BIOFACH 2025

Vier Jahre World Future Council

Hamburger Stiftung kämpft für die Rechte zukünftiger Generationen

Politik kann viel Gutes bewirken. Diese, durchaus nicht immer populäre, Einschätzung vertritt der Hamburger World Future Council (WFC). Die Stiftung, die in diesen Tagen ihr Vierjähriges feiert, sucht weltweit nach guten Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit: Der WFC unterstützt und berät Politiker dabei, wie sie gute, wirkungsvolle Gesetze in ihrem Land einführen können. In Hamburg wird es im Herbst wieder eine Ratsversammlung mit vielen internationalen Persönlichkeiten und Trägern des "Alternativen Nobelpreises" geben. Mit dem World Future Council wird von Hamburg aus internationale Politik gestaltet.

Ein Beispiel: Noch vor vier Jahren wusste man in vielen Ländern nicht, welche Gesetze den Aufbau von Energieanlagen aus Wind, Wasser und Sonnenenergie am schnellsten vorantreiben. Der WFC organisierte deshalb mit Politikern aus über 40 Ländern Workshops, entwickelte eine Online Plattform und veröffentlichte ein Handbuch zur Einführung von Erneuerbaren Energien am Beispiel von so genannten Einspeisegesetzen. Zahlreiche Länder haben nun solche Gesetze eingeführt und sich dabei auf die Arbeit des World Future Council bezogen, darunter Großbritannien, verschiedene US-Bundesstaaten und Süd-Afrika. Ein Schwerpunkt der Klima-Arbeitsgruppe liegt in Afrika. "Unser Traum von der dezentralen, umweltfreundlichen Elektrifizierung Afrikas wird nur in Erfüllung gehen, wenn die politischen Entscheidungsträger die nötigen Schritte unternehmen", sagt WFC Afrika-Direktor Ansgar Kiene. Deshalb hat er vergangene Woche auf dem Weltwirtschaftsforum in Kapstadt die südafrikanische Energieministerin, Elizabeth Dipuo Peters, ausführlich darüber beraten, wie die Umsetzung des dortigen Einspeisegesetzes am besten gelingen kann.

Mit einer Feier im Hamburger Rathaus wurde am 10. Mai 2007 die Gründungssitzung des World Future Council eröffnet. Im Rat selber sitzen bis zu 50 ganz unterschiedliche Persönlichkeiten aus aller Welt: Menschenrechtsaktivisten, Universitätspräsidenten, Umweltexperten, Politiker und sogar eine Maori-Älteste. "Uns verbindet die Vision, dass es eine gerechte, nachhaltige und friedvolle Zukunft geben kann", sagt Jakob von Uexküll, der Gründer des World Future Council. Dazu hat der Rat Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die nach guten Gesetzen forschen und für Politiker in aller Welt ganz konkrete Hilfestellung und Beratung leisten.

Die WFC-Direktorin in Brüssel, Dr. Maja Göpel, zum Beispiel engagiert sich für das Thema Zukunftsgerechtigkeit. Ihre Frage ist: Wer vertritt eigentlich die Rechte unserer Ur-Enkel in der Politik von heute? Auch wenn in der Politik immer viel von Nachhaltigkeit die Rede ist - nach den Wahlen ist davon meist nicht mehr viel übrig. Der WFC setzt auf das Konzept einer "Ombudsperson für zukünftige Generationen". Bislang gab es weder in Deutschland noch auf europäischer Ebene eine Institution, die das langfristige Wohlergehen im Blick hat und dieses auch gegen kurzfristige Interessen verteidigt.

"Natürlich ist es leichter, Unterstützung für bedrohte Tierarten zu bekommen, als für die Arbeit an Gesetzen und die Beratung von Politikern", konstatiert Alexandra Wandel, GeschaÅNftsführerin der Stiftung. "Wir erleben aber immer wieder, dass unsere Arbeit wirklich etwas verändert". So entdeckte der Rat ein Gesetz der brasilianischen Stadt Belo Horizonte, das jedem Bürger ausreichend gute und nachhaltig produzierte Nahrung zusichert. Produktion und Vertrieb werden entsprechend geschützt, gefördert und reguliert. Die Kindersterblichkeit wurde mit diesem Gesetz um 60 Prozent reduziert, die Unterernährung um 75 Prozent. Die lokale Wirtschaft wächst. Der World Future Council hat dieses Gesetz mit seinem "Future Policy Award" ausgezeichnet. Dieser Preis geht jährlich an ein gutes, nachhaltiges Gesetz. 2011 ist das Internationale Jahr der Wälder und so wird der WFC im September in New York gemeinsam mit dem Waldforum der Vereinten Nationen, dem Sekretariat für Biologische Vielfalt und der Welternährungsorganisation das weltweit beste Gesetz zum Schutz des Waldes auszeichnen. 16 Gesetze aus so unterschiedlichen Ländern wie Bhutan, Finnland, Ruanda, der Schweiz oder der Türkei sind nominiert.

