Kompass Nachhaltigkeit
Ein Portal für die nachhaltige öffentliche Beschaffung
Ob Fahrzeuge, Kleidung oder Lebensmittel – nahezu alle Produkte gibt es mittlerweile auch in einer nachhaltigeren Variante. Aus dem privaten Konsum ist Nachhaltigkeit als Anspruch nicht mehr wegzudenken. Auch Bund, Länder und Kommunen können Nachhaltigkeit als Grundsatz beim öffentlichen Konsum anwenden und so zu einer nachhaltigeren Entwicklung beitragen.
Bis zu 350 Milliarden Euro im Jahr geben Bund, Länder und Kommunen für Beschaffungen aus. Damit hat die öffentliche Hand Einfluss auf Produktionsbedingungen und Marktstrukturen, in denen Sozialverträglichkeit und Umweltschutz bisher oft vernachlässigt werden. Mit der Reform des deutschen Vergaberechts, das den Rahmen für die öffentliche Beschaffung bildet, wurde im April 2016 der Spielraum für die Anwendung von sozialen, ökologischen und innovativen Kriterien deutlich erweitert. Doch wie lässt sich faire und nachhaltige Beschaffung in den Alltag der rund 30.000 Vergabestellen in Deutschland integrieren? Nur wenn der Mehraufwand für Beschafferinnen und Beschaffer gering bleibt, ist eine flächendeckende Umsetzung realistisch.
Der Kompass Nachhaltigkeit wurde genau dafür entwickelt. Alle wichtigen Informationen zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung werden auf einer Seite gebündelt, um den Rechercheaufwand so gering wie möglich zu halten.
Die Seite bietet einen Überblick über die Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten in allen Phasen des Beschaffungsvorganges sowie einen großen Bereich mit Grundlagenwissen, in dem unter anderem der gesetzliche Rahmen sowie die wichtigsten sozialen und ökologischen Hotspots im Lebenszyklus ausgewählter Produktgruppen dargestellt werden.
Sind die Grundlagen bekannt, kommt es darauf an, Informationen für das konkret zu beschaffende Produkt zu bekommen. Welche Anforderungen können an die Nachhaltigkeit dieses Produktes gestellt werden und welche Nachweismöglichkeiten bestehen? Der Markt an nachhaltigen Produkten entwickelt sich sehr dynamisch, so dass es wichtig ist, ein Gefühl für realistische Anforderungen zu haben: Wer die Messlatte zu niedrig ansetzt, erhält weniger nachhaltige Produkte, wer sie zu hoch setzt, erhält zu wenige oder gar keine Angebote.
Anbietende Unternehmen können die geforderten Kriterien auf unterschiedlichen Wegen nachweisen. Ein verbreiteter, transparenter und durch die Vergaberechtsreform zusätzlich gestärkter Weg sind Gütezeichen bzw. Siegel. Es ist nunmehr möglich, geeignete Gütezeichen, die Mindestvorgaben erfüllen, pauschal als Nachweis einzufordern, vorausgesetzt auch gleichwertige andere Gütezeichen werden akzeptiert. So können beispielsweise der Blaue Engel, das EU-Ecolabel oder der Fairtrade Textilstandard verlangt werden. Zahlreiche Gütezeichen stehen für Nachhaltigkeit und versprechen dem Konsumenten die Einhaltung grundlegender Sozial- und Umweltstandards. Aufgrund der Vielzahl an Gütezeichen fällt es aber zunehmend schwer, den Überblick zu behalten und glaubwürdige von unglaubwürdigen Gütezeichen zu unterscheiden. Auch hier unterstützt der Kompass Nachhaltigkeit: Über die Produktsuche lässt sich das gewünschte Produkt schnell identifizieren und mit dem Gütezeichen-Finder mit wenigen Klicks bestimmen, welche Gütezeichen für das Produkt als Nachweis der geforderten Kriterien dienen können. Bei der Auswahl der Kriterien können Bundes- und Landesvorgaben sowie weitere voreingestellte Kriteriensets – beispielsweise die ILO-Kernarbeitsnormen als soziale Mindestanforderungen – mit einem Klick aktiviert werden. Darüber hinaus kann eine eigene Auswahl an Kriterien der Umweltfreundlichkeit, Sozialverträglichkeit und Glaubwürdigkeit aus einer umfangreichen Liste zum Finden geeigneter Gütezeichen erstellt und für die erneute Verwendung gespeichert werden.
Der Gütezeichen-Finder ermöglicht außerdem einen detaillierten Vergleich von Gütezeichen und liefert Formulierungshilfen für die Vergabeunterlagen, die die ausgewählten Kriterien in Textbausteinen wiedergeben. Auch für die notwendige Marktrecherche eignet sich der Kompass, da zum Suchergebnis direkt eine Liste an Unternehmen erstellt wird, die das gewünschte Produkt mit einem der geeigneten Gütezeichen anbieten. So lässt sich mit dem Webportal der Zeitaufwand für die Recherche erheblich verkürzen.
Wenn Sie als Unternehmen zertifizierte Produkte in Ihrem Sortiment haben und auf der Anbieterliste im Kompass Nachhaltigkeit erscheinen möchten, schreiben Sie einfach eine Mail an info@kompass-nachhaltigkeit.de
Für Kommunen gibt es ein zusätzliches Angebot auf der Webseite, den Kommunalen Kompass. Hier sind – nach Bundesländern sortiert – zahlreiche kommunale Umsetzungsbeispiele zu finden, die als Orientierung dienen können. Sowohl Leistungsbeschreibungen und Umsetzungsberichte von konkreten Beschaffungsvorgängen sind hier zu finden, als auch Stadtratsbeschlüsse, Richtlinien und Dienstanweisungen, mit denen Kommunen ihre Vorgaben zur Nachhaltigkeit konkretisieren. Auch bei den kommunalen Beispielen sind Unternehmen mit zertifizierten Produkten sowie Fachleute zur sozialverantwortlichen Beschaffung dieser Produktgruppe zu finden. Die Angaben werden kontinuierlich erweitert, um eine umfangreiche und aktuelle Datenbasis für die sozialverantwortliche und ökologische öffentliche Beschaffung zu bilden. So unterstützt der Kompass Nachhaltigkeit Bund, Länder und Kommunen dabei, durch einen nachhaltigen öffentlichen Konsum ihren Teil zu einer nachhaltigeren Entwicklung beizutragen.
Von Ann-Kathrin Voge und Max Mangold
Der Kompass Nachhaltigkeit ist ein Kooperationsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Kontakt: Ann-Kathrin Voge (SKEW/Engagement Global)
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 01.02.2017
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