Storytelling oder Powerpoint?
Emotionen bewegen die Welt - mit Emotionen die Welt bewegen
Am 28. Juli 1963 stellte sich ein Mann vor dem Lincoln Memorial in Washington auf eine Rednertribüne. Mehr als 250.000 Menschen hörten ihm damals zu. Es war eine der größten Reden der Geschichte. Der Name des Mannes war Martin Luther King und der Titel seiner Geschichte "I have a dream". Niemand, der diese Rede einmal gehört hat, wird sie jemals vergessen. Was wäre, wenn er zur Vermittlung seiner Botschaft PowerPoint benutzt hätte?
Nachhaltigkeit braucht Emotion
Wer kennt nicht die Situation: Sie brennen für ein Thema, bereiten es nach allen Regeln der Kunst in raffinierten Charts auf, bringen alle Fakten ohne wenn und aber auf den Punkt - und präsentieren Ihr Anliegen mit höchstem Engagement. Doch die Zuhörer gähnen ab der 13. Folie. Was ist falsch gelaufen? Der Schauspieler, Coach und Improvisationsfachmann Ralph Willmann kennt nicht nur die Antwort, sondern hat ein Training entwickelt, das hier Abhilfe schaffen soll. forum Nachhaltig Wirtschaften hat nachgehakt.
forum: Warum ermüden so viele Vorträge?
Willmann: Selbst bei Anwendung aller erdenklichen PPT Tools, wage ich zu bezweifeln, dass Ihre Botschaft den Empfänger erreicht oder eine nachhaltige Wirkung erzeugt. Laut einiger Tests behalten Menschen nur sieben bis neun Prozent des Inhalts einer Präsentation im Gedächtnis. Entscheidend für das Ankommen einer Botschaft ist das Gefühl. Eine gute Geschichte und ihre Kernbotschaft verankern sich emotional über das Mit-Erleben. Diese Erkenntnis wird bestätigt von den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung, die besagt, das Lernen aber vor allem auch eine Veränderung von Verhalten der emotionalen Aktivierung bedarf.
forum: Wie kann man seine Zuhörer aktivieren?
Willmann: Auf der einen Seite verdrängt unser heutiges wissenschaftliches Weltbild die Geschichten als Instanz der Wissensvermittlung. Und dennoch, oder gerade deshalb leben wir im Zeitalter der Unterhaltung. Ihr Publikum wartet auf eine Geschichte - sonst verlässt es innerlich den Raum. Wer also nachhaltig im Gedächtnis bleiben und mit seinem Anliegen nachhaltig wirken möchte, sollte sich das Handwerkszeug erfahrener Profis aneignen.
forum: Was sind die wichtigsten Tools?
Willmann: Analysieren und formulieren Sie Ihre Kernbotschaft! Erzählen Sie eine Geschichte aus Ihrem Leben und zeigen Sie damit ihr emotionales Involvement. Dadurch wird ein Vortrag authentisch und die Körpersprache stimmig. Entführen Sie Ihre Zuhörer in den Augenblick. Nutzen Sie die Kunstgriffe der Profis.
forum: Was sind die Kunstgriffe der Profis?
Willmann: Ihr Vortrag wird wesentlich spannender, indem Sie verschiedene Erzähler auftreten lassen. Aber das will geübt sein, ebenso wie die weiteren Werkzeuge, so zum Beispiel "Die drei Perspektiven des DU", "Das innere Leben des Charakters" oder "Was würde ich erzählen, wenn ich den Mut dazu hätte" und "Das Spiel mit der Zeit".
forum: Das klingt mehr nach Schauspiel als nach Firmenvortrag.
Willmann: Gegenfrage: Schließt das eine das andere aus? Warum "Entweder / Oder" wenn ein "Sowohl als Auch" möglich ist?
forum: Reicht Storytelling für eine gelungene Präsentation im Job?
Willmann: Natürlich müssen Sie sich die wichtigen Grundfragen stellen wie etwa:
"Was will ich erreichen?" - Ist es informieren, motivieren, schulen, Entscheidungen vorantreiben, beruhigen, Gefühle beeinflussen?
