Nachhaltige Landwirtschaft in der Wüste?
Effizientes Wassermanagement auf den biologisch-dynamischen SEKEM-Farmen in Ägypten
Mit Hilfe der Prinzipien der biodynamischen Landwirtschaft erschließt SEKEM seit 1977 erfolgreich Wüstenland in Ägypten und konnte so den größten Markt für Bio-Produkte außerhalb Europas und Nordamerikas aufbauen. Möglich wurde dies durch die Aneignung traditionellen und lokalen Wissens und die Nutzung moderner Technologien.
"Water constitutes the basis of all life. The hydrological cycle is similar to the human blood circulation system: Water evaporates, falls back down as rain and runs from fresh water rivers into the salty oceans."
Die Landesfläche Ägyptens wird beherrscht von Wüste und Trockenheit, weshalb sich 99 Prozent der Bevölkerung auf nur vier Prozent der Gesamtfläche ballen. Der Nil als bedeutendste Wasserquelle des Landes versorgt einen schmalen Uferstreifen sowie die Deltaregion, während geringe Mengen an Tiefenwasser die Bewirtschaftung einer kleinen Anzahl Oasen ermöglicht. Mit 85,6 Prozent des Verbrauchs ist die Landwirtschaft der weitaus größte Nutzer von Wasser, weshalb sich hinter diesem Sektor ein enormes Potenzial verbirgt, das Wassermanagement des Landes zu steuern und zu optimieren. Biologische Landwirtschaft, wie sie von SEKEM betrieben wird, kann durch verbesserte Wasserhaltefähigkeit der Böden sowie den gezielten Einsatz innovativer Technologien einen besonderen Beitrag zur Schonung der knappen Süßwasserressoucen des Landes leisten.
Die Vision der grünen Wüste wird wahr
Getrieben von der Vision, die nachhaltige Entwicklung von Mensch, Gesellschaft und Erde zu fördern und ein ganzheitliches Entwicklungsmodell für Ägypten zu schaffen, kehrte der Pharmakologe Dr. Ibrahim Abouleish 1977, nach 21 Jahren in Europa, zurück in sein Heimatland. Gemeinsam mit seiner Familie begann er, sechzig Kilometer nordöstlich von Kairo, den heißen und trockenen Sandboden der Wüste urbar zu machen, um diese Vision zu verwirklichen. Mithilfe der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, einem ganzheitlichen, ökologischen Anbauverfahren, kultiviert SEKEM nun schon seit 33 Jahren Wüstenland. Als tragender Teil der SEKEM-Initiative produziert die SEKEM-Unternehmensgruppe heute mit neun erfolgreichen Firmen biologische Lebensmittel, Gewürze, Tee, Naturheilmittel sowie Baumwolltextilien für den Export - und mittlerweile zu 70 Prozent für einen wachsenden lokalen Markt. Das Engagement zur Aufklärung der Bevölkerung sowie die wachsende Produktpalette von SEKEM ließen in Ägypten den größten Markt für Bio-Produkte außerhalb der westlichen Industrienationen entstehen. Um diese Nachfrage zu befriedigen und SEKEM mit hochwertigen Bio-Rohstoffen zu beliefern, wenden auf über 2500 Hektar zwischen Assuan und Alexandria mehr als 200 Landwirte die Standards des internationalen DEMETER-Verbundes an, fachlich unterstützt, geprüft und zertifiziert durch lokale NGOs, bei deren Gründung SEKEM ebenfalls zur Seite stand.
Graben nach dem "blauen Gold"
Zur landwirtschaftlichen Erschließung von Wüstengebieten ist die Suche nach Wasser und die Sicherstellung der nachhaltigen Versorgung der erste und entscheidende Schritt. Bei der Gründung der ersten SEKEM-Farm wurde zunächst von Hand ein Loch von 30 Metern Tiefe in den Sand gegraben. Nach weiteren 80 Metern und 30 Arbeitstage später stieß man schließlich auf Wasser. Dessen Verteilung zur Bewässerung des Landes nach dem traditionellen Flutbewässerungssystem schuf erneut große Schwierigkeiten und es musste viel Zeit und Geld investiert werden, um beispielsweise eine Lösung für die starke Verdunstung in der Wüstenumgebung zu finden.
