Die Zeit ist reif
Saatgut ist die Grundlage unserer Ernährung, eines der wichtigsten "Betriebsmittel" der Landwirtschaft und Jahrtausende altes Kulturgut.
Seit den 1980er Jahren findet jedoch eine zunehmende Monopolisierung in diesem Bereich statt - Agrarkonzerne bestimmen Zuchtziele und die dafür angewendeten Techniken. Der Ökolandbau droht, in diesen Strudel der Abhängigkeit zu geraten. Deshalb engagiert sich der Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft für eine ökologische und gentechnikfreie Züchtungsforschung.
Bisher ist der Ökolandbau fast vollständig abhängig von der konventionellen Züchtung, die in konventionellen Zuchtgärten (mit chemisch-synthetischen Spritzmitteln und Mineraldüngern) stattfindet. Trotz aller Erfolge des Biolandbaus in den letzten 50 Jahren war das Saatgut und dessen Entwicklung im Ökolandbau eher ein Randthema, zumal Züchtungsforschung Arbeitsaufwand und Geld erfordert.
Saatgut sollte vielfältig, regional angepasst und fruchtbar sein. Doch die Sorten der konventionellen Zuchtfirmen sind eher einfältig, zentral und unfruchtbar: Einfältig, weil nur für eine intensive Landwirtschaft mit hohem Input geeignet. Zentral, weil Standortunterschiede für moderne Sorten keine Rolle spielen sollen - Saatgutkonzerne hätten am liebsten eine Welteinheitssorte für hohe Verkaufsquoten. Unfruchtbar bzw. nicht zum Nachbau geeignet, weil man so die Landwirte zum Nachkauf zwingt.
Ökologische Züchter - eine ganzheitliche Sicht auf Pflanzen
Konventionelle Züchtung arbeitet zunehmend mit Labormethoden und unter Umgehung des Jahreszyklus. Im Gegensatz dazu respektieren ökologische Züchter die natürlichen Kreuzungsbarrieren. Ihre Arbeit basiert auf fruchtbaren Pflanzen und ihre Zuchtgärten werden ausschließlich ökologisch bewirtschaftet.
Die Pflanze als Ganzes steht für den Ökozüchter im Zentrum. Der Blick geht nicht nur auf die Genetik, sondern z. B. auch auf Form, Farbe, Geschmack und Inhaltsstoffe. Der Ökolandbau braucht Sorten, die an seine Bedingungen angepasst sind: Andere Nährstoffverfügbarkeit im Jahreslauf, optimale Anpassung an lokale Bedingungen, dauerhafte Resistenz und Toleranz gegenüber Schädlingen und Krankheiten, Ernährungs- und sensorische Qualität. Daher verfolgt der Ökolandbau andere Zuchtziele: So gibt es z. B. Krankheiten wie die Getreidebrände, die konventionell auf Grund der chemisch-synthetischen Saatgutbehandlung keine Rolle spielen. Hier müssen die Ökozüchter quasi bei Null anfangen und neue Konzepte entwickeln.
Ökozüchter wollen widerstandsfähige Sorten entwickeln, die zwar nicht 100 Prozent resistent sein müssen, jedoch ein hohes Maß an Toleranz haben. Mit fruchtbaren Sorten kann wieder ein Nachbau erfolgen - die weit verbreiteten konventionellen Hybridsorten stammen aus den immer wieder neu durchzuführenden Kreuzungen von Inzuchtlinien (die die Züchtungsfirmen unter Verschluss halten) und sind quasi nicht nachbaubar.
Für Sortenvielfalt: Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Die Notwendigkeit, dass ökologische Saatgutforschung- und -entwicklung finanzieller Unterstützung bedürfen, wurde Mitte der 1990er-Jahre in der GLS Treuhand erkannt. 1996 wurde der Saatgutfonds als Spendensammelfonds gegründet und stellte ca. 70.000 Euro für die Züchtungsforschung zur Verfügung.
