Die Checker
Zehn Pionier-Unternehmen nehmen erfolgreich am Biodiversitätscheck teil
Immer mehr Unternehmen lassen sich nach Umweltmanagementsystemen wie EMAS oder ISO 14.001 zertifizieren. Denn Nachhaltigkeit gehört heutzutage nicht mehr nur zum guten Ruf, sondern ist eng mit den strategischen Prozessen im Unternehmen verbunden. Doch bei ihrer Verantwortung für Biodiversität und biologische Vielfalt sind die meisten Unternehmen ratlos. Im Rahmen der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne haben jetzt die ersten zehn Unternehmen einen Biodiversitätscheck durchlaufen - und somit praktische Hilfestellung für ihr Management erhalten. Die Teilnehmer kamen aus unterschiedlichen Branchen und nehmen dort eine führende Stellung ein wie die TUI im Reise- und VAUDE im Outdoorbereich oder die Fraport als Flughafenbetreiber.
"Biodiversität? Endlich mal ein Thema, mit dem wir nichts zu tun haben", reagieren viele Unternehmen auf die Frage, ob sie die Auswirkungen ihres Handelns auf die biologische Vielfalt kennen und in ihrer Strategie berücksichtigen. Dabei profitiert die Wirtschaft in jeder Branche von den Leistungen der Natur. Und die Kehrseite der Medaille: unternehmerische Aktivitäten verursachen erhebliche Belastungen für Ökosysteme und damit die Allgemeinheit. Allein durch die Vernichtung von Wäldern belaufen sich die gesamtwirtschaftlichen Kosten des Biodiversitätsverlustes laut der TEEB-Studie weltweit auf 4,5 Billionen Dollar pro Jahr.
Einige Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und investieren bereits - wie zum Beispiel Puma - in die Berechnung, Erfassung und Bilanzierung von Umwelteinflüssen. Nachdem die deutsche Initiative "Biodiversity in Good Company" 2010 ein Handbuch für Biodiversitätsmanagement veröffentlicht hat, steigt nun die Nachfrage nach dem nächsten Schritt: ein auf das Unternehmen zugeschnittener Biodiversitätscheck, angeboten von einer EU finanzierten Kampagne und getragen von renommierten Partnern wie z.B. dem Global Nature Fund (GNF).
Unterschiedlichste Branchen vertreten
Vom Fahrzeugbau bis zum Flughafenbetreiber, vom großen Reiseveranstalter bis zum mittelständischen Produzenten von Outdoor-Produkten: Die Europäische Business and Biodiversity Kampagne hat in den letzten Monaten zehn Biodiversitätschecks mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen durchgeführt. Die Firmen konnten dabei einen Überblick gewinnen, welche Abteilungen bzw. welche betrieblichen Abläufe Einfluss auf Ökosysteme und die Artenvielfalt haben. Dabei wurden alle Funktionsbereiche - vom Management, Einkauf, Beschaffung, Produktion und Logistik bis zu Marketing und Personal unter die Lupe genommen.
Viele Branchen haben einen Bezug zur biologischen Vielfalt und hängen direkt oder indirekt von den "Dienstleistungen" ab, die uns die Natur zur Verfügung stellt. Beim Wirtschaftszweig zum Abbau von Rohstoffen ist der Bezug offensichtlich und so beschäftigen sich Unternehmen wie HeidelbergCement oder der Industrieverband Steine & Erden (ISTE) schon seit einiger Zeit damit, wie sie die Zerstörung wertvoller Lebensräume für eine Vielfalt an Arten minimieren und ausgleichen können. Ein "Netto-Zugewinn" an biologischer Vielfalt ist das anspruchsvolle Ziel, dass sich der ISTE und seine Mitglieder im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Europäischen Business and Biodiversity Kampagne auf die Fahnen geschrieben haben.
