Vom ACKER auf den CATWALK
Öko vs. konventionell: Welche Textilien halten, was sie versprechen?
Konventionelle Textilien versprechen mehr, als sie halten ... Öko-Textilien halten mehr, als sie versprechen: Sie sind hochwertig, erschwinglich, ethisch korrekt. Und sehen inzwischen dank frecher Designer auch richtig gut aus! Wenn wir immer wüssten, wo unsere Kleidung hergestellt wird, wie sie verarbeitet wird und warum wir viel oder wenig Geld bezahlen, würden wir dann noch T-Shirts aus unserem Schrank anziehen? Schauen wir einmal genauer hinter die Kulissen. Denn es ist Zeit, die Kleider zu wechseln.
Wir leben in einer sogenannten zivilisierten Gesellschaft. Es gilt, Regeln zu befolgen, ob Sie wollen oder nicht. Eine dieser Regeln lautet: Leute, zieht Euch warm an! Und vor allem: Zieht Euch überhaupt etwas an! Außer, Sie leben in einem Nudisten-Camp oder legen sich in den Englischen Garten, um nahtlos Hautkrebs zu bekommen. Ansonsten haben Sie je nach gesellschaftlichem "Dresscode" die Wahl zwischen Löcherjeans und kleinem Schwarzen, Sneakers oder High Heels, Skatershirt oder Businessanzug. Kapazität Ihres Geldbeutels und Markenaffinität verursachen dann die Qual der Wahl. Diese wird noch größer, wenn Sie einen, besser mehrere Gedanken darauf verschwenden, wie das, was Sie anziehen, eigentlich entsteht: Wo wird produziert, aus welchem Material, mit oder ohne Kinderarbeit. Wüssten Sie es, müssten Sie zivilen Ungehorsam leisten und nichts mehr anziehen. Oder Ihre Haltung ändern und sich ab sofort öko-bewusst einkleiden. Was leichter ist, als Sie denken. Vorausgesetzt, Sie denken überhaupt.
Das weiße Gold
Levi Strauss, deutscher Einwanderer, hat viel gedacht, als er 1853 in San Francisco Hosen für Arbeiter komplett aus Hanf anfertigen ließ. Keine andere Faser war widerstandsfähiger, nässeresistenter, schmutzabweisender. Beim Anbau genügsam im Wasserverbrauch und zudem schädlingsresistent. Der Kraft-Aufwand allerdings, Hanf zu verarbeiten, war wesentlich höher als bei Baumwolle. Für sie wurde 1793 die "Cotton-Gin" (von: Engine), die Baumwoll-Maschine erfunden - Sensation, Revolution und Beginn der industriellen Verarbeitung. Dass Hanf zudem noch der Bewusstseinserweiterung dient, war u.a für die in den USA gerade beginnende Nylon-Kunstfaser-Industrie ein ideales Argument, Anfang des 20. Jahrhunderts den Hanfanbau zu verbieten; eine maschinelle Technik zur Verarbeitung konnte sich so nicht entwickeln. Den Siegeszug trat also die Baumwolle an, und mit ihr eine Bewusstseinserweiterung der anderen Art: Man konnte damit reich werden. Damals wie heute.
Anfang 2011 notierte die Bremer Baumwollbörse einen Preisanstieg von über 150 Prozent pro Pound Baumwolle gegenüber 2010. Das liegt u.a. an der Nachfrage aus China und Indien für gestiegenen Eigenbedarf, an Lieferengpässen aus Australien und Pakistan auf Grund von Flutkatastrophen und an Prämienzahlungen für rasche Lieferung. Ein begehrtes Gut also, Baumwolle. Hautfreundlich, weicher und angenehmer als Leinen, unempfindlicher als Seide. Und in Verbraucherköpfen hält sich hartnäckig die Meinung, ein Textil aus Baumwolle sei "besser" als eines aus z.B. Kunstfasern, da "natürlich". Dass ein "100%-Baumwoll-T-Shirt", das nicht strengen ökologischen Maßstäben entspricht, alles andere als "natürlich" ist, will im Kaufrausch am Wühltisch keiner wissen: So kann das "100%-Baumwoll-T-Shirt" z.B. aus 73 Prozent Baumwolle, 2 Prozent Polyacryl, 8 Prozent Farbstoffen, 14 Prozent Harnstoff-Formaldehydharz, 3 Prozent Weichmacher und 0,3 Prozent optischen Aufhellern bestehen. Solange die textilen Fasern genannt sind, darf auf dem Etikett stehen: 100% Baumwolle.
5-70-37-30-1-7000-20000-27-2011-4-140-25-10-2-1,5-20000-25-50-100-???
Sie schaffen die logische Fortführung dieses Intelligenztests nicht? Macht nichts. Diese Zahlen haben nichts mit Intelligenz und nur bedingt etwas mit Logik zu tun:
Auf den 5 Kontinenten produzieren 70 Länder zwischen dem 37. nördlichen und dem 30. südlichen Breitengrad konventionelle Baumwolle in Monokultur, das "Weiße Gold". Konventionell heißt dabei: nicht bio. Baumwolle ist ein kapriziöses Malvengewächs. Die Pflanzen brauchen gleichmäßige Temperaturen, viel Sonne und noch mehr Wasser. Ein Kilo Fasern benötigt je nach Gebiet 7.000 bis über 20.000 Liter Wasser bis zur Ernte; die Gefahr sinkender Grundwasserspiegel und Bodenversalzung ist fatal. Ca. 27 Millionen Tonnen Baumwolle werden 2011 geerntet - auf lediglich ca. 4 Prozent der weltweiten Ackerfläche, und ca. 140 Millionen Menschen sind beim Anbau oder bei der Verarbeitung tätig. Etwa 25 Prozent des weltweiten Insektizid- und 10 Prozent des Pestizid-Verbrauchs werden versprüht, multinationale Chemikalienerzeuger verdienen damit ca. 2 Milliarden US-Dollar jährlich; weltweit nehmen deshalb 1,5 Mio. Arbeiter schwere Vergiftungen hin, und ca. 20.000 sterben daran. Chemisch-synthetische Dünger tun ihr Übriges; das vor der Ernte gesprühte Entlaubungsmittel, damit eine Erntemaschine die Früchte gleich von einem blattlosen Stängel pflücken kann, auch. Und 25 Prozent der Baumwolle ist heute bereits gentechnisch verändert; in den USA und China wird der Einsatz forciert und bereits auf mehr als 50 Prozent der Flächen eingesetzt. All das, damit am Ende auf unseren deutschen Wühltischen "100%-Baumwoll-T-Shirts" landen: das Stück für 5 Euro. Restabfälle finden übrigens noch bei verschiedensten anderen Produkten Verwendung: bei Ihren Autoreifen z.B. und Filmmaterialia für Ihre Urlaubsdias und bei Ihren Geldscheinen. Sie vergiften sich also beim Bezahlen Ihres "natürlichen" T-Shirts gleich doppelt.
