YLS-Teilnehmer berichten - Melanie Wilneder

Wie junge Menschen Führungskräfte werden und dabei den Begriff neu definieren

Wann haben Sie beim Young Leaders for Sustainability (YLS) Programm teilgenommen? Wo stehen Sie jetzt?
Ich war Teil des Jahrgangs 2014 und bin damit Alumna des YLS Programms. Die Teilnahme hat mich beim Einstieg in den neuen Job bei CDP (ehemals Carbon Disclosure Disclosure Project) und dem Umzug dafür von London nach Berlin begleitet. Ich bin sehr glücklich mit meinem Job und sehr dankbar, dass ich meine Erfahrungen in der Corporate World (Supply Chain Consultant bei Deloitte) nun weiter nutzen, kann um einen Beitrag zu nachhaltigem Einkauf in Großunternehmen zu leisten. YLS hat das Training der Business World sehr gut ergänzt.

Melanie Wilneder war Supply Chain Consultant bei Deloitte Management Consulting und Einkäuferin bei RSA Insurance Group in London. Seit 2013 ist sie Business Development Manager Supply Chain für CDP (Carbon Disclosure Project). © Melanie WilnederWelche Kompetenzen brauchen heutzutage junge Führungskräfte, um Nachhaltigkeit voranzubringen?
Um Nachhaltigkeit wirklich voranzubringen und vor allem aus der Nische von einem Thema neben vielen ins Mainstream Business Geschäft zu integrieren, brauchen Führungskräfte eine Mischung aus traditionellem Management und der Art Soft Skills, die zum Beispiel YLS vermittelt. Mit traditionellem Management meine ich ein solides Verständnis von Financial and Management Accounting (zumindest auf einem Basic Level), Business Process and Governance, BWL und VWL usf. Das ist eine Grundvoraussetzung, um mitreden zu können und von Kollegen die weiter oben stehen ernst genommen zu werden, die vielleicht eine vollkommen traditionelle Ausbildung haben und Nachhaltigkeit als Nischenthema behandeln.

Dazu kommen dann zwischenmenschliche Kompetenzen und ein holistischer Ansatz, wie er etwa bei YLS durch den Collective Leadership Compass vermittelt wird, um dadurch Führungskräfte zum kollektiven Handeln für ein grösseres Ganzes zusammenzubringen. Dadurch kann eine Brücke für Veränderung geschaffen werden. Dabei müssen Führungskräfte verstehen, dass sowohl die hard/traditional skills als auch die soft skills nicht jeweils in Isolation stehen können. Sie sind nur in Zusammenarbeit wirkungsvoll.

Welche neue Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf junge Führungskräfte zukommen?
Zusätzlich zu Herausforderungen wie Klimawandel ist die globale Wirtschaft dabei sich in eine Knowledge Economy zu verwandeln. Die Welt verändert sich durch Technologie immer schneller und Information ist überall per Knopfdruck erhältlich. Durch die Überlastung an Information und die Geschwindigkeit des Lebens (Arbeit und Privat), bleibt oft nur wenig Zeit zu reagieren und kaum Zeit zum reflektieren. Das ist gerade bei Nachhaltigkeit eine große Herausforderung.

Während junge Führungskräfte sich dessen oft bewusst sind und aktiv versuchen, sich dem anzupassen, sind sie häufig umgeben von älteren Führungskräften, die sich diesen Veränderungen nicht angepasst haben. Das ist kein Vorurteil, sondern einfach nur eine Beobachtung. Junge Führungskräfte müssen versuchen, im Rahmen der existierenden Strukturen Möglichkeiten für langfristig nachhaltige Veränderung zu finden, ohne dass sich traditionelle Führungskräfte ausgeschlossen und unerwünscht fühlen.

Wenn heutige Führungskräfte in einigen Jahren Platz machen für die nächste Generation, muss der Nachwuchs gut vorbereitet sein, d.h. heute anfangen, strategisch mitzudenken und neue, kollektive Führungsansätze Stück für Stück schon jetzt wo möglich einzubringen, um eine Basis für Veränderung zu schaffen.

Was hat YLS gebracht?
YLS war die perfekte Unterstützung beim Einstieg in die NGO-Welt, in einen Job bei dem ich hauptsächlich mit Großunternehmen zusammenarbeite.
Meine persönliche Herausforderung war, dass ich nur sehr internationale Umgebungen und Arbeitskulturen gewohnt war, was mir nach dem Umzug gefehlt hat. Nun aber habe ich hier sehr viel über die lokale Nachhaltigkeitsszene gelernt, was sich als sehr hilfreich im Tagesgeschäft erwiesen hat. Die gelernten Methoden versuche ich aktiv intern und extern einzubringen, teilweise als richtige Tools, wie z.B. das Check In und Check Out bei Team Meetings, und teilweise eher subtil.