Experten des World Future Council

Zur Wahl in Bremen (22.5.)
Die Zukunft müssen wir heute schützen

Wieder ist Wahl, diesmal in Bremen. Wähler entscheiden sich für die Partei, von der sie glauben, dass sie ihre Interessen am besten vertritt. Doch was ist eigentlich mit unseren Urenkeln, die noch gar nicht geboren sind? Wer vertritt ihre Rechte? Zum Beispiel ihr Recht auf eine gesunde Umwelt? Nach dem Wahlkampf ist von Nachhaltigkeit in der Politik oft nicht mehr viel übrig. Langfristigkeit ist schwierig umzusetzen in unseren repräsentativen Demokratien. Es gibt in der Politik bislang weder in Deut schland noch auf europäischer Ebene eine Institution, die langfristige Überlegungen aktiv verteidigt. Eine solche Einrichtung wird aber zunehmend gefordert - etwa von Hans Joachim Schellnhuber (Potsdam-Institut für Klimafolgen-forschung), der im Spiegel einen "Gesellschaftsvertrag für das 21. Jahrhundert" anmahnt.

Dr. Maja Göpel, Direktorin für Zukunftsgerechtigkeit beim WFC und Leiterin des Brüsseler Büros, ist Expertin für Nachhaltigkeit in repräsentativen Demokratien und setzt sich für so genannte "Ombudspersonen für zukünftige Generationen" ein. Mehr Infos zu diesem Konzept auch unter www.futurejustice.org



Zur Abschlusssitzung der Ethikkommission Atompolitik (28.5.)
Ethikkommission plant die Energiewende - wie viele Roadmaps brauchen wir noch, bevor wir uns endlich auf den Weg machen?

Am 28.5. legt die von der Bundesregierung beauftragte Ethikkommission "Sichere Energieversorgung" ihren Bericht vor. Das 17-köpfige Gremium soll die Risiken der Atomkraftnutzung neu bewerten und einen Fahrplan entwickeln, wie Deutschland auf eine sichere und nachhaltige Energieversorgung umstellen kann. Fahrpläne, Roadmaps, Stufenpläne und Machbarkeitsstudien sind die Buzzwörter unserer Generation. Unzählige Politiker, Unternehmer, Berater und Wissenschaftler sprechen seit über 40 Jahren über das "Wie". Doch wann handeln wir? Wer übernimmt die Verantwortung? Wann begreifen wir, dass wir die Generation sind, die Geschichte schreiben darf?

Anna Leidreiter (25), Policy Officer Klima und Energie, fordert Entscheidungsträger zum Handeln auf und gibt Empfehlungen für eine Umsetzung der Energiewende. Mit dem Appell, die Fahrpläne auch zu nutzen, zeigt sie Lösungswege auf, wie wir uns heute schon auf den Weg machen können, während andere noch über Roadmaps diskutieren.



Zur Bonner Klima-Tagung der Vereinten Nationen (UNFCCC Kongress, 6.-17.6)
Klimaschutz mit Währungs-Joker

Vor fast genau zwei Jahren, auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise, waren die Angehörigen der G20 Gruppe einmal ganz mutig. Sie beschlossen neues Geld im Wert von 250 Mrd. Dollar zu schaffen, um dringend nötige Klimaschutzinvestitionen zu finanzieren. Die ungewöhnliche Wä hrung, die sie dazu nutzten, waren die schon 1969 eingeführten, dann aber wieder in Vergessenheit geratenen Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds. Diese können in alle anderen Währungen getauscht werden, ohne bedeutsame Kursschwankungen auszulösen. SZR sind somit quasi der Joker untern den Währungen.

Dr. Matthias Kroll, Forschungsreferent des WFC im Themenbereich "Zukunftsfähiges Finanzsystem", fordert, dass die G20 Gruppe ihren Beschluss zur Nutzung der Sonderziehungsrechte endlich umsetzen muss und erklärt, warum die Angst, dass diese Geldschöpfung zu Inflation führen könnte, unbegründet ist.




Zum Hintergrund: Der World Future Council

Der World Future Council ist eine gemeinnützige Stiftung, das Generalsekretariat sitzt in Hamburg. Die Stiftung hat weitere Mitarbeiter in Brüssel, London, Washington und Johannesburg und finanziert sich über Spenden. Die 50 Ratsmitglieder kommen von allen Kontinenten dieser Erde, aus Politik, Zivilgesellschaft, Geschäftswelt, Wissenschaft und Kultur. Sie sind Universitätspräsidenten, Philosophen, Bürgerrechtler, Umweltexperten, Maori Älteste und vieles mehr. Es sind Menschen, die sich für ihre Vision einer gerechten, nachhaltigen und friedvollen Zukunft einsetzen. Ins Leben gerufen wurde der Rat von Jakob von Uexküll, dem Gründer des Alternativen Nobelpreises. Der World Future Council berät weltweit Politiker und unterstützt sie dabei, gute und zukunftsfähige Gesetze zu einzuführen. Unsere Experten arbeiten in den Themenbereichen
  • Klima, Energie und regenerative Städte
  • Stabile Ökosysteme
  • Gerechte Gesellschaften
  • Nachhaltige Wirtschaft und ein zukunftsfähiges Finanzsystem
  • Frieden und Abrüstung

Quelle: World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen

Gesellschaft | Politik, 13.05.2011

     
        
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