Risikomanagement
... und die Rolle von Corporate Social Responsibility (CSR)
Die globalen Megatrends der Nachhaltigkeit wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und demographischer Wandel gewinnen für Unternehmen an Bedeutung. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise wurde erneut die Frage aufgeworfen, ob die Risikomanagementsysteme von Unternehmen ausreichend gut funktionieren. Vor diesem Hintergrund wurden im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Schnittstellen zwischen CSR und Risikomanagement untersucht.
Dass sich die Risikolandschaft für Unternehmen in den letzten Jahren verändert hat, macht ein Blick auf die Risikoberichterstattung von Unternehmen deutlich. Die 2010 durchgeführte Analyse von Geschäftsberichten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA zeigt, dass in den dort enthaltenen Risikoberichten eine Reihe von Risiken auftaucht, die aus den Megatrends der Nachhaltigkeit resultieren. So wird beispielsweise von einem deutschen Automobilhersteller eine veränderte Nachfrage hin zu kleineren, verbrauchsgünstigeren Fahrzeugen und eine stark gestiegene Sensibilität der Kunden hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge als relevantes Risiko beschrieben. Und nicht wenige Unternehmen sprechen Preisrisiken bei Rohstoffen an.
Bei der Auswertung der Risikoberichte wurden die von den Unternehmen angesprochenen Risiken den relevanten Megatrends zugeordnet. Dabei zeigte sich, dass von Automobilherstellern häufig Risiken angesprochen wurden, die sich letztlich auf den Klimawandel zurückführen lassen, während Energieversorger in den Geschäftsberichten zum Jahr 2009 häufig Preisrisiken und somit Effekte aus der Knappheit an Rohstoffen vor Augen hatten (Abbildung 1). Unternehmen sehen sich also neben den klassischen Risiken durchaus mit einer Reihe von Nachhaltigkeitsrisiken konfrontiert.
Nachhaltigkeitsrisiken müssen längerfristig betrachtet werden
Im Grunde findet das Vermeiden und Reduzieren von Risiken überall im Unternehmen statt. Denn durch festgelegte Vorgaben, Abläufe und interne Kontrollmechanismen werden bereits in den einzelnen Funktionsbereichen ständig Risiken reduziert, sei es in der Beschaffung durch Lieferantenaudits oder in der Produktion durch Sicherheitsvorschriften. In das gesetzlich vorgeschriebene formale Risikomanagement gelangen nur jene Risiken, die nicht erstens schon vorher vermieden wurden und die zweitens als bestandsgefährdend eingestuft werden. Der Ablauf des Risikomanagementprozesses besteht in der Regel aus Risikoidentifikation, Risikoanalyse, Risikobewertung und Risikobewältigung. Die Kernbestandteile eines umfassenden Risikomanagementsystems sind in einer Reihe von Normen festgelegt, wie z.B. der ISO-Norm zum Risikomanagement (ISO 31000).
Die Ausgangsannahme des Projektes, dass das formale Risikomanagement angepasst werden muss, um auch alle Risiken aus den Megatrends der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, wurde im Projektverlauf verworfen. Denn aufgrund der gesetzlichen Vorgaben in Deutschland werden im formalen Risikomanagementsystem in der Regel nur Risiken mit einem Zeithorizont von bis zu 24 Monaten erfasst. Der Betrachtungshorizont, der für die Nachhaltigkeitsrisiken angelegt werden muss, ist jedoch deutlich länger. Somit muss das Blickfeld über das formale Risikomanagement hinaus erweitert werden. Diese Horizonterweiterung kann ein anspruchsvolles CSR-Management leisten und dafür z.B. bei der Strategieentwicklung entsprechend zuarbeiten.
CSR-Management erweitert den Blick
Wie also sollte CSR-Management gestaltet sein, um den Blick für Nachhaltigkeitsrisiken im Unternehmen zuverlässig sicherzustellen? Gutes CSR-Management zeichnet sich unter anderem durch eine langfristige Perspektive, Offenheit für die Anliegen der Stakeholder sowie durch Antizipationsfähigkeit aus (Abbildung 2).
