Ohne Schönheit wird das nichts
Der Holländer Jan Teunen ist ein Cultural Capital Producer, er entwickelt für seine Kunden eine neue bereichernde Unternehmenskultur.
Jetzt pass mal auf!«, sagt er, reißt das Lenkrad rum
und rauscht mit Volldampf durch die große Regenpfütze. –
Platsch! Die Scheibe ist nass, der Schreck klingt ab und der
Fahrer neben mir lacht; ja, freut sich wie ein Kind, das sich
an seinem Lieblingsspielzeug ergötzt. Irgendetwas dieser
Art ist ihm wohl dieser stattliche schwarze Geländewagen,
der nun – frisch geduscht – gemächlich durch die Hofeinfahrt
zum Schloss Johannisberg rollt.
Denn hier, inmitten der
Weinberge des Rheingaus, ist Jan Teunen zuhause.
Schön ist es hier. Der Blick in die Weite hebt den Geist. Die
ehrwürdigen Gebäude atmen eine souveräne Gelassenheit.
Ein heiteres Lüftchen weht vom Rhein herauf und das
schmucke Torhaus, zu dem mein Gastgeber uns führt, schaut
so freundlich und gastfrei drein, dass ich mich umgehend
heimisch fühle. All das scheint mir wie ein Echo – scheint,
als wolle dieser besondere Ort das Wesen seines Bewohners
spiegeln; als walte hier eine wunderbare Symbiose von
Mensch, Kultur und Natur.
Kultur schaffen, Natur bewahren
Ich sage ihm das, und er freut sich sehr. Später wird er darauf zurückkommen, wenn er mir das kleine, feine Büchlein reicht, indem er für interessierte Kunden seine Firmenphilosophie darlegt: »Da der Mensch ein Wesen der Natur ist und zugleich ein Kulturwesen«, steht darin geschrieben, »besteht seine Aufgabe in der Welt darin, Kultur zu schaffen und Natur zu bewahren. Wir unterstützen Unternehmen dabei, diese Aufgabe zu meistern.«
Ich sage ihm das, und er freut sich sehr. Später wird er darauf zurückkommen, wenn er mir das kleine, feine Büchlein reicht, indem er für interessierte Kunden seine Firmenphilosophie darlegt: »Da der Mensch ein Wesen der Natur ist und zugleich ein Kulturwesen«, steht darin geschrieben, »besteht seine Aufgabe in der Welt darin, Kultur zu schaffen und Natur zu bewahren. Wir unterstützen Unternehmen dabei, diese Aufgabe zu meistern.«
So was liest man nicht alle Tage; vor allem nicht in der Selbstbeschreibung einer Kommunikationsagentur. Aber »Teunen Konzepte« ist ja auch nicht »eine« Kommunikationsagentur, schon gar nicht eine unter vielen. Nein, das ist etwas, was es sonst nicht gibt, etwas Einmaliges. Jan Teunen versteht sich als »Cultural Capital Producer« – als einer, der für Unternehmen Konzepte entwickelt, »die dazu beitragen, eine nachhaltige Unternehmenskultur zu entwickeln«. Das ist sein Ding. Und die Weise, wie er es dreht, ist eindrucksvoll.
Alles ist voller Kunst
So eindrucksvoll wie sein Haus. Eigentlich ist es gar kein Haus, sondern eine Wunderkammer. Alles ist voller Kunst – Gegenwartskunst, verrückte Sachen, schräge Sachen, schöne Sachen. Durch diese Räume zu schlendern ist wie ein Vollbad in schäumender Kreativität. Nicht nur seinen Wagen lässt Jan Teunen gern duschen – auch seine Gäste duscht er – mit schöpferischem Geist und Schönheit.
