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Industrieabwässer haben heute geringen Einfluss auf die Gewässergüte

Currenta zeigt Entwicklung am Beispiel des Rheins

Die Jahresberichte der niederländischen Rheinwasserwerke (RIWA) zeigen deutlich, dass sich die Wasserqualität im Rhein im Laufe der Jahre stark verbessert hat. Dieser beobachtete rückläufige Trend bei Schadstoffen ist das Ergebnis umfassender Umweltschutzmaßnahmen an den Industriestandorten und im kommunalen Bereich. Heutige Einträge von Problemstoffen kommen überwiegend nicht aus industriellen Punktquellen, sondern werden über diffuse Quellen eingetragen. Es bedarf neuer Anstrengungen, um diese Einträge zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.

Kaskadierte Belebungsbecken des Gemeinschaftsklärwerks Leverkusen
Foto: © Currenta GmbH & Co. OHG
Industrieabwässer haben heute geringen Einfluss auf die GewässergüteDie Industrieabwassereinleitungen waren in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die Hauptursache für die schlechte Gewässergüte im Rhein. In der Folge schafften Umweltgesetze neue Rahmenbedingungen, und wurden neue Technologien zur Reinigung industrieller Abwässer entwickelt. Durch den konsequenten Ausbau der Abwasserreinigungsanlagen in der Industrie konnte die Gewässerbelastung sehr stark reduziert werden. Wie erfolgreich die Unternehmen in ihren Bemühungen waren, zeigen z. B. die Einleitewerte des Gemeinschaftsklärwerks Leverkusen der CURRENTA. Hier konnten im Zeitraum 1981 bis heute die CSB-Frachten um 93 Prozent und die Nährstofffrachten von 1985 bis heute um 93 Prozent bei Phosphor bzw. 87 Prozent bei anorganischem Stickstoff reduziert werden. Dies wurde durch zahlreiche Verbesserungen in der Kläranlage, wie z. B. Verfahrensoptimierung oder neue Behandlungsstufen, erreicht. Aber auch durch produktionsintegrierte Maßnahmen bei den einleitenden chemischen Produktionsbetrieben verringerte sich die Abwasserbelastung. Daneben ist ein effizientes Abwassermanagement erforderlich, das die komplette Abwasserentsorgung an einem Standort koordiniert. Hier erfolgt eine kontinuierliche Überwachung der Abwässer, die der Kläranlage zufließen. Die Kondensate, Kühlwasser und Niederschlagswasser, die direkt eingeleitet werden dürfen, werden ebenfalls permanent überwacht. Wird hier eine Grenzwertüberschreitung festgestellt, wird das Wasser aufgefangen und Maßnahmen eingeleitet, die eine Gewässerverschmutzung verhindern. Diese technischen und organisatorischen Maßnahmen haben dazu geführt, dass heutzutage industrielle Abwassereinleitungen nur noch einen untergeordneten Einfluss auf die Gewässergüte haben.

Neue Kriterien für die Bestimmung
Die Beurteilung der Gewässergüte wurde in Deutschland zunächst anhand des Saprobiensystems bewertet. Dieses System umfasst die Bewertung eines Gewässerabschnitts anhand der dort vorhandenen Indikatororganismen (ausgewählte Tier- und Pflanzenarten) und Indikatoren für stoffliche Belastungen. Die Einstufung nach dem Saprobiensystem wurde nach Inkrafttreten der europäischen Wasserrahmenrichtlinie abgelöst durch ein sehr viel differenzierteres Bewertungssystem. Dieses hat das Ziel, für europäische Flussgebiete eine kohärente Beurteilung des ökologischen und chemischen Zustands zu erreichen. Es berücksichtigt nicht nur die Leitorganismen, sondern alle im Gewässer lebenden Tiere und Pflanzen. Hier wird der ökologische Zustand bestimmt anhand biologischer Qualitätskomponenten (z. B. Wasserpflanzen, Fische), der allgemeinen physikalisch-chemischen Komponenten (z. B. Nährstoffe) und spezifischer Schadstoffe.

Saprobienindex zeigt deutliche Verbesserungen
Die ersten Daten zur Gewässergüte in Deutschland basieren auf dem Saprobienindex. In dieser Zeit war der Rhein stark belastet und wurde auch als Kloake Europas bezeichnet. Auf der Gewässergütekarte von 1975 sieht man einige rote (Gewassergüteklasse IV: übermäßig verschmutzt) und vorwiegend gelbe (Gewässergüteklasse III: stark verschmutzt) Abschnitte im Rheineinzugsgebiet. Grund für die übermäßige Verschmutzung dieser Rheinabschnitte waren damals Einleitungen von industriellen Abwässern. Dieser schlechte Zustand konnte in den Folgejahren durch den Neubau und Ausbau von Kläranlagen deutlich verbessert werden. In der zuletzt nach dem Saprobiensystem erstellten Gewässergütekarte aus dem Jahre 2002 wird der Rhein von der Schweiz bis zur niederländischen Grenze durchgängig grün markiert (Gewässergüteklasse II: mäßig belastet).

Anspuchsvolle Gewässerschutzziele in Europa
Nach der Wasserrahmenrichtlinie werden neue und teilweise strengere Kriterien herangezogen, um den ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer zu bewerten. Im international koordinierten Bewirtschaftungsplan für die internationale Flussgebietseinheit Rhein (IKSR, Dezember 2009) wird nur für vier Prozent der Flussabschnitte des Rheins ein gutes ökologisches Potenzial erreicht. Als Grund für diese Einstufung der Flussabschnitte wird die fehlende oder zu geringe Durchgängigkeit (z. B. durch Staustufen) des Rheins für Fische und Belastungen aufgrund chemisch-physikalischer Komponenten (z. B. Nährstoffe) angegeben.

Daneben gibt es weitere Stoffe im Gewässer, die für die Beurteilung des chemischen Zustands herangezogen werden. Im Rhein wird der chemische Zustand für zwölf Prozent der Wasserkörper als gut und für 88 Prozent als nicht gut bezeichnet. Grund für diese Einstufung ist in den meisten Fällen ein Überschreiten der Umweltqualitätsnorm für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK); diese Stoffe entstehen bei der Verbrennung von Energieträgern und gelangen mit den Abgasen in die Luft. Über den Luftpfad werden PAK in das Gewässer eingetragen. Aufgrund dieses Eintragsweges und damit verbundener fehlender Eingreifmöglichkeiten wird für die nächsten Jahre keine Verbesserung des chemischen Zustands im Rhein erwartet.

 
von Dr. Günter Müller und Dr. Ulrich Bornewasser
 

Zu den Autoren
Dr. Günter Müller arbeitet als Leiter Umwelt-/Gewässerpolitik in der Currenta GmbH & Co. OHG.
Dr. Ulrich Bornewasser ist Leiter Umweltdialog in der Currenta GmbH & Co. OHG.

Die Currenta GmbH & Co. OHG ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Bayer AG und der Lanxess AG.



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Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 17.11.2010

     
        
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