BIOFACH 2025

Gemeinwohlökonomie

Ein Wirtschaftsmodell mit Zukunft

forum Nachhaltig Wirtschaften unterstützt die Bewegung der Gemeinwohlökonomie (GWÖ), die im März 2017 mit dem Zeit Wissen-Preis "Mut zur Nachhaltigkeit" ausgezeichnet wurde. Die GWÖ trägt zum Aufbau einer ethischen Marktwirtschaft bei. Detaillierte Informationen zur GWÖ sowie Beispiele aus der Praxis finden Sie auf dieser Seite.

"Out of the box"  Gemeinwohl statt Profitmaximierung

Der Begriff Gemeinwohl spielte schon bei Philosophen wie Platon und Cicero eine Rolle, als sie das Idealbild einer Gesellschaft beschrieben. Von dahin bis zum Aufkommen der Gemeinwohl-Ökonomie war es ein langer Weg. In diesem forum-Beitrag finden Sie Hintergründe zur Entstehungsgeschichte der GWÖ und zu ihrem Herzstück, der Gemeinwohl-Bilanz. Diese ist ein Messinstrument um festzustellen, wie human, wertschätzend, kooperativ, solidarisch und demokratisch sich ein Unternehmen oder eine Organisation verhält und welchen Beitrag sie damit zum Gemeinwohl leistet.


Interview mit einem GWÖ-Mitbegründer

GWÖ-Mitbegründer Christian Felber und Bio-Pionier Werner Lambert im Gespräch. © Werner LampertDer Österreicher Christian Felber ist einer der Gründungsinitiatoren der Gemeinwohl-Bewegung. Als Buchautor und auf zahlreichen Vorträgen inspiriert er Menschen und regt sie dazu an, das Wirtschaftsmodell der Zukunft aktiv mitzugestalten. Sein erstes Buch zur Gemeinwohl-Ökonomie ist in sieben verschiedenen Sprachen erschienen und wurde allein im deutschsprachigen Raum 40.000 Mal verkauft. Im forum-Interview traf er auf Werner Lampert, der sich zusammen mit seinem Team für die Entwicklung, Erzeugung und Vermarktung nachhaltiger Bio-Produkte und Konsumgüter spezialisiert. In einem anregenden Gespräch unterhielten sich die beiden Vordenker über die Schere zwischen Gemeinwohl, wie es in vielen Verfassungen als Ziel festgehalten wird, und der realwirtschaftlichen Praxis. 


GWÖ in Forschung und Lehre

Auch die deutsche Forschungslandschaft beschäftigt sich mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie, zum Beispiel in den folgenden Projekten:

In einem Pilotprojekt hat Prof. Dr. Petra Teitscheid von der FH Münster den Ansatz der Gemeinwohlökonomie aufgegriffen: Studierende aus dem Master Masterstudenten der FH Münster und Unternehmensvertreter haben gemeinsam in einem Pilotprojekt Gemeinwohlbilanzen erstellt. © FH Münster/Fachbereich Oecotrophologie – Facility ManagementNachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft erstellten mit sieben Unternehmen aus der Region eine Gemeinwohlbilanz, mit der die ethische Seite ihres Handelns bewertet wird. Unterstützt wurden die Studierenden von Gerd Lauermann, einem Gemeinwohlberater aus Hamburg. In einem mehrstufigen Prozess verfassten die Studierenden zunächst gemeinsam mit den Unternehmen Berichte. Anschließend evaluierten sich die Unternehmen in einer sogenannten Peer-Evaluation gegenseitig. Eine externe Auditorin prüfte und zertifizierte die Ergebnisse abschließend. „Die Berichte sind von der Auditorin als sehr professionell eingestuft worden", freut sich Teitscheid. Bei einem Treffen, bei dem auch die Initiative „Gemeinwohlökonomie Münsterland" gegründet wurde, erhielten die sieben Unternehmen ihre Zertifikate mit dem Ergebnis der Bilanzierung. Eines von ihnen: die ray facility management group. „Der Blick von außen hilft, sich weiterzuentwickeln", sagt Dr. Denis Krämer, Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung.

Das Projekt GIVUN der Europa-Universität Flensburg läuft bereits seit dem Jahr 2015. Das Forschungsteam untersucht den Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie und ordnet ihn neben bestehenden CSR-Instrumenten wie dem Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Autit Scheme), dem GSCP (Global Social Compliance Programme) oder dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex ein. Dabei soll auch das Potential der Gemeinwohl-Ökonomie, die bisher eher noch in Nischen Anwendung findet, für Großunternehmen wie die Deutsche Post oder die OTTO Group untersucht werden. Weitere Informationen finden sie auf forum Online.


Eine weltweite Community entsteht

Mehr als 2000 Unternehmen weltweit unterstützen das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie. Rund 400 davon sind aktive Mitglieder oder haben ihre Gemeinwohl-Bilanz bereits veröffentlicht. Für diese Bilanz ist der Erfolgsmaßstab nicht mit die Maximierung von Finanzgewinn, sondern die Mehrung des Gemeinwohls. Dazu werden mit Hilfe einer Gemeinwohl-Matrix verschiedene Indikatoren gemessen, wie zum Beispiel Arbeitsplatzqualität und Gleichstellung, Beitrag zum Gemeinwesen oder gerechte Verteilung des Einkommens. Nachfolgend finden Sie drei Beispiele von Unternehmen, die sich der Gemeinwohl-Bewegung angeschlossen haben:

  • EPOS Bio-Partner ist ein Lieferant von Bio-Lebensmitteln für die Außer-Haus Verpflegung. Die Bio-Pioniere beliefern Restaurants, Hotels, Schulküchen und Betriebskantinen mit hochwertigen Lebensmitteln aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft. Das Unternehmen veröffentlichte im Frühjahr 2017 seine erste Gemeinwohl-Bilanz, die Sie unter diesem Link abrufen können.
  • Der Bergsportausrüster VAUDE hat bereits im Jahr 2015 als erstes Unternehmen der Outdoor-Branche eine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie in diesem forum-Beitrag.
  • Das Projekt Bank für Gemeinwohl ist bereits seit sechs Jahren aktives Mitglied der Gemeinwohl-Bewegung. Neben Crowdfunding für gemeinwohlorientiere Projekte soll ab 2018 auch ein Gemeinwohl-Konto für Private und Unternehmen angeboten werden. Mehr dazu auf forum Online.

Die Gemeinwohl-Alternative: Projekt B

Neben der Gemeinwohl-Bewegung gibt es auch zahlreiche andere Strömungen, die das gleiche Ziel verfolgen. Darunter zum Beispiel das im Jahr 2006 in den USA gegründete B-Lab. Mit dem kostenlosen Online Tool B Impact Assessment können Unternehmen ihren gesellschaftlichen Nutzen messen. Über 40.000 Unternehmen haben diesen Dienst schon in Anspruch genommen, darunter der Eiscreme-Hersteller Ben & Jerry's sowie der Outdoor-Bekleidungshersteller Patagonia. Weitere Informationen finden Sie in diesem forum-Beitrag

Kontakt: www.ecogood.org | www.bimpactassessment.net


Wirtschaft | CSR & Strategie, 01.05.2017

     
        
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