Deutsche Umwelthilfe feiert Jubiläum
40 Jahre im Einsatz für Umwelt und Verbraucher
- Die Naturschützer Hermut Ruland, Gerhard Thielcke und Rudolf L. Schreiber gründen 1975 mit Weggefährten die DUH
- Unterstützt von Nobelpreisträger Konrad Lorenz startet sie in den 80er Jahren die Aktion „Jugend erlebt Natur" und in den 90er Jahren die Initiative „Lebendige Elbe"
- Seit 2002 setzt die DUH mit ihrer Kampagne „Kein Diesel ohne Filter" Umweltzonen und Dieselruß-Partikelfilter durch
- Weil der Staat vor den Interessen der Wirtschaft kapituliert, baut die DUH die juristische Kontrolle und Durchsetzung von Umweltgesetzen aus
Heute vor 40 Jahren – am 5. August 1975 – entstand in Radolfzell am Bodensee die Deutsche Umwelthilfe (DUH), damals gegründet unter dem vorläufigen Namen „Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Umweltschutzes e.V.". Seit 2004 ist die DUH auch klageberechtigter Verbraucherschutzverband und gehört inzwischen zu den großen Umwelt- und Naturschutzorganisationen in Deutschland. 2015 beschäftigt sie über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an fünf Standorten.
„Die DUH hat sich innerhalb von vier Jahrzehnten von einer kleinen, regional verankerten Naturschutzorganisation zu einem international angesehenen Vorkämpfer für den Umweltschutz entwickelt. Sie hat den ökologischen Verbraucherschutz etabliert und das Umweltrecht in Deutschland maßgeblich geprägt. Unser Dank gebührt den vielen Unterstützern, die diese Arbeit möglich machen", sagt der Bundesvorsitzende der DUH, Prof. Harald Kächele.
In ihren Anfangsjahren konzentriert sich die DUH auf den Aufbau einer modernen Umweltbildung als Grundlage für jedes konkrete Handeln und die Finanzierung von Naturschutzprojekten. Diese Unterstützung ist auch 40 Jahre nach ihrer Gründung fester Bestandteil ihrer Arbeit. In der Bodensee-Region um den Gründungsort Radolfzell ist die DUH bis heute stark verankert und mit einer Geschäftsstelle mit knapp 40 Mitarbeitern vertreten. Dort startet sie in den späten 80er Jahren das Bodensee-Umweltschutzprojekt, um eine „nachhaltige Regionalentwicklung" zu initiieren. Später gehen daraus die „Bodensee-Stiftung für Natur und Kultur" sowie die internationale Umweltstiftung „Global Nature Fund" mit dem über 50 Länder umspannenden Seennetzwerk „Living Lakes" hervor. Bereits seit den 80er Jahren in Berlin vertreten, baut die DUH mit dem Regierungsumzug ihre dortige Geschäftsstelle auf heute knapp 40 Mitarbeiter aus. Weitere Büros bestehen in Hannover, Erfurt und Köthen.
„Die DUH setzt sich für einen modernen Natur- und Umweltschutz ein – mit und nicht gegen den Menschen. Mit unserer Arbeit wollen wir gleichermaßen die Umwelt bewahren und negative Folgen beispielsweise für das Klima oder die Gesundheit verringern", erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, der sich trotz der vielen Erfolge zunehmend besorgt zeigt, was die aktuelle Entwicklung betrifft. Während sich die DUH früher, wie andere Umweltverbände auch, erfolgreich für eine kontinuierliche Verschärfung der Umweltstandards eingesetzt hat, müsse sie heute immer stärker dafür kämpfen, dass teils zehn Jahre und noch ältere Standards von Industrie oder auch dem Staat eingehalten werden.
Resch: „Aktuell bekämpfen wir die immer ungenierter ausgespielten Industrieinteressen. Landes- wie Bundesregierungen lassen sich derzeit immer offensichtlicher Gesetze und Verordnungen von der Automobil- und Chemieindustrie formulieren. Die DUH wird diese Verflechtungen weiterhin öffentlich machen und über ihre Klagebefugnis die Einhaltung von Quecksilber-Grenzwerten bei Energiesparlampen genauso durchsetzen wie die Luftqualitäts-Mindestanforderungen für unsere dicht besiedelten Großstädte."