Billigshirts und Killerjeans
Ist Ihnen heute nach dem roten oder dem blauen "5-Euro-100% Baumwoll-T-Shirt"? Egal, in beiden Fällen ist es schädlich: für Sie und für die Umwelt. Ihr T-Shirt verursacht Emissionen, die irreparable Schäden zur Folge haben. Bei der Herstellung eines Damen-T-Shirts z.B. sind das ca. fünf bis sieben Kilogramm des Treibhausgases CO2, inklusive der etwa 18.000 Flugkilometer vom afro-amerikanisch-asiatischen Baumwoll-Acker bis in Ihren deutschen Kleiderschrank. Energieaufwand: 15 bis 20 kWh. Wenn man bedenkt, dass der Durchschnittsmensch in Deutschland pro Jahr ca. elf Tonnen CO2 emittiert, mag Ihr kleines T-Shirt keine große Rolle spielen. Sie haben Recht, wenn man es mit der Jeans vergleicht, die Sie zum T-Shirt anziehen: Die Baumwolle dafür wird z.B. in den USA geerntet, in China gesponnen, auf den Philippinen gefärbt, in Thailand genäht. Was glauben Sie, wie viele Flugkilometer da zusammen kommen? Genau! Ca. 50.000! Lieben Sie Ihre Jeans auch noch im ausgebleichten "Vintage-Look", so sind Sie zwar modisch up to date, sollten aber ein sehr schlechtes Gewissen haben: Für Ihre "Used Jeans" setzen sich Arbeiter z.B. in der Türkei tödlichen Arbeitsbedingungen aus - beim sogenannten Sandblasting, dem Sandstrahlen, atmen sie quarzhaltigen Staub ein und erkranken fast zwangsläufig an tödlich verlaufender Silikose. Bergarbeiter mit gleicher Berufskrankheit erwischt es nach zehn bis 20 Arbeitsjahren - beim Sandblasting dauert es nur ein paar Monate. In der Türkei sind seit Einführung dieses Verfahrens im Jahr 2000 bis zu 10.000 ArbeiterInnen betroffen, 46 sind nachweislich daran gestorben. Sie sind die wahren "Fashion-Victims" eines Modetrends.
Ein "Mode-Opfer" ist Abdulhalim Demir, ein Jahr lang Sandstrahler für Leke Jeans, Zulieferer von Tommy Hilfiger: "46 Prozent meiner Lunge sind zerstört. Ich kann keine körperlich belastende Arbeit mehr machen. Ich kann nicht laufen. Ich bekomme schwer Luft und kann nicht gut sprechen." Seit 2009 versucht die türkische Regierung, diese Methode zu unterbinden, seit Herbst 2010 fordert das auch die "Clean Clothes Campaign" (CCC) mit Nachdruck. Über 20 Unternehmen aus Europa haben inzwischen ein Sandstrahlverbot erlassen, unter ihnen H&M, C&A, ESPRIT, LEVIS etc.. Die deutsche Modekette New Yorker hat die Technik nicht explizit verboten, Orsay und Luxusmarken wie Armani, Dolce & Gabbana, Cavalli und Versace verweigern bisher Informationen, und Konsequenzen. Und so wird in türkischen oder fernasiatischen Hinterhöfen immer noch fleißig sandgestrahlt. Und gestorben.
Auch sonst sind die textilen Arbeitsbedingungen oft unzumutbar. In Bangladesh z.B. schuften Hunderttausende in der Textilindustrie, sechs bis sieben Tage pro Woche, bis zu 16 Stunden täglich, der Lohn reicht kaum zur Existenz. Feuersicherheit in Nähfabriken ist Nebensache, im Februar 2010 erst gab es bei einem Brand 21 Tote und 50 Verletzte; die Entschädigung war minimal. "Die Ausbeutung zahlt sich für hiesige Unternehmen aus, und die Wirtschaftsbosse in Bangladesh freuen sich ebenso", so Julia Thimm von INKOTA/CCC. INKOTA ist eine der 21 deutschen Trägerorganisationen der Kampagne für Saubere Kleidung. Die Clean Clothes Campaign ist europaweit in 15 Ländern aktiv und engagiert sich mit 300 Partner-Organisationen weltweit für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie. H&M mit ca. 700 Zulieferern setzt sich inzwischen für die Anhebung des Mindestlohnes ein, und pro Liefervertrag muss der H&M "code of conduct" samt Richtlinien ökologisch-chemischer Standards unterzeichnet werden; statistisch gesehen wird das 1,5 Mal pro Jahr pro Unternehmen geprüft. Die CCC kritisiert allerdings noch die Untersuchungsverfahren. Und Ende 2010 hat die Regierung von Bangladesh die Mindestlohn-Anhebung verabschiedet. Für die unterste Einkommensgruppe sind das statt bisher ca. 17 Euro nun ca. 30 Euro. Klingt gut. Nur umgesetzt wird das bisher nicht.
Farben machen fröhlich... und krank
Sie kennen die Werbung: TRIGEMA, umweltbewusst und 100% made in Germany. Aber 90 Prozent aller anderen Textilien kommen aus dem Ausland. Vermutlich auch Ihr T-Shirt und Ihre Jeans. Und damit beides auch schimmelfrei importiert werden kann, wird mit PCP imprägniert, mit Pentachlorphenol. PCP ist seit 1989 in Deutschland auf dem Index. Das allerdings interessiert andere Textilexportländer wenig. Dumm nur, dass Sie dadurch Chlorakne, Nervenschädigungen oder Muskelschwund bekommen können. Oder sogar Herzversagen.
Psychoenergetisch lässt Rot Ihr Herz wieder kräftig schlagen, ziehen Sie also das rote T-Shirt an. Das blaue wäre nicht besser: Sogenannte synthetische Azofarbstoffe, seit Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt, können Krebs erregen. Seit 1996 in Deutschland und inzwischen auch in Europa verboten, sind sie in Asien immer noch Usus; sie kosten wenig und färben gut. Ca. 4.000 Farbstoffe verwendet man in der Textilbranche, 2.000 davon sind Azofarbstoffe. Und über 8.000 Zubereitungen von Hilfs- und Ausrüstungschemikalien setzen sich wiederum aus ca. 400 bis 600 Inhaltsstoffen zusammen. Bevorzugen Sie Ihre Kleidung also schon beim Kauf z.B. "knitter- und bügelfrei", so enthält sie Formaldehyd; nachweislich erbgutverändernd und krebserregend. Verboten ist Formaldehyd in Deutschland dennoch nicht, bei mehr als 0,15 Prozent Gewichtsanteil pro Kleidungsstück werden Sie auf dem Etikett lediglich lesen: "Enthält Formaldehyd. Es wird empfohlen, das Kleidungsstück vor dem ersten Tragen zu waschen". In importierten Textilien können Sie nach diesem Hinweis lange suchen. Sollten Sie jetzt vor Schreck Herpes bekommen - gar kein Problem: Die starke Haftung von Herpes-simplex-Viren kann, wie gerade entdeckt, durch entsprechende Imprägnierung prophylaktisch verhindert werden.
