Heimsieg

Die Frauenfußball-Weltmeisterschaft wird zum grünen Sommermärchen

Am 26. Juni 2011 wurde im Berliner Olympiastadion das WM-Eröffnungsspiel unserer deutschen Fußballfrauen angepfiffen. Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft der Männer 2006 wissen wir, wie ein solches Ereignis das ganze Land begeistern kann. Dass man diese Euphorie und Leidenschaft für den Umweltschutz nutzen kann, zeigt auch dieses Mal die WM-Kampagne Green Goal.

Von Sandra Lukatsch

Alles im grünen Bereich: die umweltoptimierte Volkswagen Arena in Wolfsburg - eine von neun WM-Spielstätten.
Foto: © VfL Wolfsburg-Fußball GmbH
Als begeisterte Fans aus allen Ländern beim Public Viewing erwartungsvoll auf die Leinwände schauten, als überall bunte Nationalflaggen wehten und die Stadionbesucher die Fangesänge anstimmten, da war es wieder soweit: Das erste Spiel der deutschen Elf wurde angepfiffen, das Team von Bundestrainerin Silvia Neid trat im ersten Spiel gegen Kanada an. "Fußball erreicht so viele Menschen, dadurch entsteht ein gewaltiger multiplikativer Effekt. Gerade Fußball-Großveranstaltungen können enorm viel für die Umwelt bewegen", so UNEP-Direktor Prof. Dr. Klaus Töpfer. Der ehemalige Bundesumweltminister gehört ebenso wie Claudia Roth, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, dem WM-Umweltbeirat an, der die Kampagne Green Goal 2011 begleitet und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) berät.

Neben der Begeisterung verursachen große Sportveranstaltungen erhebliche Umweltbelastungen. Bei einem internationalen Wettbewerb reisen Mannschaften und Betreuerstäbe aus der ganzen Welt zum Veranstaltungsort an. Ebenso Journalisten, Offizielle und nicht zuletzt die Fans. Sie alle legen weite Strecken mit dem Bus, der Bahn, dem Auto oder gar mit dem Flugzeug zurück, um im Stadion "live" dabei zu sein. Dadurch werden große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase wie zum Beispiel Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen.

Respektabel: Starker Ressourcenverbrauch
Bei einer solchen Großveranstaltung kommt außerdem ein bedeutender Anteil an Energie- und Ressourcenverbrauch "vor Ort" hinzu. Die Stadien verbrauchen Energie für Beleuchtung und Klimatisierung. Spielfelder werden beregnet und an jedem Veranstaltungstag werden mehrere Hundert Kubikmeter Wasser für Sanitäreinrichtungen benötigt. Wenn zehntausende Fans in den Stadien während des Spiels essen und trinken, entstehen in der Summe respektable Abfallberge.

Um diese negativen Effekte für die Umwelt möglichst gering zu halten, wurde das Umweltkonzept "Green Goal" zur Fußballweltmeisterschaft der Männer 2006 in Deutschland vorgestellt und angewandt.

Dieses Umwelt-Konzept wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert und gemeinsam mit dem Öko-Institut zum Green Goal 2011 weiterentwickelt. Ein Teil der Umweltkampagne ist die Einführung des Umweltmanagementsystems "ÖKOPROFIT" (ÖKOlogisches PROjekt Für Integrierte Umwelt-Technik) in den WM-Arenen. Innovative und effiziente Technologien stärken die Arenen nachhaltig in wirtschaftlicher Hinsicht und verbessern gleichzeitig die ökologische Situation. Damit führen Investitionen in den betrieblichen Umweltschutz zu erheblichen Kostensenkungen und einer gesteigerten Öko-Effizienz. Das Projekt soll außerdem den Erfahrungsaustausch zwischen den Stadionbetreibern fördern.

Gemeinsam: Grüne Stadienziele
Im Laufe des Gruppenprojekts, das von der Beratungsgesellschaft Arqum begleitet wurde, kamen die Stadionbetreiber in fünf gemeinsamen Workshops zusammen. Dabei wurden alle für die Stadien umweltrelevanten Themen individuell bearbeitet: Energieverbrauch, Ansätze für Verbesserungen hinsichtlich Rechtssicherheit, Umweltentlastung und Kostensenkung (z.B. Nutzung von Abwärme zur Wärmerückgewinnung).

Bei den abschließenden Kommissionsprüfungen wurden die ersten Ergebnisse der insgesamt 63 Maßnahmen präsentiert, von denen 74 Prozent bereits umgesetzt sind. Die ersten Zahlen zur grünen WM im Rahmen von ÖKOPROFIT sprechen eine klare Sprache:
  • das größte Einsparpotential bietet der Bereich Energie (Strom, Wärme, Kraftstoffe), der mit 44 Prozent nahezu die Hälfte aller Aktionen ausmacht,
  • pro Jahr können dadurch 6.341 MWh Energie oder 4.000 Tonnen CO2-Äquivalentemissionen eingespart werden,
  • durch zehn größere Maßnahmen im Bereich Wasser werden rund 50.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr eingespart,
  • insgesamt können die Stadien jährliche Einsparungen von rund 335.000 Euro erwarten, so dass sich die Investitionen der Stadionbetreiber in zwei Jahren beinahe amortisiert haben.


"Die Zahlen zeigen eindeutig, dass die Einführung eines Umweltmanagementsystems nicht nur im Rahmen der Frauen-WM die Umwelt entlastet und gleichzeitig Kosten einsparen hilft.

Die Stadien werden dank ÖKOPROFIT auch in Zukunft enorme Einsparungen verzeichnen können", ist Philipp Leinfelder, verantwortlicher Projektleiter von Arqum, überzeugt.

International: Traumhafte Flanke
Auch der Welt-Fußballverband fordert ab 2018 erstmals Umweltschutzkriterien offiziell und formal als Bestandteil der Bewerbungsverfahren. Mit der Weiterentwicklung des "Green Goal"-Gedankens habe Deutschland dem Umweltschutz "auch international für Großveranstaltungen dieser Art eine traumhafte Flanke gegeben", freut sich DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde.

Deutschland ist in der Vorreiterrolle: Mit der Green Goal-Kampagne der WM und dem "Öko-Leitfaden" in der Bundesliga kann die Leitidee von Sport und Nachhaltigkeit in Zukunft noch fester in der Gesellschaft verankert werden. So erhält der diesjährige Slogan für die Frauen-Weltmeisterschaft The beautiful side of 20eleven (20Elf von seiner schönsten Seite) eine ganz neue Bedeutung!

Quelle:
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 15.07.2011
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2011 - Schöne Aussichten erschienen.
     
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