BIOFACH 2025

Logistik im Grünen

Warum ein Güterverkehrszentrum Esel und Wildblumen beheimatet - und damit Kröten anlockt

Von Gisela Blaas

Logistik frisst Flächen. Verkehr macht Lärm. Vielerorts ist das Image der Branche schlecht, nicht in Augsburg. Das junge und grüne GVZ Region Augsburg zeigt, wie sich ein Güterverkehrszentrum in die Natur einfügen und zum Naherholungsgebiet werden kann.

I-A: Esel weiden auf den naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen im Güterverkehrszentrum Region Augsburg.
Foto: © GVZ Augsburg
Immer mehr Unternehmen schreiben sich den schonenden Umgang mit Ressourcen auf die Fahne. Logistik soll grün sein. Dabei spielen Verkehrsknotenpunkte im Schnittpunkt von Schiene und Straße eine große Rolle. Aus ökonomischer und ökologischer Sicht erfüllt das Güterverkehrszentrum Region Augsburg viele Ansprüche ansiedelnder Unternehmen. Denn es trägt in ausgewogener Balance zwischen Wirtschaft, Mensch und Umwelt mit strikten Leitbildern der Natur Rechnung.

Auf zwei Teile Logistik kommt ein Teil Natur

Etwa ein Drittel des gesamten Logistikstandorts besteht aus Grünflächen. Der größte Teil davon ist mit zahlreichen Wegen und Bänken öffentlich zugänglich. Seit dem Frühjahr 2011 weiden auf 1,3 Hektar der naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen 13 Esel. Ein Projekt, das nicht nur die kostengünstige Pflege der Grünflächen unterstützt, sondern auch für Sympathiepunkte bei der Bevölkerung sorgt. Nach anfänglichen Vorbehalten und Ängsten schätzen die Anwohner aus dem nahegelegenen Augsburger Stadtteil Bärenkeller heute das Gelände als Naherholungsgebiet. Auch mancher rastende LKW-Fahrer zieht mit einem vom Mercedes-Benz Nutzfahrzeug-Zentrum als Kundenservice gestellten E-Bike während der Reparatur des Fahrzeugs seine Runden. Als grünes GVZ lebt das Gelände langfristig auch die Idee des minimalen Energieverbrauchs, der optimierten Energieerzeugung, zum Beispiel durch Solarenergie und der Synergieeffekte durch Recycling- und Verwertungskonzepte für spartentypische Abfallprodukte wie Kartonagen oder Folien. Im Einklang mit der Natur und mit Weitblick für nachfolgende Generationen wurde das 112 Hektar große Areal deshalb in enger Zusammenarbeit mit den Fachbehörden des Naturschutzes entwickelt.

Statt Lärm und Gestank: Durch zahlreiche Biodiversitätsmaßnahmen dient das Güterverkehrszentrum der Region Augsburg Jung und Alt als Naherholungsgebiet.
Foto: © GVZ Augsburg
Wo Mensch, LKW und Kröte ihren Platz finden

Die Planer setzten von Anfang an auf klare Leitbilder im Umgang mit dem Naturhaushalt sowie dem Orts- und Landschaftsbild. Für einen sparsamen Wasserhaushalt sorgt die intelligente Erschließung in Kombination mit flächensparender Bauweise und wasserdurchlässigen Belägen. Die Böden im Güterverkehrszentrum sind nur insoweit versiegelt, wie es notwendig erscheint. Unbelastetes Oberflächenwasser kann flächig oder punktuell versickern. Klimatisch profitiert der Raum von breiten Grünzügen. Als Durchlüftungsbahnen übernehmen sie eine wichtige lufthygienische und klimatische Ausgleichsfunktion. Die umliegende gehölzbetonte Agrarlandschaft vernetzt sich in den Ausläufern des Gebiets über biotopbegünstigende Flächen, gestaltet aus den großflächigen Erdbewegungen der Baumaßnahmen. Ohne spezielle Biotopentwicklung bereichern magere Rohbodenstandorte und wechselfeuchte Bereiche die Lebensraumvielfalt. Dieser erhebliche Aufwand für Vegetationsstrukturen und Bodengestaltung sowie eine Untertunnelung der Verkehrsstraßen fördert den Artenschutz für Flora und Fauna. Neben zahlreichen Wildblumen findet zum Beispiel eine im südlichen Planungsgebiet registrierte Population Wechselkröten (Rote Liste Bayern 1) hier ihren Platz.