Neben dem Wissen und der Weitsicht traditioneller und lokaler Bewirtschaftung sind moderne Technologien in den Bereichen der Bewässerung, Bodenanalyse und Wasseraufbereitung wesentliche Faktoren des Erfolges von SEKEM. Heute ist die Bewässerung auch der ältesten SEKEM-Farm umfassend modernisiert und auf Sprinkler- oder Tropfbewässerung umgestellt. Bei der Erschließung neuer Gebiete in der Wüste hat SEKEM inzwischen mehrfach eine effiziente und rasche Vorgehensweise erprobt. Nach der Sicherstellung der nachhaltigen Wasserversorgung werden zum Schutz vor Sandstürmen Baumreihen angelegt und im nächsten Schritt der Boden eingeebnet, um den Aufbau eines unterirdischen Bewässerungssystems zu ermöglichen. Die nötige Aufbereitung des Humus geschieht durch selbst produzierten, biologischen Kompost. Die dadurch erzielte gesunde Struktur des Bodens wird durch schonende Bepflanzungs- und Bestellungsmethoden weiter gepflegt und bewirkt neben der Bodenfruchtbarkeit auch eine erhöhte Wasserhaltefähigkeit von 20 bis 40 Prozent.
Moderne Bewässerungsmethoden ermöglichen zusätzlich den sparsamen Einsatz der wertvollen Ressource. Das Trinkwasser auf SEKEM wird hauptsächlich aus Brunnen bezogen, die durch unterirdische Sickerung vom nahegelegenen Ismailia-Nilkanal gespeist werden. Diese sind erneuerbare Quellen und verbleiben durch die vorsichtige Entnahme seit vielen Jahren auf einem konstanten Niveau. Zur Abwasseraufbereitung ist seit 2008 bereits eine zweite biologische Kläranlage in Betrieb, welche das Abwasser mit natürlichen Filtermethoden, Mikroorganismen und Pflanzen wiederaufbereitet und zur Bewässerung von Schattenbäumen nutzbar macht.
Forschung und Entwicklung: Erfolg durch Tropfbewässerung
Die Landwirtschaft in Ägypten ist nahezu ausschließlich von Bewässerung abhängig, da bis auf einen kleinen Streifen entlang des Mittelmeeres kaum Niederschlag fällt. Zur Berechnung des Bedarfs werden zunehmend Wetterstationen und tägliche Messungen der Bodenfeuchtigkeit genutzt. Neueste Fortschritte im Bereich elektromagnetischer Sensoren ermöglicht die Implementierung automatisierter und bedarfsgerechter Bewässerungsplanung.
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"Water constitutes the basis of all life. The hydrological cycle is similar to the human blood circulation system: Water evaporates, falls back down as rain and runs from fresh water rivers into the salty oceans."
Die Landesfläche Ägyptens wird beherrscht von Wüste und Trockenheit, weshalb sich 99 Prozent der Bevölkerung auf nur vier Prozent der Gesamtfläche ballen. Der Nil als bedeutendste Wasserquelle des Landes versorgt einen schmalen Uferstreifen sowie die Deltaregion, während geringe Mengen an Tiefenwasser die Bewirtschaftung einer kleinen Anzahl Oasen ermöglicht. Mit 85,6 Prozent des Verbrauchs ist die Landwirtschaft der weitaus größte Nutzer von Wasser, weshalb sich hinter diesem Sektor ein enormes Potenzial verbirgt, das Wassermanagement des Landes zu steuern und zu optimieren. Biologische Landwirtschaft, wie sie von SEKEM betrieben wird, kann durch verbesserte Wasserhaltefähigkeit der Böden sowie den gezielten Einsatz innovativer Technologien einen besonderen Beitrag zur Schonung der knappen Süßwasserressoucen des Landes leisten.
