Mein Erbe tut Gutes!
Die aktuelle Debatte über soziale Spaltung durch Erbschaften greift zu kurz
Deutschland drohe eine soziale Spaltung durch ungleich verteilte Erbschaft, warnt Julia Friedrichs in ihrem Buch Wir Erben. Ein Aspekt wird dabei bislang nicht betrachtet: Immer mehr Erblasser suchen nach Wegen, mit ihrem Erbe auch etwas an die Gesellschaft zurückzugeben. Auch ein großer Teil der Angehörigen ist bereit, zu teilen. Wie sie mit ihrem Erbe auch gemeinnützige Zwecke unterstützen können, wissen aber noch zu wenige. Orientierung und Rat bietet die Initiative Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum.
Spalten ungleich verteilte Erbschaften unsere Gesellschaft? Und ist es gerecht, dass die Allgemeinheit von der großen Erbwelle kaum profitiert? Diese Fragen bewegen derzeit Feuilleton und Boulevard gleichermaßen. Mit ihrem Buch Wir Erben hat die Journalistin Julia Friedrichs eine breite Debatte angestoßen. Das wundert nicht. Noch nie wurden in Deutschland so viele Vermögenswerte an die nächste Generation weitergegeben wie in diesem Jahrzehnt: 2,6 Billionen Euro werden es bis 2020 insgesamt sein, gut 250 Milliarden Euro Jahr für Jahr.
Dass das Tabuthema Erben damit in den Blick der Öffentlichkeit gerückt ist, begrüßt die Initiative Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum. Sie kritisiert allerdings, dass bei der aktuellen Debatte ein wichtiger gesellschaftlicher Trend vergessen werde. Das Thema wird vor allem auf Fragen von Gerechtigkeit und Steuern reduziert und greift damit zu kurz. Denn immer mehr Erblasser wollen mit ihrem Erbe auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben, erklärt Susanne Anger, Sprecherin der Initiative, und jeder zweite Angehörige begrüße ein solches Engagement.
Die Initiative Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum ist ein Zusammenschluss von 19 namhaften gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen und stützt sich dabei auf die repräsentative GfK-Umfrage Gemeinnütziges Vererben in Deutschland. Demnach ist schon heute jeder zehnte Deutsche ab 60 Jahren bereit, mit seinem Erbe einen guten Zweck zu unterstützen, bei den Kinderlosen sogar jeder dritte. Aktuelle Zahlen des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) untermauern ebenfalls ein wachsendes Bedürfnis: Laut aktuellem DZI-Spenden-Almanach hat sich die Summe der Nachlässe zugunsten von gemeinnützigen Organisationen seit dem Jahr 2000 vervierfacht, von rund 44 Millionen (2000) auf rund 161 Millionen Euro (2011). Das DZI erfasst in seiner Erhebung nur die Organisationen, die das DZI-Spendensiegel tragen. Auch Stiftungen und Zustiftungen sind nicht berücksichtigt. Die tatsächliche Höhe von Erbschaften zugunsten von gemeinnützigen Zwecken liegt demnach um ein Vielfaches höher.
Die Frage: Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin? – beschäftigt immer mehr Menschen in unserem Land. Hierin liegt ein enormes Potenzial für das Gemeinwohl, unterstreicht Susanne Anger. Was den Menschen jedoch fehlt, ist das Wissen, dass sie ihre Werte auch ohne großen Aufwand und auch schon mit kleineren Beträgen weitergeben können.
Die Initiative möchte deshalb das Erbe für den guten Zweck stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken und in die derzeitige Debatte einbringen. Erblassern und ihren Angehörigen stellt die Initiative dafür grundlegende Informationen zur Verfügung und bietet Rat und Orientierung, wie man mit seinem Testament zugunsten einer gemeinnützigen Organisation etwas hinterlassen kann, dass auch der Allgemeinheit nutzt.
Denkanstöße gibt aktuell eine Ausstellung mit elf Persönlichkeiten zu der Frage: Was bleibt? Mit Porträts und Gedanken von unter anderem Günter Grass, Anne-Sophie Mutter, Friede Springer und Richard von Weizsäcker. Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Mai 2015 in Frankfurt am Main, danach vom 12. Juni bis 8. Juli 2015 in Hamburg zu sehen.
Weitere Informationen unter www.mein-erbe-tut-gutes.de
Gesellschaft | Stiftungen, 27.05.2015
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