SAVE LAND - UNITED FOR LAND

Nichtfinanzielle Berichterstattung

Pflicht oder Kür?

Welche Vor- und Nachteile die CSR-Berichtspflicht mit sich bringt und wie konkrete Handlungsempfehlungen sowie erste Umsetzungsschritte aussehen können, damit setzten sich die Teilnehmer des VDMA-Infotags Ende April auseinander.

Foto: Robert Kneschke / FotoliaFoto: Robert Kneschke / Fotolia

Die CSR-Richtlinie 2014/95/EU (CSR: Corporate Social Responsibility) wird bis Dezember dieses Jahres in nationales Recht überführt. Sie verpflichtet ab 2017 Unternehmen, die im öffentlichen Interesse stehen und mehr als 500 Beschäftigte haben, bestimmte nichtfinanzielle und die Diversität betreffende Informationen wie etwa soziale und umweltbezogene Aktivitäten offenzulegen. Knapp 50 Unternehmensvertreter informierten sich beim VDMA-Infotag, darunter auch Vertreter kleinerer Unternehmen, die vorerst nicht direkt von der Pflicht betroffen sind.

Entwicklung des CSR-Reportings
Prof. Dr. Matthias Fifka, Professor für Unternehmensethik an der Friedrich- Alexander-Universität (FAU) Erlangen- Nürnberg, spannte in seinem Vortrag den Bogen von der Entstehungsgeschichte sogenannter Sozialberichte der 70er- Jahre bis zur modernen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Für große Betriebe kristallisiere sich das CSR-Reporting als allgemein gängige Geschäftspraxis heraus. Die Berichte orientierten sich an internationalen Standards und würden häufig auditiert.

Einen Mehrwert von CSR-Berichten sieht Fifka in einer positiven Reputation, einer besseren Marktposition durch bedürfnisgerechte Ansprache beispielsweise von Investoren oder Kunden, in einer stärkeren Mitarbeiterbindung und schließlich in der Möglichkeit, den CSRBericht als Instrument zu nutzen, die eigene Nachhaltigkeitsstrategie optimal auszurichten.

Orientierung an Standards
Welche möglichen Vorteile ein CSR-Reporting für das berichterstattende Unternehmen nach sich ziehen kann, erörterten die Teilnehmer anhand von vier konkreten Anwendungsbeispielen im Praxismarkt. „Mit unserem CR-Report schaffen wir einen Mehrwert im Hinblick auf das gestiegene Interesse unserer Stakeholder", sagte Pia Theresa Hoffmann, Corporate Responsibility (CR) Officer der Schaeffler AG. Schaeffler erstellt seinen ersten CR-Report gemäß dem G4-Leitfaden der Global Reporting Initiative (GRI), dem weltweiten De-facto- Standard in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Vorteile liegen unter anderem darin, dass ein einheitliches Kennzahlensystem eine gewisse Vergleichbarkeit ermöglicht.

Die Anwendung des deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist vor allem für mittelständische Unternehmen praktikabel. Der Aufwand dafür hält sich in einem überschaubaren Rahmen, er ist leicht verständlich und steht darüber hinaus kostenfrei zur Verfügung.

Die ISO 26000 ist kein reiner Berichtsstandard, sondern hat die Implementierung von CSR auf der operativen Ebene zum Ziel. Es ist ein flexibles Regelwerk, das international Geltung besitzt und durch sein einheitliches Rahmenwerk Synergien schafft.

Der Global Compact der Vereinten Nationen (UN GC) sieht sich zuweilen dem Vorwurf ausgesetzt, zu geringe Anforderungen an einen Bericht zu stellen. Andererseits bietet er einen guten Einstieg, gerade auch für ein klares Bekenntnis der Geschäftsführung, das schon vorhandene nachhaltige Engagement strategisch aufzubereiten.

Handlungsempfehlungen
Neben der Auswahl des Berichtsstandards oder der Hilfsmittel spielt auch die Rückendeckung der Geschäftsleitung eine wichtige Rolle. Dabei ist es wichtig, dass sie Nachhaltigkeit als strategischen Wettbewerbsvorteil versteht. Der CSR-Bericht kann auf diese Weise parallel mit einer kontinuierlichen Verankerung von Nachhaltigkeitsprozessen in Produktion und Unternehmensführung einhergehen, die durch konkrete Ziele definiert werden. So kann sich das Unternehmen auch vor Greenwashing-Vorwürfen schützen.

