In knapp zwei Jahren tritt die europäische Richtlinie zur Offenlegung
nichtfinanzieller Informationen in Kraft. Spätestens dann müssen größere
Unternehmen neben finanziellen Kennzahlen auch Informationen über Strategien,
Risiken und Ergebnisse in Bezug auf Umweltbelange, soziale und
mitarbeiterbezogene Aspekte und andere Kriterien offenlegen.
Dr. Friedrich Hinterberger © seri Sie sollen so für mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit von
Nachhaltigkeitsaktivitäten sorgen. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich
Nachhaltigkeitsberichterstattung von öffentlichkeitsorientierter „Prosa" immer
stärker zu einem Zahlenwerk, das es den Unternehmen erlaubt, strategische und
operative Entscheidungen für sich selbst und für ihren Einflussbereich in der
Wertschöpfungskette zu treffen. Viele werden dann auch ihre Zulieferer in die
Pflicht nehmen und entsprechende Daten über deren ökologische und soziale
„Rucksäcke" einfordern. Es ist nicht zu früh, sich auch als KMU (Kleine und
Mittlere Unternehmen) schon heute darauf vorzubereiten und die entsprechenden
Datengrundlagen zu schaffen.
Sabine Braun © akzente Ja, wer liest das denn? Wozu der ganze Aufwand? Diese Fragen werden bei
Nachhaltigkeitsberichten immer gestellt, bei Geschäftsberichten nie. Das sollte
auch jenen zu denken geben, die Nachhaltigkeit eigentlich wichtig finden. Aber
eben nur eigentlich, denn als so richtig wichtig gilt es ihnen halt noch nicht.
Sie verkennen, dass Geschäft langfristig nur der machen kann, der auch
Nachhaltigkeit ernst nimmt. Und etwas wirklich ernst zu nehmen, heißt eben, es
zu messen und zu steuern – und darüber zu berichten. Das müssen dann ganz
bestimmt keine 100 Kennzahlen sein, aber die wesentlichen. So wie Aktionäre ein
Recht auf Einblick in zentrale Finanzkennzahlen haben, hat die Gesellschaft
heute das Recht auf ein paar Kennzahlen zur Nachhaltigkeit. Eigentlich wichtig
gilt nicht mehr. Heute ist beides wirklich wichtig. Und das spiegelt sich
folglich auch in der Berichterstattung – egal wer was liest. Wer etwas über die
Ergebnisse unternehmerischer Nachhaltigkeit lesen will, muss es lesen können.
Sabine Braun, Geschäftsführerin akzente kommunikation und beratung GmbH
Bertram Bossardt © vbw Unzählige Unternehmen in ganz Deutschland übernehmen seit Jahrzehnten
freiwillig gesellschaftliche Verantwortung. Sie verfolgen den nachhaltigen
Dreiklang aus wirtschaftlichem Erfolg, sozialem Engagement und ökologischem
Anspruch. Auf der Plattform „Wirtschaft weiß-blau" präsentieren bayerische
Firmen ihre vielfältigen CSR-Aktivitäten. Leider nimmt die politische
Regulierung von CSR zu. Durch die Erweiterung der EU-Bilanzierungsrichtlinie
werden viele Unternehmen verpflichtet, in ihren Bilanzen über CSR-Aktivitäten zu
berichten. Das trifft nicht nur Großunternehmen, sondern schlägt auch auf kleine
und mittelständische Firmen durch. Mehr Bürokratie und Kosten ersticken
gesellschaftliches Engagement. Die Bundesregierung sollte bei der Umsetzung der
EU-Richtlinie nicht über das Ziel hinausschießen und nur das Nötigste regeln.
Die Politik muss sich darauf konzentrieren, die richtigen Rahmenbedingungen für
unsere Unternehmen zu schaffen. Denn erst wirtschaftlicher Erfolg ermöglicht
CSR.
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen
Wirtschaft e. V.