Paris zeigt den Weg

Die 2° Messlatte liegt. Nun heißt es handeln.

Die Vorständin der Stiftung 2°, Sabine Nallinger, bezeichnete das Pariser Abkommen als „wegweisend für Wirtschaft und Politik" und als „wichtigen Schritt zur Einhaltung des 2-Grad-Limits". „Diese Dynamik müssen wir jetzt auch in Deutschland aufnehmen und stärken". Sabine Nallinger im forum Interview mit Fritz Lietsch.


Sind Sie mit den Ergebnissen von Paris zufrieden?
Sabine Nallinger fährt beim Interview auf dem Weg zurück von Paris. Foto: Björn FörsterMit dem Klimaabkommen von Paris ist ein großer Wurf gelungen. Das Pariser Abkommen ist wegweisend für Wirtschaft und Politik und ein wichtiger Schritt zur Einhaltung des 2-Grad-Limits. Natürlich hätte ich mir an einigen Stellen noch mehr gewünscht, z.B. dass ein Begriff wie Dekarbonisierung aufgeführt wird. Klar aber ist: Paris markiert den Wendepunkt hin zur Dekarbonisierung der Wirtschaft. Das weltweite Signal für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas in den nächsten Jahrzehnten ist damit gesetzt.

Glauben Sie, dass wir jetzt eine Chance haben, das 2-Grad-Ziel zu erreichen?
Die notwendigen Vorrausetzungen zur Erreichung des 2-Grad-Ziels sind im Klimaabkommen enthalten: Erstens, das Temperaturlimit von 2 Grad mit einem zusätzlichen Bezug auf 1,5 Grad. Zweitens, die Übersetzung, was dieses Signal für Regierungen, Investoren und Gesellschaft bedeutet: Nämlich neben dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis Mitte des Jahrhunderts muss dies zur Treibhausgasneutralität der anderen Sektoren in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts führen. Drittens enthält der Text alle fünf Jahre eine Nachbesserungsrunde für die nationalen Klimaziele. Und viertens sollen nun alle Staaten Umsetzungsstrategien für die jetzt notwendige Energiewende vorlegen.
Wichtig aber ist: Die eigentliche Aufgabe, die kommt jetzt nach Paris auf uns zu; nämlich die Umsetzung auf der nationalen Ebene. Der Test für den Klimapakt ist, ob die Staaten sehr bald verbesserte Klimaziele vorlegen, um auf einen 2-Grad-Pfad zu gelangen.

Warum ist die Einhaltung der 2-Grad-Obergrenze eigentlich so wichtig?
Nur mit der Begrenzung der Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf unter Zwei Grad Celsius können wir die Auswirkungen des Klimawandels noch einigermaßen beherrschbar halten. Gerade mit Blick auf Schwellen- und Entwicklungsländer freue ich mich, dass auch ein Bezug auf 1,5 Grad in das Klimaabkommen aufgenommen wurde, denn diese Länder werden mit am stärksten betroffen sein und können sich oftmals am wenigsten schützen. Mir geht es allerdings auch um die wirtschaftlichen Chancen, die für Unternehmen im Klimaschutz stecken. Die Innovationen des unternehmerischen Klimaschutzes von heute sind die Exportschlager von morgen. Hierdurch kann auch der Standort Deutschland gestärkt werden.

Was genau ist  eigentlich die 2 Grad Stiftung und was macht sie?
Über die Stiftung 2°: Die Stiftung 2° ist eine Initiative von Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern und Familienunternehmern. Ziel ist es, die Politik zur Etablierung effektiver marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen für den Klimaschutz aufzufordern und die Lösungskompetenz deutscher Unternehmen zu unterstützen. Benannt ist die Stiftung nach ihrem wichtigsten Ziel: die durchschnittliche globale Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken.
Die Unterstützer der Stiftung sind: AIDA Cruises, BSH Hausgeräte GmbH, DAIKIN Airconditioning Germany GmbH, Deutsche Bahn AG, Deutsche ROCKWOOL, Deutsche Telekom AG, Gegenbauer Holding SE & Co. KG, Otto Group, OTTO FUCHS KG, PUMA SE, Schüco International KG sowie Schwäbisch Hall-Stiftung bauen-wohnen-leben.

Welche Aufgabe und Verantwortung haben Unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen?
Bei der Erreichung der Klimaziele wird die Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen. Unternehmen haben hier die Aufgabe, Klimaschutz bei sich zur Chefsache zu machen und den globalen Trend hin zu einer globalen Energiewende zu unterstützen. Gleichzeitig benötigen Unternehmen aber auch die Unterstützung der Politik durch Rahmenbedingungen, mit denen sie im unternehmerischen Klimaschutz erfolgreich sein können. Planungs- und Investitionssicherheit ist für Unternehmen hierbei von hoher Bedeutung.

Sie sind seit etwas über einem Jahr Vorständin der Stiftung 2°. Was sind Ihre nächsten Schritte?
Anfang November haben wir mit einem Besuch bei Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel die Dekarbonisierungsinitiative der Stiftung 2° gestartet. Damit machen sich die Unternehmen der Stiftung 2° auf den Weg in eine 2°-Wirtschaft und wir brechen diesen Pfad auf verschiedene Branchen und Geschäftsfelder herunter. Mit diesem Arbeitsprogramm werden wir unseren Teil dafür tun, dass auch 2016 zum Klimajahr wird. Und wir arbeiten daran, dass die Allianz für unternehmerischen Klimaschutz breiter wird. Ein wichtiger Schritt ist uns mit einer Unternehmererklärung von 34 großen deutschen Unternehmen zum Abschluss der Weltklimakonferenz bereits gelungen.


Umwelt | Klima, 16.12.2015

     
        
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