Drunter und drüber
Sie bekommen also vielleicht keinen Herpes mehr, aber gesund kann das alles trotzdem nicht sein. Ist es auch nicht. Nicht mal das, was Sie darunter tragen. Ulrike Siemers vom Umweltinstitut Bremen stellt bei kontinuierlichen Laborprüfungen fest, dass auch bei Baumwoll-Unterwäsche nicht auf Gifte verzichtet wird: "Immer wieder entdecken wir schwarze Schafe." Eine fabrikneue Baumwoll-Unterhose wird erst per Riechtest nach gefährlichen Aldehyden untersucht. Fällt der Riechtest negativ aus, heißt das noch lange nichts: Chemische Tests können z.B. Formaldehyd oder aromatische Amine nachweisen, alles potenzielle Krankmacher. Und auch weiße Wäsche ist nicht rein, sondern kann gefährliche Bleichmittel oder optische Aufheller enthalten. Sollte nun Baumwollunterwäsche sowieso nicht so Ihr Ding sein, sondern Dessous aus dem feinen Geschäft oder Latexunterwäsche aus dem Sexshop, fällt die Schadstoff-Bilanz allerdings noch schlechter aus. Aber Sex trübt ja sowieso den Verstand.
Sind Sie jedoch noch bei relativ klarem Verstand und wollen wenigstens nicht barfuß durchs Leben laufen, brauchen Sie Schuhe. Ihre Stilettos sind chic, Ihre Leder-Sneakers auch, nur leider mittels Arsen, Cadmium, Zink und etwa 197 anderen Chemikalien durchtränkt. Und das übernehmen keine Maschinen, sondern Menschen in Billiglohnländern, die per Hand Tierfelle in giftigen Brühen gerben. Das Gerbwasser wird mangels vorhandener Kläranlagen auf Straßen gespült, oder auf Felder, auf denen dann wieder angepflanzt wird. Mit Ihrer angesagten "it-Bag", auf deutsch Handtasche, dem jährlich neu dem Modetrend verpflichteten "must-have-Accessoire" für sogenannte "Fashionistas", verhält es sich nicht anders. Es handelt sich also eher um "out-Bags" und "not-must-have-Schuhe", denn diese können hoch toxisch sein: Kaliumdichromat-Rückstände z.B. können massive Allergien verursachen. Bis vor Kurzem noch unter anderem in Chemiekästen für Kinder zu finden, ist der Stoff in Deutschland nun sowohl im Chemiebaukasten als auch im Schuh verboten. Vermutlich ist also Ihre tolle Lederjacke auch giftig, Ihr Lederrock, Ihre Lederhandschuhe. Und das Tier, das Ihre Reptilienhandtasche oder das Hundehalsband für Ihren ebenfalls vierbeinigen Liebling einmal war, bevor es dafür oft lebend gehäutet wurde, um dann Gucci oder Hermès zu heißen, wird leider auch nicht wieder lebendig.
Angebot bedient Nachfrage
Verständlich, dass Sie sich inzwischen Ihre vergiftete Kleidung vom Leib gerissen haben. Und wie so oft auch jetzt vor Ihrem Kleiderschrank stehen und feststellen, dass Sie nichts zum Anziehen haben. Abhilfe naht. Der Konsument muss sein Verhalten ändern. Also Sie. Tragen Sie Naturmaterialien wie Hanf, Leinen und Seide. Oder: Bio-Baumwolle. Weltweit sind jedoch erst 0,75 Prozent des Baumwollanbaus auf 161.000 Hektar in 22 Ländern Bio-Baumwolle; führend sind die USA, Peru, Syrien, Indien, diverse afrikanische Länder und die Türkei als Wegbereiter Ende der 1980er Jahre. Bio-Baumwolle wird statt mit Chemie mit Mist und Kompost gedüngt, statt Monokultur gibt es Fruchtwechsel, gentechnisch verändertes Saatgut darf auch nicht eingesetzt werden. Auf Pestizide wird verzichtet, jedes Bio-T-Shirt erspart so rund 150 Gramm Gift auf dem Acker, und statt Entlaubungsmittel und Maschineneinsatz wird manuell gepflückt. Bio-Baumwollanbau schont also die Gesundheit der Produzenten. Und der Träger. Also Ihre. C&A Europa steht inzwischen weltweit an der Spitze der Einzelhandelsunternehmen, die Textilien aus nachhaltig angebauter Baumwolle vertreiben; allerdings sind das nur zehn Prozent ihrer gesamten Baumwollkollektion. Und H&M will bis zum Jahr 2020 ausschließlich Baumwolle aus nachhaltigeren Quellen verwenden. Andere müssen also nachziehen, wollen sie im Wettbewerb mithalten.
Dass Bio-Textilien teurer in der Verarbeitung sind, stimmt zwar, ist aber marginal, laut einer Rechnung von Charlotte Witmeur, Sourcing Manager der skandinavischen Marke Jackpot: 100 kg Bio-Baumwolle = 20 kg Garn = 16 kg Stoff = 65 T-Shirts. Jackpot zahlte 2010 inklusive Prämien 1450 Rupien mehr für 100 kg Bio-Baumwolle als für konventionelle, also etwa 0,34 Euro (Stand 2011) pro T-Shirt mehr. Um wie viel teurer das T-Shirt dann verkauft wird, hängt von der Kalkulation des jeweiligen Unternehmens ab. Meist wird der höhere Preis durch bessere Qualität und längere Haltbarkeit kompensiert. Das nennt man dann Slow Fashion - langlebige Kleidung, die einen auch lange begleitet.
Slow Fashion, Organic Fashion, Green Avantgarde
Was wäre Sex and the City ohne Manolo Blahniks gewesen! Aber stellen Sie sich Kim Cattrall bitte in veganen Schuhen vor, die Sendung wäre gefloppt. Und warum? Weil es keine veganen Manolos gibt! Ohne Highheels aber weder Sex noch City, so jedenfalls das Credo der damaligen Serienschreiber. Heute ist die Auswahl, um mal gleich bei Ihren Füßen zu bleiben, wesentlich größer: Lieben Sie es flach, können Sie z.B. bei www.lunge.com definitiv vegane Sportschuhe ordern. Bei www.toms.com/vegan-styles tun Sie damit auch gleich noch etwas für Ihr geschädigtes Gewissen: Blake Mycoskie initiierte das Projekt "One for One", bei dem für jedes seiner verkauften Paar Schuhe ein neues Paar einem bedürftigen Kind geschenkt wird. Möchten Sie das Gegenteil flacher Treter, dann ordern Sie z.B. bei www.veganshoeaddict.com/vegan-heels. Damit können Sie zumindest sicher gehen, dass kein Tier leiden musste. Ob vegan dann auch immer öko bedeutet, recherchieren Sie sicherheitshalber bitte noch von Fall zu Fall.
Schuhe haben Sie ja jetzt, also können Sie shoppen gehen. Kaufen Sie statt einer it-Bag zwei it-Bücher: Saubere Sachen von Kirsten Brodde, die als LOHAS-Anhängerin auch auf www.gruenemode.de bloggt und informiert, und Eco Fashion von Kirsten Diekamp und Werner Koch, in dem neben vielen Informationen 444 Öko-Labels vorgestellt sind, die auf www.world-of-eco-fashion.de ständig aktualisiert werden. Haben Sie zudem Kinder mit bestandenem Schulabschluss, schicken Sie sie auf die ESMOD in Berlin.