Die Vision der grünen Wüste wird wahr
Getrieben von der Vision, die nachhaltige Entwicklung von Mensch, Gesellschaft und Erde zu fördern und ein ganzheitliches Entwicklungsmodell für Ägypten zu schaffen, kehrte der Pharmakologe Dr. Ibrahim Abouleish 1977, nach 21 Jahren in Europa, zurück in sein Heimatland. Gemeinsam mit seiner Familie begann er, sechzig Kilometer nordöstlich von Kairo, den heißen und trockenen Sandboden der Wüste urbar zu machen, um diese Vision zu verwirklichen. Mithilfe der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, einem ganzheitlichen, ökologischen Anbauverfahren, kultiviert SEKEM nun schon seit 33 Jahren Wüstenland. Als tragender Teil der SEKEM-Initiative produziert die SEKEM-Unternehmensgruppe heute mit neun erfolgreichen Firmen biologische Lebensmittel, Gewürze, Tee, Naturheilmittel sowie Baumwolltextilien für den Export - und mittlerweile zu 70 Prozent für einen wachsenden lokalen Markt. Das Engagement zur Aufklärung der Bevölkerung sowie die wachsende Produktpalette von SEKEM ließen in Ägypten den größten Markt für Bio-Produkte außerhalb der westlichen Industrienationen entstehen. Um diese Nachfrage zu befriedigen und SEKEM mit hochwertigen Bio-Rohstoffen zu beliefern, wenden auf über 2500 Hektar zwischen Assuan und Alexandria mehr als 200 Landwirte die Standards des internationalen DEMETER-Verbundes an, fachlich unterstützt, geprüft und zertifiziert durch lokale NGOs, bei deren Gründung SEKEM ebenfalls zur Seite stand.
Graben nach dem "blauen Gold"
Zur landwirtschaftlichen Erschließung von Wüstengebieten ist die Suche nach Wasser und die Sicherstellung der nachhaltigen Versorgung der erste und entscheidende Schritt. Bei der Gründung der ersten SEKEM-Farm wurde zunächst von Hand ein Loch von 30 Metern Tiefe in den Sand gegraben. Nach weiteren 80 Metern und 30 Arbeitstage später stieß man schließlich auf Wasser. Dessen Verteilung zur Bewässerung des Landes nach dem traditionellen Flutbewässerungssystem schuf erneut große Schwierigkeiten und es musste viel Zeit und Geld investiert werden, um beispielsweise eine Lösung für die starke Verdunstung in der Wüstenumgebung zu finden.
Neben dem Wissen und der Weitsicht traditioneller und lokaler Bewirtschaftung sind moderne Technologien in den Bereichen der Bewässerung, Bodenanalyse und Wasseraufbereitung wesentliche Faktoren des Erfolges von SEKEM. Heute ist die Bewässerung auch der ältesten SEKEM-Farm umfassend modernisiert und auf Sprinkler- oder Tropfbewässerung umgestellt. Bei der Erschließung neuer Gebiete in der Wüste hat SEKEM inzwischen mehrfach eine effiziente und rasche Vorgehensweise erprobt. Nach der Sicherstellung der nachhaltigen Wasserversorgung werden zum Schutz vor Sandstürmen Baumreihen angelegt und im nächsten Schritt der Boden eingeebnet, um den Aufbau eines unterirdischen Bewässerungssystems zu ermöglichen. Die nötige Aufbereitung des Humus geschieht durch selbst produzierten, biologischen Kompost. Die dadurch erzielte gesunde Struktur des Bodens wird durch schonende Bepflanzungs- und Bestellungsmethoden weiter gepflegt und bewirkt neben der Bodenfruchtbarkeit auch eine erhöhte Wasserhaltefähigkeit von 20 bis 40 Prozent.
Moderne Bewässerungsmethoden ermöglichen zusätzlich den sparsamen Einsatz der wertvollen Ressource. Das Trinkwasser auf SEKEM wird hauptsächlich aus Brunnen bezogen, die durch unterirdische Sickerung vom nahegelegenen Ismailia-Nilkanal gespeist werden. Diese sind erneuerbare Quellen und verbleiben durch die vorsichtige Entnahme seit vielen Jahren auf einem konstanten Niveau. Zur Abwasseraufbereitung ist seit 2008 bereits eine zweite biologische Kläranlage in Betrieb, welche das Abwasser mit natürlichen Filtermethoden, Mikroorganismen und Pflanzen wiederaufbereitet und zur Bewässerung von Schattenbäumen nutzbar macht.
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Die Landwirtschaft in Ägypten ist nahezu ausschließlich von Bewässerung abhängig, da bis auf einen kleinen Streifen entlang des Mittelmeeres kaum Niederschlag fällt. Zur Berechnung des Bedarfs werden zunehmend Wetterstationen und tägliche Messungen der Bodenfeuchtigkeit genutzt. Neueste Fortschritte im Bereich elektromagnetischer Sensoren ermöglicht die Implementierung automatisierter und bedarfsgerechter Bewässerungsplanung.
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Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 28.09.2010
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