Mit ihrer Förderarbeit konnte die Zukunftsstiftung Landwirtschaft inzwischen einige Erfolge feiern: 2009 und 2010 wurden zehn Gemüsesorten und vier Weizensorten aus der Züchtung der vom Saatgutfonds geförderten Projekte zugelassen. Weitere Getreide- und Gemüsesorten befinden sich in der Anmeldung beim Bundessortenamt. Insgesamt stehen inzwischen über 20 Getreidesorten und 30 Gemüsesorten aus biologisch-dynamischer Züchtung zur Verfügung. Außerdem wurden Regionalsortenprojekte, Vermarktungskonzepte und die Erforschung von Pflanzenkrankheiten und widerstandsfähigen Sorten gefördert. Zahlreiche der unterstützten Züchtungsinitiativen wurden mit Auszeichnungen geschmückt - darunter auch staatliche, wie der Förderpreis Ökolandbau vom Verbraucher- und Landwirtschaftsministerium.
Zucht & Zulassung: Langwierig, teuer... und sehr wichtig
Die Entwicklung einer (!) Sorte kostet ca. 600.000 Euro und dauert zehn Jahre. Anschließend erfolgt eine dreijährige staatliche Zulassungsprüfung beim Bundessortenamt. Diese kostet (je nach Kultur) nochmals bis zu 3.000 Euro pro Jahr. Erst nach einer staatlichen Zulassung ist eine Sorte am Markt handelbar. Der Saatgutfonds unterstützt 20 Gemüsezüchter sowie fünf Getreidezüchtungsinitiativen und einen Obstzüchter. 2010 konnte der Saatgutfonds mit Unterstützung von 3.000 SpenderInnen, Unternehmen und Stiftungen für diese Projekte 630.000 Euro zur Verfügung stellen.
Der tatsächliche Bedarf liegt jedoch bei 1.750.000 Euro. Der überwiegende Teil der Finanzmittel ist notwendig, um die Arbeit der Züchterinnen und Züchter zu ermöglichen. Es werden aber auch Maschinen, Laborausrüstung und EDV benötigt.
Lohnen sich diese Investitionen in die Zukunft unserer Lebensgrundlagen?
Dr. Felix Prinz zu Löwenstein (Vorstand des BÖLW) kam bei der Jubiläumsfeier der Zukunftsstiftung Landwirtschaft zu folgendem Schluss: "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es um eine historische Weichenstellung geht. Die Frage ist, mit welchen Ressourcen und mit wessen Ressourcen unsere Lebensmittel erzeugt werden".
Ökozüchtung: ohne Gift und Gene, dafür mit Raum für Biodiversität. Der Schwalbenschwanz rastet auf den Weizenähren im Zuchtgarten des Züchters Peter Kunz. |
Saatgut sollte vielfältig, regional angepasst und fruchtbar sein. Doch die Sorten der konventionellen Zuchtfirmen sind eher einfältig, zentral und unfruchtbar: Einfältig, weil nur für eine intensive Landwirtschaft mit hohem Input geeignet. Zentral, weil Standortunterschiede für moderne Sorten keine Rolle spielen sollen - Saatgutkonzerne hätten am liebsten eine Welteinheitssorte für hohe Verkaufsquoten. Unfruchtbar bzw. nicht zum Nachbau geeignet, weil man so die Landwirte zum Nachkauf zwingt.
Ökologische Züchter - eine ganzheitliche Sicht auf Pflanzen
Konventionelle Züchtung arbeitet zunehmend mit Labormethoden und unter Umgehung des Jahreszyklus. Im Gegensatz dazu respektieren ökologische Züchter die natürlichen Kreuzungsbarrieren. Ihre Arbeit basiert auf fruchtbaren Pflanzen und ihre Zuchtgärten werden ausschließlich ökologisch bewirtschaftet.
So sollte Saatgut sein: Vielfältig, regional angepasst und fruchtbar. |
Ökozüchter wollen widerstandsfähige Sorten entwickeln, die zwar nicht 100 Prozent resistent sein müssen, jedoch ein hohes Maß an Toleranz haben. Mit fruchtbaren Sorten kann wieder ein Nachbau erfolgen - die weit verbreiteten konventionellen Hybridsorten stammen aus den immer wieder neu durchzuführenden Kreuzungen von Inzuchtlinien (die die Züchtungsfirmen unter Verschluss halten) und sind quasi nicht nachbaubar.