Als erste Modeschule weltweit bietet die ESMOD ab Herbst 2011 das international ausgerichtete einjährige Masterprogramm "Sustainability in Fashion" an www.esmod.de); die staatliche Anerkennung steht bevor. Friederike von Wedel-Parlow, Leiterin dieses innovativen Studienganges, freut sich über die Umsetzung dieser Vision: "Mit der erfolgreichen "Collection of Hope", unserem 2008 gegründeten Öko-Label, mit dessen Reinerlös Selbsthilfegruppen in Kenia unterstützt werden und dem mit der Agentur Inpolis ins Leben gerufenen Projekt "Bright Green Fashion" zur Implementierung nachhaltiger Aspekte in Kollektionen Dänischer und Deutscher Designer, haben wir zwei Veranstaltungen mit Nachhaltigkeitscharakter etabliert". Mit dem neuen Studiengang entwickelt und fördert die ESMOD nun auch ein neues CSR-Bewusstsein im Fashionbusiness: "Der ökologische Gedanke wird mit Fashion vereint, und wir sehen die Einschränkungen der Ressourcen als Chance: für neue, mutige und progressive Modekonzepte", so Frau von Wedel-Parlow.
Keine Ästhetik ohne Ethik
Erforderlich für eine wertebasierte Ökonomie ist Empathie, und für die Umsetzung braucht man eine kluge Strategie, auch in der Modebranche. "Wenn Sie ein T-Shirt für fünf Dollar kaufen, dann zahlt die Gesellschaft den wahren Preis", so die nüchterne Einschätzung der afro-amerikanischen Modedesignerin Natalia Allen, 27, aus New York, die als Gründerin von Design Futurist weltweit in persona und unter www.designfuturist.com über nachhaltige Textilindustrie aufklärt. Ihr neuestes Projekt um Textilmüllberge zu vermeiden: Verbraucher können abstimmen, welches Teil produziert werden soll. Gegen Anzahlung wird dann nach höchsten Öko-Standards gefertigt. Dieses innovative Internet-Business und Begriffe wie "Ethical Fashion" und "Clean Clothes" bringt sie z.B. staunenden Textilarbeitern in China näher, und dass ein US-Amerikaner jährlich ca. 100 kg Kleidung in den Hausmüll wirft, verfehlt seine Wirkung auch nicht. In Deutschland fallen im Gegensatz dazu pro Jahr über 700.000 Tonnen Gebrauchtkleider an, also "nur" ca. zehn kg pro Person. Tragen Sie Ihre ausrangierte Kleidung also lieber in Secondhandläden, geben Sie eine "Swap-Party" (Klamottentausch) oder sorgen Sie zumindest dafür, dass Ihre Textilien über seriöse Sammelstellen (siehe www.oeko-fair.de) wieder in den Kreislauf kommen, statt unbedacht eine Textil-"Wiederverwertungs"-Mafia durch Wegwerfmentalität zu unterstützen. Derartige Firmen verdienen mit Ihrer ausrangierten Kleidung schmutziges Geld durch textile Reimporte u.a. nach Afrika. Und zerstören damit heimische Märkte.
Egoismus nein danke, Ecoismus ja bitte
Mode befindet sich in permanentem Wandel des Zeitgeistes. Mindestens jedes halbe Jahr wird "diktiert", was Mode ist, also gekauft werden soll, um modisch mithalten zu können. Insofern ist der Begriff "Öko-Mode" undifferenziert: Öko-Kleidung sollte per definitionem nicht "Mode" werden, sondern eine Selbstverständlichkeit - in modischem Design.
Julia Starp aus der europäischen Umwelthauptstadt 2011, Hamburg, macht als eine von immer mehr Öko-Mode-Designern genau das. Sie kreiert "Design for ECOistic people", entwirft für den Ecorepublic Store des Versandhändlers OTTO und gewann den Success for Future Award 2011 für ihre kreative "Öko-Mode" <(a href=http://www.juliastarp.net> www.juliastarp.net). Sie verwendet nur Stoffe, von denen sie weiß, wo und wie sie hergestellt wurden, ihre verarbeitete Schurwolle ist pestizidfrei, und für Seidenmodelle verwendet sie sog. "Peace Silk": Artgerecht gehaltene Schmetterlingsraupen werden nicht wie konventionell üblich abgekocht, sondern dürfen noch schlüpfen. Ob man sich beim Thema Seide über die neueste Entdeckung von Forschern aus Singapur freuen darf, muss ökologisch noch geklärt werden: Setzt man dem Futter entsprechende Farbzusätze zu, spinnen die chinesischen Maulbeerspinner die Faser in der gewünschten Farbe. "Wir glauben, dass diese Entwicklung bereits in einigen Jahren in der Textilindustrie genutzt werden könnte", sagt Ming-Yong Han vom A-Star Institut für Materialforschung in Singapur. Die Menge an Farbzusatz sei minimal, ".der Einsatz von teuren Chemikalien und viel Wasser wie bei sonst üblichen Färbeprozessen wird dadurch überflüssig". Nur dumm, dass auch das z.B. zur Rosafärbung eingesetzte Rhodamin B Gesundheitsschäden verursacht. Halt nur in minimaler Dosis.
Nicht nur im vermeintlich aufgeklärten Deutschland funktionieren Lifestyle, ökologisches Bewusstsein und soziale Verantwortung, wenn man möchte. Das beweist auch Bibi Russell, ehemaliges Top-Model aus Bangladesh. Sie wurde einst mit Imam und Jerry Hall in den 1980er-Jahren auf den Catwalks der Welt berühmt. Inzwischen ist sie Designerin in London und dank Ihrer beiden Kampagnen "Fashion for Development" und "Positive Bangladesh" finden ca. 6.000 Frauen in ihrer Heimat Arbeit in der Textilbranche.
Do it yourself
Sie nähen auch gerne selbst? HobbyschneiderInnen tun sich relativ hart in der Beschaffung kleiner Mengen Öko-Meterware. Im Internet gibt es neben www.naturstoff.de nicht wirklich viele Shops mit einem großen Angebot, und in Kaufhäusern erntet man auf die Frage nach öko-zertifizierten Stoffen nur Achselzucken. Möchte man dennoch ein Kleid oder ein Sakko selbst schneidern, so kann man es wie Livia Firth machen, Frau des Oscar-Preisträgers Colin Firth, die zur Preisverleihung eine aus elf alten Kleidern entworfene Robe trug. Oder man macht es wie die kreativen Holländer von www.dutchspirit.com und verarbeitet sogenannte "Returnity"-Stoffe, eine Weltneuheit der österreichischen Firma Backhausen in Zusammenarbeit mit dem Umweltforschungsinstitut EPEA: Returnity ist der erste flammhemmende Stoff aus Trevira CS, der dem Cradle to Cradle® Prinzip entspricht; komplett wieder verwertbar durch ein spezielles, umweltfreundliches, chemisches Optimierungsverfahren für Möbel- und Dekostoffe.
Ob Bio-Baumwoll-T-Shirt oder Sakko aus Dekostoff - Ihre Kleidung muss auch mal gewaschen oder gereinigt werden. Ein Argument, warum Öko-Mode noch nicht so wirklich Fuß gefasst hat, ist laut eines Mitarbeiters von www.lana-naturalwear.de auf der BioFach 2011 die Tatsache, dass die hochwertigen Öko-Stoffe nur bedingt waschmaschinentauglich sind. Das ist in unserer Zeitmangel-Zeit tatsächlich ein erschwerender Faktor; der Textilreinigungsspezialist Fred Butler, mit zahlreichen Umweltpreisen und -siegeln ausgezeichnet, bietet ein umweltfreundliches Reinigungsverfahren mit Kohlendioxid (CO2) sogar per Versand an. Und sollten Sie einem Unternehmen mit Mitarbeitern in Berufsbekleidung vorstehen, können Sie auf die Dienste von "Europas Grünstem Waschsalon" zurückgreifen: Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind in der Unternehmensphilosophie der Fa. ALSCO großgeschrieben. Das Unternehmen hat das Siegel ÖkoPlus100, die Nutzung eines zu 100 Prozent abbaubaren Waschmittels versteht sich von selbst.
