Eco-marathon Europe
Deutsche Teams räumen ab
Beim weltweit größten Effizienzwettbewerb schafften 6 der 16 deutschen Teams den
Sprung auf das Siegerpodest. So viele wie nie zuvor. 50.000 Besucher verfolgten
den Wettbewerb in Rotterdam
(Niederlande).
Im starken Feld der Prototypen mit Elektroantrieb erreichte das TUFast Eco Team
der Technischen Universität München mit einer Reichweite von hochgerechnet 938
km/kWh Strom den ersten Platz. Teamleiter David Kalwar: „Wir haben geschafft,
was wir uns bei der Teamgründung 2009 vorgenommen haben: Erster zu werden. Wir
sind überglücklich." Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für die Bayern mit
ihren Solarzellen. Doch mit der Sonne kam das Glück: Beim vierten und letzten
Lauf schoben sich die Münchener am Sonntag an der Konkurrenz vorbei. Zusätzlich
wurde das Team mit dem Design-Awarad belohnt.
Mit Spannung hatten die Schüler des Oberstufenzentrums Ostprignitz Ruppin
(Brandenburg) den letzten Lauf der Münchener abgewartet, mussten sich jedoch mit
816 km Reichweite schließlich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. „Wir haben
uns kurz geärgert, dann sind wir zu den Bayern gegangen und haben gratuliert",
sagt Ausbilder Ralf Niendorf. „Auch mit dem zweiten Platz sind wir als
Berufsschule mehr als zufrieden. Das Team kann stolz auf sich sein. 2016 greifen
wir wieder an." Das Team Schluckspecht3 der Hochschule Offenburg verpasste nur
knapp einen Podiumsplatz und landete auf Rang 4. Damit dominierten die deutschen
Teams das Klassement, in dem insgesamt 51 Mannschaften qualifiziert waren.
Das zweite Fahrzeug der Offenburger, der Schluckspecht5, hatte noch mehr Erfolg.
In der UrbanConcept Kategorie (Diesel) konnten die Studierenden bereits zum
dritten Mal in Folge den Pokal nach Hause bringen. Teamchef Ralph Oberle: „Wir
sind super happy, dass wir gewonnen haben. Das Team war neu und hat auf Anhieb
toll funktioniert. Aber unseren Rekord von 2014 konnten wir nicht brechen. Das
nehmen wir uns jetzt fest für 2016 vor." Mindestens genauso groß war die Freude
bei der Mannschaft des Leo-Sympher-Berufskollegs Minden, das den dritten Platz
erreichte.
In der gleichen Kategorie, aber mit Elektroantrieb zahlte sich der Ehrgeiz des
Teams aus Trier aus. Ihr futuristischer Wagen Aeris verteidigte die
Vorjahresplatzierung und erreichte Platz zwei hinter dem französischen Team aus
Toulon. Hocherfreut war das Team der Evangelischen Schule Neuruppin, das sich im
Vergleich zum Vorjahr von Platz 7 mit einer Leistung von 178 km/kWh Strom auf
Platz drei vorarbeiten konnte.
Einen dritten Platz fuhren auch die Studenten des Teams Hydro2Motion (HAW
München) für Prototypen mit Wasserstoffantrieb ein. Mit hochgerechnet 603 km
verdreifachten sie ihren Vorjahreswert und führen das deutsche Feld in der
Kategorie an, gefolgt vom ThaiGer-H2-Racing Team aus Stralsund. Das Kölner Team
des Nicolaus-August-Otto-Berufskollegs belegte immerhin noch Platz 5 von
insgesamt 20.
Das Team Eta-nol der Technischen Hochschule Ingolstadt verpasste in der
Kategorie UrbanConcept Cars mit alternativen Antrieben (GTL, Biokraftstoff
Ethanol) knapp das Siegertreppchen. 196 km/l Ethanol reichten nur für einen
vierten Platz.
Die Kategorie mit den meisten Wettbewerbern ist traditionell die der Prototypen
mit Benzinantrieb. 60 Teams hatten sich hier qualifiziert. Als bestes deutsches
Team konnte das THM Motorsport-Team Efficiency aus Friedberg (Technische
Hochschule Mittelhessen) mit 1.283km/l Benzin abschneiden. Die Hanseatic Racing
Organisation von der Universität Rostock belegte Rang 11, das Team
High-Efficiency Karlsruhe (Hochschule Karlsruhe) immerhin noch Platz 15, also im
oberen Drittel des Klassements. Den Gesamtsieg unter den Benzinern konnte das
französische Airbus Helicopters Team mit 2.308 km/l einfahren.
Nach vier Jahren in der niederländischen Hafenstadt zieht der Shell Eco-marathon
Europe im kommenden Jahr 2016 weiter nach London.
Die Regeln im Eco-marathon
Beim Eco-marathon Europe wird in zwei Kategorien gefahren: In der
„UrbanConcept"-Klasse müssen die Fahrzeuge prinzipiell für den Straßenverkehr
geeignet sein, dagegen sind in der Klasse der „Prototypen" der Konstruktion kaum
Grenzen gesetzt. In beiden Kategorien gibt es zwei Hauptarten von Motoren:
Verbrennungs- und Elektromotoren. Beim Verbrennungsmotor können die Teilnehmer
zwischen Benzin, Diesel, Ethanol, synthetischem Diesel aus Erdgas (GTL) oder
Erdgas (CNG) wählen, beim Elektromotor zwischen Batterie und Brennstoffzelle. Im
Wettkampf müssen die Fahrzeuge zehn Runden à 1,6 km auf dem Parcours
zurücklegen, um in die Wertung aufgenommen zu werden. Dabei dürfen sie nicht
länger als 39 Minuten fahren; die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt
mindestens 25 km/h. Danach wird der Kraftstoffverbrauch ermittelt und
hochgerechnet, wie weit das Fahrzeug gekommen wäre, wenn es einen ganzen Liter
Kraftstoff oder eine Kilowattstunde Strom verbraucht hätte. Sieger ist das Team
mit der weitesten Strecke.
Von Fritz Lietsch
Technik | Mobilität & Transport, 01.07.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2015 - Jahr des Bodens erschienen.
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