In der Praxis sind diese Merkmale bei Unternehmen, die CSR und Nachhaltigkeitsmanagement schon länger integriert haben, bereits anzutreffen. Belege finden sich dann auch in der Berichterstattung. Henkel schreibt beispielsweise in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2009, dass aus dem Stakeholderdialog wichtige Impulse für das Innovations- und Risikomanagement gewonnen werden. Die Chemieunternehmen BASF und Bayer geben beide an, dass Nachhaltigkeitsthemen und globale Trends im Hinblick auf Chancen und Risiken untersucht werden und in die Strategie des Unternehmens einfließen.
Fazit: Die Risiken aus den Nachhaltigkeitstrends systematisch berücksichtigen
CSR und Risikomanagement weisen viele Überschneidungen auf. In beiden Fällen geht es darum, das Unternehmen kurzfristig vor Schaden zu bewahren und langfristig erfolgreiche Strategien anzuregen. Hierfür lassen sich folgende Empfehlungen treffen:
Die Autoren sind für das Institute 4 Sustainability tätig.
Weiterführende Informationen
Broschüre:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2011): Verantwortung neu denken: Risikomanagement und CSR, Berlin.
Download unter: www.bmu.de.
Hintergrundstudie:
Loew T., Clausen J., Rohde F. (2011): CSR und Risikomanagement. Gesetzliches und freiwilliges Risikomanagement und die Rolle von Corporate Social Responsibility, Berlin, Hannover.
Download unter: www.4sustainability.org.
Das Projekt "Risikomanagement und CSR" wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums gemeinsam von future e.V., Borderstep Institut und dem Institute 4 Sustainability durchgeführt.
Dass sich die Risikolandschaft für Unternehmen in den letzten Jahren verändert hat, macht ein Blick auf die Risikoberichterstattung von Unternehmen deutlich. Die 2010 durchgeführte Analyse von Geschäftsberichten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA zeigt, dass in den dort enthaltenen Risikoberichten eine Reihe von Risiken auftaucht, die aus den Megatrends der Nachhaltigkeit resultieren. So wird beispielsweise von einem deutschen Automobilhersteller eine veränderte Nachfrage hin zu kleineren, verbrauchsgünstigeren Fahrzeugen und eine stark gestiegene Sensibilität der Kunden hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge als relevantes Risiko beschrieben. Und nicht wenige Unternehmen sprechen Preisrisiken bei Rohstoffen an.
Bei der Auswertung der Risikoberichte wurden die von den Unternehmen angesprochenen Risiken den relevanten Megatrends zugeordnet. Dabei zeigte sich, dass von Automobilherstellern häufig Risiken angesprochen wurden, die sich letztlich auf den Klimawandel zurückführen lassen, während Energieversorger in den Geschäftsberichten zum Jahr 2009 häufig Preisrisiken und somit Effekte aus der Knappheit an Rohstoffen vor Augen hatten (Abbildung 1). Unternehmen sehen sich also neben den klassischen Risiken durchaus mit einer Reihe von Nachhaltigkeitsrisiken konfrontiert.
Abbildung 1: Häufigkeit von Risiken aus Megatrends |
Nachhaltigkeitsrisiken müssen längerfristig betrachtet werden
Im Grunde findet das Vermeiden und Reduzieren von Risiken überall im Unternehmen statt. Denn durch festgelegte Vorgaben, Abläufe und interne Kontrollmechanismen werden bereits in den einzelnen Funktionsbereichen ständig Risiken reduziert, sei es in der Beschaffung durch Lieferantenaudits oder in der Produktion durch Sicherheitsvorschriften. In das gesetzlich vorgeschriebene formale Risikomanagement gelangen nur jene Risiken, die nicht erstens schon vorher vermieden wurden und die zweitens als bestandsgefährdend eingestuft werden. Der Ablauf des Risikomanagementprozesses besteht in der Regel aus Risikoidentifikation, Risikoanalyse, Risikobewertung und Risikobewältigung. Die Kernbestandteile eines umfassenden Risikomanagementsystems sind in einer Reihe von Normen festgelegt, wie z.B. der ISO-Norm zum Risikomanagement (ISO 31000).