"Brauche ich einen Vortrag, eine Präsentation oder eine Mischform?" - Ein Vortrag informiert den Zuhörer vor allem über Zahlen, Daten und Fakten. Eine Präsentation soll beeindrucken und überzeugen. Über weitere Fragen wie "Wer ist mein Publikum?", "Was soll deren Nutzen sein?","Was wissen meine Zuhörer anschließend mehr über....?" konkretisieren Sie Ihre Inhalte.
forum: War das alles?
Willmann: Noch wichtiger ist: KISS: Keep it short and simple!
Das bedeutet, Sie sollten nur eine Botschaft und maximal drei Schwerpunkte transportieren. Und vor allem: diese eine Botschaft muss einleuchtend und einprägsam sein.
forum: Das klingt gar nicht so schwer.
Willmann: Richtig. Man braucht nur Handwerkszeug und dann Übung. Die letzte Würze gibt die Dramaturgie. Die Zauberformel lautet: CECE: Clear Entrance - Clear Exit. Denn nichts ist wichtiger als ein guter Anfang, um den Fokus des Publikums zu bekommen und ein Ausstieg aus der Geschichte und damit ein wirkungsvoller Abgang von der Bühne. Dann ist der Applaus gewiss.
Forum: Wir danken für das Gespräch und die Einblicke in Ihre Arbeit.
Ralph Willmann, 53 Jahre, Schauspieler und Coach, bietet Firmenschulungen und Seminare in nonverbaler Kommunikation, Proxemik und "Humor in der Kommunikation" an.
Das Seminar "Storytelling oder Powerpoint?" gründet sich auf der Arbeit des amerikanischen Autors und Regisseurs Mark Travis und dessen "Solo Process".
Exklusiv für forum Leser bietet er am 22. / 23.Juli 2011 seinen zweitägigen Workshop "Storytelling oder Powerpoint?" in München zum Sonderpreis von ? 890,- an.
Nachhaltigkeit braucht Emotion
Wer kennt nicht die Situation: Sie brennen für ein Thema, bereiten es nach allen Regeln der Kunst in raffinierten Charts auf, bringen alle Fakten ohne wenn und aber auf den Punkt - und präsentieren Ihr Anliegen mit höchstem Engagement. Doch die Zuhörer gähnen ab der 13. Folie. Was ist falsch gelaufen? Der Schauspieler, Coach und Improvisationsfachmann Ralph Willmann kennt nicht nur die Antwort, sondern hat ein Training entwickelt, das hier Abhilfe schaffen soll. forum Nachhaltig Wirtschaften hat nachgehakt.
forum: Warum ermüden so viele Vorträge?
Willmann: Selbst bei Anwendung aller erdenklichen PPT Tools, wage ich zu bezweifeln, dass Ihre Botschaft den Empfänger erreicht oder eine nachhaltige Wirkung erzeugt. Laut einiger Tests behalten Menschen nur sieben bis neun Prozent des Inhalts einer Präsentation im Gedächtnis. Entscheidend für das Ankommen einer Botschaft ist das Gefühl. Eine gute Geschichte und ihre Kernbotschaft verankern sich emotional über das Mit-Erleben. Diese Erkenntnis wird bestätigt von den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung, die besagt, das Lernen aber vor allem auch eine Veränderung von Verhalten der emotionalen Aktivierung bedarf.
forum: Wie kann man seine Zuhörer aktivieren?
Willmann: Auf der einen Seite verdrängt unser heutiges wissenschaftliches Weltbild die Geschichten als Instanz der Wissensvermittlung. Und dennoch, oder gerade deshalb leben wir im Zeitalter der Unterhaltung. Ihr Publikum wartet auf eine Geschichte - sonst verlässt es innerlich den Raum. Wer also nachhaltig im Gedächtnis bleiben und mit seinem Anliegen nachhaltig wirken möchte, sollte sich das Handwerkszeug erfahrener Profis aneignen.
forum: Was sind die wichtigsten Tools?
Willmann: Analysieren und formulieren Sie Ihre Kernbotschaft! Erzählen Sie eine Geschichte aus Ihrem Leben und zeigen Sie damit ihr emotionales Involvement. Dadurch wird ein Vortrag authentisch und die Körpersprache stimmig. Entführen Sie Ihre Zuhörer in den Augenblick. Nutzen Sie die Kunstgriffe der Profis.
forum: Was sind die Kunstgriffe der Profis?
