Warum das Einfache oft so schwer fällt
Ressourcen- und Energieeffizienz als Treiber für Innovationen im Mittelstand
"Gut geführte mittelständische Unternehmen brauchen keine Nachhilfe bei CSR", sagt selbstbewusst Hans Bauerfeind, Chef des gleichnamigen thüringischen Herstellers medizinischer Hilfsmittel. Er meint vor allem Familienunternehmen, die eine starke "Sozialverpflichtung des Eigentums" spürten und ihr Geschäft mit "Seele" betrieben. Doch inwieweit ist Nachhaltigkeit für Klein- und Mittelständler ein Treiber für Innovationen?
Hinsichtlich Ressourcen- und Energieeffizienz sind Zweifel angebracht: Unternehmen könnten mindestens 20 Prozent ihrer Ressourcen leicht einsparen, sagte Johannes Auge, Geschäftsführer der Hamburger BAUM Consult unlängst auf der 'Arena für Nachhaltigkeit' in Zeulenroda. Das summiere sich volkswirtschaftlich auf einen dreistelligen Milliardenbetrag.
Warum geschieht aber nicht, was wirtschaftlich wie ökologisch sinnvoll und zudem machbar ist? "Es ist derart einfach, dass wir es nicht mehr sehen", erklärt Hubert Rhomberg, Geschäftsführer des Bauunternehmens Rhomberg im österreichischen Bregenz. So würden in der Baubranche, die enorm viele Ressourcen benötige, immer noch viele verschwendet. "Die Baubranche ist rationalisierungsresistent, auf Baustellen wird 25 Prozent Abfall produziert", weiß Rhomberg.
In seinem Unternehmen will er das ändern. Inzwischen gewinnt es bis zu 50 Prozent der Baumaterialien aus recycelten Sekundärrohstoffen. Und nun hat er das ehrgeizige Ziel "Null Abfall" ausgerufen. Das sei nur zu schaffen, wenn die Mitarbeiter mitzögen. Deshalb stellt Rhomberg nur noch Führungskräfte ein, die das Prinzip der Ressourceneffizienz verstanden haben. Dieses bedeute, ganz anders zu denken: "Man muss den Nutzen und nicht das Produkt in den Mittelpunkt stellen." So könne zum Beispiel Bauschutt teils direkt auf der Baustelle sinnvoll verwendet werden.
Neu gedacht hat auch Michael Raß von der Teuteburger Ölmühle in Ibbenbüren. Er hatte die Idee, ein kaltgepresstes Rapsöl herzustellen und die Rapssamen vorher zu schälen, so dass nicht erst hinterher, wie bei der industriellen Heißpressung, die Schalen aufwändig entfernt werden müssen. Er bot seine Innovation einem großen Lebensmittelkonzern an, doch der winkte ab: Dafür gäbe es keinen Markt. Unbeirrt baute Raß 2001 eine eigene Ölmühle, zunächst mit Fördergeldern. Heute ist das Unternehmen unabhängiger Marktführer, beschäftigt 120 Menschen, wuchs 2007 um 33 Prozent und heimst als erste energieautarke Rapsölmühle Innovationspreise ein. Das Öl aus der Pressung der Schalen wird als regenerativer Energieträger für das hauseigene Blockheizkraftwerk und als Treibstoff für die Lastwagen genutzt. Der Presskuchen geht als hochwertiges Tierfutter an die Landwirte zurück.
Man müsse nicht gleich ein neues Unternehmen gründen, um Ressourcen effizienter zu nutzen, doch man müsse "sich und andere irritieren und auch was riskieren", sagt Raß. Denn 90 Prozent dessen, was in Unternehmen passiert oder unterlassen wird, "haben psychologische Ursachen", erläutert Michael Langerfeldt, der mit seiner Firma Flocodon in Unternehmen Prozesse zur Verbesserung der Ressourceneffizienz anschiebt. "Mitarbeiter stimmen sich häufig nicht abstimmen, sondern blockieren sich gegenseitig. Als Externer können Sie oft mehr bewegen."
Zudem gibt es im Mittelstand immer noch Informationsdefizite. Darum rät Johannes Auge, Effizienzprozesse nicht nur technisch anzupacken. Es brauche vor allem jemanden, der oder die sich kontinuierlich um nachhaltige Innovationen kümmere - eine Funktion, die Mittelständler meist erst schaffen müssen. Diese Leute bräuchten soziale Kompetenzen und müssten gut erklären sowie zwischen Abteilungen und Firmenkulturen vermitteln können. Folglich haben diese Fähigkeiten in der Ausbildung zum Effizienzmanager, die BAUM-Consult neuerdings anbietet, großen Stellenwert.