Für Sortenvielfalt: Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Die Notwendigkeit, dass ökologische Saatgutforschung- und -entwicklung finanzieller Unterstützung bedürfen, wurde Mitte der 1990er-Jahre in der GLS Treuhand erkannt. 1996 wurde der Saatgutfonds als Spendensammelfonds gegründet und stellte ca. 70.000 Euro für die Züchtungsforschung zur Verfügung.
Mit ihrer Förderarbeit konnte die Zukunftsstiftung Landwirtschaft inzwischen einige Erfolge feiern: 2009 und 2010 wurden zehn Gemüsesorten und vier Weizensorten aus der Züchtung der vom Saatgutfonds geförderten Projekte zugelassen. Weitere Getreide- und Gemüsesorten befinden sich in der Anmeldung beim Bundessortenamt. Insgesamt stehen inzwischen über 20 Getreidesorten und 30 Gemüsesorten aus biologisch-dynamischer Züchtung zur Verfügung. Außerdem wurden Regionalsortenprojekte, Vermarktungskonzepte und die Erforschung von Pflanzenkrankheiten und widerstandsfähigen Sorten gefördert. Zahlreiche der unterstützten Züchtungsinitiativen wurden mit Auszeichnungen geschmückt - darunter auch staatliche, wie der Förderpreis Ökolandbau vom Verbraucher- und Landwirtschaftsministerium.
Der Züchter Dr. Karl-Josef Müller in einem Feld mit dem von ihm gezüchteten Lichtkornroggen. |
Die Entwicklung einer (!) Sorte kostet ca. 600.000 Euro und dauert zehn Jahre. Anschließend erfolgt eine dreijährige staatliche Zulassungsprüfung beim Bundessortenamt. Diese kostet (je nach Kultur) nochmals bis zu 3.000 Euro pro Jahr. Erst nach einer staatlichen Zulassung ist eine Sorte am Markt handelbar. Der Saatgutfonds unterstützt 20 Gemüsezüchter sowie fünf Getreidezüchtungsinitiativen und einen Obstzüchter. 2010 konnte der Saatgutfonds mit Unterstützung von 3.000 SpenderInnen, Unternehmen und Stiftungen für diese Projekte 630.000 Euro zur Verfügung stellen.
Der tatsächliche Bedarf liegt jedoch bei 1.750.000 Euro. Der überwiegende Teil der Finanzmittel ist notwendig, um die Arbeit der Züchterinnen und Züchter zu ermöglichen. Es werden aber auch Maschinen, Laborausrüstung und EDV benötigt.
Lohnen sich diese Investitionen in die Zukunft unserer Lebensgrundlagen?
Dr. Felix Prinz zu Löwenstein (Vorstand des BÖLW) kam bei der Jubiläumsfeier der Zukunftsstiftung Landwirtschaft zu folgendem Schluss: "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es um eine historische Weichenstellung geht. Die Frage ist, mit welchen Ressourcen und mit wessen Ressourcen unsere Lebensmittel erzeugt werden".
Unser künftig Brot: Eine lohnende Investition Die Ziele der Zukunftsstiftung Landwirtschaft:
Durch eine Spende tragen Sie zu einer ökologischen Weiterentwicklung des Kulturgutes Saatgut bei. Natürlich ohne Gentechnik und Patente. Denn über die zukünftigen Lebensmittel für unsere Kinder und Enkel sollten nicht nur die weltweit agierenden Agrarkonzerne bestimmen. SPENDENKONTO: Zukunftsstiftung Landwirtschaft Kto.Nr.: 30 00 54 12 BLZ 430 609 67, GLS Bank |
Lesen Sie mehr zu diesem Thema im Magazin "forum Nachhaltig Wirtschaften" 2/2011 mit dem Schwerpunkt Ressourcen und dem Special Ernährung & Landwirtschaft. Das Magazin umfasst 148 Seiten und ist zum Preis von 7,50 ? zzgl. 3,00 ? Porto & Versand (innerhalb Deutschlands) direkt hier zu bestellen. Oder unterstützen Sie uns durch ein forum-Abonnement |
Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 10.05.2011
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