Green fashion goes future
Sollten Sie nun so richtig öko-infiziert sein, dann freuen Sie sich sicher über das Projekt, das Forscher an der Fakultät für Elektronik und Informatik der University of Southampton www.ecs.soton.ac.uk in Angriff nehmen: Nicht nur wie bisher schon bei Schuhen möglich, auch bei alltäglicher Kleidung soll Strom für MP3-Player und andere Elektronikgeräte dank eines für Textilien geeigneten piezoelektrischen aufgedruckten Materials geliefert werden. "Stoffe werden oft mit bunten Druckfarben gemustert", meint Projektleiter Steve Beeby, dann sollte das neue Verfahren auch bald möglich sein. Das Bedrucken mit dem Elektronikmaterial ist aber noch eine ziemliche Herausforderung, bis 2015 hofft der Forscher auf Marktreife - in Zukunft könnten Sie demnach eventuell als wandelnder Generator durch die Gegend laufen. "Die Technologie könnte andere direkt ins Gewebe integrierte Elektronik mit Strom versorgen. Das wäre die Energiequelle für wirklich integrierte intelligente Kleidung, die ohne externe Batterien und Kabel auskommt", schwärmt Beeby. Anwendungsgebiete wären etwa Datenhandschuhe, intelligente Schutzkleidung oder Kleidung, die Gesundheitsdaten des Trägers überwacht.
Last but green
Ob Frau Künast derartige Überwachungsbekleidung gut findet, sei mal dahingestellt. Zumindest begeistert Sie sich für Mode und vor allem für Öko-Mode, ist Schirmherrin der Modemesse thekey.to, und kauft ihre zertifizierten Öko-Blusen u.a. bei dem Berliner Label www.queenandprincess.de.
Von Dagmar Walser
ECOistic Design: Julia Starp hat den Blick und das Händchen dafür. |
Das weiße Gold
Levi Strauss, deutscher Einwanderer, hat viel gedacht, als er 1853 in San Francisco Hosen für Arbeiter komplett aus Hanf anfertigen ließ. Keine andere Faser war widerstandsfähiger, nässeresistenter, schmutzabweisender. Beim Anbau genügsam im Wasserverbrauch und zudem schädlingsresistent. Der Kraft-Aufwand allerdings, Hanf zu verarbeiten, war wesentlich höher als bei Baumwolle. Für sie wurde 1793 die "Cotton-Gin" (von: Engine), die Baumwoll-Maschine erfunden - Sensation, Revolution und Beginn der industriellen Verarbeitung. Dass Hanf zudem noch der Bewusstseinserweiterung dient, war u.a für die in den USA gerade beginnende Nylon-Kunstfaser-Industrie ein ideales Argument, Anfang des 20. Jahrhunderts den Hanfanbau zu verbieten; eine maschinelle Technik zur Verarbeitung konnte sich so nicht entwickeln. Den Siegeszug trat also die Baumwolle an, und mit ihr eine Bewusstseinserweiterung der anderen Art: Man konnte damit reich werden. Damals wie heute.
Anfang 2011 notierte die Bremer Baumwollbörse einen Preisanstieg von über 150 Prozent pro Pound Baumwolle gegenüber 2010. Das liegt u.a. an der Nachfrage aus China und Indien für gestiegenen Eigenbedarf, an Lieferengpässen aus Australien und Pakistan auf Grund von Flutkatastrophen und an Prämienzahlungen für rasche Lieferung. Ein begehrtes Gut also, Baumwolle. Hautfreundlich, weicher und angenehmer als Leinen, unempfindlicher als Seide. Und in Verbraucherköpfen hält sich hartnäckig die Meinung, ein Textil aus Baumwolle sei "besser" als eines aus z.B. Kunstfasern, da "natürlich". Dass ein "100%-Baumwoll-T-Shirt", das nicht strengen ökologischen Maßstäben entspricht, alles andere als "natürlich" ist, will im Kaufrausch am Wühltisch keiner wissen: So kann das "100%-Baumwoll-T-Shirt" z.B. aus 73 Prozent Baumwolle, 2 Prozent Polyacryl, 8 Prozent Farbstoffen, 14 Prozent Harnstoff-Formaldehydharz, 3 Prozent Weichmacher und 0,3 Prozent optischen Aufhellern bestehen. Solange die textilen Fasern genannt sind, darf auf dem Etikett stehen: 100% Baumwolle.
5-70-37-30-1-7000-20000-27-2011-4-140-25-10-2-1,5-20000-25-50-100-???
Sie schaffen die logische Fortführung dieses Intelligenztests nicht? Macht nichts. Diese Zahlen haben nichts mit Intelligenz und nur bedingt etwas mit Logik zu tun:
Auf den 5 Kontinenten produzieren 70 Länder zwischen dem 37. nördlichen und dem 30. südlichen Breitengrad konventionelle Baumwolle in Monokultur, das "Weiße Gold". Konventionell heißt dabei: nicht bio. Baumwolle ist ein kapriziöses Malvengewächs. Die Pflanzen brauchen gleichmäßige Temperaturen, viel Sonne und noch mehr Wasser. Ein Kilo Fasern benötigt je nach Gebiet 7.000 bis über 20.000 Liter Wasser bis zur Ernte; die Gefahr sinkender Grundwasserspiegel und Bodenversalzung ist fatal. Ca. 27 Millionen Tonnen Baumwolle werden 2011 geerntet - auf lediglich ca. 4 Prozent der weltweiten Ackerfläche, und ca. 140 Millionen Menschen sind beim Anbau oder bei der Verarbeitung tätig. Etwa 25 Prozent des weltweiten Insektizid- und 10 Prozent des Pestizid-Verbrauchs werden versprüht, multinationale Chemikalienerzeuger verdienen damit ca. 2 Milliarden US-Dollar jährlich; weltweit nehmen deshalb 1,5 Mio. Arbeiter schwere Vergiftungen hin, und ca. 20.000 sterben daran. Chemisch-synthetische Dünger tun ihr Übriges; das vor der Ernte gesprühte Entlaubungsmittel, damit eine Erntemaschine die Früchte gleich von einem blattlosen Stängel pflücken kann, auch. Und 25 Prozent der Baumwolle ist heute bereits gentechnisch verändert; in den USA und China wird der Einsatz forciert und bereits auf mehr als 50 Prozent der Flächen eingesetzt. All das, damit am Ende auf unseren deutschen Wühltischen "100%-Baumwoll-T-Shirts" landen: das Stück für 5 Euro. Restabfälle finden übrigens noch bei verschiedensten anderen Produkten Verwendung: bei Ihren Autoreifen z.B. und Filmmaterialia für Ihre Urlaubsdias und bei Ihren Geldscheinen. Sie vergiften sich also beim Bezahlen Ihres "natürlichen" T-Shirts gleich doppelt.
