Die Bremse für den Wandel?
Neue Leader ohne Zugang zur Macht
Es tut sich endlich etwas. Nach Jahrzehnten, in denen konventionelle Paradigmen wie Shareholder Value, Profitmaximierung und radikales Wachstum die Weltwirtschaft bestimmt haben, streben postkonventionelle Ansätze wie Corporate Citizenship, Social Responsibility und Social Business ans Licht der Global Economy. Aber können sich diese neuen Paradigmen von allein durchsetzen? Wohl kaum. Unternehmen werden nun einmal von ihren Führungskräften geführt und neue Ansätze brauchen eine neue Art der Unternehmensführung.
Zunächst und in überwiegender Zahl gibt es in den oberen Führungspositionen jedoch ihn: Den "alten", konventionellen Manager. Er geht eher kurzfristigen Zielen und hoher Rendite nach, ist leistungsorientiert, fördert seine Karriere und dient den alten Paradigmen. Er missachtet dabei weitgehend Nachhaltigkeit, zukunftssichernde Produktstrategien sowie soziale Belange der Mitarbeiter und ganzheitliche Denkweisen. Daraus resultieren dann die bekannten Krisen, aus denen er leider häufig nicht lernt. Der konventionelle Manager ist trainiert auf Effizienz und Durchschlagskraft bei Entscheidungen, hat Erfahrung im effektiven Managen von Prozessen, aber auch bevorzugten Zugang zum Finanzkapital, zu Business-Netzwerken und leistungsfähigen Computersystemen. Über seine Taten berichten die führenden Wirtschaftsmagazine regelmäßig und ausführlich. Sein Motto ist: "Erst wirtschaftlicher Erfolg, dann soziale Leistungen, Entwicklungsgebiete fördern und ökologisch nachhaltig wirtschaften".
Der "neue", postkonventionelle Leader sieht langfristigere Ziele und Strategien, die sich an gemeinschaftlichen Werten orientieren als Basis seiner/ihrer Führungstätigkeit und Karriere. Er/sie fördert Mitarbeiter und Community, setzt Erhalten und Entwickeln der ökosozialen Systeme vor ungesundes Wachstum. Er/sie fördert Zukunftstechnologien, die Lernfähigkeit des Unternehmens und stellt Leistung und Leben gleichwertig nebeneinander. Postkonventionelle Leader sind empathisch und einfühlsam, entscheiden umsichtig und auf der Basis systemisch-werteorientierter Denkweisen. Er/sie bloggt und twittert mit Gleichgesinnten in aller Welt, nimmt an Selbsterfahrungsworkshops und freiwillig an Führungstrainings teil.
Der postkonventionelle Leader hat es dafür meist nicht gelernt, Prozesse effektiv zu managen, er hat wenig Kontakte in die Big-Business-Netzwerke und besitzt kaum Zugang zum Finanzkapital. Über sie/ihn kann man etwas erfahren bei Facebook, in Weblogs und bei online Medien wie changeX oder in Wirtschaftsmagazinen wie forum Nachhaltig Wirtschaften und gelegentlich brandeins. Sein/ihr Motto ist: "Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg geht nur mit integrierten sozialen Leistungen, sinnvoller Förderung von Entwicklungsgebieten und ökologisch-nachhaltigem Wirtschaften."
Das Problem: Der aktuelle Wandel braucht den neuen, postkonventionellen Leader. Dieser verfolgt zukunftserhaltende Paradigmen und bewahrt uns vor Krisen in Umwelt, Wirtschaft und Finanzsystem. Nur hat er/sie derzeit noch wenig Einfluss auf diese Bereiche. Gibt es eine Lösung?
Diskutieren Sie mit dem Autor auf www.new-leadership.de und lesen Sie das folgende Interview mit Guido Fiolka.
Herr Fiolka, wie kommen Sie zu den Aussagen über die verschiedenen Typen von Managern und Führungskräften?
