Man trifft sich immer zweimal im Leben
Das gilt auch für unser Abwasser, dessen Inhaltsstoffe uns im Trinkwasser wiederbegegnen können
Zum Welttag des Wassers am 22. März, dieses Jahr unter dem Motto „Abwasser", sprachen wir mit Prof. Dr. Jens Haberkamp, Experte für Abwasserbehandlung und Trinkwasserversorgung am Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster, über den urbanen Wasserkreislauf.

Bei den sogenannten „Mikroschadstoffen" handelt es sich unter anderem um Rückstände von Medikamenten, Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika und Süßstoffen, die sich teilweise in Oberflächengewässern, im Grundwasser und manchmal sogar im daraus gewonnenen Trinkwasser nachweisen lassen. Die Konzentrationen dieser Stoffe sind allerdings so niedrig, dass man nicht von schädigenden Einflüssen auf unsere Gesundheit ausgehen kann. Ich spreche sowieso lieber von „organischen Spurenstoffen", weil diese Stoffe nicht zwangsläufig negative Wirkungen auf Mensch oder Umwelt haben. Manche Spurenstoffe sind allerdings schädlich für Gewässerlebewesen. Auch aus Gründen des vorsorgenden Gesundheits- und Umweltschutzes wird auf EU-Ebene die Einführung von Grenzwerten für bestimmte Stoffe beabsichtigt, die insbesondere über die Abläufe unserer Kläranlagen in die Gewässer gelangen. Um diese Anforderungen einzuhalten, müssten die Kläranlagen um eine weitere, sogenannte vierte Reinigungsstufe erweitert werden. Hier ist Nordrhein-Westfalen auf einem guten Weg. Unser Bundesland gehört neben Baden-Württemberg bei der technischen Modernisierung der Kläranlagen zu den Vorreitern in Deutschland.
Können wir unser Leitungswasser denn wirklich noch bedenkenlos trinken?
Ganz klar ja – Leitungswasser ist sogar das Beste, was man trinken kann! Es ist das mit Abstand am gründlichsten kontrollierte Lebensmittel und deutschlandweit wirklich einwandfrei zum Verzehr geeignet. Und zwar auch ohne teure Trinkwasserfilter, die meist sowieso nicht gegen irgendwelche Spurenstoffe wirken. Getränkehersteller gewinnen ihr Mineralwasser im Übrigen teilweise aus denselben Grundwasserleitern, die auch die kommunalen Wasserwerke für ihr Trinkwasser nutzen. Nachhaltigkeit spielt natürlich ebenso eine große Rolle. Leitungswasser muss nicht abgefüllt, verpackt und mit Lastwagen transportiert werden.
Wichtig ist allerdings, das Leitungswasser vor dem Trinken erst so lange ablaufen zu lassen, bis es richtig kalt ist, es also direkt aus der Versorgungsleitung des Wasserversorgers kommt und nicht etwa über Nacht in den Hausleitungen stand. Dabei braucht bei uns niemand Angst zu haben, unnötig Wasser zu verschwenden. Hierzulande ist es inzwischen eher ein Problem, dass die Leute zu wenig Wasser verbrauchen. Deshalb müssen die Abwasserkanäle häufig sogar extra gespült werden, um stinkende Ablagerungen zu beseitigen.
Was können wir selbst tun, um die Qualität unseres Wassers nicht zu gefährden?
Jeder sollte sich darüber bewusst sein, dass vieles von dem, was wir im Klo runterspülen, uns später im Trinkwasser wiederbegegnen könnte. Auf keinen Fall sollten wir alte Medikamente über das Abwasser entsorgen, sondern sie stattdessen in den Hausmüll geben. Auch Ärzte und Apotheker sollten bei jeder Arznei, die sie verschreiben oder empfehlen, im Hinterkopf haben, ob diese biologisch abbaubar ist oder ob es eine umweltfreundlichere Alternative gibt. Insgesamt sollten wir Medikamente möglichst sparsam einsetzen, da wir immer einen bedeutenden Teil der Wirkstoffe wieder ausscheiden oder – etwa bei Salben – abwaschen und sie somit ins Abwasser gelangen. Ein bewusster Umgang sollte auch bei Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika selbstverständlich sein.
Kontakt: Moritz Hinnerk Schäfer, FH Münster | Moritz.schefer@fh-muenster.de
Umwelt | Wasser & Boden, 22.03.2017

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