Keine nachhaltige Logistik ohne kombinierten Verkehr

Der beim GVZ befindliche Kreuzungspunkt wichtiger Schienen- und Straßenverbindungen legt den Bau eines Terminals für den kombinierten Verkehr nahe, als ein wichtiger Faktor ressourcenschonender Logistikkonzepte. Für ein modernes Umschlagterminal sind im GVZ Region Augsburg derzeit zehn Hektar Fläche reserviert, ausreichend Platz für die schnelle Abfertigung von Ganzzügen. Mit der Inbetriebnahme löst das Terminal voraussichtlich 2013 den bisherigen, sehr ausgelasteten Umschlagbahnhof in Augsburg-Oberhausen ab. Die Planung dafür treibt die Terminalinvestitionsgesellschaft Augsburg (TIA) voran, ein Zusammenschluss der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS) mit der Augsburger Localbahn und einer heimischen Spedition. Langfristig entlastet diese Verknüpfung von Straße und Schiene die Region von rund 100.000 Lkw-Fahrten pro Jahr. Auf dieser Basis finden verantwortungsbewusste Unternehmer, die den Klimaschutz, die Wettbewerbsfähigkeit und das eigene umweltbewusste Image fördern möchten, im GVZ Region Augsburg einen Standort, der nachhaltige Unternehmensstrategien in jeder Hinsicht unterstützt.

Elektrische Pause: Rastende Berufskraftfahrer, die ihr Fahrzeug in der Reparatur haben, können mit Leih-E-Bikes eine Runde ziehen.
Foto: © GVZ Augsburg
Nachfrage bestätigt die Investition in die Umwelt

Das grüne Konzept ist aufgegangen. Seit dem Spatenstich wurden über 40 Prozent der 62 Hektar großen Nutzfläche verkauft. Ausschlaggebend ist die gute Lage mit direktem Anschluss an die Autobahn A8, die Bundesstraßen B2 und B17 sowie an das Netz der Deutschen Bahn. Ein weiterer Pluspunkt: die Augsburger Localbahn mit städtischem Ringnetz und regionalen Achsen nach Schongau und Ingolstadt. Mit ihren Logistikimmobilien in Betrieb gegangen sind bereits die GKM, die Hermes Logistik Gruppe für Expressdienste, die Honold Logistik Gruppe aus Ulm, der Containerlogistiker Kloiber aus Petershausen und das europaweit modernste Mercedes-Benz Nutzfahrzeugzentrum. Nach wie vor größter Investor am Standort ist der Immobilienentwickler Prologis mit einem Logistikpark für Logistikdienstleister und Serviceanbieter auf einer Fläche von 93.000 m2.

Grüner Geheimtipp für umweltbewusste Investoren

Unter den bayerischen Logistikstandorten gilt Augsburg als Hidden Champion und gute Alternative zu München. Das kaufkräftige und produktionsstarke Gebiet mit guter Logistikinfrastruktur und hoher Nachfrage nach Logistikdienstleistung liegt mitten in der "Goldenen Banane". Als Gebiet mit hoher Finanzkraft erstreckt es sich im europäischen Wirtschaftsraum von Nordspanien über Norditalien durch die Metropolregion München, das Rhein-Main-Gebiet und das Ruhrgebiet bis in den Süden der Niederlande. Seine Spitze ragt über Nordbelgien bis in das Gebiet zwischen London und Manchester. Im Hinblick auf internationale, nationale und regionale Logistik schätzen Investoren die Sicherheit nachhaltiger Wirtschaftskraft in Verbindung mit grünen Pluspunkten.

Quelle:
Umwelt | Biodiversität, 14.03.2012

     
        
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