Billigshirts und Killerjeans
Viel zu wenig Lohn für viel zu viel Arbeit: in Dhaka, Bangladesh, ackern die Frauen und rattern die Maschinen für textile Massenware. |
Ein "Mode-Opfer" ist Abdulhalim Demir, ein Jahr lang Sandstrahler für Leke Jeans, Zulieferer von Tommy Hilfiger: "46 Prozent meiner Lunge sind zerstört. Ich kann keine körperlich belastende Arbeit mehr machen. Ich kann nicht laufen. Ich bekomme schwer Luft und kann nicht gut sprechen." Seit 2009 versucht die türkische Regierung, diese Methode zu unterbinden, seit Herbst 2010 fordert das auch die "Clean Clothes Campaign" (CCC) mit Nachdruck. Über 20 Unternehmen aus Europa haben inzwischen ein Sandstrahlverbot erlassen, unter ihnen H&M, C&A, ESPRIT, LEVIS etc.. Die deutsche Modekette New Yorker hat die Technik nicht explizit verboten, Orsay und Luxusmarken wie Armani, Dolce & Gabbana, Cavalli und Versace verweigern bisher Informationen, und Konsequenzen. Und so wird in türkischen oder fernasiatischen Hinterhöfen immer noch fleißig sandgestrahlt. Und gestorben.
Auch sonst sind die textilen Arbeitsbedingungen oft unzumutbar. In Bangladesh z.B. schuften Hunderttausende in der Textilindustrie, sechs bis sieben Tage pro Woche, bis zu 16 Stunden täglich, der Lohn reicht kaum zur Existenz. Feuersicherheit in Nähfabriken ist Nebensache, im Februar 2010 erst gab es bei einem Brand 21 Tote und 50 Verletzte; die Entschädigung war minimal. "Die Ausbeutung zahlt sich für hiesige Unternehmen aus, und die Wirtschaftsbosse in Bangladesh freuen sich ebenso", so Julia Thimm von INKOTA/CCC. INKOTA ist eine der 21 deutschen Trägerorganisationen der Kampagne für Saubere Kleidung. Die Clean Clothes Campaign ist europaweit in 15 Ländern aktiv und engagiert sich mit 300 Partner-Organisationen weltweit für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie. H&M mit ca. 700 Zulieferern setzt sich inzwischen für die Anhebung des Mindestlohnes ein, und pro Liefervertrag muss der H&M "code of conduct" samt Richtlinien ökologisch-chemischer Standards unterzeichnet werden; statistisch gesehen wird das 1,5 Mal pro Jahr pro Unternehmen geprüft. Die CCC kritisiert allerdings noch die Untersuchungsverfahren. Und Ende 2010 hat die Regierung von Bangladesh die Mindestlohn-Anhebung verabschiedet. Für die unterste Einkommensgruppe sind das statt bisher ca. 17 Euro nun ca. 30 Euro. Klingt gut. Nur umgesetzt wird das bisher nicht.
Farben machen fröhlich... und krank
Sie kennen die Werbung: TRIGEMA, umweltbewusst und 100% made in Germany. Aber 90 Prozent aller anderen Textilien kommen aus dem Ausland. Vermutlich auch Ihr T-Shirt und Ihre Jeans. Und damit beides auch schimmelfrei importiert werden kann, wird mit PCP imprägniert, mit Pentachlorphenol. PCP ist seit 1989 in Deutschland auf dem Index. Das allerdings interessiert andere Textilexportländer wenig. Dumm nur, dass Sie dadurch Chlorakne, Nervenschädigungen oder Muskelschwund bekommen können. Oder sogar Herzversagen.
Psychoenergetisch lässt Rot Ihr Herz wieder kräftig schlagen, ziehen Sie also das rote T-Shirt an. Das blaue wäre nicht besser: Sogenannte synthetische Azofarbstoffe, seit Anfang des 20. Jahrhunderts eingesetzt, können Krebs erregen. Seit 1996 in Deutschland und inzwischen auch in Europa verboten, sind sie in Asien immer noch Usus; sie kosten wenig und färben gut. Ca. 4.000 Farbstoffe verwendet man in der Textilbranche, 2.000 davon sind Azofarbstoffe. Und über 8.000 Zubereitungen von Hilfs- und Ausrüstungschemikalien setzen sich wiederum aus ca. 400 bis 600 Inhaltsstoffen zusammen. Bevorzugen Sie Ihre Kleidung also schon beim Kauf z.B. "knitter- und bügelfrei", so enthält sie Formaldehyd; nachweislich erbgutverändernd und krebserregend. Verboten ist Formaldehyd in Deutschland dennoch nicht, bei mehr als 0,15 Prozent Gewichtsanteil pro Kleidungsstück werden Sie auf dem Etikett lediglich lesen: "Enthält Formaldehyd. Es wird empfohlen, das Kleidungsstück vor dem ersten Tragen zu waschen". In importierten Textilien können Sie nach diesem Hinweis lange suchen. Sollten Sie jetzt vor Schreck Herpes bekommen - gar kein Problem: Die starke Haftung von Herpes-simplex-Viren kann, wie gerade entdeckt, durch entsprechende Imprägnierung prophylaktisch verhindert werden.
Drunter und drüber
Sie bekommen also vielleicht keinen Herpes mehr, aber gesund kann das alles trotzdem nicht sein. Ist es auch nicht. Nicht mal das, was Sie darunter tragen. Ulrike Siemers vom Umweltinstitut Bremen stellt bei kontinuierlichen Laborprüfungen fest, dass auch bei Baumwoll-Unterwäsche nicht auf Gifte verzichtet wird: "Immer wieder entdecken wir schwarze Schafe." Eine fabrikneue Baumwoll-Unterhose wird erst per Riechtest nach gefährlichen Aldehyden untersucht. Fällt der Riechtest negativ aus, heißt das noch lange nichts: Chemische Tests können z.B. Formaldehyd oder aromatische Amine nachweisen, alles potenzielle Krankmacher. Und auch weiße Wäsche ist nicht rein, sondern kann gefährliche Bleichmittel oder optische Aufheller enthalten. Sollte nun Baumwollunterwäsche sowieso nicht so Ihr Ding sein, sondern Dessous aus dem feinen Geschäft oder Latexunterwäsche aus dem Sexshop, fällt die Schadstoff-Bilanz allerdings noch schlechter aus. Aber Sex trübt ja sowieso den Verstand.