Die Ausgangsannahme des Projektes, dass das formale Risikomanagement angepasst werden muss, um auch alle Risiken aus den Megatrends der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, wurde im Projektverlauf verworfen. Denn aufgrund der gesetzlichen Vorgaben in Deutschland werden im formalen Risikomanagementsystem in der Regel nur Risiken mit einem Zeithorizont von bis zu 24 Monaten erfasst. Der Betrachtungshorizont, der für die Nachhaltigkeitsrisiken angelegt werden muss, ist jedoch deutlich länger. Somit muss das Blickfeld über das formale Risikomanagement hinaus erweitert werden. Diese Horizonterweiterung kann ein anspruchsvolles CSR-Management leisten und dafür z.B. bei der Strategieentwicklung entsprechend zuarbeiten.
CSR-Management erweitert den Blick
Wie also sollte CSR-Management gestaltet sein, um den Blick für Nachhaltigkeitsrisiken im Unternehmen zuverlässig sicherzustellen? Gutes CSR-Management zeichnet sich unter anderem durch eine langfristige Perspektive, Offenheit für die Anliegen der Stakeholder sowie durch Antizipationsfähigkeit aus (Abbildung 2).
In der Praxis sind diese Merkmale bei Unternehmen, die CSR und Nachhaltigkeitsmanagement schon länger integriert haben, bereits anzutreffen. Belege finden sich dann auch in der Berichterstattung. Henkel schreibt beispielsweise in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2009, dass aus dem Stakeholderdialog wichtige Impulse für das Innovations- und Risikomanagement gewonnen werden. Die Chemieunternehmen BASF und Bayer geben beide an, dass Nachhaltigkeitsthemen und globale Trends im Hinblick auf Chancen und Risiken untersucht werden und in die Strategie des Unternehmens einfließen.
Abbildung 2: Aufgaben und Merkmale eines anspruchsvollen CSR-Managements, Quelle: BMU/ Institute 4 Sustainability |
Fazit: Die Risiken aus den Nachhaltigkeitstrends systematisch berücksichtigen
CSR und Risikomanagement weisen viele Überschneidungen auf. In beiden Fällen geht es darum, das Unternehmen kurzfristig vor Schaden zu bewahren und langfristig erfolgreiche Strategien anzuregen. Hierfür lassen sich folgende Empfehlungen treffen:
- Die Risikomanagementsysteme werden derzeit in vielen Unternehmen weiterentwickelt. Gemeinsam mit dem CSR-Management sollten die Abläufe zur systematischen Berücksichtigung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsrisiken festgelegt werden.
- Die Zuständigkeiten für die Identifikation, Beobachtung und Bewertung von langfristigen Risiken sollten eindeutig geklärt werden. Dies gilt natürlich nicht nur für die Risiken, die aus den Megatrends der Nachhaltigkeit resultieren. Diese Funktion kann beispielsweise in der Unternehmensstrategie angesiedelt sein und Unterstützung vom CSR-Management erhalten.
- CSR-Aspekte sollten bereits im Vorfeld strategischer Entscheidungen einbezogen werden. Mit dem Einstieg in neue Geschäftsfelder oder mit der Auswahl von Technologien - etwa bei der Weiterentwicklung von Produkten - werden implizit und meist langfristig Risikostrukturen festgelegt. Hier sollten die möglichen Auswirkungen von Megatrends der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.
Von Friederike Rohde und Thomas Loew
Weiterführende Informationen
Broschüre:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2011): Verantwortung neu denken: Risikomanagement und CSR, Berlin.
Download unter: www.bmu.de.
Hintergrundstudie:
Loew T., Clausen J., Rohde F. (2011): CSR und Risikomanagement. Gesetzliches und freiwilliges Risikomanagement und die Rolle von Corporate Social Responsibility, Berlin, Hannover.
Download unter: www.4sustainability.org.
Das Projekt "Risikomanagement und CSR" wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums gemeinsam von future e.V., Borderstep Institut und dem Institute 4 Sustainability durchgeführt.
Quelle:
Wirtschaft | CSR & Strategie, 07.05.2012
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