Empört Euch

Sabine Braun zieht Bilanz aus dem Monat Oktober

Mit diesem Aufruf motivierte und bestätigte der französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel im Herbst 2010 die gegen Sozialabbau und Zukunftslosigkeit protestierenden Jugendlichen in Frankreich, Spanien und Portugal. Mit der Bewegung "Occupy Wall Street" ist die Empörung breiter gesellschaftlicher Schichten nun an den großen Finanzplätzen angekommen und manifestiert sich in New York ebenso wie in London und Frankfurt. Im Zentrum der Kritik: das globale Finanzsystem und die mangelnde Einsicht der Banker, die sich bald nach der Finanzkrise wieder hohe Boni gegönnt haben.

Sabine Braun
Es ist nicht mehr das Gefühl mancher, sondern eine Gewissheit vieler, dass das Prinzip der Gewinnmaximierung und die Gier Einzelner unsere Zukunft gefährden. Sorgen, die über das eigene Wohl hinausreichen, äußerten sich im Oktober nicht nur auf Straßen und Plätzen, sondern auch in Umfragen: Trotz aller wirtschaftlichen Unsicherheit blieb der Klimawandel weiterhin die größte Sorge der Europäer, so das Ergebnis einer Eurobarometer-Sonderumfrage. Über zwei Drittel der Europäer betrachten den Klimawandel als sehr ernstes Problem. Für 51 Prozent stellt er die größte globale Bedrohung dar, in Deutschland waren sogar 66 Prozent dieser Meinung. Und fast 79 Prozent der befragten Deutschen waren überzeugt, dass die Bekämpfung des Klimawandels und ein effizienterer Umgang mit Energie Wirtschaft und Beschäftigung fördern würden. Auch die jüngst veröffentlichte dritte Trendstudie der Otto Group zum Thema ethischer Konsum lässt einen fortschreitenden Sinneswandel in der Bevölkerung erkennen: Sowohl die Ausgabebereitschaft als auch die Kaufhäufigkeit für nachhaltige Waren seien in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Fast 44 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie aktuell mehr Geld für fair gehandelte oder klimafreundlich hergestellte Waren ausgeben als noch 2009.

Verantwortung für die Auswirkungen in der Gesellschaft
Für die Europäische Kommission also gerade die richtige Zeit, um ihre neue CSR-Strategie zu veröffentlichen. Sie bezieht sich auf den Zeitraum 2011 bis 2014 und beinhaltet auch eine neue Definition, wonach "CSR die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft" ist. Die Kommission kündigt Maßnahmen in verschiedenen Bereichen an ("grüne" Werbung, öffentliche Beschaffung, Offenlegung von Informationen über die Anlageregeln von Investmentfonds etc.) und setzt auf Transparenz des unternehmerischen Handelns: "Um gleiche Ausgangsbedingungen zu gewährleisten, wird die Kommission, wie in der Binnenmarktakte angekündigt, einen Vorschlag für eine Rechtsvorschrift über die Transparenz der sozialen und ökologischen Informationen präsentieren, die von den Unternehmen aller Branchen bereitgestellt werden. Eine Folgenabschätzung möglicher Optionen für diesen Vorschlag, zu denen auch ein Verfahren zur Prüfung der Wettbewerbsbedingungen und ein KMU-Test gehören, wird derzeit vorgenommen."

Auch der Mitte Oktober vom Rat für Nachhaltige Entwicklung beschlossene Deutsche Nachhaltigkeitskodex setzt auf Transparenz - als Kontrollinstanz und Akzeptanzinstrument - und fußt im Wesentlichen auf den Kriterien der Global Reporting Initiative sowie den ESG-Indikatoren der EFFAS (European Federation of Financial Analyst Societies). Unternehmen, die ihn unterzeichnen, würden Nachhaltigkeitsleistungen mit einer höheren Verbindlichkeit transparent und vergleichbar machen, so der Rat. Er eigne sich für Unternehmen jeder Größe und Rechtsform. Man darf dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex nun Erfolg und Respekt wünschen. Denn seine große Schwester, der Deutsche Corporate Governance Kodex, leidet leider immer wieder mal unter der Missachtung von Unternehmen, Vorständen und Aufsichtsräten: Dass Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG und einer der Väter des Kodex für gute und transparente Unternehmensführung, vor seinem 70. Geburtstag noch schnell die Altersgrenze für Aufsichtsräte bei Siemens anheben lässt, hat viele recht empört.

Europäische CSR-Strategie: www.ec.europa.eu

Deutscher Nachhaltigkeitskodex: www.nachhaltigkeitsrat.de

Quelle:
Wirtschaft | CSR & Strategie, 28.10.2011

     
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