Sind Sie jedoch noch bei relativ klarem Verstand und wollen wenigstens nicht barfuß durchs Leben laufen, brauchen Sie Schuhe. Ihre Stilettos sind chic, Ihre Leder-Sneakers auch, nur leider mittels Arsen, Cadmium, Zink und etwa 197 anderen Chemikalien durchtränkt. Und das übernehmen keine Maschinen, sondern Menschen in Billiglohnländern, die per Hand Tierfelle in giftigen Brühen gerben. Das Gerbwasser wird mangels vorhandener Kläranlagen auf Straßen gespült, oder auf Felder, auf denen dann wieder angepflanzt wird. Mit Ihrer angesagten "it-Bag", auf deutsch Handtasche, dem jährlich neu dem Modetrend verpflichteten "must-have-Accessoire" für sogenannte "Fashionistas", verhält es sich nicht anders. Es handelt sich also eher um "out-Bags" und "not-must-have-Schuhe", denn diese können hoch toxisch sein: Kaliumdichromat-Rückstände z.B. können massive Allergien verursachen. Bis vor Kurzem noch unter anderem in Chemiekästen für Kinder zu finden, ist der Stoff in Deutschland nun sowohl im Chemiebaukasten als auch im Schuh verboten. Vermutlich ist also Ihre tolle Lederjacke auch giftig, Ihr Lederrock, Ihre Lederhandschuhe. Und das Tier, das Ihre Reptilienhandtasche oder das Hundehalsband für Ihren ebenfalls vierbeinigen Liebling einmal war, bevor es dafür oft lebend gehäutet wurde, um dann Gucci oder Hermès zu heißen, wird leider auch nicht wieder lebendig.
Angebot bedient Nachfrage
Recycle Philosophy auf italienisch von RIZIERI |
Dass Bio-Textilien teurer in der Verarbeitung sind, stimmt zwar, ist aber marginal, laut einer Rechnung von Charlotte Witmeur, Sourcing Manager der skandinavischen Marke Jackpot: 100 kg Bio-Baumwolle = 20 kg Garn = 16 kg Stoff = 65 T-Shirts. Jackpot zahlte 2010 inklusive Prämien 1450 Rupien mehr für 100 kg Bio-Baumwolle als für konventionelle, also etwa 0,34 Euro (Stand 2011) pro T-Shirt mehr. Um wie viel teurer das T-Shirt dann verkauft wird, hängt von der Kalkulation des jeweiligen Unternehmens ab. Meist wird der höhere Preis durch bessere Qualität und längere Haltbarkeit kompensiert. Das nennt man dann Slow Fashion - langlebige Kleidung, die einen auch lange begleitet.
Slow Fashion, Organic Fashion, Green Avantgarde
Was wäre Sex and the City ohne Manolo Blahniks gewesen! Aber stellen Sie sich Kim Cattrall bitte in veganen Schuhen vor, die Sendung wäre gefloppt. Und warum? Weil es keine veganen Manolos gibt! Ohne Highheels aber weder Sex noch City, so jedenfalls das Credo der damaligen Serienschreiber. Heute ist die Auswahl, um mal gleich bei Ihren Füßen zu bleiben, wesentlich größer: Lieben Sie es flach, können Sie z.B. bei www.lunge.com definitiv vegane Sportschuhe ordern. Bei www.toms.com/vegan-styles tun Sie damit auch gleich noch etwas für Ihr geschädigtes Gewissen: Blake Mycoskie initiierte das Projekt "One for One", bei dem für jedes seiner verkauften Paar Schuhe ein neues Paar einem bedürftigen Kind geschenkt wird. Möchten Sie das Gegenteil flacher Treter, dann ordern Sie z.B. bei www.veganshoeaddict.com/vegan-heels. Damit können Sie zumindest sicher gehen, dass kein Tier leiden musste. Ob vegan dann auch immer öko bedeutet, recherchieren Sie sicherheitshalber bitte noch von Fall zu Fall.
Schuhe haben Sie ja jetzt, also können Sie shoppen gehen. Kaufen Sie statt einer it-Bag zwei it-Bücher: Saubere Sachen von Kirsten Brodde, die als LOHAS-Anhängerin auch auf www.gruenemode.de bloggt und informiert, und Eco Fashion von Kirsten Diekamp und Werner Koch, in dem neben vielen Informationen 444 Öko-Labels vorgestellt sind, die auf www.world-of-eco-fashion.de ständig aktualisiert werden. Haben Sie zudem Kinder mit bestandenem Schulabschluss, schicken Sie sie auf die ESMOD in Berlin.
Als erste Modeschule weltweit bietet die ESMOD ab Herbst 2011 das international ausgerichtete einjährige Masterprogramm "Sustainability in Fashion" an www.esmod.de); die staatliche Anerkennung steht bevor. Friederike von Wedel-Parlow, Leiterin dieses innovativen Studienganges, freut sich über die Umsetzung dieser Vision: "Mit der erfolgreichen "Collection of Hope", unserem 2008 gegründeten Öko-Label, mit dessen Reinerlös Selbsthilfegruppen in Kenia unterstützt werden und dem mit der Agentur Inpolis ins Leben gerufenen Projekt "Bright Green Fashion" zur Implementierung nachhaltiger Aspekte in Kollektionen Dänischer und Deutscher Designer, haben wir zwei Veranstaltungen mit Nachhaltigkeitscharakter etabliert". Mit dem neuen Studiengang entwickelt und fördert die ESMOD nun auch ein neues CSR-Bewusstsein im Fashionbusiness: "Der ökologische Gedanke wird mit Fashion vereint, und wir sehen die Einschränkungen der Ressourcen als Chance: für neue, mutige und progressive Modekonzepte", so Frau von Wedel-Parlow.
Keine Ästhetik ohne Ethik
Erforderlich für eine wertebasierte Ökonomie ist Empathie, und für die Umsetzung braucht man eine kluge Strategie, auch in der Modebranche. "Wenn Sie ein T-Shirt für fünf Dollar kaufen, dann zahlt die Gesellschaft den wahren Preis", so die nüchterne Einschätzung der afro-amerikanischen Modedesignerin Natalia Allen, 27, aus New York, die als Gründerin von Design Futurist weltweit in persona und unter www.designfuturist.com über nachhaltige Textilindustrie aufklärt. Ihr neuestes Projekt um Textilmüllberge zu vermeiden: Verbraucher können abstimmen, welches Teil produziert werden soll. Gegen Anzahlung wird dann nach höchsten Öko-Standards gefertigt. Dieses innovative Internet-Business und Begriffe wie "Ethical Fashion" und "Clean Clothes" bringt sie z.B. staunenden Textilarbeitern in China näher, und dass ein US-Amerikaner jährlich ca. 100 kg Kleidung in den Hausmüll wirft, verfehlt seine Wirkung auch nicht. In Deutschland fallen im Gegensatz dazu pro Jahr über 700.000 Tonnen Gebrauchtkleider an, also "nur" ca. zehn kg pro Person. Tragen Sie Ihre ausrangierte Kleidung also lieber in Secondhandläden, geben Sie eine "Swap-Party" (Klamottentausch) oder sorgen Sie zumindest dafür, dass Ihre Textilien über seriöse Sammelstellen (siehe www.oeko-fair.de) wieder in den Kreislauf kommen, statt unbedacht eine Textil-"Wiederverwertungs"-Mafia durch Wegwerfmentalität zu unterstützen. Derartige Firmen verdienen mit Ihrer ausrangierten Kleidung schmutziges Geld durch textile Reimporte u.a. nach Afrika. Und zerstören damit heimische Märkte.
