Ökostrom schon vor Fukushima auf Rekordkurs

Mehr als drei Millionen Haushalte setzen auf erneuerbare Energien

Mehr als 3 Millionen Haushalte haben im vergangenen Jahr Ökostrom bezogen. Im Vergleich zu 2009 bedeutet das ein Plus von annähernd 40 Prozent. Den neuen Kundenrekord dokumentiert die mittlerweile 7. Ökostromumfrage von Energie & Management (E&M). Gemeinsam mit dem Ökostromanbieter Naturstrom AG und der Clean Energy Sourcing GmbH, die ausschließlich Gewerbekunden mit grünem Strom beliefert, präsentierte die Fachzeitung die Zahlen am Mittwoch in Düsseldorf. E&M hat diese jährliche Studie 2005 ins Leben gerufen und bietet damit nach Einschätzung von Fachleuten die umfassendste und detaillierteste Übersicht über den Ökostrommarkt.

Im Windpark Küstrow (Kreis Nordvorpommern) drehen sich die Rotoren. Viele Verbraucher wechseln zurzeit zu Anbietern von Ökostrom.
Foto: © dpa
Laut der Umfrage haben im Jahr 2010 mehr als 3 Millionen Privathaushalte und knapp 160 000 Gewerbebetriebe Ökostrom geordert. Insgesamt betrug der Absatz rund 16 Milliarden Kilowattstunden. An die 200 Energieversorger und Ökostromanbieter hatten sich an der Umfrage beteiligt, die Kunden- und Absatzzahlen für insgesamt 369 Ökostromprodukte präsentiert. "Für immer mehr Bundesbürger ist der Wechsel zu einem Ökostromprodukt zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das Wachstum bei den Kunden- und Absatzzahlen hat sich im vergangenen Jahr weitgehend unspektakulär vollzogen", bewertete der für die Umfrage verantwortliche E&M-Redakteur Ralf Köpke die Ergebnisse. Nach seiner Einschätzung wird sich das Wachstum in diesem Jahr deutlich fortsetzen. Insbesondere nach der Atomkatastrophe in Fukushima habe es einige Wochen lang bei vielen Anbietern eine sprunghafte Nachfrage gegeben, seitdem hätten weitere Energieversorger neue Ökostrommarken auf den Markt gebracht.

Zu den Unternehmen, die nach Fukuhima den größten Kundenzuspruch erfahren hat, zählt unbestritten die naturstrom AG mit Sitz in Düsseldorf. "Seit Mitte März haben wir einen unglaublichen Nachfrageboom erfahren. Allein in den ersten sechs Wochen nach Fukushima sind rund 50.000 Verträge bei uns eingegangen", berichtete Vorstand Oliver Hummel. Die Ereignisse in Japan seien oftmals der entscheidende Anstoß gewesen, einen schon länger geplanten Wechsel in Angriff zu nehmen. "Über ein Drittel unseres Kundenstamms von derzeit mehr als 185.000 Kunden hat sich in den knapp dreieinhalb Monaten nach Fukushima für uns entschieden", so Hummel weiter. "In Relation zur dreizehnjährigen Unternehmensgeschichte von naturstrom bedeutet das ein unglaubliches Wachstum."

Deutliche Zuwächse konnte der bundesweit aktive Düsseldorfer Anbieter auch an Rhein und Ruhr verzeichnen. Allein in Köln und Düsseldorf hat naturstrom über 15.000 Kunden unter Vertrag, satte 40 Prozent davon sind Neukunden aus der Zeit nach Fukushima. Der Ökostromanbieter werde seine Präsenz in NRW weiter verstärken, so Oliver Hummel. "Da naturstrom nicht nur als Händler, sondern auch als Projektierer tätig ist, setzen wir darauf, dass die Landesregierung den eingeschlagenen Kurs fortsetzt und die Rahmenbedingungen für einen zügigen Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter verbessert."

Neben dem Privatkundensegment hat es im vergangenen Jahr nach den Ergebnissen der E&M Ökostromumfrage auch bei den Gewerbekunden mit gut 160 000 ein deutliches Plus gegeben. Davon hat die Clean Energy Sourcing GmbH (CLENS) mit Sitz in Leipzig profitiert, "Es hat bereits im vergangenen Jahr eine große Sensibilisierung gegenüber dem Thema Atomkraft stattgefunden. Grünstromhändler stehen im Fokus als sichere und umweltfreundliche Alternative. Dieses Interesse schlägt sich natürlich auch in den Kunden- und Absatzzahlen nieder", erklärte CLENS-Geschäftsführer Thomas Pilgram. Der Absatz seines Unternehmens ist auf rund eine Milliarde Kilowattstunde gestiegen, womit CLENS einen Marktanteil von gut 17 Prozent hält.

Allein in Nordrhein-Westfalen versorgt Clean Energy Sourcing GmbH zurzeit 16 Kunden mit einer jährlichen Verbrauchsmenge von 270 Millionen kWh, sprich ein Viertel seines derzeitigen Gesamtabsatzes. "NRW nimmt definitiv eine Vorreiterrolle in puncto Grünstrom ein und nutzt sein vorhandenes Potential", ist Pilgram überzeugt. Gleichzeitig lobte Pilgram die Aufklärungsarbeit in Sachen Ökostrom.

So hat das Wuppertal Institut unlängst im Auftrag des NRW-Klimaschutzministers Johannes Remmel Mehrkosten von maximal 25 Euro pro Jahr und Durchschnittshaushalt bei einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter errechnet. "Viele Bürger zeigen sich über den Fakt überrascht, dass Strom aus vollständig regenerativen Energiequellen wie Wasserkraft, Biomasse oder Windkraft, nicht wirklich teurer ist, als herkömmlicher Strom", so Pilgram. "Dazu kommt: Je mehr Kunden Grünstrom beziehen, desto entlastender wird sich dies auf den Strompreis auswirken. Nordrhein-Westfalen hat seine Chancen bereits erkannt - und beginnt, sie zu nutzen."

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Quelle:
Technik | Energie, 15.07.2011

     
        
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