Der T(h)urmblick
Statische Diskussionen: Spiegelbild fehlender Zukunftsperspektive?
Ist es nicht manchmal zum Verzweifeln? Ob in Zeitungen, Talkshows oder in Konferenzen: Sogenannte Fachleute, durch verschiedenste Lobbys getrieben, posaunen ihre Wahrheiten über Aspekte nachhaltiger Entwicklung ins Volk. Es überwiegt Kurzsichtigkeit, verbale Floskeln hinterlassen Orientierungslosigkeit beim Zuhörer. Dann doch besser erst einmal nichts unternehmen, wenn schon die Fachwelt sich nicht einig ist. Auf der Strecke bleiben Visionen, Mut und Enthusiasmus, sich den Herausforderungen zu stellen.
Beispiel 1:
Beispiel 1:
© Fotolia |
Die langwierige Diskussion um Hybrid- und Elektroautos. Sind sie nun die Zukunft oder doch das Wasserstoffauto? Ist der Einsatz von Hybrid- und Elektroautos nicht doch schädlicher als die CO2-Werte uns glauben machen wollen, weil die derzeitige Batteriegeneration noch einen ordentlichen ökologischen Rucksack mit sich herumträgt? Besser doch kein Hybrid- oder Elektroauto?
Gegenfrage:
Ist diese Diskussion überhaupt relevant? Aus meiner Sicht kann es nicht eindeutiger sein; Elektroautos gehört die Zukunft, weil sie im Zusammenspiel mit der Energiewirtschaft nur eine einzige geniale Zuliefererschnittstelle brauchen: eine Steckdose! Da läuft es der Zulieferindustrie natürlich kalt den Rücken runter, ihre bestehende Infrastruktur wird (beinah) obsolet. Weil Elektroautos im Rahmen von Grid-Konzepten sowohl Speichermedium als auch Energieeinspeiser sein können - und das die Reduktion von Peak-Kapazität bedeuten kann. Weil diese Nutzungsmöglichkeit die Erzeugung regenerativer Energieformen antreibt. Und weil die Abrechnung des entnommenen und eingespeisten Stroms immer einfacher wird. Jedes heute gekaufte Elektroauto wird die Kostendegression der nächsten besseren Batterie- und Motorgeneration beschleunigen. Ziel ist die Gesamtbilanz ökologischer Folgewirkungen im Mobilitätslebenszyklus so schnell wie möglich zu reduzieren. Jeder jetzt investierte Euro in Hybrid- und Elektroautos ist also auch ein Stück Beschleunigung zur Erreichung dieser Vision - und immer mehr Menschen gefällt dies.
Beispiel 2:
Die Diskussion über Bonuszahlungen: Was ist als Maximum erlaubt, in welcher Form muss man sie auszahlen, wer überwacht die Rechtmäßigkeit, und muss man eventuell auch wieder was zurückbezahlen? Muss man Boni extra besteuern, wenn Erträge durch geliehenes Staatskapital erwirtschaftet wurden? Großer Katzenjammer, dass die Leistungsträger weglaufen, wenn man keine Boni ausschüttet.
Gegenfrage:
Wozu muss es Bonuszahlungen heut zutage überhaupt noch geben? In einer Zeit, da die Mehrzahl der Arbeitnehmer sowieso meist keinen Bonus bekommt, erzeugt dieses Thema Abscheu und Unverständnis. Gute Arbeit soll durch gutes Salär entlohnt werden, das ist sicher Konsens - und wer mehr Verantwortung trägt, sollte auch höher entlohnt werden. Aber die Art und Weise, wie sich jetzt Banker in vielen Ländern in den zahlreichen Untersuchungsausschüssen zum Thema Verantwortung und Bonuskultur äußern, zeugt von andauerndem Abstand zur Realität des "Normalbürgers". Dies ganz abgesehen von der Eindimensionalität der Diskussion, die suggeriert, dass Belohnung einzig und allein monetär geschehen könne. Die aufkeimende Neuro-, Verhaltens- und Glücksökonomieforschung zeigt uns, dass mehr Geld uns auf lange Sicht nicht glücklich macht, sondern viele Probleme zusätzlich schürt. Diese Beispiele zeigen unsere "Systemblockaden", im Denken wie auch im Handeln; wir können nicht anders, weil das Erlebte es nicht erlaubt. Unsere Diskussionen bleiben statisch, wir sind gefangen im Jetzt und Hier und verzetteln uns somit lieber in Details! Wie also weiter? Ich kenne nur einen Weg: Organisieren einer mündigen Bürgergesellschaft, die Verantwortung für Visionen übernehmen will und den Weg zeigt, einen Rahmen zu setzen, in dem Politik, Wirtschaft und Zusammenleben wieder ausbalanciert werden und Marktmechanismen fair funktionieren können. Diese Bewegung ist bereits in vollem Gange, jedem Zweifler empfehle ich Paul Hawkens Buch 'The blessed unrest' als Rüstzeug um schnellstmöglich mitzumachen oder sich auf unbequeme Diskussionen einzustellen.