Gleichzeitig ist es wohnlich. Sicher auch das Verdienst seiner
Frau Mieke, die uns mit köstlichem Espresso versorgt. Auf
ihrer Visitenkarte steht »CBO«. »Weißt du, was das heißt?«,
fragt Jan erwartungsvoll. »Keine Ahnung«, sage ich und er fülle seine Erwartung »Chief of Backoffice« verrät er lachend – wieder so ein Schelmenstreich von dem »verrückten
Holländer«, wie er sich zuweilen nennt. Und gleichzeitig
eine Ehrenbezeugung für seine Frau, die ihm seinen Laden
schmeißt. Und das Haus mit Seele füllt.
Womit ein weiteres Moment seiner Philosophie benannt
wäre: das Haus mit Seele füllen. Das Haus – das heißt auf
Griechisch Oikos: das Wort, von dem sich »Ökonomie« herleitet.
Nur dass Oikos den Griechen mehr war als bloß Business.
Oikos, sagt Jan Teunen, meine ein »Kulturhaus«. Und
folglich hätten die alten Griechen unter Ökonomie auch
nichts anderes verstanden als die Kunst des Hauswirtschaftens:
»die Lehre von der ethisch-verantwortlichen Menschenführung
unter dem Dach eines Hauses – ein Haus, das
Modell war für Wirtschaftlichkeit, Schutz, Zusammengehörigkeit und Kulturpflege«. Und weiter: »An der Restauration dieses Modells arbeiten wir für unsere Kunden.«
Unternehmenskultur entfalten
Das ist, was Jan Teunen meint, wenn er sagt, er sei ein Cultural
Capital Producer. Unternehmenskultur erzeugen, entfalten,
entwickeln – darum geht es ihm als einem, der von außen in
die Unternehmen kommt, um sich dort um all das zu kümmern,»was nicht in einer Bilanz steht: die Werte, das Wissen, das
Wirken«. Es geht ihm darum, Firmen darin zu unterstützen,
ihre Produkte oder Dienstleistungen so weiterzuentwickeln,
dass sie an Bedeutsamkeit gewinnen; Kontexte zu entwickeln,
die es den Firmen erlauben, eine »vollkommene Identität zu
entfalten – eine Einheit von Gedanke, Wort, Tat und Ding«.
»Was bewegt einen Menschen dazu, solch eine Pionierarbeit
zu leisten? Welche Vision leitet ihn auf seinem Weg?« Mit diesen
Fragen bin ich zu ihm gekommen und mit ihnen beginne ich unser Gespräch an dem großen Tisch in seinem Arbeitszimmer.
Vor mir liegt ein Aufzeichnungsgerät, daneben ein kleines
lilafarbenes Notizbuch mit einem großen T darauf: T wie Teunen– ein Gastgeschenk, das nicht das einzige bleiben wird. Jan
Teunen liebt es, Geschenke zu machen. Sein ganzes Wesen atmet
das, was man in Italien generosità nennt: Großherzigkeit.
»Das schlechte Gewissen«, lautet seine Antwort. Nichts anderes
habe ihn auf den Weg zum Cultural Capital Producer
gebracht. Und nun erzählt er von den ersten Jahren, die er
im Schloss Johannisberg zugebracht hat; davon, dass seine
kleinen Kinder immer weinten, wenn draußen der Kies
knirschte und der Wagen vorfuhr, der Papa zum Flughafen
bringen sollte. »Schnapsverkäufer« sei er damals gewesen, verantwortlich für den Export einer großen Spirituosenfirma und deshalb viel auf Reisen. Doch jedesmal, wenn er dann im
Flugzeug saß, habe er sich die Sinnfrage gestellt. »Was werden
deine Kinder zu dir sagen, wenn sie achtzehn sind und
dich fragen, wo du in all diesen Jahren gewesen bist?« Da
sei ihm klar geworden, dass er darauf keine Antwort geben
könnte, die ihn mit Stolz erfüllte.