Wie hat Sie YLS weitergebracht in Hinblick auf diese Herausforderungen?
YLS hat mir die Soft Skills vermittelt, die ich in der Corporate World nicht gelernt habe. So habe ich zwar zusätzlich zu zwei fachlichen Qualifikationen viele unternehmensinterne Kurse gemacht, zu Themen wie Negotiation, Presentation Skills etc, aber nicht zu holistischen Führungsansätzen und kollektiver Veränderung von Wertesystemen. Ich habe bei YLS einige Tools mitbekommen, die ich direkt im Arbeitsalltag einbringen kann, sowohl im Büro als auch bei Workshops und Meetings mit Unternehmen. Mein Bewusstsein hat sich in jedem Fall geändert und meine inhaltliche Vorbereitung zum Zwischenmenschlichen und in allen Arbeitsbereichen hat sich sehr erweitert.

Welche Karrierewege konnten Sie schon hinlegen?
Nach Abschluss meines Masters habe ich mit 23 als Global Graduate Trainee bei RSA Insurance Group angefangen. Nach zwei Beförderungen in etwa fünf Jahren und einem Einstieg in Supply Chain bin ich 2012 zu Deloitte Mangement Consulting gewechselt, wo ich Supply Chain Consultant war, bis ich von CDP gehört habe. Seit März 2013 bin ich nun Business Development Manger für die DACH-Region und bringe Nachhaltigkeit im Bereich Natural Resources in den Einkauf von Großkonzernen. Innerhalb von zwei Jahren habe ich Kontakte zu den Nachhaltigkeits- und Einkaufsabteilungen der meisten großen DAX und Schweizer Unternehmen geknüpft und ich bin sehr glücklich darüber, meine Erfahrungen in der Corporate World sinnvoll für nachhaltige Supply Chains einzubringen.

Gibt’s schon Senior Führungskräfte?
Kann ich nicht für alle Jahrgänge sagen, aber ich denke alle aus meinem Jahrgang werden in ihren jeweiligen Bereichen langfristig in Senior Leadership Positions kommen. Ich sehe auf jeden Fall das Potential bei dieser inspirierenden Gruppe von jungen Leuten. ?

Wie kann YLS die Wirtschaft „Infiltrieren" bzw. wie verändert YLS die Welt?
Bei YLS haben wir die "4 Dimensions of Change” kennen gelernt. Nach diesem Modell ändern sich Menschen sowohl individuell als auch kollektiv und auf diesen beiden Ebenen jeweils subjektiv und objektiv. Für YLS Alumni heißt das, dass wir uns individuell und subjektiv verändern müssen, um dadurch andere auf der individuellen Ebene objektiv zu beeinflussen, indem wir durch unser eigenes Verhalten zum Role Model werden. Gleichzeitig können wir durch unser geändertes, individuelles Verhalten zu Veränderungen von subjektiven, kollektiven Verhaltensmustern beitragen. Durch Förderung von zwischenmenschlicher Kommunikation und Respekt können wir hoffentlich dazu beitragen, langfristig Regelsysteme und existierende Strukturen für eine bessere Welt zu verändern.

Einfacher ausgedrückt: be the change you want to see in the world. Und wenn YLS Alumni mit Verständnis der existierenden Strukturen arbeiten und die gelernten Methoden und Ansätze einbringen, kann die Welt mit etwas Geduld auch langfristig positiv beeinflusst werden.
 
Hier finden Sie mehr zur Generation Y, dem Young Leaders for Sustainability-Programm sowie das Interview mit Petra Künkel vom Collective Leadership Institute.
 
Weitere Berichte von YLS-TeilnehmerInnen aus der Praxis
 
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"Gerade im Vergleich zu corporate in-house trainings haben mir die praktischen Tipps zur Moderation oder zur gemeinsamen Entwicklung von Lösungsansätzen viel gebracht." 

Toni Hassenmeier - GIZ
"YLS ist eine tolle Plattform zum Austausch und um Ideen weiter zu spinnen. Es bringt Schwung und Mut, sich mit den Gedanken weiter zu beschäftigen und zeigt neue Optionen auf."

Karthrin Ritzerfeld - die sozialagentin
"Um Dinge zu verändern ist es von zentraler Bedeutung einen Gruppenprozess anzustoßen. Durch YLS habe ich gelernt, dass es hierfür zentral ist nicht nur meine eigene Motivation und Zielsetzung sondern auch die meines Gegenübers wahrzunehmen und zu verstehen."

Sophia Metz - LfU Bayern
"Mein Motto für YLS ist 'Alles neu'. Man gewinnt Abstand aus seinem Alltag, um Dinge von oben, unten und allen Seiten zu betrachten. Neue Perspektiven öffnen mir die Augen und ich kann mich fragen, wo und wie es besser laufen könnte."

Wirtschaft | Führung & Personal, 01.07.2015

     
        
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