Klimaschutz als Unternehmensziel

In vielen Unternehmen noch nicht als "Chefsache" erkannt


Bernhard Schwager
Von Bernhard Schwager

Alarmierende Berichte von Sir Nicholas Stern, dem Intergovernmental Panel on Climate Change oder dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zeigen unzweifelhaft auf, welche dramatischen Konsequenzen es für den Globus haben wird, wenn sich die Weltbevölkerung nicht bald besinnt und den Ausstoß von Treibhausgasen gemeinsam drastisch eindämmt. Viele Unternehmenslenker haben bisher noch nicht erkannt, dass dieses Thema "Chefsache" sein muss.

Nach Auswertungen des World Resource Institute liegen die energieabhängigen Emissionen aus der Verbrennung von Primärenergieträgern bei über 60 Prozent und werden von Industrie, Gewerbe, Verwaltung und Konsumenten in den Sektoren Produktion, Gebäude sowie Verkehr gemeinsam verantwortet. Dies bedeutet, dass das seitens der Wissenschaft geforderte 2-Grad-Ziel nicht durch einen Sektor allein zu schaffen ist. Die dazu erforderlichen und überaus anspruchsvollen Minderungsleistungen von 50-80 Prozent der Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüber 1990 lassen sich nur erreichen, wenn alle Länder dieser Welt an einem Strang ziehen.

Die BDI/McKinsey&Company-Studie der Initiative "Wirtschaft für Klimaschutz" aus dem Jahr 2007 kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass in den verschiedenen Wirtschaftssektoren ein Großteil der 300 untersuchten technischen Hebel zur Vermeidung von Treibhausgasen aus Entscheidersicht rentabel ist. Mit diesen und denjenigen Einzelmaßnahmen, deren Vermeidungskosten unter 20 Euro je Tonne CO2-Äquivalent liegen, ließen sich bereits 26 Prozent - inkl. Kernenergie sogar 31 Prozent - der Treibhausgasemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 einsparen. Dies bestätigt auch der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Nach seinen Berechnungen könnten durch den konsequenten Einsatz neuer Technologien und den Ersatz alter Produkte rund 60 Mrd. kWh Strom jährlich eingespart werden. Einen Beweis für wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen hat auch der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) geliefert, denn er hat in den letzten Jahren bei 622 Betrieben über 5000 Energieeffizienzmaßnahmen realisiert, bei denen mit einem Investitionsvolumen von 44,2 Mio. Euro jährlich 19,6 Mio. Euro eingespart werden konnten. Die durchschnittliche Amortisationszeit lag hier bei interessanten 2,2 Jahren.

Obwohl energieeffiziente Produkte und Prozesse unmittelbar Emissionen verringern und Geld sparen, handelt es sich bei diesem Thema trotz aller positiven Ergebnisse und Argumente um keinen Selbstläufer. Warum ist das so? Eine Antwort scheint zu sein, dass der regelmäßig in den Firmen angewendete "bottom-up approach" nicht den richtigen Ansatz darstellt. So engagieren sich seit vielen Jahren die Betriebsbeauftragten im Rahmen von Umweltmanagementsystemen intensiv bezüglich der Umsetzung von Energiespar- und Energieeffizienzmaßnahmen. Da allerdings bis heute weitgehend die zwingend erforderliche Management Attention der obersten Leitung fehlt, ist der Erfolg solcher Maßnahmen begrenzt. Erst wenn die Geschäftsleitung ein solches Thema "top-down" zum Business Case erklärt kommt es zur Entfaltung hoch wirksamer und flächendeckender Aktivitäten.

Ein solches Signal setzte kürzlich daher Franz Fehrenbach von Bosch, als er beim Nachhaltigkeitskongress der Landesregierung von Baden-Württemberg in Stuttgart klar machte, dass die Wirtschaft ihren Einsatz für den Klimaschutz auch in schwierigen Zeiten verstärken muss. Nach seinen Worten darf die akute Wirtschafts- und Finanzkrise kein Vorwand sein in den Anstrengungen gegen den Klimawandel nachzulassen, denn Klimaschutz darf nicht erst auf dem Markt ansetzen, sondern muss im eigenen Haus beginnen. Erfreulicherweise setzen sich immer mehr Unternehmenslenker sichtbar für Klimaschutzziele in ihren Firmen ein. An vorderster Front sind hier Michael Otto, Jürgen Hambrecht von BASF oder Peter Löscher von Siemens zu nennen. Ist es nicht langsam Zeit für eine konzertierte Aktion?



Im Profil
Bernhard Schwager ist als Umweltreferent für Bosch tätig und in dieser Funktion auch Präsident des Verbandes der Betriebsbeauftragten für Umweltschutz sowie Obmann des Arbeitsausschusses Umweltmanagement/Umweltaudit beim Deutschen Institut für Normung.


Quelle:
Umwelt | Klima, 18.08.2009

     
        
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