Eine außergewöhnliche Begegnung
Um seinen Weg zu finden, erzählt er weiter, habe es allerdings eine außergewöhnliche Begegnung gebraucht. Es war in einer
Hotelbar in Basel. An der Theke saß ein ihm unbekannter
Mann in Begleitung einer schönen Frau. Mehr oder weniger
unfreiwillig habe er dann einen Satz dieses Mannes aufgeschnappt
schnappt: »Ich verstehe das überhaupt nicht: Alle Menschen finden die aufgehende Sonne schön, aber so gut wie niemand findet meine Arbeit schön. Dabei hat beides die gleiche Intensität an Schönheit.«
»Ich bat den Barkeeper, dem Paar etwas auf meine Kosten
anzubieten«, erzählt er, da habe sich der Mann umgedreht
und verdutzt gesagt: »Nanu, ein Holländer, der spendabel ist,
warum denn das?« Jan Teunens Antwort kam von Herzen: Er
wisse wohl, dass es unhöflich gewesen sei, das Gespräch seines Nachbarn zu belauschen, doch habe er den Eindruck gewonnen,
es handele sich bei ihm um einen unverstandenen
Künstler: »Da ich versuche, für solche Künstler etwas zu bewirken,
habe ich mich gefragt, ob ich auch für Sie etwas tun kann.«
Er konnte nicht. Denn der Mann an der Bar war in Kunstkreisen
weltberühmt: Jean Tinguely, ein Schweizer Künstler, dem er
zwar nicht helfen, der ihm später aber zu einem guten Freund
werden sollte. Und zu einem Lehrer, der ihm eine wichtige Lektion
erteilt habe: »dass wir alles Natürliche von innen nach außen,
alles Kulturelle aber von außen nach innen wahrnehmen;
und dass wir Information brauchen, um das Kulturelle zu verstehen.« Da sei ihm klar geworden, dass sich hier das Arbeitsfeld
seiner Zukunft auftue: Menschen darin zu unterstützen,
Kultur zu verstehen, Kultur zu leben, Kultur zu sein.
Nur das Beste
Er kündigte seinen Job – »was nicht besonders schlau war; so ganz ohne Produkte, Kunden und Eigenkapital«, wie er lächelnd gesteht – und begann ein neues Leben. Denn Jan Teunen war entflammt, erleuchtet, beseelt von der Idee, jungen niederländischen Künstlern, die er kannte, seine Marketing-Kenntnisse anzudienen und mit ihnen einen kleinen Designvertrieb zu gründen. Mit seiner Frau gründete er die Firma »Teunen und Teunen«, deren Stil und Unternehmenskultur andere Unternehmer so ansprach, dass sie um Hilfe und Beratung baten. »Sie kamen einfach auf uns zu«, erzählt er und zupft sich an seinem Markenzeichen, der Fliege, »und das ist bis heute so geblieben«.
Er kündigte seinen Job – »was nicht besonders schlau war; so ganz ohne Produkte, Kunden und Eigenkapital«, wie er lächelnd gesteht – und begann ein neues Leben. Denn Jan Teunen war entflammt, erleuchtet, beseelt von der Idee, jungen niederländischen Künstlern, die er kannte, seine Marketing-Kenntnisse anzudienen und mit ihnen einen kleinen Designvertrieb zu gründen. Mit seiner Frau gründete er die Firma »Teunen und Teunen«, deren Stil und Unternehmenskultur andere Unternehmer so ansprach, dass sie um Hilfe und Beratung baten. »Sie kamen einfach auf uns zu«, erzählt er und zupft sich an seinem Markenzeichen, der Fliege, »und das ist bis heute so geblieben«.
»Was zieht die Unternehmen an?«, möchte ich von ihm wissen. »Welcher Sog geht von Teunen aus?« Die Antwort kommt
ohne Zögern: »Unsere Kunden wollen, dass wir ihnen dabei
helfen, sich weiter zu kultivieren. Wir entwickeln für sie Konzepte,
für deren Umsetzung wir dann die besten Partner aus
den jeweiligen Bereichen anheuern: die besten Philosophen,
die besten Texter, die besten Gestalter«. Jan Teunen ist einer,
dem nur das Beste genug ist.
