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Hat der Osterhase vom Weihnachtsmann gelernt?

Rekordversand, wachsende Erwartungen: Logistik zwischen Tempo und Nachhaltigkeit

Wenn ich auf das Weihnachtsgeschäft 2024 zurückblicke, drängt sich mir der Gedanke auf, ob nicht auch der Osterhase von den Erfahrungen des Weihnachtsmanns profitieren könnte. Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele Pakete verschickt, gleichzeitig stiegen die Erwartungen an Geschwindigkeit, Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit. Der nächste logistische Peak kommt bestimmt – etwa zu Ostern oder am Muttertag – und da stellt sich die Frage: Wie kann die Branche weitere Rekorde bewältigen, ohne erneut im Ausnahmezustand zu landen?

© ai-generated, pixabay.com© ai-generated, pixabay.com
Bereits im November sorgten Black Friday und Cyber Monday für wahre Paketlawinen. Nach Angaben der Transportunternehmen trafen manche Läger in nur wenigen Stunden Liefermengen, die sonst über Tage verteilt eintreffen. Dabei stammten rund 70 Prozent der Pakete aus dem boomenden E-Commerce, insbesondere aus den Bereichen Mode, Elektronik und Spielzeug. Mit dem Beginn der Vorweihnachtszeit nahm das Volumen weiter zu, was DHL und Hermes gemeinsam an Spitzentagen auf knapp 16,5 Millionen Sendungen brachte.

Logistische Bravourleistung
Trotz dieser Flut verlief das Weihnachtsgeschäft 2024 weitgehend reibungslos. Viele Unternehmen hatten Szenarien entwickelt, um Engpässe im Lager und bei der Zustellung abzufedern. Auch der Einsatz von Samstags- und sogar Sonntagslieferungen wurde in einigen Regionen – wo es rechtlich zulässig war – erheblich ausgeweitet. Der Lohn: zufriedene Kundinnen und Kunden, die ihre Bestellungen meist pünktlich erhielten.

Drei Herausforderungen, die bleiben – und wachsen
    Zahlen & Fakten zur Rekordlogistik 2024
    • Gesamtpaketvolumen: Über 16 Millionen Sendungen täglich an den Spitzentagen (DHL & Hermes kombiniert)
    • Anteil Online-Handel: Rund 70% der Sendungen stammen aus E-Commerce-Bestellungen
    • Verbraucherwunsch Nachhaltigkeit: Laut Umfragen befürworten 48% der Kundinnen und Kunden eine klimafreundliche Zustellung
    • CO2-Einsparpotenzial: Elektrisch betriebene Zustellfahrzeuge und optimierte Routen können den CO2-Ausstoß laut Experten um bis zu 30% senken
    • Investitionen in Verpackung: Mehrere große Versandhändler arbeiten an wiederverwendbaren Versandsystemen, die den Plastikverbrauch um bis zu 40% reduzieren können
  1. Fachkräftemangel: Trotz aller Bemühungen fehlen Zusteller, Lagerpersonal und qualifizierte Disponentinnen. Diese Lücke wurde teilweise durch befristete Aushilfen geschlossen, doch für den Regelbetrieb bleibt das Problem bestehen.
  2. Erwartungen an Nachhaltigkeit: Laut Umfragen geben 48 Prozent der Verbraucher an, einen umweltfreundlichen Versand zu bevorzugen. Das erhöht den Druck auf Transportunternehmen, ihre Flotten zu elektrifizieren und Verpackungsmaterial zu reduzieren.
  3. Infrastruktur an Grenzen: Paketstationen und Sortieranlagen arbeiten am Limit. In manchen Städten sorgten fehlende Ladezonen und überlastete Zustellstrecken für zusätzliche Zeitverluste.
 
„Logistik betrifft uns alle – und sie verdient mehr Wertschätzung. Mich treibt an, Lösungen zu schaffen, die wirtschaftlich sind und zugleich gesellschaftliche Verantwortung zeigen."

Boris von Brevern


Was Unternehmen jetzt tun können
Die wichtigste Lektion: Nur wer sich frühzeitig vorbereitet, kann Mengenspitzen erfolgreich managen. Gerade im E-Commerce hilft es, Marketingaktionen wie Black Friday und Weihnachten nicht zu eng beieinanderzulegen, sondern etwas zu entzerren. Das Marketingteam sollte sich eng mit der Logistik abstimmen, um zu verhindern, dass innerhalb von 24 Stunden sämtliche Bestellungen die Lager überfluten.