Seit über 30 Jahren liegt ein thematischer Schwerpunkt der DUH in der Ressourceneffizienz. Der Schutz regionaler Wirtschaftskreisläufe sowie des weltweit größten Mehrweg-Getränkesystems vor den regelmäßigen Angriffen großer Einwegkonzerne sind dafür prominente Beispiele. Die DUH hat bereits mehrere Angriffe von Coca-Cola auf das Mehrwegsystem über Rechtsverfahren oder Gerichtsentscheidungen zu Fall gebracht. Im vergangenen Monat stoppte die DUH eine besonders dreiste Verbrauchertäuschung im Zusammenhang mit neuen Einweg-Plastikflaschen. Staatliche Behörden wagten es nicht, auch nur wegen eines dieser rechtlich klaren Verstöße ein Verfahren einzuleiten oder gar Bußgelder zu verhängen.
„Deutschland macht beim ökologischen Verbraucherschutz einen Kniefall vor der Industrie. Nicht einmal europäische Mindeststandards werden eingehalten, wenn beispielsweise Autohersteller Geld sparen, indem sie ihre modernen Diesel-Pkw mit minderwertigen Stickoxid-Katalysatoren ausstatten und unter den Augen der für die Kontrolle zuständigen Behörden von Jahr zu Jahr dreistere Angaben zum Spritverbrauch machen", so Resch.
Kritik an der Bundesregierung kommt auch von seinem Kollegen im Amt des Bundesgeschäftsführers, Sascha Müller-Kraenner: „Angela Merkel inszeniert sich seit dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau wieder als die Klimakanzlerin, die sie – wenn überhaupt – nur für kurze Zeit gewesen ist. Und zu Hause beugt sie sich – mal wieder – dem Druck der ewig gestrigen Kohlelobby." Dadurch verliere Deutschland international an Glaubwürdigkeit, während es dringend andere energiepolitische Signale für Verbraucher und Investoren, aber auch für andere Länder senden müsse.
Müller-Kraenner weiter: „Wenn Frau Merkel auf der UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris ernst genommen werden möchte, kann sie nicht weltweit eine Dekarbonisierung ankündigen und bei sich zu Hause die Kohleindustrie hofieren." Er betont, dass Deutschland endlich zum echten Vorbild beim Klimaschutz werden müsse und nicht immer nur davon reden dürfe, diese Rolle auszufüllen. Dies sei insbesondere deshalb von Bedeutung, weil die Energiewende sich langsam vom Planungsstadium in eine Phase der Umsetzung bewege. „Die DUH hilft mit, die praktischen Probleme der Energiewende zu lösen, ob beim Ausbau neuer Stromnetze für die Erneuerbaren Energien oder bei der klimafreundlichen Gebäudesanierung. Wir sorgen dafür, dass die Bürger mitgenommen werden und nicht über ihre Köpfe hinweg entschieden wird."
Müller-Kraenner kritisiert, dass sich die Bundesregierung vor allem im Bereich der Gebäudeeffizienz nur mangelhaft engagiert und zu wenig investiert. Und das, obwohl der Gebäudebestand in Deutschland für 40 Prozent des nationalen Energieverbrauchs und für etwa ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Seiner Auffassung nach droht ausgerechnet im Naturschutz, dem Thema, das den Gründern der Deutschen Umwelthilfe vor 40 Jahren besonders am Herzen lag, die Rückabwicklung des europäischen Naturschutzechtes. Den neuen Deregulierungsbemühungen der Europäischen Kommission, die das europaweite Natura 2000-Netz an schützenswerten Gebieten in Frage stellt, tritt die DUH mit einer koordinierten Massenpetition der europäischen Umweltverbände entgegen.
„Es kann und darf nicht sein, dass die Bundesregierung tatenlos zusieht, wenn der Naturschutz in der EU aufgeweicht werden soll, während sich mehr als eine halbe Million Menschen lautstark gegen diesen Eingriff in fast dreißig Jahre bestehende Umweltschutzrichtlinien wehren", so Müller-Kraenner abschließend und attestiert der Juncker-Kommission Totalversagen beim Naturschutz. Er fordert erhebliche Verbesserungen bei der Ausweitung der Schutzgebiete in Deutschland und eine größere Wertschätzung der Artenvielfalt, die von der naturzerstörerischen EU-Agrarpolitik bedroht ist.
Informationen zur Geschichte der DUH finden Sie unter http://www.duh.de/40jahre.html sowie auch hier.
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