Das klingt leichter als es ist. Denn die eigentliche Kunst
besteht nach der Erfahrung von Jan Teunen darin, die passenden
Menschen zusammenzubringen. »Ich bin meistens
ein teuer bezahlter Lehrling«, sagt er, »der erst einmal die
Unternehmen verstehen muss.« Dafür brauche es vor allem
eines: Empathie. »Wir fühlen uns in die Unternehmen ein, bis
wir dasjenige zu fassen bekommen, was bei Menschen ›Seele‹
heißt. Denn wir sind überzeugt, dass Unternehmen – ganz
wie Menschen – beseelte Persönlichkeiten sind. Die Seele
eines Unternehmens sichtbar zu machen: Das ist unser Anliegen,
das ist unsere Besonderheit.«
Die Dinge ins Lot bringen
Für die Unternehmen bleibt das nicht folgenlos. »Sie kommen
zu uns«, erklärt Jan, »weil sie spüren, dass ihnen etwas fehlt;
und das, was ihnen fehlt, ist meistens die Gesellschaftsorientierung.
Sie wissen nicht genau, warum sie eigentlich unternehmerisch
tätig sind. Sie haben keine Sinnperspektive; und weil
ihnen der Sinn fehlt, fehlen ihnen auch Kraft und Energie.«
Und dann sagt er einen Satz, den ich am liebsten in Stein
meißeln würde: »Die wesentliche Aufgabe eines Unternehmens
ist es, Gesellschaft zu gestalten.« Diesen eigentlichen
Kern des unternehmerischen Tuns freizulegen,
zu ent-wickeln oder auch zu
ent-fesseln, das ist das Kernziel seiner
Arbeit, denn – wie ich schon in seinem
Büchlein gelesen hatte – der Mensch solle sowohl der Natur,
die ihn erhält, als auch der Kultur, die ihn erhebt, verantwortungsvoll
begegnen. – »Warum ›soll‹?«, frage ich, und erneut
überrascht mich mein Gegenüber: »Mich begleitet ein
Bild aus der alten vedischen Philosophie«, erklärt er, »jeder
Mensch – und ich würde ebenso sagen: jedes Unternehmen –bringt mit seiner Geburt die kosmische Ordnung ein bisschen
durcheinander. Und deshalb ist es die Aufgabe jedes Wesens,
die durch die eigene Geburt gestörte Ordnung wieder ins ursprüngliche
Gleichgewicht zu bringen.«
»Jetzt wird es spannend, denn jetzt verrät Jan Teunen mir sein
Menschenbild. »Diese Aufgabe ist schwierig«, fängt er an,
»aber um sie zu lösen, haben wir bei unserer Geburt drei Helfer
bekommen, die seither in uns stecken: der Philosoph, der
Mönch und der Künstler.« Oft aber seien diese kulturschaffenden
Qualitäten in der Seele eines Unternehmens unterentwickelt
oder blockiert. Deshalb komme es darauf an, sie zu stimulieren
und ihre Wirkung zur Entfaltung kommen zu lassen.
Sehnsucht nach Schönheit
Das möchte ich etwas genauer wissen: Was sind das für Typen,
von denen er redet? »Der Philosoph stellt die Frage ›Warum‹?
Ohne eine Antwort auf diese Frage bleiben Innovationsprozesse
in Unternehmen richtungslos. Alles Tun, Sagen und
Denken bleibt leer, wenn sie nicht an einer Perspektive orientiert
sind, die mehr Lebendigkeit in die
Welt trägt.« Da komme ich mit. Aber der
Mönch, was ist mit dem? »Der Mönch ist
einer, der sich in den Dienst einer größeren
Sache zu stellen vermag. Er ist ganz
wichtig. Ebenso wie der Künstler. Er ist derjenige, der etwas
zur Darstellung bringen möchte, der ein Ganzes aus den vielen
Teilen des Unternehmens machen möchte.«
»Und wo bleibt der Liebhaber?«, fällt mir spontan dazu ein. »Oh,
der Liebhaber, sagt da mein Gegenüber mit jenem unverwechselbaren
Funkeln in seinen blauen Augen, »der Liebhaber, der
steckt in allen Dreien. Er steht für die Kraft ins uns, die sich nach
Schönheit sehnt. Und Schönheit«, er macht eine kleine Pause, »Schönheit ist dasjenige, was Menschen motiviert. Schönheit ist
dasjenige was uns beflügelt.« Auch dem kann ich folgen, denn das haben schon die alten Griechen gewusst, doch beruft Jan
Teunen sich dieses Mal nicht auf sie, sondern auf die zeitgenössische
Neurophysiologie, könne diese doch mittels ihrer bildgebenden
Verfahren zeigen, dass die sinnliche Wahrnehmung von
Qualität den Impuls in uns fördert, selbst kreativ tätig zu werden.