Multi-Carrier-Strategie
Wichtige Organisationen:
  • Bundesvereinigung Logistik (BVL)
  • Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh)
  • Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK)
Empfehlungen für Unternehmen:
  • Frühzeitige Abstimmung zwischen Marketing und Logistik
  • Mehrere Versanddienstleister parallel nutzen (Multi-Carrier-Strategie)
  • Lieferoptionen und Retourenprozesse optimieren
Was kann der Verbraucher tun?
  • Rechtzeitig bestellen und Sammelbestellungen aufgeben
  • Retouren minimieren und nachhaltige Zustelloptionen wählen
  • Abholstationen und Paketshops nutzen
Politische Hebel:
  • Förderung CO2-armer Lieferkonzepte wie E-Fahrzeuge und Lastenräder
  • Beschleunigter Ausbau von Lade- und Paketbox-Infrastruktur
  • Neue City-Logistikmodelle für den Innenstadtbereich
Weiterführende Infos:
Wer bereits heute auf mehrere Versanddienstleister setzt, kann flexibler auf Engpässe reagieren. Eine solch breite Aufstellung verbessert nicht nur die Resilienz, sondern bietet den Kundinnen auch eine Wahlmöglichkeit beim Versand – was zunehmend nachgefragt wird.

Digitalisierung und Omnichannel
Ein kluger Einsatz von Tracking-Tools, Echtzeitanalysen und automatisierter Bestandsführung versetzt Unternehmen in die Lage, Sendungsmengen besser zu steuern. Auch die Verzahnung von Online- und Offline-Vertriebskanälen hilft, Engpässe zu verringern: Kundinnen nutzen Click&Collect oder lassen ihre Pakete an Paketshops senden, um Zustelltouren zu verkürzen.

Nachhaltigkeit als strategischer Hebel
Fast die Hälfte aller Verbraucherinnen legt Wert auf klimafreundliche Zustellungen – und dieser Trend wird sich fortsetzen. Zustellflotten mit E-Fahrzeugen oder Lastenrädern vermindern den CO2-Ausstoß und verbessern das Stadtbild. Wiederverwendbare Verpackungen entlasten die Müllentsorgung und erzielen schnell positive Effekte für die Umweltbilanz. Wer früh handelt, kann sich in einem umkämpften Markt ein grünes Image aufbauen und zusätzlich Kosten einsparen, etwa durch geringeren Kraftstoffverbrauch.

Kluge Kunden – kluge Politik
Auch die Kundinnen und Kunden haben es teilweise in der Hand, den Paketberg zu ordnen. Wer rechtzeitig bestellt, Retouren minimiert und Lieferzeitfenster clever nutzt, senkt das Risiko von Zustellengpässen. Gleichzeitig ist die Politik gefordert, wenn es um Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, Logistikzonen in Innenstädten oder die Förderung digitaler Zustellkonzepte geht. Diese Impulse sind notwendig, um zukünftige Rekordgeschäfte zu ermöglichen, ohne dass die Zustellbranche erneut an ihre Belastungsgrenze stößt.

Ostern 2025: Nächste Bewährungsprobe?
Das starke Weihnachtsgeschäft 2024 war beeindruckend – zugleich ist es ein warnender Fingerzeig für kommende Peaks. Ob nun Ostern, Muttertag oder andere saisonale Höhepunkte: Die Nachfrage wird weiter steigen, weil der E-Commerce ungebremst expandiert und Kundinnen immer schnellere Lieferzeiten erwarten.
Wer jetzt die Erkenntnisse aus dem Weihnachtsansturm nutzt, kann die nächste Hochphase strukturierter bewältigen. Eine entschlackte Tourenplanung, der Ausbau von Paket- und Lockerstationen sowie eine intensivere Schulung des Personals sind nur einige der Handlungsfelder. Vielleicht kann sich der „Osterhase" also schon jetzt vom „Weihnachtsmann" inspirieren lassen und mit vorausschauender Logistik für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
 
Fazit: Das Weihnachtsgeschäft 2024 hat Rekorde gebrochen und die Logistik auf die Probe gestellt. Wer die gewonnenen Erkenntnisse nutzt, kann künftige Peak-Zeiten – ob Ostern oder Black Friday – effizienter, nachhaltiger und kundenorientierter gestalten. Das Zusammenspiel zwischen innovativen Unternehmen, verantwortungsbewussten Verbraucherinnen und einer fördernden Politik wird entscheidend sein, um den Weg für weitere Erfolgsgeschichten in der Logistik zu ebnen. 

Boris von Brevern ist Gründer und Geschäftsführer der BORIS Consulting GmbH in Hamburg. Der Branchenexperte bringt über 20 Jahre Erfahrung in Handel, Logistik und eCommerce mit – und unterstützt Unternehmen dabei, Fulfillmentprozesse effizient und kundenzentriert zu gestalten und hat die Nachhaltigkeit  - in Planet und People – immer im Blick. 

Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 11.04.2025

     
        
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