"Als Outdoor-Unternehmen nehmen wir unsere Verantwortung für Biodiversität sehr ernst. Deshalb haben wir den Biodiversitätscheck der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne gemacht und setzen jetzt Schritt für Schritt die Maßnahmen daraus um", beschreibt Hilke Patzwall, die Nachhaltigkeitsexpertin bei VAUDE, die Integration von Biodiversität in die Unternehmenspraxis. "Dazu gehören zum Beispiel Blühwiesen und Nistkästen auf dem Firmengelände in Tettnang. Den Fokus setzen wir auf unsere Produkte, z.B. durch die Verwendung umweltfreundlicher Materialien wie Biobaumwolle. Im Produktionsverfahren nutzen wir bluesign, den weltweit strengsten textilen Umweltstandard und ein ganz wichtiger Schritt ist die Sensibilisierung unserer Geschäftspartner".
Biodiversitätsschutz ist aktives Risikomanagement
Unternehmen, die sich frühzeitig mit ihren Umweltauswirkungen beschäftigen, haben einen Vorsprung im Wettbewerb und nehmen gleichzeitig rechtliche Anforderungen vorweg. Insbesondere Betriebe, die das Umweltmanagementsystem EMAS bereits in ihre Strategie integriert haben, sind verpflichtet über das Thema zu berichten, denn seit 2010 weist EMAS Biodiversität als einen der Schlüssel-Performance-Indikatoren aus. Inzwischen hat auch der Revisionsprozess für die ISO 14.001 begonnen. Es ist zu erwarten, dass zukünftig auch Unternehmen mit dem internationalen ISO Umweltmanagement über ihren Bezug zur Biodiversität informieren müssen.
Bei allen von der EU-Kampagne gecheckten Unternehmen stellte sich denn auch ein "Aha-Effekt" ein. In der Evaluation wurde der Check als gute Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen und als praktische Hilfestellung bei der Identifizierung von aussagekräftigen Indikatoren gelobt. "Der BioDiv-Check hat uns wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung unserer Biodiversitätsstrategie gegeben", so Jörg Kämer, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Compliance der Fraport AG. "Außerdem haben wir ganz konkrete Ansatzpunkte bekommen, die wir bei unseren Aktivitäten gleich berücksichtigen können".
Mit den Ergebnissen aus dem Biodiversitätscheck sollen die Unternehmen nun zielgerichtet Maßnahmen in Angriff nehmen können, um negative Auswirkungen auf Artenvielfalt und Ökosysteme zu reduzieren - oder noch besser - gar nicht erst entstehen zu lassen. Dies ist auf lange Sicht nicht nur von Vorteil für Umwelt und Gesellschaft sondern auch ganz konkret für das Unternehmen. Risikominimierung, Kostenreduktion und die Erhöhung der Mitarbeitermotivation schlagen sich positiv in der Bilanz nieder.
Weitere Informationen und Ansprechpartner für die Presse:
Stefan Hörmann, Projektleiter, Global Nature Fund, Büro Bonn
Tel.: 0228-18 48 69 411; Mobil: 0160-532 10 52;
Email: hoermann@globalnature.org
Marion Hammerl, Geschäftsführerin Bodensee Stiftung,
Tel:: 07732 - 999545;
Email: marion.hammerl@bodensee-stiftung.org
Fritz Lietsch, Leiter der Kommunikation der Kampagne, München
Tel. 089 / 746611-11;
Email: f.lietsch@forum-csr.net
Neben der Analyse der Supply Chain ist die Begrünung des Firmengeländes ein weiterer Aspekt des Biodiversitätschecks |
Einige Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und investieren bereits - wie zum Beispiel Puma - in die Berechnung, Erfassung und Bilanzierung von Umwelteinflüssen. Nachdem die deutsche Initiative "Biodiversity in Good Company" 2010 ein Handbuch für Biodiversitätsmanagement veröffentlicht hat, steigt nun die Nachfrage nach dem nächsten Schritt: ein auf das Unternehmen zugeschnittener Biodiversitätscheck, angeboten von einer EU finanzierten Kampagne und getragen von renommierten Partnern wie z.B. dem Global Nature Fund (GNF).