Basis dafür ist unsere Arbeit mit Hunderten von Führungskräften im Rahmen von Coaching und Führungskräfteentwicklung.
Sind die beiden Typen nicht zu plakativ dargestellt?
Sicher, es gibt mehr Merkmale und natürlich Differenzierungen der Ausprägung von Verhalten und Denkweisen bei Einzelnen. Die wesentlichen Merkmale sind jedoch beschrieben.
Warum sprechen Sie einmal vom Manager und einmal vom Leader?
Wir unterscheiden in unserem Führungsverständnis Managementaufgaben von Führungsaufgaben, wobei beides in einer Führungsposition ansteht. Erstere richten sich auf das "Managen" von Prozessen und Ressourcen, während Führungsaufgaben etwas mit Orientierung geben, Strategien finden, Veränderungen umsetzen und Auseinandersetzungen führen zu tun haben. Die neuen Paradigmen und die damit verbundenen Organisationsformen brauchen neben gutem Management ein Mehr an Führung - möglichst mit ganzheitlich-umfassender Perspektive. Schon sehen wir, wo bei konventionellem Management das Problem liegt.
... und zwar wo?
Der konventionelle Manager managed gut und macht sich weniger Gedanken um Führung, während der postkonventionelle Leader mehr die Führung fokussiert und möglicherweise das Management vernachlässigt. Es gibt aber auch etwas, das beiden gemeinsam fehlt. Beide haben nicht gelernt, was Führung ist und wie sie wirkungsvoll und gleichzeitig ethisch zu bewerkstelligen ist.
Lässt sich Führung überhaupt lernen?
Das fragen Sie den Geschäftsführer einer Führungsakademie (lacht). Ja, Führung ist erlernbar, wenn Sie als Leader bereit sind, sich mit der eigenen Persönlichkeit und den Gesetzen und Funktionalitäten von Gruppen und Systemen intensiv auseinanderzusetzen. Außerdem braucht es dann eine Menge Führungspraxis.
Der konventionelle Manager ist in Ihrer Ansprache männlich, während der neue Leader durch beide Geschlechter präsentiert wird. Sind Frauen die Hoffnung in Bezug auf neue Führung?
Das ist gewollt - da es zunehmend Frauen sind, die frischen Wind in die festgefahrenen Strukturen der Männerdomäne Unternehmensführung bringen.
Haben Sie eine These, wie der Wettstreit der konventionellen und der postkonventionellen Ansätze ausgehen wird?
© Stockphoto, European Leadership Academy |
Der "neue", postkonventionelle Leader sieht langfristigere Ziele und Strategien, die sich an gemeinschaftlichen Werten orientieren als Basis seiner/ihrer Führungstätigkeit und Karriere. Er/sie fördert Mitarbeiter und Community, setzt Erhalten und Entwickeln der ökosozialen Systeme vor ungesundes Wachstum. Er/sie fördert Zukunftstechnologien, die Lernfähigkeit des Unternehmens und stellt Leistung und Leben gleichwertig nebeneinander. Postkonventionelle Leader sind empathisch und einfühlsam, entscheiden umsichtig und auf der Basis systemisch-werteorientierter Denkweisen. Er/sie bloggt und twittert mit Gleichgesinnten in aller Welt, nimmt an Selbsterfahrungsworkshops und freiwillig an Führungstrainings teil.
Der postkonventionelle Leader hat es dafür meist nicht gelernt, Prozesse effektiv zu managen, er hat wenig Kontakte in die Big-Business-Netzwerke und besitzt kaum Zugang zum Finanzkapital. Über sie/ihn kann man etwas erfahren bei Facebook, in Weblogs und bei online Medien wie changeX oder in Wirtschaftsmagazinen wie forum Nachhaltig Wirtschaften und gelegentlich brandeins. Sein/ihr Motto ist: "Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg geht nur mit integrierten sozialen Leistungen, sinnvoller Förderung von Entwicklungsgebieten und ökologisch-nachhaltigem Wirtschaften."