Anmerkung der Redaktion:
Wer sich jenen anschließen will, die bereits "in Bewegung" sind, kann sich eintragen in den XING- oder Facebook-Gruppen "Verantwortung-Jetzt".
Gegenfrage:
Ist diese Diskussion überhaupt relevant? Aus meiner Sicht kann es nicht eindeutiger sein; Elektroautos gehört die Zukunft, weil sie im Zusammenspiel mit der Energiewirtschaft nur eine einzige geniale Zuliefererschnittstelle brauchen: eine Steckdose! Da läuft es der Zulieferindustrie natürlich kalt den Rücken runter, ihre bestehende Infrastruktur wird (beinah) obsolet. Weil Elektroautos im Rahmen von Grid-Konzepten sowohl Speichermedium als auch Energieeinspeiser sein können - und das die Reduktion von Peak-Kapazität bedeuten kann. Weil diese Nutzungsmöglichkeit die Erzeugung regenerativer Energieformen antreibt. Und weil die Abrechnung des entnommenen und eingespeisten Stroms immer einfacher wird. Jedes heute gekaufte Elektroauto wird die Kostendegression der nächsten besseren Batterie- und Motorgeneration beschleunigen. Ziel ist die Gesamtbilanz ökologischer Folgewirkungen im Mobilitätslebenszyklus so schnell wie möglich zu reduzieren. Jeder jetzt investierte Euro in Hybrid- und Elektroautos ist also auch ein Stück Beschleunigung zur Erreichung dieser Vision - und immer mehr Menschen gefällt dies.
Beispiel 2:
Die Diskussion über Bonuszahlungen: Was ist als Maximum erlaubt, in welcher Form muss man sie auszahlen, wer überwacht die Rechtmäßigkeit, und muss man eventuell auch wieder was zurückbezahlen? Muss man Boni extra besteuern, wenn Erträge durch geliehenes Staatskapital erwirtschaftet wurden? Großer Katzenjammer, dass die Leistungsträger weglaufen, wenn man keine Boni ausschüttet.
Gegenfrage:
Wozu muss es Bonuszahlungen heut zutage überhaupt noch geben? In einer Zeit, da die Mehrzahl der Arbeitnehmer sowieso meist keinen Bonus bekommt, erzeugt dieses Thema Abscheu und Unverständnis. Gute Arbeit soll durch gutes Salär entlohnt werden, das ist sicher Konsens - und wer mehr Verantwortung trägt, sollte auch höher entlohnt werden. Aber die Art und Weise, wie sich jetzt Banker in vielen Ländern in den zahlreichen Untersuchungsausschüssen zum Thema Verantwortung und Bonuskultur äußern, zeugt von andauerndem Abstand zur Realität des "Normalbürgers". Dies ganz abgesehen von der Eindimensionalität der Diskussion, die suggeriert, dass Belohnung einzig und allein monetär geschehen könne. Die aufkeimende Neuro-, Verhaltens- und Glücksökonomieforschung zeigt uns, dass mehr Geld uns auf lange Sicht nicht glücklich macht, sondern viele Probleme zusätzlich schürt. Diese Beispiele zeigen unsere "Systemblockaden", im Denken wie auch im Handeln; wir können nicht anders, weil das Erlebte es nicht erlaubt. Unsere Diskussionen bleiben statisch, wir sind gefangen im Jetzt und Hier und verzetteln uns somit lieber in Details! Wie also weiter? Ich kenne nur einen Weg: Organisieren einer mündigen Bürgergesellschaft, die Verantwortung für Visionen übernehmen will und den Weg zeigt, einen Rahmen zu setzen, in dem Politik, Wirtschaft und Zusammenleben wieder ausbalanciert werden und Marktmechanismen fair funktionieren können. Diese Bewegung ist bereits in vollem Gange, jedem Zweifler empfehle ich Paul Hawkens Buch 'The blessed unrest' als Rüstzeug um schnellstmöglich mitzumachen oder sich auf unbequeme Diskussionen einzustellen.
Anmerkung der Redaktion:
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Im Profil
Ralph Thurm ist Gründer und Managing Director von A|HEAD|ahead. Für forum schreibt er regelmäßig die Kolumne "Der T(h)urmblick".
Ralph Thurm ist Gründer und Managing Director von A|HEAD|ahead. Für forum schreibt er regelmäßig die Kolumne "Der T(h)urmblick".
Quelle:
Wirtschaft | Branchen & Verbände, 06.05.2010
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2010 - Cleantech erschienen.
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