Greentech-Unternehmen, bewegt euren ...!

Wie kann man sich finanzieren, wo vernetzen? Wer berät und welche Chancen bieten sich?

Grüne Technologien boomen. Damit die Gründer von Greentech-Unternehmen nicht enden wie viele Internet-Start-ups der Dotcom-Blase, trägt forum-Autor Ulf Leonhard die wichtigsten Informationen zusammen.
 
Wie kann man sich finanzieren, wo vernetzen? Wer berät und welche Chancen bieten sich? © TorqedoWie kann man sich finanzieren, wo vernetzen? Wer berät und welche Chancen bieten sich? © Torqedo
"Green" liegt im Trend und hat sich längst aus der "Öko-Ecke" zu einer allgemein anerkannten Lebens- und Wirtschaftsbasis entwickelt. Die Rahmenbedingungen für einen Markterfolg sind - u.a. durch gesetzliche Rahmenbedingungen und durch die Marktteilnehmer - besser denn je! Gute Beispiele für erfolgreiche Greentech-Gründungen sind der An- und Verkaufsshop für Elektronik und Medien rebuy, der Bodenzusatzstoff-Hersteller Geohumus, das Upcycling-Unternehmen TerraCycle, der Elektro-Außenborder-Hersteller torqeedo, der Wasseraufbereitungsspezialist inge und der Meerwassersalzproduzent terrawater.
 
Neugründungen und neue Ideen bzw. Technologien von mittelständischen Unternehmen sind vermehrt auf der Suche nach Finanzierung und - ebenso wichtig - ersten "mutigen" Kunden, so genannten "early adopters" einer Innovation. Doch die findet man nur durch aktive Teilnahme an Fachveranstaltungen und Fachmessen sowie durch eigene aktive Recherche und Ansprache. Dann können diese Unternehmen auch als Investoren in Frage kommen!

Der aufblühende Greentech-Sektor zeichnet sich durch neun wesentliche Merkmale aus: 
  • Mischung aus Start-ups und innovativen mittelständischen Unternehmen
  •  Internationalität
  • Besonders aktive Regionen sind - neben der DACH-Region - Israel, Skandinavien, Dänemark, UK, USA, Kanada und Singapur.
  •  Der Riesenmarkt China erwacht: Das Land hat einen gigantischen Nachholbedarf bei Umwelttechnologien.
  •  Der deutsche Markt ist attraktiv, jedoch durch etablierte Unternehmen vielfach "besetzt".
  •  große Technologievielfalt: von der Rohstoffgewinnung, Materialeffizienz, Energieerzeugung und -verteilung, bis Landwirtschaft & Forsten, Wasser, Urban Technologies...
  •  überwiegend anlagen- und technologieintensive Entwicklungen...
  •  ... ergänzt duch Internet-basierte Geschäftsmodelle (z.B. Shared/collaborative Consumption Modelle wie Carsharing, Privatwohnungsvermittlung)
  •  wichtige Inkubatoren-Funktion von Forschungseinrichtungen, Stiftungen und Universitäten wie u.a. Fraunhofer, Leibniz-Gemeinschaft, Steinbeis, RWTH Aachen, TU Karlsruhe
Kapitalintensiv, aber gern gefördert: Die Chancen und Herausforderungen
Aus den typischen Merkmalen ergeben sich Chancen, aber auch besondere Herausforderungen im Vergleich mit IT-Start-ups: 
  • Höherer Finanzbedarf zur Technologieentwicklung, Prototyping und Markterschließung sowie Bedarf an top-qualifiziertem Personal. 
  • Machbarkeitsstudien sind notwending und kostenintensiv.
  •  Die Technologien sind nur sehr kapitalintensiv zu skalieren.
  •  Patent-/IP Problemstellungen: Die Eintragung ist notwendig, aber als Verfahren sehr kostenintensiv. Ein Kopierschutz ist in manchen Regionen faktisch unmöglich.
  •  Die Akzeptanz von technologischen Innovation bei den potenziellen Anwendern bzw. Käufern ist häufig schwierig zu erlangen ("interessant, aber....").
  •  Eine staatliche Förderung des Technologieeinsatzes (beim Anwender bzw. Käufer) ist häufig notwendig, siehe Solartechnik.
  •  Gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen die Grundlage für den Technologieeinsatz (z.B. Energieeinsparung bei Privathaushalten und in der Industrie).
  •  Großunternehmen und größere Mittelständler gründen Beteiligungsdivisionen ("Corporate Venturing") bzw. lassen sich auf Finanzierungen ansprechen.
  • Das internationale Renommee gerade deutscher Ingenieurskompetenz hilft bei der Ansprache "ausländischer" Finanzierer.
  •  Zweitrunden-Finanzierungen sind, wenn sich die Technologie bewährt, in der Regel recht unproblematisch.
  •  Hohe Kooperationsbereitschaft des "Mittelstands" mit Start-ups.
  •  Regionale Cluster und Inkubatoren helfen bei der Technologieentwicklung.
Umwelt- und Ressourcentechnologien sind insbesondere in Mittel- und Nordeuropa, UK, USA, Kanada und Singapur gefragt. "Disruptive" Technologies finden dort schnell Anwender und Finanzierer! Diese Technologien können aufgrund ihres Innovationsgrades bestehende Technologien ersetzen oder zumindest in Frage stellen. Sie sind keine Verbesserung bestehender Technologien, sondern gänzlich neue, wie z.B. das 3D-Printing.

