Bioland-Hof Strotdrees: Soja im weißen Sand
Leguminosen sind Klimaschützer: Ihre Wurzeln binden in hohem Maße das Treibhausgas CO2 und reichern es im Boden an.
Eigentlich waren sie nie wirklich weg. Doch die Leguminosen sind zurück. Soja, Ackerbohnen und Lupine werden wieder verstärkt in Deutschland angebaut. Als Eiweißlieferanten für Mensch und Tier kann insbesondere der ökologische Landbau die „Alleskönner" für sich nutzen. Ludger Strotdrees berichtet, warum er auf seinem Betrieb auf Hülsenfrüchte setzt und sich an der „Eiweißpflanzenstrategie" des Bundeslandwirtschaftsministeriums beteiligt. Wertvolles Kraftfutter, gesunder Boden, klimagünstig – fast klingt es so, als ginge es beim Thema Leguminosen um alles.
Nicht leicht, aber lohnenswert
Ernährungswissenschaftler sind begeistert: Leguminosen haben ein gutes Eiweißmuster, sie sind nahrhaft und vielfältig verwendbar und nicht nur für Vegetarier interessant. Landwirtschaftlichen Nutztieren sind Soja und Co. wertvolles Kraftfutter. Die gesamte Wertschöpfungskette profitiert also von mehr Leguminosen. Und alles fängt beim Erzeuger an.
Der Betrieb von Familie Strotdrees liegt „im Witten Sand", ein Hinweis auf die sandigen Böden der Gegend ums westfälische Harsewinkel. Je sandiger der Grund, desto weniger Wasser wird gespeichert, was für die Wurzeln von Hülsenfrüchten ungünstig ist. Trotzdem war der Soja-Ertrag 2015 gut. „27 Doppelzentner auf einem Hektar ist ein sehr ordentliches Ergebnis, denn mehr als 30 sind kaum drin", resümiert Ludger Strotdrees zufrieden.
Im Jahr zuvor sah es schlechter aus, da habe er Probleme mit Taubenfraß gehabt. „Tauben und Krähen mögen die frisch gekeimten Sojabohnen. Die Art und Weise, wie der Samen keimt, erleichtert ihnen die Sache ungemein", erklärt er und meint damit die Tatsache, dass die ersten zarten Wurzeln den Keimling zunächst aus der Erde empordrücken. Bevor das Saatkorn sich dreht und wieder in die Erde wandert, schnappt so mancher Schnabel zu. Die zweite Runde Soja wurde daher mit Erfolg weiter von der Hofstelle entfernt gesät – bis dorthin wollten die Tauben nicht fliegen.
Strotdrees erläutert, worauf es außerdem ankommt: „Die Ackerfläche, also das Saatbett sollte möglichst eben sein. Furchen und Unebenheiten bereiten der Erntemaschine Probleme. Die untersten Schoten an der Sojapflanze hängen viel tiefer als beispielsweise bei Erbsen. Da kann schon mal Ackerboden in die Scheren kommen." Überhaupt ist der Leguminosenanbau recht aufwändig, eine hohe Bodenbearbeitung nötig. Wenn die Gegebenheiten stimmen, lohnt sich dennoch der Aufwand: „Ich mache das, um unabhängiger von Futtermittelherstellern zu werden und mehr Kontrolle zu haben."
Die Sache mit dem Klima
Für die Eiweißpflanzenstrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums dokumentiert und kartiert Ludger Strotdrees alles genau. Zeit- und Materialaufwand, Ertrag, Eiweißgehalt. Die Erhebungen sollen einmal anderen Landwirten bei deren Anbau helfen. Ein weiteres Ziel des Projekts ist, Leguminosen züchterisch weiterzuentwickeln und standortspezifische Sorten zu gewinnen. Denn nicht nur auf hungriges Gefieder und die Bodenbeschaffenheit ist zu achten. Witterung und Mikroklima spielen eine weitere Rolle. „Der Sommer hier war feucht, der Herbst trocken. Das hat uns in Ostwestfalen geholfen. Der Ertrag bei einem Kollegen im Rheingraben kann daher im selben Jahr völlig anders ausfallen", erklärt Strotdrees.
Im Hinblick auf den Erhalt des Klimas sind Leguminosen wichtig. Ihre Wurzeln binden in hohem Maße das Treibhausgas CO2 und reichern es im Boden an. Die für das Klima so schädliche, aber den Ertrag so wichtige Stickstoffdüngung kann daher so gut wie wegfallen. Die effiziente Stickstoffeinlagerung ist zudem relevant für die Fruchtfolge: „Soja ist sozusagen selbstverträglich, die Bodenfruchtbarkeit leidet kaum. Auch ein Fruchtwechsel mit ‘Starkzehrern’ wie Mais oder Getreide ist daher kein Problem."
Tiere und Tofu
Soja ist ein guter Eiweißlieferant für Schweine sowie für Wiederkäuer wie Rinder. Ob als Tierfutter oder weiterverarbeitet, der Mensch profitiert in jedem Fall als Verbraucher von Milch, Fleisch oder Tofu. Ludger Strotdrees stellt daher fest: „Leguminosen anzubauen, gibt mir allgemein eine hohe Produktsicherheit". Ein Beispiel dafür sei, dass es für Ökolandwirte kaum Kraftfutterwerke gebe, die ökologisches vertreiben. So sind alle Stufen der Lebensmittelerzeugung – vom Futteranbau über die Hausschlachtung und Direktvermarktung – sämtlich unter seiner Kontrolle.
Neben Soja sind vor allem Lupinen im Kommen und daher für Landwirte interessant. Für sandige Böden sind sie sogar geeigneter, bemerkt Strotdrees. Ihre Eiweißstruktur und der Aufbau von Aminosäuren seien mit Soja vergleichbar und deshalb seine erste Wahl. Vor allem die Veggie-Branche entdeckt Lupinen zunehmend für sich. „Egal, welche Hülsenfrucht ich anbaue, als Landwirt muss ich die Entscheidung treffen: Gebe ich die Ernte zur Veredelung an meine Tiere oder zur Weiterverarbeitung in die Lebensmittelproduktion." Im „witten Sand" werden daher wohl beide Wege genutzt und auch künftig Leguminosen angebaut werden.
Autor: Oliver Weber, Koordinationsstelle Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau
Kontakt vom Bioland-Hof Strotdrees: Ludger und Stephanie Strotdrees
info@biolandhof-strotdrees.de | www.biolandhof-strotdrees.de
Hintergrund:
Das Netzwerk Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau ist ein Projekt des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert und in der Geschäftsstelle BÖLN in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn koordiniert und umgesetzt. Es ist ein wesentlicher Baustein zur Unterstützung der ökologischen und nachhaltigen Landwirtschaft. Mehr Infos zu den Demonstrationsbetrieben Ökologischer Landbau und aktuellen Terminen:
www.demonstrationsbetriebe.de; www.bio-live-erleben.de
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