Geld regiert die Welt!
Wo und wie regiert Ihr Geld?
Nachhaltigkeit ist ein ganzheitlicher Ansatz, der darauf abzielt, den Bedürfnissen heutiger Generationen gerecht zu werden, ohne dabei künftige Generationen in ihrer eigenen Entwicklung einzuschränken. Um dieses Konzept in der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu verankern, sind Unternehmen gefordert, ihre Wirtschaftsweise anzupassen. Auch Verbraucher sollten die Auswirkungen ihres Tuns auf ökologische, soziale und ethische Faktoren prüfen. Verantwortliches Wirtschaften ist dabei eng verbunden mit nachhaltigem Investment. Immer mehr Anleger achten daher auf Geldanlagen, die keine Unternehmen, Projekte und Länder finanzieren, die den eigenen Wertevorstellungen entgegenstehen.
Was sind nachhaltige Geldanlagen?
Die klassischen Kriterien der Geldanlage, das magische Dreieck aus Rentabilität, Liquidität und Sicherheit, werden dabei um den Aspekt der Nachhaltigkeit ergänzt. Dieser umfasst folgende drei Dimensionen:
1. Umwelt und ökologische Aspekte
2. Soziale und gesellschaftliche Aspekte
3. Verantwortliche Unternehmensführung und Transparenz
Im Sprachgebrauch wird für die drei Nachhaltigkeitskriterien die Kurzbezeichnung ESG verwendet – nach den englischen Begriffen Environment (E), Social (S), Governance (G). Der ESG-Ansatz hat sich in der Finanzbranche zur Abgrenzung Nachhaltiger Geldanlagen als Standard entwickelt.
Anlagestrategien im Rahmen des ESG-Ansatzes
Die Umsetzung des ESG-Ansatzes folgt einer verbindlichen Anlagepolitik. Diese definiert sich durch verschiedene Anlagestrategien, die zur Verbesserung der allgemeinen ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung beitragen. Die bekannteste und bisher am häufigsten angewandte Strategie ist die der Ausschlusskriterien. Dieser Ansatz schließt systematisch bestimmte Investments in Unternehmen, Branchen oder Länder aus, wenn diese gegen spezifische Kriterien verstoßen. Verbreitete Kriterien sind Waffen, Atomkraft, Pornografie und Tabak.
Der Best-in-Class-Ansatz hingegen wählt – basierend auf den ESG-Kriterien – die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse aus, also diejenigen, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Sicht die höchsten Standards setzen. Weitere Ansätze sind Integration von ESG-Kriterien in die traditionelle Finanzanalyse, nachhaltige Themenfonds, Impact Investment, normbasiertes Screening, Engagement und Stimmrechtsausübung.
Folgende Ziele gelten bei der Wahl der Anlagestrategie als besonders wichtig:
• Schaffung von Transparenz
• Einflussnahme auf Unternehmen
• Finanzierung von sozialen und ökologischen Unternehmen und Projekten
• Wirtschaftliche Stärkung nachhaltiger Unternehmen
Markt Nachhaltiger Geldanlagen
Der Markt für Nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum wächst kontinuierlich. So umfasste das Volumen nachhaltiger Anlageprodukte in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2014 insgesamt 197,5 Milliarden Euro. Ein wesentlicher Anteil dieses Volumens fällt dabei auf die Kundeneinlagen und Eigeneinlagen mit 76,6 Milliarden Euro (39%), gefolgt von den Mandaten mit 70,6 Milliarden Euro (36%) und Investmentfonds mit 50,3 Milliarden Euro (25%). Im Marktsegment der Investmentfonds und Mandate konnte 2014 ein besonders starker Anstieg von 44 Prozent verzeichnet werden. Dieser liegt damit deutlich oberhalb der Wachstumsrate der Vorjahre.
Dieser Wachstumstrend kommt vor allem den Anlegern selbst zugute. Eine breite Produktpalette ermöglicht es immer mehr Investoren, von den Vorteilen Nachhaltiger Geldanlagen zu profitieren und finanzielle Ziele im Einklang mit individuellen Wertvorstellungen zu erreichen. Viele Anleger nehmen den Markt zunehmend als undurchschaubaren Produktedschungel wahr. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, setzt sich daher für mehr Transparenz im nachhaltigen Investmentmarkt ein. Der Verband bietet verschiedene Orientierungshilfen bei der Auswahl nachhaltiger Publikumsfonds an, wie zum Beispiel die FNG-Nachhaltigkeitsprofile und die FNG-Matrix.
Beide Werkzeuge helfen Anlegern und Finanzberatern, sich einen Überblick zu der verwendeten Nachhaltigkeitsstrategie zu verschaffen. Dabei fungiert die FNG-Matrix als Datenbank, die Informationen zu den nachhaltigen Fonds enthält und Vergleiche zwischen den verschiedenen Fonds erlaubt. Die frei zugängliche Datenbank enthält FNG-Nachhaltigkeitsprofile von mittlerweile mehr als 180 Fonds.
Einheitliche Standards: FNG-Siegel
Um für mehr Übersichtlichkeit im Markt zu sorgen und die Informationskosten für die Anleger zu senken, hat das FNG 2015 ein Qualitätssiegel für nachhaltige Publikumsfonds auf den Markt gebracht. Das FNG-Siegel dient als Orientierungshilfe, um Fonds mit einer belastbaren und transparenten Nachhaltigkeitsstrategie leichter zu erkennen. Um eine Zertifizierung nach den FNG-Kriterien zu erhalten, müssen Fonds eine Reihe von Mindestanforderungen erfüllen. Diese beinhalten Transparenz- und Prozesskriterien, den Ausschluss von Waffen und Kernkraft sowie die Berücksichtigung der vier Bereiche des UN-Global Compact: Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung.
Eine Auszeichnung für besondere Leistungen erhalten Fonds, die sich durch Engagement in den Bereichen Produktstandards, institutionelle Glaubwürdigkeit und Einflussnahme über Selektion oder Dialogstrategien abheben. Ein Fonds kann dafür maximal drei Sterne erhalten. Durch den Auditor Novethic und ein interdisziplinäres Komitee ist eine unabhängige Vergabe garantiert.
Fazit
Mit Nachhaltigen Geldanlagen lassen sich Ziele verwirklichen, die über reine finanzielle Kennzahlen hinausgehen. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, ihre Investmententscheidungen nach den individuellen Werten zu treffen, und schaffen gleichzeitig einen Mehrwert für Natur, Umwelt und Gesellschaft. Geld ist kein Wert an sich. Es erhält seinen Wert erst dadurch, dass man es bewegt – so oder so.
Claudia Tober...
...ist seit März 2009 Geschäftsführerin beim Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) – dem Fachverband für nachhaltige Investments in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Von 2009 bis 2011 war sie im Vorstand des europäischen Dachverbandes Eurosif – dem European Sustainable Investment Forum – und von 2011 bis zur Governance-Umstellung 2015 Vizepräsidentin von Eurosif.
Lifestyle | Geld & Investment, 14.06.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.
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