Finanzierung: Was ist zu bedenken?
70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt - davon sind lediglich 2,6 Prozent genießbar. Die Reinigung und Reinhaltung wird so zu einer immer größeren und wichtigeren Aufgabe. © Terrawater 70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt - davon sind lediglich 2,6 Prozent genießbar. Die Reinigung und Reinhaltung wird so zu einer immer größeren und wichtigeren Aufgabe. © Terrawater
Gerade Greentech-Unternehmen stehen zunehmend viele Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Grundvoraussetzung ist, dass Unternehmer - dies gilt sowohl für Start-ups als auch für Mittelständler - sich persönlich im Markt intensiv umsehen, um aus der Vielzahl von Finanzierungsangeboten die "richtigen" zu finden. Sie unterschätzen jedoch häufig den Zeitbedarf dafür: Man sollte mit mindestens neun Monaten vom Beginn der "Suche" bis zum "Geldfluss" rechnen - unter der Maßgabe, dass sich ein Verantwortlicher Vollzeit mit der Ansprache, Erstellung von Unterlagen und persönlichen Gesprächen befasst.

Diese Grundlagen sollten Gründer für die Finanzierungssuche im Auge haben:  
  • Team: Neben den "Ingenieuren" sollte es auch einen Marketing-Experten geben. Für Investoren ist - neben der Technologie - das Managementteam das entscheidende Kriterium für ein mögliches Engagement.
  •  Technologie: eine Patenteintragung ist sicherlich empfehlenswert, doch mit einem Patent allein ist noch kein Unternehmenskonzept erstellt bzw. eine Unternehmensbewertung gegeben!
  •  Berater und Coach: Unternehmer sollten sich die Hilfe eines Fachberaters holen.
  •  Transparenz: Übersicht über mögliche Investoren (aus dem In- und Ausland!) und Fördermittel schaffen; eigene Recherchen, Besuch von Veranstaltungen im In- und Ausland
  •  Prototyp: Ein funktionierender Prototyp sollte idealerweise bereits im praktischen Einsatz sein. Dafür helfen Kooperation mit weiteren Unternehmen. Die Investorensuche ist aber auch ohne Prototyp möglich.
  •  Realistische Unternehmensbewertung: Bei Verhandlungen mit Investoren geht es auch um die Bewertung des Unternehmens. Bei Start-ups bewertet man auf Basis des Businessplans - die sogenannte "Pre-Money-Bewertung".
Übersicht über Finanzierer, Finanzierungsformen und Berater
70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt - davon sind lediglich 2,6 Prozent genießbar. Die Reinigung und Reinhaltung wird so zu einer immer größeren und wichtigeren Aufgabe. © Terrawater 70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt - davon sind lediglich 2,6 Prozent genießbar. Die Reinigung und Reinhaltung wird so zu einer immer größeren und wichtigeren Aufgabe. © Terrawater
Die meisten Angebote funktionieren über sogenannte direkte Beteiligungen, also Beteiligungen am Stamm- bzw. Eigenkapital des Unternehmens. Die öffentlichen Beteiligungen vergeben zumeist sogenannte Typisch Stille Beteiligungen.
Fördermittel sind gerade für herstellende Unternehmen attraktiv und sind zahlreich auf Bundes- und Landesebene vorhanden. Man sollte unbedingt einen Fachberater für Fördermittel dazuholen, z.B. die AUB AG Berlin.
Viele Beteiligungskapitalgeber sind "eigentlich nicht öffentlich", d.h. sie können nur in persönlichen Gesprächen auf Fachveranstaltungen "gefunden" werden!
Der naheliegendste Schritt ist die Internetrecherche. Die zahlreichen Treffer sind jedoch recht verwirrend. Daher empfiehlt es sich, folgende Akteure anzusprechen:
  • Verbände der Beteiligungskapitalwirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz,
  • öffentliche Beteiligungsgesellschaften der Bundesländer, die auch in ihren Region gut vernetzt sind und gerne weitere Empfehlungen geben,
  • regionaler Business Angel Club sowie bundesdeutscher Verband "Business Angels Netzwerk Deutschland" (BAND),
  • Crowdfunding-Plattformen,
  • Fachportale wie Cleantech Group, Cleantech Open, New Energy World Network. Diese ermöglichen auch eine Online-Veröffentlichung des Beteiligungs-Anliegens bzw. eine Erwähnung in deren täglichen Newslettern.
  • High-Tech Gründerfonds, der relativ "pragmatisch" Beteiligungskapital vergibt,
  • passende mittelständische Unternehmen, die in ähnlichen Branchen tätig sind. Die Erfahrung zeigt, dass diese immer offen sind für qualifizierte Anfragen.
  • Branchenverbände und regionale Cluster, die häufig Hinweis geben können auf mögliche Beteiligungsinteressenten,
  • regionale Businessplan-Wettbewerbe: Besonders aktiv bei Greentech sind u.a. Dortmund, Heilbronn, Nürnberg, München; auch in Österreich und der Schweiz recherchieren.
  • Passende Forschungseinrichtungen (z.B. Fraunhofer) und Universitäten (hier insbesondere die Transfereinrichtungen) sowie Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ sowie Umweltbundesamt (UBA),
  • Fraunhofer Ventures (München),
  • Arbeitsgemeinschaft Industrielle Forschung (AIF), die das erfolgreiche "ZIM" Programm handhaben
  • GreenTec Awards: für eine gute Öffentlichkeitsarbeit.
Diese Veranstaltungen sollte man als Greentech-Gründer besuchen und ggf. für die Präsentation der eigenen Idee nutzen:

Die richtigen Berater - und die Finanzierungskosten

Praktische Recycling-Maßnahme: Aus ausrangierten Stiften macht TerraCycle Gießkannen. © TerraCyclePraktische Recycling-Maßnahme: Aus ausrangierten Stiften macht TerraCycle Gießkannen. © TerraCycle
Wer gute Berater sucht, sollte die Coaches des High-Tech Gründerfonds ansprechen. Die KfW vefügt über einen Pool von akkreditierten Beratern. Auch mittelständische Beteiligungsgesellschaften können Unterstützung bieten.

In summa sind etwa drei bis fünf Prozent des angestrebten Kapitals allein für die Kosten der Kapitalbeschaffung anzusetzen. Sie häufen sich durch Teilnehmergebühren für Veranstaltungen (wobei man immer nach Vergünstigungen für Gründer fragen sollte!), Reisen, Patent- oder Markeneintragung, ggf. Machbarkeitsgutachten, Fördermittelakquisition (bestimmte Anbieter wie die AUB AG arbeiten nur erfolgsabhängig) und Beratung (auch hier: im Vorfeld nach Fördermöglichkeiten fragen). Ein seriöser Berater arbeitet auf Basis eines kleinen Fixums und eines Erfolgshonorars.

Resummee: Finanzierungsmöglichkeiten und Finanzierer gibt es genug in Deutschland! Die hohe Kunst ist, den richtigen Partner zu finden. Dafür hilft nur "sich umtun": recherchieren, umsehen, netzwerken - und sich kompetente Berater holen. 

Ulf Leonhard
ist Inhaber der Leonhard Ventures Berlin und organisiert seit 1997 Foren zur Zusammenführung von Unternehmen und Investoren im In- und Ausland (bis dato ca. 105 mit mehr als 10.000 Teilnehmern). Seit 2,5 Jahren konzentriert er sich dabei auf Ressourcen- und Umwelttechnologien (
www.worldresourceventures.com) und Wassertechnologien (www.watervent.com).


Technik | Cleantech, 01.04.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2014 - Voll transparent, voll engagiert erschienen.
     
        
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