Verantwortungsvoll investieren
Green Bonds
Klimaschutz, nachhaltige Unternehmensführung, verantwortungsvolles Investieren – die Bedeutung für Anleger hierfür ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Aufgrund der verheerenden Folgen des Klimawandels gilt es noch mehr Maßnahmen zu ergreifen, die diesem gezielt entgegen wirken. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris vor wenigen Monaten wurde deshalb ein neues internationales Abkommen beschlossen, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2° Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung vorsieht. Dieses Ziel ist nur realisierbar, wenn jeder seinen Beitrag leistet und Verantwortung übernimmt. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die Allokation (Zuweisung) von Kapital, denn ausreichend finanzielle Mittel bilden den Grundstein für Investitionen in klimafreundliche Projekte und sind Motor für nachhaltige Entwicklungen im Klima- und Umweltschutz. Je mehr Investoren sich für verantwortungsbewusste Geldanlagen entscheiden, desto stärker ist deren Wirkung. Aber wie können Unternehmen und Privatpersonen ihr Kapital verantwortungsvoll investieren und so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten?
Die Nachfrage wächst
Eine Option stellt der Erwerb von Green Bonds dar. Das sind Anleihen, mit deren Emissionserlösen Projekte finanziert werden, die eine Reduktion von klimaschädlichen CO2-Emissionen bewirken. Das junge Marktsegment ist in den letzten Jahren stark gewachsen: Im Jahr 2014 wurden laut der Climate Bond Initiative Green Bonds in Höhe von 37 Mrd. US-Dollar emittiert, 2015 erhöhte sich das Volumen auf 42 Mrd. US-Dollar und mit einem anhaltenden positiven Trend ist zu rechnen. Eine wachsende Zahl von Emittenten weltweit setzt mit ihren grünen Anleihen Impulse für den Klimaschutz.
So vielfältig die Emittenten, so vielfältig sind in der Praxis aber auch deren Green Bond-Ansätze, was von Investoren eine intensive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Anleihe-Emittenten und deren Konzepten erfordert. Einige sehr aktive Emittenten auf diesem Feld wie die Europäische Investitionsbank, die KfW oder die Weltbank sowie diverse institutionelle Investoren und Investmentbanken haben mit den sogenannten „Green Bond Principles" einen formellen Rahmen geschaffen, der qualitative Mindeststandards definiert. Die Standards umfassen Empfehlungen hinsichtlich der Offenlegung des zugrundeliegenden Konzeptes, der Auswahlverfahren von Projekten sowie des internen Abwicklungsprozesses. Sie raten Emittenten darüber hinaus zu einer regelmäßigen Berichterstattung über die eingesetzten Mittel sowie die tatsächlich realisierten Umweltwirkungen. Investoren können sich an diesen Leitlinien gut orientieren, sollten aber auch prüfen, ob Green Bonds zum Gesamtkonzept der Geschäftstätigkeit des Emittenten passen, also wie engagiert und glaubwürdig der Emittent als solcher ist. Ein Nachhaltigkeitsrating, das Umwelt- und Sozialverhalten sowie Unternehmensführung untersucht, ist hierbei ein hilfreicher Indikator. Die Bewertungen erfolgen durch unabhängige Ratingagenturen wie Sustainalytics, oekom research oder imug.
Drum prüfe, wer sich lange bindet
Zudem ist es ratsam, ein Augenmerk auf die über Green Bonds finanzierten Projekte zu legen: Zum einen sollte sichergestellt sein, dass die Emissionserlöse ausschließlich für den Zweck der in Aussicht gestellten, nachhaltigen Projekte verwendet werden, zum anderen sollte die tatsächliche Umsetzung der versprochenen Treibhausgasreduktionen glaubwürdig dargestellt werden. Ob und in welcher Höhe die angepriesenen Effekte dann tatsächlich verwirklicht wurden, können Investoren idealerweise in Form eines Abschlussberichts, dem sogenannten Impact Reporting, überprüfen. Für einen transparenten Emittenten sollte eine regelmäßige Berichterstattung über die Mittelverwendung selbstverständlich sein. Investoren können ihre eigenen Recherchen über grüne Anleihen durch unabhängige Drittmeinungen flankieren. Das sind beispielsweise externe Gutachten (Second Opinions) über die jeweiligen Green Bond-Ansätze oder Auszeichnungen von Fachmedien für besondere Green Bonds.