Über den Biodiversitätscheck Die Europäische Business & Biodiversity Kampagne bietet den Biodiversitätscheck an. Nach dem Vorbild der Umweltmanagementsysteme EMAS III und ISO 14.001 werden die Abteilungen oder Prozesse von ausgewählten Produktionsstätten oder Produktlinien auf ihre möglichen negativen Auswirkungen überprüft und die potentiellen Risiken aufgezeigt. Dabei werden Umweltbericht, Nachhaltigkeitsbericht und andere Unterlagen mit Hilfe einer Matrix gecheckt und konkrete Fragen an die verschiedenen Abteilungen wie Einkauf, Produktion, Marketing etc. formuliert. Auf Basis der Antworten und nach einem Hearing am Runden Tisch erstellt das B&B-Team einen Bericht mit Vorschläge für Ziele und Maßnahmen und nächste Schritte. Der Biodiversitätscheck hat nicht die Tiefe einer Umweltverträglichkeitsprüfung und vergibt kein Zertifikat oder Label. Der Check ist vertraulich, d.h. Probleme und mögliche Barrieren können offen diskutiert werden. Für das Unternehmen gehen keine Verpflichtungen mit dem Check einher - auch nicht dazu, weiter am Thema zu arbeiten. Je nach Umfang der Analyse investieren die B&B Experten fünf bis 20 Tage; für das Unternehmen ergibt sich ein Aufwand von zwei bis vier Arbeitstagen. Die Kosten hängen von der Größe des Unternehmens ab. 50 Prozent werden durch den Förderer der Europäischen Business and Biodiversity Kampagne, das Europäische Programm LIFE, abgedeckt. Die übrigen 50 Prozent der Kosten trägt das Unternehmen. Erarbeitet haben den Check die Unternehmensberatung dokeo, Global Nature Fund und Bodensee-Stiftung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern. Detaillierte Infos zum Check: www.business-biodiversity.eu/Biodiversitäts-Check |
Vom Fahrzeugbau bis zum Flughafenbetreiber, vom großen Reiseveranstalter bis zum mittelständischen Produzenten von Outdoor-Produkten: Die Europäische Business and Biodiversity Kampagne hat in den letzten Monaten zehn Biodiversitätschecks mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen durchgeführt. Die Firmen konnten dabei einen Überblick gewinnen, welche Abteilungen bzw. welche betrieblichen Abläufe Einfluss auf Ökosysteme und die Artenvielfalt haben. Dabei wurden alle Funktionsbereiche - vom Management, Einkauf, Beschaffung, Produktion und Logistik bis zu Marketing und Personal unter die Lupe genommen.
Viele Branchen haben einen Bezug zur biologischen Vielfalt und hängen direkt oder indirekt von den "Dienstleistungen" ab, die uns die Natur zur Verfügung stellt. Beim Wirtschaftszweig zum Abbau von Rohstoffen ist der Bezug offensichtlich und so beschäftigen sich Unternehmen wie HeidelbergCement oder der Industrieverband Steine & Erden (ISTE) schon seit einiger Zeit damit, wie sie die Zerstörung wertvoller Lebensräume für eine Vielfalt an Arten minimieren und ausgleichen können. Ein "Netto-Zugewinn" an biologischer Vielfalt ist das anspruchsvolle Ziel, dass sich der ISTE und seine Mitglieder im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Europäischen Business and Biodiversity Kampagne auf die Fahnen geschrieben haben.
"Als Outdoor-Unternehmen nehmen wir unsere Verantwortung für Biodiversität sehr ernst. Deshalb haben wir den Biodiversitätscheck der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne gemacht und setzen jetzt Schritt für Schritt die Maßnahmen daraus um", beschreibt Hilke Patzwall, die Nachhaltigkeitsexpertin bei VAUDE, die Integration von Biodiversität in die Unternehmenspraxis. "Dazu gehören zum Beispiel Blühwiesen und Nistkästen auf dem Firmengelände in Tettnang. Den Fokus setzen wir auf unsere Produkte, z.B. durch die Verwendung umweltfreundlicher Materialien wie Biobaumwolle. Im Produktionsverfahren nutzen wir bluesign, den weltweit strengsten textilen Umweltstandard und ein ganz wichtiger Schritt ist die Sensibilisierung unserer Geschäftspartner".