Das Problem: Der aktuelle Wandel braucht den neuen, postkonventionellen Leader. Dieser verfolgt zukunftserhaltende Paradigmen und bewahrt uns vor Krisen in Umwelt, Wirtschaft und Finanzsystem. Nur hat er/sie derzeit noch wenig Einfluss auf diese Bereiche. Gibt es eine Lösung?
Diskutieren Sie mit dem Autor auf www.new-leadership.de und lesen Sie das folgende Interview mit Guido Fiolka.
Herr Fiolka, wie kommen Sie zu den Aussagen über die verschiedenen Typen von Managern und Führungskräften?
Basis dafür ist unsere Arbeit mit Hunderten von Führungskräften im Rahmen von Coaching und Führungskräfteentwicklung.
Sind die beiden Typen nicht zu plakativ dargestellt?
Sicher, es gibt mehr Merkmale und natürlich Differenzierungen der Ausprägung von Verhalten und Denkweisen bei Einzelnen. Die wesentlichen Merkmale sind jedoch beschrieben.
Warum sprechen Sie einmal vom Manager und einmal vom Leader?
Wir unterscheiden in unserem Führungsverständnis Managementaufgaben von Führungsaufgaben, wobei beides in einer Führungsposition ansteht. Erstere richten sich auf das "Managen" von Prozessen und Ressourcen, während Führungsaufgaben etwas mit Orientierung geben, Strategien finden, Veränderungen umsetzen und Auseinandersetzungen führen zu tun haben. Die neuen Paradigmen und die damit verbundenen Organisationsformen brauchen neben gutem Management ein Mehr an Führung - möglichst mit ganzheitlich-umfassender Perspektive. Schon sehen wir, wo bei konventionellem Management das Problem liegt.
... und zwar wo?
Der konventionelle Manager managed gut und macht sich weniger Gedanken um Führung, während der postkonventionelle Leader mehr die Führung fokussiert und möglicherweise das Management vernachlässigt. Es gibt aber auch etwas, das beiden gemeinsam fehlt. Beide haben nicht gelernt, was Führung ist und wie sie wirkungsvoll und gleichzeitig ethisch zu bewerkstelligen ist.
Lässt sich Führung überhaupt lernen?
Das fragen Sie den Geschäftsführer einer Führungsakademie (lacht). Ja, Führung ist erlernbar, wenn Sie als Leader bereit sind, sich mit der eigenen Persönlichkeit und den Gesetzen und Funktionalitäten von Gruppen und Systemen intensiv auseinanderzusetzen. Außerdem braucht es dann eine Menge Führungspraxis.
Der konventionelle Manager ist in Ihrer Ansprache männlich, während der neue Leader durch beide Geschlechter präsentiert wird. Sind Frauen die Hoffnung in Bezug auf neue Führung?
Das ist gewollt - da es zunehmend Frauen sind, die frischen Wind in die festgefahrenen Strukturen der Männerdomäne Unternehmensführung bringen.
Haben Sie eine These, wie der Wettstreit der konventionellen und der postkonventionellen Ansätze ausgehen wird?
Bisher hat sich evolutionär das Prinzip der Beherrschung von mehr gegenüber weniger Komplexität als überlegen erwiesen und durchgesetzt. Die Frage ist, wie lange dieser Prozess dauert und wie viel Zeit uns noch bleibt für den notwendigen Wandel.
Von Guido Fiolka
Im Profil Guido Fiolka ist Mitbegründer und Geschäftsführer des Coaching Center Berlin (2003) (www.coachingcenterberlin.de), sowie der European Leadership Academy (2008) und gefragter Executive Coach und Ausbilder von Führungskräften aus Wirtschaft, Kultur und Medien. Er blickt auf zwei Jahrzehnte eigene Führungspraxis zurück und ist verantwortlich für die Entwicklung eines integral-systemischen Führungsansatzes. gf@european-leadership-academy.com www.european-leadership-academy.com |
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Quelle:
Wirtschaft | CSR & Strategie, 18.01.2010
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