Vom Wahrzeichen zum Green Building
Der HVB-Tower wird energetisch saniert
Betrieblicher Umweltschutz schont nicht nur natürliche Ressourcen, sondern spart in Zeiten hoher Energiepreise auch unmittelbar Geld. Für laufende Verbesserungen sorgt bei der HypoVereinsbank bereits seit 2006 ein Umweltmanagementsystem, das den gesamten Bankbetrieb, seit 2013 CO2-neutral gestaltet. Doch auch die Immobilien des Unternehmens haben eine wichtige Bedeutung im Klimaschutzengagement. Das aktuelle Leuchtturmprojekt im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie ist der 114 m hohe HVB-Tower. Bereits seit 2006 steht er unter Denkmalschutz und ist inzwischen ein Wahrzeichen Münchens. Als das größte Gebäude der HypoVereinsbank in Deutschland, hat der Tower auch das größte Potenzial, seinen Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Bis Ende 2015 wird das Gebäude für rund 250 Mio. Euro zu einem Green Building nach dem international anerkannten LEED-Standard umgewandelt.
Energetische Sanierung
Die Belange des Denkmalschutzes sowie der bankeigene Anspruch für den verantwortungsvollen Umgang mit diesem städtebaulichen Unikat, haben von Anfang an ein anspruchsvolles Architekturkonzept erfordert. Dies sollte Energieeffizienz und zukunftsorientierte Gestaltung, moderne Arbeitswelten und nachhaltiges Denken vereinen. Ziel ist es, den Energieverbrauch deutlich zu senken und dadurch den CO2-Ausstoß des Gebäudes massiv zu reduzieren. Nach der Sanierung wird sich beispielsweise der Wärmebedarf des Gebäudes um circa die Hälfte reduzieren, der Strombedarf um etwa ein Viertel. Dies soll durch eine neue, zweischalige Fassade mit der Möglichkeit zur natürlichen Belüftung über die Fenster sowie durch ein neues versorgungstechnisches Konzept unter Berücksichtigung von Geothermie, Regenwassernutzung und neuer Heiz-Kühlsysteme für die Haustechnik erfolgen.
Effiziente Optik
Die äußere Fassadenhülle sollte aus gestalterischen Gründen nahezu keinen Unterschied zum ursprünglichen Zustand zeigen. Daher darf die natürliche Belüftung nach außen kaum sichtbar sein, um dem denkmalpflegerischen Anspruch gerecht zu werden. Im September 2014 wurde die neue Fassade fertiggestellt: Vormals eine einschalige, nicht zu öffnende Konstruktion, ist die neue Fassade jetzt zweischalig. Durch innenliegende, kippbare Fenster besteht die Möglichkeit einer natürlichen Belüftung. Der Kippmechanismus erfolgt motorunterstützt und erlaubt somit eine einzelne, individuelle Bedienung sowie eine zentrale Ansteuerung. Die Luft kann neben den Bereichen der weiterhin geschlossenen Aluminiumpaneele über insgesamt rund zwei Millionen kleine, auf Distanz kaum wahrnehmbare Löcher eingesogen werden, die unter und über den Fenstern in die Fassadenstege eingelassen wurden. Dadurch ergibt sich aufgrund der weiterhin gleich strukturierten Fassade keine optische Beeinträchtigung. Insgesamt wurden rund 2.500 Fassadenelemente ausgetauscht und rund 6.000 Aluminiumpaneele der alten Fassade gereinigt und wiederverwendet. Das Jalousiesystem wird innerhalb der zweischaligen Fassade geführt und sorgt maßgeblich für eine Reduzierung der externen Wärmelasten, um die Dimensionierung der Klimatechnik im Inneren des Gebäudes auf das notwendige Maß zu beschränken. Mit den vorgesehenen Heiz-Kühl-Decken wird in ein modernes Raum-Klima-Konzept investiert, das energieeffizient ist und für den Nutzer bestmöglichen Komfort bietet. Darüberhinaus dient der Sonnenschutz auch als Blendschutz für die Arbeitsplätze.