Mit Blick für den Raum
»Deshalb«, sagt er, »ist Schönheit unerlässlich«; und erklärt:
»Wo Menschen in einem mittelmäßigen Umfeld arbeiten müssen,
entstehen enorme Reibungsverluste.« Für Jan Teunen ist
klar: Das ist der eigentliche Grund dafür, dass 60 Prozent der
Beschäftigten voll Angst an ihrem Arbeitsplatz sitzen. »Es
liegt daran«, erläutert er, »dass die zweite Natur, die Kultur,
ihnen nicht antwortet. Menschen müssen gestimmt werden.
Und Schönheit bringt Menschen in eine gute Stimmung« –
sagt’s und zwinkert mir zu, weil er weiß, dass er den Satz in
einem meiner Bücher gelesen hat.
Dann aber legt sich seine Stirn in Falten. Ein Satz von Joseph
Beuys kommt ihm in den Sinn. Der habe gesagt, die Menschen
hätten nie so degeneriert gelebt wie heute, was sich daran
zeige, wie sie ihre Appartements einrichten: Räume, in denen sie totunglücklich sind. Deshalb, meint Jan Teunen, müssten
heute alle Kunstschaffenden ihre Energie darauf verwenden,
den Menschen wieder einen Zugang zur Schönheit zu öffnen
– ihnen ein Umfeld, einen Kontext zu weben, der sie inspiriert
und motiviert.
»Genau wie die Unternehmen«, werfe ich ein und ernte ein zustimmendes Nicken, dem jedoch ein stilles Seufzen folgt, weil Jan Teunen weiß, wie weit entfernt die meisten Business-People davon sind. »Das große Drama liegt darin, dass die Mehrzahl der Unternehmen total von einer ökonomischen Rationalität dominiert sind, die nur nach Effizienz und Profit fragt.
Deshalb neigen sie dazu, als Erstes am Umfeld der Menschen zu sparen – ohne jedes Bewusstsein dafür, dass dadurch circa 50 Prozent der in einen Mitarbeiter investierten Mittel verpuffen.« Da will er Abhilfe schaffen und wird deshalb nicht müde, bei seiner regen Vortragstätigkeit immer wieder das Thema ›Raum und Arbeit‹ zu traktieren – um einen ästhetischen, poetischen, ja vielleicht sogar erotischen Geist in die Büros oder Fertigungsstätten seiner Kunden hineinzutragen.
In seinem eigenen Umfeld hat er diese Vision mit Virtuosität verwirklicht. Wie wohltemperierte Energiewellen fließt
die stille Schönheit der uns anblickenden Kunstobjekte durch das Gespräch. Sven, der gewohnt unmerklich seine Fotos schießt, wird später sagen, dass er sich bei keinem unserer gemeinsam wahrgenommenen Interviewtermine so inspiriert gefühlt habe wie hier. Mir geht es nicht anders. Fast wie in einer anderen Zeit mutet mich unsere Zusammenkunft an und unweigerlich schweift mein Geist zur Renaissance.
