Konstruktiver Wandel zieht in der Mitte der Gesellschaft immer weitere Kreise
Schon 20 Prozent der Deutschen engagieren sich aktiv "für eine bessere Welt"
Der spirituelle Dienstleister Sebastian Gronbach setzt sich mit "Public Meditation" für mehr Bewusstheit im öffentlichen Raum ein. |
Bereits jeder fünfte Deutsche wird selbst aktiv, um die Welt ein bisschen besser zu machen, wobei die Menschen sich im beruflichen oder privaten Umfeld, in Vereinen und zivilgesellschaftlichen Initiativen einbringen. Das sind die Ergebnisse aus zwei Repräsentativerhebungen, die die gemeinnützige Stiftung für Philosophie Identity Foundation aus Düsseldorf im Herbst 2011 und im Sommer 2012 realisierte.
Ökologie, Nachhaltigkeit, faire Ökonomie und ein neues Denken sind die Top-Themen des Wandels
Grund genug, einmal genauer hinzuschauen, welche Ausdrucksformen der von der Bevölkerung artikulierte Gestaltungswille bereits findet. Mit dem Internet-
Die Oecotrophologin Dr. Anne-Christin Bansleben macht die Ledergerbung umweltfreundlich und setzt auf schickes Design. |
Das Thema, das den Deutschen am meisten unter den Nägeln brennt, sind Ökologie und Nachhaltigkeit, auf die 28,1 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen. 16,3 Prozent der Umfrageteilnehmer finden, dass es mehr Spirit und ein neues Denken braucht, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. An dritter Stelle nennen 13,3 Prozent der Teilnehmer eine faire Ökonomie als wichtiges gesellschaftliches Ziel. Weitere wichtige Themenfelder, die zweistellige Zustimmungsraten verzeichneten, sind Psychologie/Bewusstseinsentwicklung (11,6 Prozent), Technologie/Wissenschaft (11 Prozent) sowie Sozialdesign/politische Partizipation (10,3 Prozent).
Anpacken! Was die neuen Vorreiter tun, um die Welt besser zu machen
Unter den 151 Nominierten finden sich bekannte Namen wie Götz Werner und Susanne Wiest, die für ein Grundeinkommen werben, der ehemalige Telekom-Vorstand Bernd Kolb, der mit seinem Club of Marrakesh ein globales Netzwerk für Nachhaltigkeit ins Leben rufen will, die Währungsexpertin und Vorreiterin für
Christoph Harrach verbindet mit der von ihm gegründeten Wertegemeinschaft Karmakonsum Spiritualität und Business zu nachhaltigem Konsum. |
Die große Mehrheit der Initiativen beruht indes auf dem Engagement von "Durchschnittsbürgern". Von den alten Eliten aus Politik und Wirtschaft unterscheidet sie, dass sie themen- und problemübergreifende Lösungen entwickeln und Netzwerke mobilisieren, anstatt dem eigenen Status zu dienen. Spendenplattformen für zivilgesellschaftliche Projekte, Gemeinwohlbilanzen, die die soziale und ökologische Verträglichkeit von Unternehmen bewerten, eine Bundeswerkstatt für kollaborative Demokratie, nachhaltige Modelle des Konsums - die Liste der Ideen, mit denen die Deutschen die Welt besser machen wollen, ist lang und vielversprechend. Die Ansätze zeigen, dass große Lösungen, die von oben nach unten durch die Politik in die Gesellschaft getragen werden, zunehmend kollaborativen Strukturen der Selbstvernetzung weichen, die die breite Bevölkerung in die Lage versetzen, selbst zu Akteuren des Wandels zu werden.
Die neue Lust auf Verantwortung
Zentrales Leitmotiv für die meisten Akteure ist es, nicht länger warten zu wollen, bis die Politik Rahmenbedingungen schafft, um ein klimaverträglicheres und sozialeres Wirtschaften zu fördern oder die politische Teilhabe der Zivilgesellschaft zu stärken. Sie zählen auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen - und auf die damit verbundenen Gestaltungsspielräume. "Spirituell betrachtet tue ich mein Dharma und folge meiner Berufung. Ich habe eine Wertegemeinschaft initiiert, die sich mit Themen wie nachhaltiges Leben, Gesundheit und Spiritualität im Kontext der Wirtschaft auseinandersetzt und verstehe mich dabei als Brückenbauer zwischen den Welten", sagt etwa Christoph Harrach, Gründer der Online-Plattform und Konferenz Karmakonsum.
Anne-Kathrin Kuhlemann, Mitgründerin der Agentur Konvergenta InterZero, betreibt Marketing für den ökologischen und ethischen Wandel. |
"Ich kann nicht einfach dasitzen und nichts tun", meint Anne-Kathrin Kuhlemann, die mit der Agentur Konvergenta InterZero Marketing für den ökologischen und ethischen Wandel betreibt. Sie verbindet Ökologie und Wirtschaftlichkeit, unter anderem indem sie neue Wirtschaftskreisläufe initiiert, die aus vermeintlichen Abfällen neue Produkte schaffen. Die Verbindung von Pragmatismus und höheren Zielen treibt auch Jakob Bilabel an, der mit seinem Think-Do-Tank thema1 unter anderem in Sachen Klimaverträglichkeit unterwegs ist. So berät er große Musikfestivals dabei, Veranstaltungen energieeffizient zu realisieren. "Wir wollen zeigen, dass Nachhaltigkeit auch Spaß machen kann. Sie darf ruhig laut und bunt sein", findet Bilabel.
Der spirituelle Dienstleister Sebastian Gronbach wiederum kümmert sich um das Gegenteil von laut, nämlich um die Stille. Mit seinem Projekt "Public Meditation" animiert er Menschen dazu, in sich zu gehen. Wenn er, beispielsweise in einem tegut-Supermarkt zwischen Fleischtheke und Kühlregal, zum Meditieren einlädt, eröffnet er neue Räume der Selbstreflektion. "Es macht keinen Sinn, einfach mehr Bewusstheit zu fordern. Wenn wir mit anderen Menschen meditieren, kann mehr Bewusstheit entstehen", so Gronbach.
Jacob Bilabel, Mitbegründer des Think-Do-Tanks Thema 1, baut Netzwerke für eine klimaverträgliche Wirtschaft auf. |
Von Nadja Rosmann
Die Identity Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung für Philosophie und realisiert Studien und Projekte zur Elite-Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft (Old und New Economy, Politik, "Novelite - Vorreiter des Wandels"), zum Selbstverständnis der Deutschen (Repräsentativ-Studien "Deutsch sein" und "Philosophie in Deutschland") sowie zur Identitätsentwicklung im Kontext von Spiritualität, Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem vergibt sie alle zwei Jahre den renommierten Meister Eckhart Preis, der mit einer Dotierung von 50.000 Euro zu den wichtigsten Wissenschaftspreisen in Deutschland zählt und Persönlichkeiten ehrt, die in ihren Arbeiten existenzielle Fragen der persönlichen, sozialen und interkulturellen Identität aufgreifen.
Die Stiftung wurde 1998 ins Leben gerufen vom Gründer der Kommunikationsagentur Kohtes Klewes (heute Ketchum Pleon), Paul J. Kohtes, und seiner Frau Margret.
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Quelle:
Gesellschaft | Politik, 04.10.2012
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