Hinsichtlich Ressourcen- und Energieeffizienz sind Zweifel angebracht: Unternehmen könnten mindestens 20 Prozent ihrer Ressourcen leicht einsparen, sagte Johannes Auge, Geschäftsführer der Hamburger BAUM Consult unlängst auf der 'Arena für Nachhaltigkeit' in Zeulenroda. Das summiere sich volkswirtschaftlich auf einen dreistelligen Milliardenbetrag.
Warum geschieht aber nicht, was wirtschaftlich wie ökologisch sinnvoll und zudem machbar ist? "Es ist derart einfach, dass wir es nicht mehr sehen", erklärt Hubert Rhomberg, Geschäftsführer des Bauunternehmens Rhomberg im österreichischen Bregenz. So würden in der Baubranche, die enorm viele Ressourcen benötige, immer noch viele verschwendet. "Die Baubranche ist rationalisierungsresistent, auf Baustellen wird 25 Prozent Abfall produziert", weiß Rhomberg.
In seinem Unternehmen will er das ändern. Inzwischen gewinnt es bis zu 50 Prozent der Baumaterialien aus recycelten Sekundärrohstoffen. Und nun hat er das ehrgeizige Ziel "Null Abfall" ausgerufen. Das sei nur zu schaffen, wenn die Mitarbeiter mitzögen. Deshalb stellt Rhomberg nur noch Führungskräfte ein, die das Prinzip der Ressourceneffizienz verstanden haben. Dieses bedeute, ganz anders zu denken: "Man muss den Nutzen und nicht das Produkt in den Mittelpunkt stellen." So könne zum Beispiel Bauschutt teils direkt auf der Baustelle sinnvoll verwendet werden.
Neu gedacht hat auch Michael Raß von der Teuteburger Ölmühle in Ibbenbüren. Er hatte die Idee, ein kaltgepresstes Rapsöl herzustellen und die Rapssamen vorher zu schälen, so dass nicht erst hinterher, wie bei der industriellen Heißpressung, die Schalen aufwändig entfernt werden müssen. Er bot seine Innovation einem großen Lebensmittelkonzern an, doch der winkte ab: Dafür gäbe es keinen Markt. Unbeirrt baute Raß 2001 eine eigene Ölmühle, zunächst mit Fördergeldern. Heute ist das Unternehmen unabhängiger Marktführer, beschäftigt 120 Menschen, wuchs 2007 um 33 Prozent und heimst als erste energieautarke Rapsölmühle Innovationspreise ein. Das Öl aus der Pressung der Schalen wird als regenerativer Energieträger für das hauseigene Blockheizkraftwerk und als Treibstoff für die Lastwagen genutzt. Der Presskuchen geht als hochwertiges Tierfutter an die Landwirte zurück.
Man müsse nicht gleich ein neues Unternehmen gründen, um Ressourcen effizienter zu nutzen, doch man müsse "sich und andere irritieren und auch was riskieren", sagt Raß. Denn 90 Prozent dessen, was in Unternehmen passiert oder unterlassen wird, "haben psychologische Ursachen", erläutert Michael Langerfeldt, der mit seiner Firma Flocodon in Unternehmen Prozesse zur Verbesserung der Ressourceneffizienz anschiebt. "Mitarbeiter stimmen sich häufig nicht abstimmen, sondern blockieren sich gegenseitig. Als Externer können Sie oft mehr bewegen."
Zudem gibt es im Mittelstand immer noch Informationsdefizite. Darum rät Johannes Auge, Effizienzprozesse nicht nur technisch anzupacken. Es brauche vor allem jemanden, der oder die sich kontinuierlich um nachhaltige Innovationen kümmere - eine Funktion, die Mittelständler meist erst schaffen müssen. Diese Leute bräuchten soziale Kompetenzen und müssten gut erklären sowie zwischen Abteilungen und Firmenkulturen vermitteln können. Folglich haben diese Fähigkeiten in der Ausbildung zum Effizienzmanager, die BAUM-Consult neuerdings anbietet, großen Stellenwert.
Von Heike Leitschuh
Kontakt: Heike Leitschuh Fair Wirtschaften Beraterin, Autorin und Moderatorin für Nachhaltige Entwicklung Telefon +49 (0)69 / 70 79 12 84 E-Mail heike-leitschuh@t-online.de www.fairwirtschaften.de |
Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 07.08.2009
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