Willmann: Ihr Vortrag wird wesentlich spannender, indem Sie verschiedene Erzähler auftreten lassen. Aber das will geübt sein, ebenso wie die weiteren Werkzeuge, so zum Beispiel "Die drei Perspektiven des DU", "Das innere Leben des Charakters" oder "Was würde ich erzählen, wenn ich den Mut dazu hätte" und "Das Spiel mit der Zeit".
forum: Das klingt mehr nach Schauspiel als nach Firmenvortrag.
Willmann: Gegenfrage: Schließt das eine das andere aus? Warum "Entweder / Oder" wenn ein "Sowohl als Auch" möglich ist?
forum: Reicht Storytelling für eine gelungene Präsentation im Job?
Willmann: Natürlich müssen Sie sich die wichtigen Grundfragen stellen wie etwa:
"Was will ich erreichen?" - Ist es informieren, motivieren, schulen, Entscheidungen vorantreiben, beruhigen, Gefühle beeinflussen?
"Brauche ich einen Vortrag, eine Präsentation oder eine Mischform?" - Ein Vortrag informiert den Zuhörer vor allem über Zahlen, Daten und Fakten. Eine Präsentation soll beeindrucken und überzeugen. Über weitere Fragen wie "Wer ist mein Publikum?", "Was soll deren Nutzen sein?","Was wissen meine Zuhörer anschließend mehr über....?" konkretisieren Sie Ihre Inhalte.
forum: War das alles?
Willmann: Noch wichtiger ist: KISS: Keep it short and simple!
Das bedeutet, Sie sollten nur eine Botschaft und maximal drei Schwerpunkte transportieren. Und vor allem: diese eine Botschaft muss einleuchtend und einprägsam sein.
forum: Das klingt gar nicht so schwer.
Willmann: Richtig. Man braucht nur Handwerkszeug und dann Übung. Die letzte Würze gibt die Dramaturgie. Die Zauberformel lautet: CECE: Clear Entrance - Clear Exit. Denn nichts ist wichtiger als ein guter Anfang, um den Fokus des Publikums zu bekommen und ein Ausstieg aus der Geschichte und damit ein wirkungsvoller Abgang von der Bühne. Dann ist der Applaus gewiss.
Forum: Wir danken für das Gespräch und die Einblicke in Ihre Arbeit.
Ralph Willmann, 53 Jahre, Schauspieler und Coach, bietet Firmenschulungen und Seminare in nonverbaler Kommunikation, Proxemik und "Humor in der Kommunikation" an.
Das Seminar "Storytelling oder Powerpoint?" gründet sich auf der Arbeit des amerikanischen Autors und Regisseurs Mark Travis und dessen "Solo Process".
Exklusiv für forum Leser bietet er am 22. / 23.Juli 2011 seinen zweitägigen Workshop "Storytelling oder Powerpoint?" in München zum Sonderpreis von ? 890,- an.
Reservierungshotline 089 / 74 66 11-11
Gespräch zwischen forum-Herausgeber Fritz Lietsch und Ralph Willmann
Kein Auftritt ohne Storytelling Geschichten präsentieren Probleme oder Konflikte auf eine wirksame Art und Weise. Geschichten bauen Brücken. Geschichten entspannen. Geschichten sorgen für eine höhere Aufnahme- und Verständnisbereitschaft. Geschichten verankern sich im emotionalen Gedächtnis. Geschichten erhöhen die Wirksamkeit Ihrer Aussagen. Der Wahlkampf von Barack Obama basierte zu großen Teilen auf Entertainment. Wir werden dadurch "greifbarer". Wenn ein geschilderter Sachverhalt kein Bild anbietet, wird nur eine Gehirnhälfte bedient. Seit dem man das weiß, gibt es Diagramme. Storys liefern Bilder und Bilder schaffen Emotionen. Der Druck sich mit den Inhalten der Präsentation auseinander setzen zu müssen, fällt ab. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry, "Der kleine Prinz" |
Quelle:
Wirtschaft | Marketing & Kommunikation, 27.04.2011
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