Smart Working – Arbeitswelt der Zukunft
Das ehemalige Innenraumkonzept des Architekturdenkmals entsprach nicht mehr den gegenwärtigen und künftigen Anforderungen. Auch die inneren Wärmelasten wiesen aufgrund zunehmender IT-Ausstattung andere Werte als zur Entstehungszeit des Gebäudes auf. Daher ist ein weiteres Ziel die Integration eines neuen Nutzungskonzepts, das durch zeitgemäßen Innenausbau eine flexible Aufteilung der Büroflächen erlaubt. Damit wird auch in Zukunft den Anforderungen an eine moderne Raumgestaltung und Kommunikationstechnik Rechnung getragen. Angepasst an die sich ändernden Arbeitswelten werden den Mitarbeitern vermehrt Räume mit unterschiedlichsten technischen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt. Auch die Gestaltung dieser Räume ist von einem neuen Zeitgeist geprägt. Bei den mobilen Bürokonzepten löst man sich konsequent von klassischen Strukturen und baut kommunikationsfördernde Arbeitslandschaften auf. Diese Strukturen sollen die die Kreativität des Einzelnen, die Bildung von Teams und die Entstehung von dynamischen Netzwerken fördern. Die Büroflächen im Turm erstrecken sich über 25 Etagen mit einem Grundriss, der aus drei Prismen zusammengesetzt ist. Das bereits zu Beginn der 1970er Jahre in der Planungsphase vorgegebene Ziel auf flexible Gestaltungsmöglichkeiten und einen möglichst durchgängigen Tageslichteinfall für jeden Arbeitsplatz kommt heute der Umsetzung des neuen Nutzungskonzepts im HVB-Tower zugute. Statt eines festen Arbeitsplatzes haben die Mitarbeiter in dem neu gestalteten Innenraumkonzept die Wahl, je nach Aufgabenbereich in einer der unterschiedlichen Arbeitsumgebungen Platz zu nehmen. Hier findet sich die ‚Focus Area ‚ für konzentriertes, konzeptionelles Arbeiten, oder die ‚Co-Working Area ‚ für Projektarbeit mit mehreren Kollegen, Zellenbüros für ungestörte Telefonate und Videokonferenzen oder die ‚Business-Lounge‘ zum informellen Austausch. All diese unterschiedlich gestalteten Arbeitsumgebungen finden sich an jeweils gleicher Stelle in jedem Regelgeschoss des HVB-Tower. Ein „Desk Sharing" über verschiedene Etagen ist daher weder notwendig noch vorgesehen, weil alle ‚Zonen‘ dem Mitarbeiter in jeder Etage zur freien Auswahl stehen.
Durchdachte Haus- und Versorgungstechnik
Der Turm der Inspirationen
Unter dem Motto „The Tower to inspire" feierte die HypoVereinsbank Ende Januar 2015 ihren Turm mit einem öffentlichen Kunstprojekt. Sieben Abende lang ließ der Lichtkünstler Philipp Geist das Gebäude mit grafischen Mustern, Videos oder abstrakter Lichtmalerei in bunten Farben erstrahlen. „Ein spannendes Projekt – und angesichts der Größe und interessanten Architektur eine echte Herausforderung", so Geist, der das bewegte Kunstwerk während der gesamten Laufzeit persönlich betreute. Die Ideen für die Bildwelten stammten auch von Bürgern der Stadt und Mitarbeitern der Bank, die dazu im Vorfeld aufgerufen wurden. „Der HVB-Tower soll inspirieren und neue Impulse vermitteln – als Arbeitswelt von morgen, Kunstwerk und Green Building", sagte Heinz Laber, Mitglied des Vorstands der HypoVereinsbank, zu der Lichtshow, die Tausende Münchnerinnen und Münchner begeisterte.
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Countdown läuft
Im Januar 2015 machte der HVB-Tower einen leuchtenden Auftakt des letzten Baujahres: Mit der Lichtinstallation „Green Building" des Künstlers Philipp Geist präsentierte sich der Tower eine Woche lang als Kunstwerk für Tradition, Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung. Der HVB-Tower bleibt als prägendes Bauwerk der Stadt erhalten, das durch seine futuristische Anmutung bereits in den 70er Jahren den Aufbruch Münchens zu einer modernen Weltstadt unterstrich. Gleichzeitig stellt das Gebäude heute eine moderne Arbeitswelt für rund 3.000 Mitarbeiter dar. Mit Leben erfüllt wird der HVB-Tower durch den Einzug der Belegschaft ab Anfang 2016.
Martina Steffens
ist Redakteurin bei forum Nachhaltig Wirtschaften. Sie hat europäische BWL sowie Psychologie studiert und arbeitet unter anderem als Expertin für Nachhaltigkeitskommunikation.
Technik | Green Building, 01.01.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2016 - Herausforderung Migration und Integration erschienen.
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