Egoismus nein danke, Ecoismus ja bitte
Sexy wie ein junger Gott: durch die goettindesgluecks.com |
Julia Starp aus der europäischen Umwelthauptstadt 2011, Hamburg, macht als eine von immer mehr Öko-Mode-Designern genau das. Sie kreiert "Design for ECOistic people", entwirft für den Ecorepublic Store des Versandhändlers OTTO und gewann den Success for Future Award 2011 für ihre kreative "Öko-Mode" <(a href=http://www.juliastarp.net> www.juliastarp.net). Sie verwendet nur Stoffe, von denen sie weiß, wo und wie sie hergestellt wurden, ihre verarbeitete Schurwolle ist pestizidfrei, und für Seidenmodelle verwendet sie sog. "Peace Silk": Artgerecht gehaltene Schmetterlingsraupen werden nicht wie konventionell üblich abgekocht, sondern dürfen noch schlüpfen. Ob man sich beim Thema Seide über die neueste Entdeckung von Forschern aus Singapur freuen darf, muss ökologisch noch geklärt werden: Setzt man dem Futter entsprechende Farbzusätze zu, spinnen die chinesischen Maulbeerspinner die Faser in der gewünschten Farbe. "Wir glauben, dass diese Entwicklung bereits in einigen Jahren in der Textilindustrie genutzt werden könnte", sagt Ming-Yong Han vom A-Star Institut für Materialforschung in Singapur. Die Menge an Farbzusatz sei minimal, ".der Einsatz von teuren Chemikalien und viel Wasser wie bei sonst üblichen Färbeprozessen wird dadurch überflüssig". Nur dumm, dass auch das z.B. zur Rosafärbung eingesetzte Rhodamin B Gesundheitsschäden verursacht. Halt nur in minimaler Dosis.
Nicht nur im vermeintlich aufgeklärten Deutschland funktionieren Lifestyle, ökologisches Bewusstsein und soziale Verantwortung, wenn man möchte. Das beweist auch Bibi Russell, ehemaliges Top-Model aus Bangladesh. Sie wurde einst mit Imam und Jerry Hall in den 1980er-Jahren auf den Catwalks der Welt berühmt. Inzwischen ist sie Designerin in London und dank Ihrer beiden Kampagnen "Fashion for Development" und "Positive Bangladesh" finden ca. 6.000 Frauen in ihrer Heimat Arbeit in der Textilbranche.
Do it yourself
Sie nähen auch gerne selbst? HobbyschneiderInnen tun sich relativ hart in der Beschaffung kleiner Mengen Öko-Meterware. Im Internet gibt es neben www.naturstoff.de nicht wirklich viele Shops mit einem großen Angebot, und in Kaufhäusern erntet man auf die Frage nach öko-zertifizierten Stoffen nur Achselzucken. Möchte man dennoch ein Kleid oder ein Sakko selbst schneidern, so kann man es wie Livia Firth machen, Frau des Oscar-Preisträgers Colin Firth, die zur Preisverleihung eine aus elf alten Kleidern entworfene Robe trug. Oder man macht es wie die kreativen Holländer von www.dutchspirit.com und verarbeitet sogenannte "Returnity"-Stoffe, eine Weltneuheit der österreichischen Firma Backhausen in Zusammenarbeit mit dem Umweltforschungsinstitut EPEA: Returnity ist der erste flammhemmende Stoff aus Trevira CS, der dem Cradle to Cradle® Prinzip entspricht; komplett wieder verwertbar durch ein spezielles, umweltfreundliches, chemisches Optimierungsverfahren für Möbel- und Dekostoffe.
Ob Bio-Baumwoll-T-Shirt oder Sakko aus Dekostoff - Ihre Kleidung muss auch mal gewaschen oder gereinigt werden. Ein Argument, warum Öko-Mode noch nicht so wirklich Fuß gefasst hat, ist laut eines Mitarbeiters von www.lana-naturalwear.de auf der BioFach 2011 die Tatsache, dass die hochwertigen Öko-Stoffe nur bedingt waschmaschinentauglich sind. Das ist in unserer Zeitmangel-Zeit tatsächlich ein erschwerender Faktor; der Textilreinigungsspezialist Fred Butler, mit zahlreichen Umweltpreisen und -siegeln ausgezeichnet, bietet ein umweltfreundliches Reinigungsverfahren mit Kohlendioxid (CO2) sogar per Versand an. Und sollten Sie einem Unternehmen mit Mitarbeitern in Berufsbekleidung vorstehen, können Sie auf die Dienste von "Europas Grünstem Waschsalon" zurückgreifen: Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind in der Unternehmensphilosophie der Fa. ALSCO großgeschrieben. Das Unternehmen hat das Siegel ÖkoPlus100, die Nutzung eines zu 100 Prozent abbaubaren Waschmittels versteht sich von selbst.
Green fashion goes future
Sollten Sie nun so richtig öko-infiziert sein, dann freuen Sie sich sicher über das Projekt, das Forscher an der Fakultät für Elektronik und Informatik der University of Southampton www.ecs.soton.ac.uk in Angriff nehmen: Nicht nur wie bisher schon bei Schuhen möglich, auch bei alltäglicher Kleidung soll Strom für MP3-Player und andere Elektronikgeräte dank eines für Textilien geeigneten piezoelektrischen aufgedruckten Materials geliefert werden. "Stoffe werden oft mit bunten Druckfarben gemustert", meint Projektleiter Steve Beeby, dann sollte das neue Verfahren auch bald möglich sein. Das Bedrucken mit dem Elektronikmaterial ist aber noch eine ziemliche Herausforderung, bis 2015 hofft der Forscher auf Marktreife - in Zukunft könnten Sie demnach eventuell als wandelnder Generator durch die Gegend laufen. "Die Technologie könnte andere direkt ins Gewebe integrierte Elektronik mit Strom versorgen. Das wäre die Energiequelle für wirklich integrierte intelligente Kleidung, die ohne externe Batterien und Kabel auskommt", schwärmt Beeby. Anwendungsgebiete wären etwa Datenhandschuhe, intelligente Schutzkleidung oder Kleidung, die Gesundheitsdaten des Trägers überwacht.
Last but green
Hoffnung auf vier Rollen: Bleed organic clothing und die Punkrockband Radio Havanna machen für ein Charity-Projekt gemeinsam ein tolle Sache: Der Erlös des von ihnen entworfenen öko-zertifizierten T-Shirts unterstützt die Initiative skate-aid, die Kinder- und Jugendprojekte in weltweiten Krisengebieten und Brennpunkten fördert. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch nachahmenswert! www.skate-aid.org / www.bleed-clothing.com |
Wo auch immer Sie nun Ihre Bluse oder Ihr Hemd kaufen, tun Sie das bitte bewusst und möglichst ökologisch. Und Ihr "100%-Baumwoll-T-Shirt" und Ihre "Used Jeans" schicken Sie am besten an Tobias Juretzek nach Kassel, damit er Ihre unökologischen Textilien zu einem seiner "Rememberme Chairs" presst, mit denen er die Mailänder Möbelmesse 2011 begeisterte. Und dann ziehen Sie bitte ihre neue dunkelblaue Öko-Jeans an, legen sich angezogen damit in die Badewanne, schrubben mit einem Bimsstein oder einer Bürste und Backpulver aus dem Bioladen so lange darauf herum, bis sie schön bleich ist. Da das zugegebenermaßen ein bisschen länger dauert als beim Sandblasting, haben Sie nun genügend Zeit, um währenddessen etwas zu erfinden, worauf die grüne Modewelt bisher dringend wartet: den Öko-Reißverschluss!
Von Dagmar Walser
Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 18.07.2011
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