Biodiversitätsschutz ist aktives Risikomanagement
Unternehmen, die sich frühzeitig mit ihren Umweltauswirkungen beschäftigen, haben einen Vorsprung im Wettbewerb und nehmen gleichzeitig rechtliche Anforderungen vorweg. Insbesondere Betriebe, die das Umweltmanagementsystem EMAS bereits in ihre Strategie integriert haben, sind verpflichtet über das Thema zu berichten, denn seit 2010 weist EMAS Biodiversität als einen der Schlüssel-Performance-Indikatoren aus. Inzwischen hat auch der Revisionsprozess für die ISO 14.001 begonnen. Es ist zu erwarten, dass zukünftig auch Unternehmen mit dem internationalen ISO Umweltmanagement über ihren Bezug zur Biodiversität informieren müssen.
Bei allen von der EU-Kampagne gecheckten Unternehmen stellte sich denn auch ein "Aha-Effekt" ein. In der Evaluation wurde der Check als gute Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen und als praktische Hilfestellung bei der Identifizierung von aussagekräftigen Indikatoren gelobt. "Der BioDiv-Check hat uns wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung unserer Biodiversitätsstrategie gegeben", so Jörg Kämer, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Compliance der Fraport AG. "Außerdem haben wir ganz konkrete Ansatzpunkte bekommen, die wir bei unseren Aktivitäten gleich berücksichtigen können".
Mit den Ergebnissen aus dem Biodiversitätscheck sollen die Unternehmen nun zielgerichtet Maßnahmen in Angriff nehmen können, um negative Auswirkungen auf Artenvielfalt und Ökosysteme zu reduzieren - oder noch besser - gar nicht erst entstehen zu lassen. Dies ist auf lange Sicht nicht nur von Vorteil für Umwelt und Gesellschaft sondern auch ganz konkret für das Unternehmen. Risikominimierung, Kostenreduktion und die Erhöhung der Mitarbeitermotivation schlagen sich positiv in der Bilanz nieder.
Die Europäische Business & Biodiversity Kampagne wurde von einem Konsortium aus europäischen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) unter Führung des Global Nature Fund (GNF) initiiert. Ihre Zielsetzung ist es, die große - auch ökonomische - Bedeutung der Biodiversität darzulegen und das Engagement der Wirtschaft für den aktiven Schutz und Erhalt von biologischer Vielfalt sowie für Ökosystemdienstleistungen zu gewinnen. Die Kampagne unterstützt Unternehmen durch Biodiversity Checks, Workshops und regionale Biodiversitäts-Foren. In der Kampagnen-Community können Experten und Nicht-Experten ihr persönliches Profil, das Unternehmensprofil sowie Case Studies kostenlos präsentieren. Die Kampagne wird vom LIFE+Programm der Europäischen Union kofinanziert. Kooperationspartner ist die Initiative Biodiversity in Good Company, die das Handbuch Biodiversitätsmanagement veröffentlichte (www.business-and-biodiversity.de). Weitere Informationen zur Kampagne: www.business-biodiversity.eu |
Stefan Hörmann, Projektleiter, Global Nature Fund, Büro Bonn
Tel.: 0228-18 48 69 411; Mobil: 0160-532 10 52;
Email: hoermann@globalnature.org
Marion Hammerl, Geschäftsführerin Bodensee Stiftung,
Tel:: 07732 - 999545;
Email: marion.hammerl@bodensee-stiftung.org
Fritz Lietsch, Leiter der Kommunikation der Kampagne, München
Tel. 089 / 746611-11;
Email: f.lietsch@forum-csr.net
Quelle: Global Nature Fund (GNF)
Umwelt | Biodiversität, 17.05.2011
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
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