Green Bonds im Praxisbeispiel
Zur besseren Anschaulichkeit wird nachfolgend exemplarisch das Green Bond-Konzept der KfW erläutert. Sie emittierte im Jahr 2014 ihren ersten Green Bond und hat mittlerweile in diesem Segment Anleihen mit einem Gegenwert von knapp 5 Mrd. Euro am Markt platziert, darunter zwei festverzinsliche Euro-Green Bonds, die ab einer Mindestgröße von 1.000 Euro über die Börse erworben werden können. Als Förderbank unterstützt die KfW Klima- und Umweltschutzprojekte und zählt in diesem Bereich zu den größten Finanziers weltweit. Hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit gehört die KfW, ausgestattet mit der Garantie der Bundesrepublik Deutschland, zu den führenden Finanzinstituten und gilt als eine der sichersten Banken der Welt.
Beim Green Bond-Konzept der KfW sind Green Bonds direkt an ein Förderkreditprogramm für Erneuerbare Energien gekoppelt: Unmittelbar nach dem Mittelzufluss aus der Emission eines Green Bonds bucht die KfW einen gleich hohen Betrag auf ein separat geführtes internes Konto. Dem werden Auszahlungen aus dem KfW-Kreditprogramm „Erneuerbare Energien – Standard" des jeweiligen Kalenderjahres der Anleihe-Emission gegenübergestellt, bis die Summe der Auszahlungen mindestens den Emissionserlösen entspricht. Mit dem Kreditprogramm werden Vorhaben zur Stromerzeugung aus Wind, Wasser, Photovoltaik und Biomasse gefördert – in erster Linie Windparks und Photovoltaikanlagen in Deutschland. Im vergangenen Jahr finanzierte die KfW auf diese Art rund 3.000 Projekte.
Umwelt- und Klimaeffekte messen
Durch die Investition in grüne Anleihen der KfW können Kapitalgeber ihrem Mitteleinsatz eindeutig messbare Klimaschutzeffekte zuordnen. Dies gelingt, da die Umwelt- und Sozialwirkungen des zugrundeliegenden Kreditprogramms durch das unabhängige Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ermittelt werden. Auf Basis dieser Evaluierung lassen sich die durch die Green Bond-Erlöse erzielten Effekte transparent berechnen und beziffern. Gemäß Schätzungen, basierend auf den ZSW-Evaluierungen der Jahre 2007 bis 2012, führen die Green Bonds der KfW pro investierten 1 Mio. Euro zu einer Reduktion von Treibhausgasen in Höhe von 800 Tonnen pro Jahr über die gesamten Projektlaufzeiten. Darüber hinaus ist bei dieser Investitionssumme mit Einsparungen in Höhe von 68.000 Euro pro Jahr bei Energieimporten nach Deutschland bzw. bei der Vermeidung von Kosten fossiler Brennstoffe zu rechnen.
Nach Vorlage des ZSW-Evaluierungsreports über das jeweilige Emissionsjahr veröffentlicht die KfW ihren abschließenden Bericht über die realisierten CO2-Einsparungen und Sozialwirkungen durch ihre emittierten Green Bonds im Bezugsjahr. Allein die im Jahr 2015 begebenen Green Bonds der KfW tragen gemeinsam zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen um geschätzte 2,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente bei. Dies entspricht dem CO2-reduzierenden Effekt eines Waldes auf einer Fläche größer als die Metropolen Berlin, London, Los Angeles, Rio de Janeiro und Tokio zusammen. Das externe Gutachten über das Green Bond-Konzept der KfW des Centers for International Climate and Environmental Research – Oslo (CICERO) erhöht dessen Nachvollziehbarkeit. Das Institut klassifiziert die Green Bonds der KfW als „dunkelgrün". Dies stellt die bestmögliche Bewertungsstufe dar und unterstreicht die starken Klima- und Umwelteffekte der Anleihen.
Retten Green Bonds die Welt? Sicherlich nicht. Aber sie bieten verantwortungsvollen Investoren eine neue und zusätzliche Möglichkeit, ihren eigenen Beitrag zur Eindämmung der globalen Erwärmung zu leisten. Und mit Green Bonds einer kreditwürdigen Emittentin wie der KfW können Investoren ihr Geld nicht nur sicher anlegen, sondern werden auch zu Klimaschützern.
Green Bond Principles
www.kfw.de
www.icmagroup.org/Regulatory-Policy-and-Market-Practice/green-bonds/
www.climatebonds.net
www.cicero.uio.no/en
www.oekom-research.com
www.sustainalytics.com
www.imug.de
Petra Wehlert leitet die Abteilung Kapitalmärkte in der KfW. Sie ist überzeugt, dass durch Green Bonds das Bewusstsein für Umweltschutz im Kapitalmarkt erhöht wird und sieht dies gleichzeitig als Chance, die gesellschaftliche Akzeptanz der Finanzmärkte auszubauen.
Lifestyle | Geld & Investment, 13.04.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.
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