reRenaissance
»Aber natürlich«, lacht da der fröhliche Holländer und präsentiert mir stolz ein eindrucksvolles lilafarbenes Buch: die Firmenfestschrift; ein Auftrag, den er sich selbst gegeben hat – das heißt, eigentlich steckt Mieke dahinter, die ihren Jan dazu brachte, anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Firma Teunen nun auch einmal für sich selbst so ein schönes Werk zu schaffen, wie er es sonst seinen Auftraggebern liefert. »reRenaissance« steht darauf geschrieben – und wir lachen beide. »Die Renaissance war eine Zeit, zu der das Bewusstsein der Menschen einen großen Sprung machte«, erklärt er. »Das hat zu dieser einmaligen Bündelung von Humanismus, Kapitalismus und Ästhetik geführt«. Kunst, Poesie, Spiritualität, Wissenschaft, Ökonomie – für einige Dekaden war alles auf den gleichen Ton gestimmt. Eine vergleichbare Anhebung des kollektiven Bewusstseins beobachtet er auch heute; was gut sei, denn so könne man darauf hoffen, dass eine ähnliche Bündelung der kulturschaffenden Kräfte möglich wird, in deren Folge die Fragmentierung von Mensch und Wissen durch einen neuen Blick aufs Ganze überwunden wird.
»Aber natürlich«, lacht da der fröhliche Holländer und präsentiert mir stolz ein eindrucksvolles lilafarbenes Buch: die Firmenfestschrift; ein Auftrag, den er sich selbst gegeben hat – das heißt, eigentlich steckt Mieke dahinter, die ihren Jan dazu brachte, anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Firma Teunen nun auch einmal für sich selbst so ein schönes Werk zu schaffen, wie er es sonst seinen Auftraggebern liefert. »reRenaissance« steht darauf geschrieben – und wir lachen beide. »Die Renaissance war eine Zeit, zu der das Bewusstsein der Menschen einen großen Sprung machte«, erklärt er. »Das hat zu dieser einmaligen Bündelung von Humanismus, Kapitalismus und Ästhetik geführt«. Kunst, Poesie, Spiritualität, Wissenschaft, Ökonomie – für einige Dekaden war alles auf den gleichen Ton gestimmt. Eine vergleichbare Anhebung des kollektiven Bewusstseins beobachtet er auch heute; was gut sei, denn so könne man darauf hoffen, dass eine ähnliche Bündelung der kulturschaffenden Kräfte möglich wird, in deren Folge die Fragmentierung von Mensch und Wissen durch einen neuen Blick aufs Ganze überwunden wird.
Nun nimmt er wieder Fahrt auf: »In der reRenaissance«, sagt er, »ist es nachgerade die Pflicht der Unternehmen, den Prozess der Globalisierung zu beschleunigen – hin zu einem Punkt, den man als ›Globalität‹ bezeichnen kann: ein Mehr an Zusammengehörigkeit, ein Mehr an Wohlstandsverteilung. Wenn ich sage, ein Unternehmen solle Gesellschaft gestalten, dann denke ich genau daran: dem Ungleichgewicht in der Welt konstruktiv zu begegnen.«
Aus der Mitte leben
Das Ungleichgewicht ins Gleichgewicht bringen – die Disharmonien der Welt aufheben, inspiriert von einem Geist der Schönheit. Stimuliert durch Kunst … »Ist Kunst eine Kraftquelle für dich?«, lautet meine nächste, durchaus rhetorische Frage. »Für mich ist Kunst Horizonterweiterung«, verrät er, »eine ungeheure Inspirationsquelle, von der ich nicht genug bekommen kann.« Hinzu komme ein echtes Interesse an Künstlern, die er als Dialogpartner schätze. Beides zusammen genommen, meint er, habe ihn wohl zum leidenschaftlichen Kunstsammler werden lassen.
Das Ungleichgewicht ins Gleichgewicht bringen – die Disharmonien der Welt aufheben, inspiriert von einem Geist der Schönheit. Stimuliert durch Kunst … »Ist Kunst eine Kraftquelle für dich?«, lautet meine nächste, durchaus rhetorische Frage. »Für mich ist Kunst Horizonterweiterung«, verrät er, »eine ungeheure Inspirationsquelle, von der ich nicht genug bekommen kann.« Hinzu komme ein echtes Interesse an Künstlern, die er als Dialogpartner schätze. Beides zusammen genommen, meint er, habe ihn wohl zum leidenschaftlichen Kunstsammler werden lassen.
