Clevere Kaufleute
Während die Logistik auf großen Distanzen optimal organisiert ist, bereitet der Zustelldienst noch immer Probleme. Vor allem in überfüllten Innenstädten.
Hamburger Ladenbesitzer erproben neue Konzepte für die letzte Meile. Der Neue Wall ist eine der edelsten Flaniermeilen Deutschlands. Doch anders als in München, wo die Hauptachse der Innenstadt vom Hauptbahnhof bis zur Marienkirche schon vor Jahrzehnten zur Fußgängerzone erklärt wurde, drücken sich hier neben Transportern Sportwagen, SUVs, Unmengen kleinerer Stadtautos, notgedrungen in Schrittgeschwindigkeit, durch die Straßen. Nicht selten blockieren Lieferwagen die engen Einbahnstraßen für einige Minuten ganz. Für eines der umsatzstärksten Stadtgebiete Deutschlands ist das ein Problem. Doch Hamburg wäre nicht eine der bedeutendsten Hansestädte geworden, hätten die Kaufleute nicht schon immer effiziente Lösungen für Logistikprobleme gefunden. Also hat man sich mit den Spediteuren zusammengesetzt und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Die Prämissen waren klar: Kunden, die mit dem Auto bis vors Geschäft fahren möchten; Läden, die auf tägliche Warenlieferung angewiesen sind und Spaziergänger, die ungehindert an den Schaufenstern gucken möchten, sollten unter einen neuen Hut gebracht werden – die bestehenden Regeln reichten dafür einfach nicht mehr aus.
Die letzte Meile ist teuer und ein ökologisches Desaster
In der Logistikbranche gibt es für die den Weg vom Verteilzentrum zum Empfänger einen speziellen Begriff: die letzte Meile. Sie ist personalintensiv, zeitaufwendig, teuer und oft ein ökologisches Desaster. Nirgendwo sonst fallen auf dem Weg einer Sendung mehr Emissionen an, als auf der letzten Meile. Die Motoren der Transporter werden im suboptimalen Bereich betrieben, ständiges Bremsen und viele Schaltvorgänge lassen das Material schnell verschleißen. Manche Anbieter haben zwar mittlerweile Elektrofahrzeuge im Einsatz, besonders in innerstädtischen Gebieten – sie eignen sich besser für die Fahrweise der Lieferdienste und die Luft in der Stadt wird entlastet – allerdings bleiben die Autos weiterhin ein Störfaktor im Verkehr.
Als in Hamburg keine Lösung in Sicht kam, zogen sich die Logistikunternehmer nach und nach aus den Planungen zurück. Zu teuer und zu aufwendig schienen die diskutierten Umstellungen. Am Ende blieb nur ein Paketservice als Gesprächspartner für Stadt und Kaufleute übrig und man fand eine Lösung: Pakete sollen aus einem dezentralen Zwischenlager zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Empfänger gebracht werden. Seit 2012 werden nun Pakete für die Geschäfte im bekanntesten Hamburger Einkaufsviertel morgens in einem Container bereitgestellt und dann nach und nach von den Zustellern mit Sackkarre oder einem Lastenfahrrad an ihren Bestimmungsort gebracht. Enge Einbahnstraßen oder Baustellen sind seit dem für die Männer in ihrer braunen Uniform kein Problem mehr und die Transportfahrzeuge müssen nur noch für einige unhandliche Sendungen den Motor zünden.
Zwischenfazit: Erfolgreich!
Anfang des Jahres 2015 hat UPS nicht nur eine Verlängerung des Projektes verkündet, es soll nun sogar weiter ausgebaut werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt wird getestet, ob ein solches alternatives Logistikkonzept auch für größere Zustellgebiete funktionieren kann. Mittlerweile sehen auch andere Logistiker den Bedarf, neue Konzepte für die letzte Meile zu entwickeln. So hat DHL in ganz Hamburg mittlerweile 25 Elektroautomobile für die Paketzustellung im Einsatz und Hermes erprobt einen Lieferwagen mit Hybrid-Wasserstoffantrieb. Achten Sie mal drauf, wie Ihre Pakete die letzte Meile bewältigen, in Hamburg wurde das Projekt schließlich auch von den Empfängern angestoßen. Wir sind gespannt auf Ihre Ideen und Aktionen.
Wir sagen Danke
Seit 15 Jahren liegt unser Büro und Magazinlager in der Nähe von Hamburg auf der Route von Turgut Erkan. Wenn Sie unser Magazin lesen, war es mit großer Wahrscheinlichkeit schon bei ihm im Wagen. Wir danken für seinen immer freundlichen Einsatz beim Schleppen der schweren Pakete und den sicheren und zuverlässigen Transport.
Ideen für die letzte Meile
Die Logistiker sind experimentierfreudig und lassen von Drohnen bis elektrisch betriebenen Sackkarren nichts außen vor. Auch sogenannte Bring Buddies – hier transportieren Privatpersonen die Lieferungen bei ihren eigenen Besorgungsgängen – sind in Erprobung. Man stelle sich vor: Bei einem Spaziergang oder auf dem Weg zur Uni nimmt man einfach ein paar Pakete mit und verdient sich damit ein paar Cent dazu. Zusätzlich wird auch eine Vernetzung über Social Media getestet, um neben dem Nachbarn oder Paket-Shops auch einen Facebook Buddy Lieferungen annehmen zu lassen Auch PUDOs (Pick up und Drop off-Points) und Paketkästen, die direkt vor der eigenen Haustür stehen, sind in Erprobung. forum hält Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.
Von Maximilian Römer
Technik | Mobilität & Transport, 01.04.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2015 - Nachhaltige Mode erschienen.
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