neuer PV-Kraftwerke sind auf leistungsfähige Einspeisepunkte und digitalisierte Verteilnetze angewiesen. Sowohl für den lokalen und regionalen Verbrauch als auch für den Transport in andere Regionen. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) setzt sich deshalb dafür ein, dass die Verteilnetze zum zentralen Ermöglicher der Energiewende werden. Geschäftsführer Robert Busch erklärt: „Ausbauen, digitalisieren und standardisieren – das ist das A und O, damit das Stromnetz fit für die Energiewende wird." Smart Grids überwachen, analysieren und reagieren dann in Echtzeit auf veränderte Muster auf Nutzer- und Erzeugerseite.
 
„Wer sich jetzt energetisch mit der Sonne verbündet, kann damit seine Stromkosten dauerhaft senken."

Optimierung in Zeiten neuer Marktspielregeln und Risiken
Die Energiewende schafft neue Möglichkeiten, den Strombedarf zunehmend unabhängig von den bisherigen Strommärkten zu decken – aus reinen Stromkonsumenten werden Prosumer, die Elektrizität nicht nur passiv von einem Versorger beziehen, sondern auch selbst erzeugen, verbrauchen und gegebenenfalls Überschussstrom in das öffentliche Netz einspeisen. Der Strommarkt wird komplexer, dynamischer und bietet mehr Möglichkeiten. Wer sich schneller an die neuen Rahmenbedingungen anpasst, eigene Kompetenzen und Know-how aufbaut, verschafft sich wichtige Wettbewerbs- und Standortvorteile. „Unternehmen müssen die Strombeschaffung selbst in die Hand nehmen und überdies in Elektrifizierung investieren. Eigenstromproduktion wird unerlässlich. Mit selbst erzeugtem Strom und intelligentem Energiemanagement sind sie in der Lage, ihre Unabhängigkeit sowohl vom öffentlichen Netz als auch von fossilen Energieträgern zu erhöhen. Das stärkt ihre Resilienz und mindert langfristig Kosten. Jene Unternehmen, denen es gelingt, sich vom passiven Verbraucher zum aktiven Teilnehmer am Strommarkt zu wandeln, können daher Wettbewerbsvorteile erlangen", mahnt Robert Härtel von der Firma Neustrom. Energy Sharing ist deshalb bereits weltweit ein Trendthema, da es vielversprechende Möglichkeiten für die dezentrale Energiewende bietet. Es eröffnet neue Wege, sich unkompliziert am Ausbau erneuerbarer Energien zu beteiligen und direkt davon zu profitieren. Mit Energy Sharing können Unternehmen beispielsweise Solaranlagen bauen oder in ihrer Umgebung mitfinanzieren und die Sonnenenergie selbst nutzen oder überschüssigen Strom verkaufen. Dieses innovative Konzept erhöht den Anreiz, PV-Module oder Windräder zu installieren und erneuerbare Energien lokal und flexibel zu nutzen.

Darüber hinaus ermöglichen Batteriespeicher die Eigenverbrauchsoptimierung, eine Lastspitzenkappung oder Lastspitzenverschiebung, eine unterbrechungsfreie Eigenstromversorgung selbst wenn die Sonne nicht scheint – zumindest in nicht energieintensiven Betrieben – sowie eine optimale Versorgung der Elektrofahrzeugflotte. Mit dem Ausbau der Elektromobilität können künftig sogar Autobatterien, die über Ladesäulen mit dem Unternehmen verbunden sind (Vehicle-to-Grid, V2G), als Zwischenspeicher für Erzeugungsspitzen dienen.

Das intelligente Zusammenspiel ist die Lösung
Der immense internationale Besucherandrang bei der diesjährigen The smarter E Europe – Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft (forum berichtete) – hat gezeigt: Im Zusammenspiel von Wind, Sonne, Biomasse und moderner Infrastruktur ist die Energiewende möglich. Ebenso wichtig ist der intelligente und sparsame Umgang mit Energie, die Optimierung der Energieeffizienz und die Weiterentwicklung von thermischen, mechanischen und chemischen Speichermöglichkeiten.
 
Von Fritz Lietsch

forum berichtet laufend über politische und wirtschaftliche Entwicklungen, über neue Konzepte und Technologien, Pioniere und Veranstaltungen nicht nur im Bereich Strom, sondern auch bei der Wärmewende. Bleiben Sie energetisiert mit uns am Thema.



Flexibilität ist Trumpf

Deutschlands Stromsystem befindet sich mitten in einer umfassenden Modernisierung und steht vor einem Paradigmenwechsel, in dem die günstige und variable Stromerzeugung aus Wind und PV zur zentralen Säule und zum Volumenbringer im dekarbonisierten Stromsystem wird. Ein neuer flexibler Technologiemix gewährleistet Versorgungssicherheit in Zeiten mit wenig Wind- und PV-Strom:
  • Flexible Lasten wie zum Beispiel Wärmepumpen, bestimmte Teile industrieller Prozesse, Elektrolyseure oder Elektro-Autos können ihren Strombedarf in gewissem Maß verschieben und an die fluktuierende Erzeugung aus Wind und PV anpassen.
  • Speicher gleichen die eher kurzfristigen (stündlichen bis täglichen) Schwankungen in der Wind- und PV-Erzeugung bzw. der Nachfrage aus. Dies trifft insbesondere auf Pumpspeicher, Großbatterien oder auch kleine Batteriespeicher in Haushalten und E-Mobilen zu. Dazu kommt künftig Wasserstoff, der als größter langfristiger Speicher in unterirdischen Kavernen bereitgehalten werden kann.
  • Steuerbare Back-up-Kraftwerke wiederum sind die Option, die einspringen kann, wenn Wind und PV sowie Kurzzeitspeicher und flexible Lasten nicht ausreichen. Sie nutzen andere, steuerbare Formen erneuerbarer Energien (Wasserkraft, Geothermie, biogene Brennstoffe) oder zunächst übergangsweise noch Erdgas, perspektivisch Wasserstoff.

Potenzial: Solar auf Gewerbeflächen

Ein neuer, umfassender Leitfaden für die Installation von Photovoltaikanlagen auf Gewerbeimmobilien steht ab sofort zur Verfügung und hilft Unternehmen dabei, ihre Photovoltaikprojekte effizient und erfolgreich umzusetzen. Der Leitfaden von forum Solar / Logistik Initiative Hamburg bietet wertvolle Informationen zu baulichen Voraussetzungen, Finanzierungsmöglichkeiten und verschiedenen Betreibermodellen.

Technik | Energie, 16.11.2024
Dieser Artikel ist in forum 01/2025 ist erschienen - Pioniere der Hoffnung erschienen.
     
        
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