Wie weit diese Leidenschaft geht, habe ich beim Rundgang durchs T-Haus (T wie Teunen) eindrücklich erfahren. Selbst
das Teunensche Meditationskissen findet sich im Kunstraum.
Was hat es damit auf sich? – »Meditation ist für mich sehr wichtig«, sagt er und ergänzt, dass er sich gerne mehr Zeit dafür nehmen würde. Aber der Irrsinn des täglichen Lebens mache ihm das schwer. Trotzdem hält er an dem Vorsatz fest. Denn Meditation und Yoga sind für ihn große Hilfen, die eigene Balance, die Stimmigkeit der eigenen Seele zu entdecken. Und die brauche er, denn: »Wenn man selber nicht in seiner Mitte ist, kann man auch anderen Menschen und Unternehmen nicht dazu verhelfen, in ihre Mitte zu finden.«
Leben – Lieben – Arbeiten
Die eigene Mitte – das ist für Jan Teunen, wie sollte es anders sein bei einem kunstliebenden und sinnenfrohen Holländer? – aber beileibe nicht eine rein spirituelle Aufgabe, sondern immer auch ein sinnliches und leibliches Abenteuer. Davon können wir uns zuletzt im »Piccolo Mondo« im nahe gelegenen Örtchen Eltville überzeugen. Dort scheint man ihn und seine Frau gut zu kennen. Denn dort weiß man, dass er Erkältungskrankheiten vorzugsweise mit erlesenen Weißweinen zu bekämpfen pflegt … Der Mann ist auch noch ein Heiler! Und was für ein humorvoller!
Die eigene Mitte – das ist für Jan Teunen, wie sollte es anders sein bei einem kunstliebenden und sinnenfrohen Holländer? – aber beileibe nicht eine rein spirituelle Aufgabe, sondern immer auch ein sinnliches und leibliches Abenteuer. Davon können wir uns zuletzt im »Piccolo Mondo« im nahe gelegenen Örtchen Eltville überzeugen. Dort scheint man ihn und seine Frau gut zu kennen. Denn dort weiß man, dass er Erkältungskrankheiten vorzugsweise mit erlesenen Weißweinen zu bekämpfen pflegt … Der Mann ist auch noch ein Heiler! Und was für ein humorvoller!
Bei Tisch verrät er mir zuletzt – beinahe beiläufig – das Geheimnis seiner Fröhlichkeit: »Ich bin ein Glückskind«, sagt er, »denn ich liebe meine Arbeit. Das ist ganz wichtig: Leben, Lieben und Arbeiten müssen eine Einheit bilden. Das ist mehr als Work-Life-Balance. Das ist ein Sich-Durchdringen aller Lebensbereiche. Sieben Tage die Woche, von morgens früh bis abends spät. Tatsächlich machen wir kaum Urlaub, weil unsere Arbeit wie Urlaub ist. Man sollte immer nur das tun, was der eigenen Neigung und Leidenschaft entspricht.« Spricht’s und hebt das Glas. Prosit! //
Jan Teunen
Jan Teunen (1950) ist Cultural Capital Producer. Mit seiner Teunen Konzepte GmbH hilft er seit über 30 Jahren seinen Kunden dabei, ihre Unternehmenskulturen zur größeren Entfaltung zu bringen, den Wert ihrer Unternehmen zu steigern und Gesellschaft zu gestalten. Er hat zahlreiche prämierte Bücher editiert, unter anderem für IKEA und zuletzt dm Drogeriemarkt. Teunen ist Honorarprofessor der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein in Halle a. d. Saale.
Gesellschaft | WIR - Menschen im Wandel, 01.04.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2015 - Nachhaltige Mode erschienen.
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