Digitalisierung verantwortlich gestalten
Es gilt, Auswirkungen des technisch Möglichen kritisch zu reflektieren
- „Cloud-Modell": Dienstleistungen beispielsweise zur Speicherung von Daten werden seit circa zehn Jahren vor allem von US-amerikanischen Unternehmen angeboten. Dateien können in die „Cloud" hochgeladen werden und sind dann digital und endgeräteunabhängig zugänglich. Sie können für Dritte freigegeben oder sogar gemeinsam bearbeitet werden. Ist das typischerweise kostenlose Speichervolumen ausgeschöpft, sind kostenpflichtige Zugangspakete nötig. Durch dieses Prinzip werden Verbraucher an die Dienstleistung gewöhnt und bleiben tendenziell auch bei Mehrbedarf und Kostenpflicht dem Anbieter treu. Teils haben die Anbieter des Cloud-Modells in ihren Geschäftsbedingungen spezifiziert, dass die hochgeladenen Daten von ihnen für Big-Data-Auswertungen genutzt und die Ergebnisse verkauft werden können.
- „Informations-Modell": Verbraucher erhalten durch diese Dienstleistungen Informationen. Sie bezahlen jedoch indirekt, indem Werbung eingeblendet wird. Auch hier sind, wie beim Cloud-Modell, die Verbraucher Teil des Wertschöpfungsprozesses, indem sie durch ihre Recherchen selbst Daten erzeugen.
Ich bin kein Computer-Kritiker. Computer kann man nicht kritisieren. Ich bin Gesellschaftskritiker.
Joseph Weizenbaum, Professor am Massachusetts Institute of Technology
- „Direkt-Modell": Früher waren Unternehmen auf Intermediäre angewiesen, um mit Kunden in Kontakt zu treten. Die Kundenkontakte waren auf dieser Zwischenhändler-Ebene verankert. Durch das Internet können die Leistungsanbieter heute „rund um die Uhr" direkt Kunden erreichen und so Vermittlungskosten senken. Intermediäre haben dann eine Bestandschance, wenn sie ihr Portfolio durch das Schaffen von Mehrwert auf Verbraucher und deren Zahlungsbereitschaft hin ausrichten.
- „Marktmacht-Modell": Dieses Geschäftsmodell hat den stationären und den Online-Handel revolutionär verändert. Die durch ein umfassendes Waren- und Dienstleistungsangebot gegebene Marktmacht weniger Anbieter führt zu deren Vorreiterrolle bei der Ansprache von Kunden. Kleinere Anbieter stehen unter dem Druck, mit ihren Leistungen dort vertreten zu sein und sich den jeweiligen Rahmenbedingungen zu fügen.
- „Abo-Modell": Hier werden Kunden häufig zuerst durch Einzelkäufe gewonnen, dann jedoch zum Abschluss eines langfristigen Abonnements motiviert.
- „Peer-Sharing-Modell": Aus dem Car-Sharing-Prinzip ist dieses Geschäftsmodell des „Teilen-statt-Besitzens" am besten bekannt. Grundsätzlich ist es für viele Zwecke einsetzbar und eng mit dem Nachhaltigkeitsgedanken verbunden. Für Marktplatzbetreiber ist dieses Geschäftsmodell durch Provisionen attraktiv.
- „Verschenken-oder-Weiter-Verkaufen-Modell": Hier werden Kunden untereinander vernetzt, um neuwertige oder gut erhaltene Waren einer weiteren Nutzung zuzuführen. Hier wird der Marktplatz durch Provisionen oder Werbung finanziert.
Nur wenn Nachhaltigkeitsaspekte von Beginn an konsequent mitgedacht werden, können die Risiken minimiert und Chancen wirklich genutzt werden, die die Digitalisierung nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für Umwelt und Gesellschaft bietet. Dann wird es gelingen, die Versprechen der Digitalisierung in Bezug auf Klimaschutz, Ressourcenschonung, Partizipation oder Bildung tatsächlich einzulösen.
Martin Oldeland,
B.A.U.M. e.V., Mitglied des Vorstands
Britta Oertel leitet am Institut für Zukunftsforschung und Technologiebewertung (IZT) das Forschungscluster Technologie und Innovation sowie die Forschungsarbeiten im Rahmen der Konsortialmitgliedschaft des IZT beim Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. Ende 2014 wurde sie in den Fachausschuss Wissenschaft der Deutschen UNESCO-Kommission berufen.
Technik | Green IT, 01.02.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2017 - And the winner is... erschienen.
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