Die Geschäftsleitung muss außerdem die Zuständigkeiten für die Umsetzung des Prozesses festlegen. In einem zweiten Schritt können dann die Mitarbeiter sensibilisiert werden.

Mit dem Sammeln von notwendigen Daten soll so früh wie möglich begonnen werden. Bei der Umsetzung und Auswahl der Themen für den Nachhaltigkeitsbericht kommt schließlich der Wesentlichkeitsanalyse eine große Bedeutung zu – es gilt also, sich am Anfang auf relevante Bereiche zu fokussieren.

Komplexität nimmt zu
Kontrovers diskutierten die Teilnehmer auf dem Podium die Fragen, warum, weshalb und wozu es diese CSR-Berichtspflicht gibt. Die unterschiedlichen Standpunkte manifestierten sich entlang der Herausforderung, die diversen nationalen Gesetzesinitiativen in Einklang zu bringen. Während Fifka und Timon Gremmels, Mitglied des hessischen Landtags, sich für gesetzliche Rahmenbedingungen aussprachen, kritisierten die Wirtschaftsvertreterinnen Gisela Eickhoff, Harting KGaA, und Renate Hornung- Draus, BDA-Geschäftsführerin, die Kumulierung der Anforderungen, die sich aus der wachsenden Anzahl verschiedener nationaler Initiativen ergibt. „Diese unterschiedlichen gesetzlichen Verpflichtungen bringen Unternehmen zunehmend in eine kafkaeske Situation. Sie sind immer schwerer zu überblicken, verunsichern die Unternehmen und kosten viele Ressourcen, die sinnvoller für das Kerngeschäft und CSR-Initiativen vor Ort zur Verfügung stehen sollten", sagte Hornung-Draus. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass nationale Regierungen ihr Vorgehen besser miteinander abstimmen müssen, um den Unternehmen ein einheitliches Umsetzungsinstrumentarium an die Hand zu geben.

Der VDMA setzt sich für sinnvolle Rahmenbedingungen und die Freiwilligkeit von unternehmerischem Engagement ein. Er zeigt das verantwortliche Handeln seiner Mitglieder mit der Nachhaltigkeitsinitiative Blue Competence und der Aktionswoche Wir unternehmen was. „Unternehmen setzen aus gutem Grund auf Nachhaltigkeit und Verantwortung: Es fördert die Mitarbeiterbindung, schafft Wettbewerbsvorteile und beugt Risiken vor", sagte Naemi Denz, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung.


Wirtschaft | Branchen & Verbände, 14.06.2016

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Save the Ocean

forum 02/2025 ist erschienen

  • Regenerativ
  • Coworkation
  • Klimadiesel
  • Kreislaufwirtschaft
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
10
MAI
2025
Halbtagesexkursion "Energieautarkes Wohnen und Bauen"
In der Reihe "Mein Klima… in München"
82054 Sauerlach
14
MAI
2025
Klimaschutz im peruanischen Regenwald
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
19
MAI
2025
Workshop "Werte Leben – Impulse"
"Zukünfte Verstehen, Einschätzen und Gestalten"
A-6020 Innsbruck
Alle Veranstaltungen...

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Mehr Europa!
80 Jahre nach Kriegsende überlegt Christoph Quarch, wie das Bewusstsein für unsere historische Verantwortung an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann
B.A.U.M. Insights
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht.

Jetzt auf forum:

Die Gewinner des The smarter E AWARDS 2025

Nachhaltigkeit zwischen Krise und Comeback

Wege gehen im neuen Zeitalter von Unternehmertum

HUSUM WIND 2025 startet mit großer Offshore-Exkursion

Solarstrom für die Produktion, Schatten für die Kühe

Mehr Europa!

Schwarz-Rot: Jetzt 100 Tage für Erneuerbare und Kreislaufwirtschaft nutzen

SAVE LAND. UNITED FOR LAND - noch bis 01. Juni in der Bundeskunsthalle in Bonn

Sustainable Finance, forum-Sonderveröffentlichung, Download kostenlos
  • toom Baumarkt GmbH
  • circulee GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Kärnten Standortmarketing
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • NOW Partners Foundation
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • toom Baumarkt GmbH
  • circulee GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Kärnten Standortmarketing
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • NOW Partners Foundation
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH