Verschläft Deutschland den Technologiewandel?

Elektroautos weiterhin kaum präsent auf deutschen Straßen

Gesagt wird es häufig: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Getan hingegen wird aktuell immer noch viel zu wenig. "Elektroautos sind weiterhin kaum präsent auf deutschen Straßen. Wir müssen uns ernsthaft fragen, was Länder wie beispielsweise Norwegen anders machen und von deren Vorbild lernen. Denn von Marktanteilen von fast 30 Prozent bei der Neuwagenzulassung können wir hierzulande nur träumen", erklärt BEM-Präsident Kurt Sigl und macht gleichzeitig deutlich, wen er hier in der Verantwortung sieht: "Den zahlreichen Ankündigungen der letzten 8 Jahre seitens der Politik, aber auch der Energieversorger und insbesondere der Automobilhersteller sind leider nur selten auch wirklich nachhaltig Taten gefolgt. Machen wir so weiter, laufen wir Gefahr, den Technologiewandel auch weiterhin zu verschlafen."
 
Gesagt wird es häufig: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Getan hingegen wird aktuell immer noch viel zu wenig. © pixabay.com"Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass die Politik hier eine wirkliche Vorreiter-Rolle übernehmen würde. So fordern wir bereits seit 3 Jahren eine sichtbare Anschaffung von Elektrofahrzeugen in den Fuhrparks und Flotten der öffentlichen Hand. Bis dato sieht die Bilanz sehr mager aus", so Sigl. Gegenwärtig sind in Deutschland etwa drei Millionen Fahrzeuge in öffentlichen Flotten und Fuhrparks unterwegs, das Beschaffungsvolumen liegt Schätzungen zufolge bei etwa 480 Milliarden Euro im Jahr. "Spielraum, der im Sinne einer von der Politik angestrebten Verkehrswende sehr viel besser ausgenutzt werden sollte", betont der BEM-Präsident.
 
In Deutschland kommt der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur an öffentlichen Ladestationen zwar voran, aber nur langsam. Experten* sehen bis zum Jahr 2020 einen Bedarf an 70.000 öffentlichen Ladepunkten zur Normalladung und 7.100 Schnellladepunkten. Mitte 2016 gab es bundesweit jedoch gerade einmal rund 6.500 Ladepunkte, darunter 230 Schnellladepunkte. "Auch wenn der klassische Elektroauto-Käufer primär in der heimischen Garage des Eigenheims lädt, haben solche Zahlen natürlich abschreckende Wirkung auf potentiell Interessierte", ist sich Sigl sicher. "Viel verheerender ist aber der fehlende Weitblick vielenorts. Wie kann etwa die neugebaute Elbphilharmonie in Hamburg nicht über Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge in ihrer Tiefgarage verfügen? Ein solches Versäumnis macht uns ehrlich gesagt sprachlos."
 
Einer aktuellen Studie** zu Folge sollte die Reichweite von Elektroautos bei mindestens 301 bis 500 Kilometern liegen. Ab diesem Wert steigt die geäußerte Kaufbereitschaft bei den Befragten auf über 70 Prozent. "Vielen Verbrauchern ist allerdings offensichtlich noch nicht bewusst, dass bereits eine Reihe von Modellen diese Anforderung erfüllt. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass der Erfolg der Neuen Mobilität vor allem mit der richtigen Kommunikationsstrategie zu tun hat. Entsprechend hoch sind diesbezüglich die Anforderungen an die Automobilhersteller. Hier ist aktuell noch sehr viel Luft nach oben", erklärt BEM-Vize-Präsident Christian Heep.
 
Im Zuge des Diesel-Gates ist eines jedoch offensichtlich geworden: Die Verbrenner-Technologie ist an ihre Grenze gestoßen - ein Technologiewandel ist damit unumgänglich. Grund genug für den BEM, vorsichtig optimistisch in das neue Jahr zu blicken. "Die Entwicklungen lassen hoffen, dass tatsächlich langsam ein Umdenken stattfindet - in Richtung einer zunehmenden Elektrifizierung, die weit über das Engagement der relevanten Akteure der letzten Jahre hinausgeht. Unsere innovativen Mitgliedsunternehmen machen vor, wie es funktionieren kann. Es wird Zeit, sich diesen Beispielen anzuschließen", sind sich Heep und Sigl einig. "Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass der Technologiewandel in Deutschland nicht verschlafen wird. Helfen auch Sie uns dabei, in dem Sie sich dem BEM als Mitglied anschließen!"
 
*BDEW, Weitere Informationen zur Ladeinfrastruktur in Deutschland finden Sie hier.
**Ergebnisse des Reports „E-Mobility – vom Ladenhüter zum Erfolgsmodell" des internationalen Marktforschers YouGov in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM).
 
Über den Bundesverband eMobilität e.V. (BEM)
Der Bundesverband eMobilität setzt sich dafür ein, die Mobilität in Deutschland mit dem Einsatz Erneuerbarer Energien auf Elektromobilität umzustellen. Zu den Aufgaben des BEM gehört die Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der eMobilität als nachhaltiges und zukunftsweisendes Mobilitätskonzept und die Durchsetzung einer Chancengleichheit bei der Umstellung auf emissionsarme Antriebskonzepte. Um diese Ziele zu erreichen, vernetzt der BEM die Akteure aus Wirtschaft, Politik und Medien miteinander, fördert die öffentliche Wahrnehmung für die Neue Mobilität und setzt sich für die nötigen infrastrukturellen Veränderungen ein.

Weitere Informationen finden Sie hier.
 
Kontakt: Juliane Ahrens, Bundesverband eMobilität e.V. | presse@bem-ev.de | www.bem-ev.de

Technik | Mobilität & Transport, 09.01.2017

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
06
FEB
2025
Konferenz des guten Wirtschaftens 2025
Mission (Im)Possible: Wie Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erreichen
80737 München
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Solingen - eine kollektive Erosion des Vertrauens?
Christoph Quarch überlegt, wie den Menschen das Sicherheitsgefühl zurückgegeben werden kann
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Profiküche 2025: Geräte-Innovation spart mehr als 50 Prozent Energie für Grill-Zubereitung ein

Sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

  • circulee GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • NOW Partners Foundation
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig