Der wahre Preis

Unternehmen kennen noch nicht alle Kosten - das soll sich bald ändern

Was kosten unsere Produkte wirklich? Der Preis, der uns im Laden begegnet, lässt die Kosten für Umwelt und Soziales außen vor. Man sieht dem Handy, der Brille, dem Gartenstuhl nicht an, ob die Arbeiter faire Löhne bekamen oder das Abwasser der Fabrikhalle giftig in die Landschaft fließt. Adrian de Groot Ruiz und sein Team wollen das ändern und Produkten den wahren Preis geben. forum Nachhaltig Wirtschaften sprach mit dem Geschäftsführer der Organisation True Price.

Adrian de Groot Ruiz und seine Organisation berechnen den wahren Preis von Produkten.
Foto: © TruePrice
Was soll True Price erreichen?

Märkte und Informationen haben viel Macht. Wir wollen diese Macht für Nachhaltigkeit nutzbar machen: Indem wir die wahren Informationen über soziale und ökologische Kosten aufzeigen und Nachhaltigkeit und Business mit "einer Sprache" zusammenbringen. Damit regen wir alle Innovationen im Bereich Technologien, Kommunikation und Finanzierung an, sich Richtung nachhaltiger Produktion und Konsum zu bewegen. Unser langfristiges Ziel ist, dass die Wirtschaft auf der Basis wahrer Preis arbeitet - denn dann würde sie alle sozialen und ökologischen Kosten so klein wie möglich halten.
Die Dinge an sich sind wertlos. Erst Menschen schreiben ihnen einen Wert zu. Kann es überhaupt einen wahren Preis geben?

Märkte spiegeln die Vorlieben der Menschen. Wahre Preise spiegeln die Vorlieben der einzelnen Menschen besser, die Preise können sozusagen "wahrer" werden.

Wirtschaftsstudenten lernen, dass der Preis sich aus Angebot und Nachfrage ergibt. Wir glauben alle, dass der Markt genau dieses Verhältnis spiegelt. Wozu dan noch die Kalkuation eines "wahren Preises"?

Angebot und Nachfrage hängen von Vorlieben, Produktionsmethoden und Informationen ab. Wenn wir den Dingen den wahren Preis geben, also alle Informationen auf den Tisch legen und so Transparenz schaffen, wollen mehr Menschen die nachhaltigen Lösungen. Und das fördert wiederum nachhaltige Innovationen und Produkte an.

Warum sollte ein Unternehmen den wahren Preis seiner Produkte kennen wollen?

Wer seinen Fortschritt messbar und anschaulich macht, kann Innovationen voranbringen. Der "wahre Preis" lässt sich mit den geschäftsrelevanten finanziellen Kennzahlen so verbinden, dass die Unternehmen damit endlich Nachhaltigkeit in ihre strategische Planung einbinden können. Und das lässt sich gut kommunizieren: Konsumenten kaufen dann Produkte mit einem guten Preis und einem guten "wahren" Preis, was die Firmen weiter anregt diesen "wahren" Preis zu senken, indem sie ökologische und soziale Kosten reduzieren.

Das klingt zwar logisch, aber doch noch sehr fern von unserer heutigen Realität.

Es geht sehr bald los! Die neuesten Entwicklungen zum Bepreisen ökologischer Auswirkungen gingen sehr schnell. Dabei spielen alle Gesellschaftsgruppen eine Rolle, doch der wichtigste Startpunkt sind die Unternehmen. Sie können ihre wahren Preise kalkulieren, verbessern und aufzeigen. Dann die Konsumenten: Sie können ihre Lieblingsmarke auffordern, ihre wahren Preise anzugeben. Die Medien sollten die Idee verbreiten. Die Politik kann langfristig Transparenz und nachhaltige Produktion anregen, indem sie Produkten mit einem guten wahren Preis Steuervorteile bietet und das Konzept in ihre eigene Beschaffung einbindet.
 
 
Interview mit Adrian de Groot Ruiz von Tina Teucher

Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 02.12.2013

     
        
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