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Quadratisch – praktisch – nachhaltig

Kulturwandel im Hause Ritter

Eine sportliche Aufgabe hat sich Andreas Ronken mit der Übernahme des Vorsitzes der Geschäftsführung von Ritter Sport vorgenommen: Er will die Erfolgsgeschichte des schwäbischen Mittelständlers, der mit seinen bunten, quadratischen Schokoladentafeln weltweit bekannt ist, fortschreiben und setzt dabei auf Nachhaltigkeit.

Alfred Ronken tritt die Nachfolge von Alfred T. Ritter als Geschäftsführer von Ritter Sport an – und weitet das Engagement für Nachhaltigkeit aus. © Ritter Sport Herr Ronken, Sie haben vor gut zweieinhalb Jahren den Vorsitz der Geschäftsführung bei Ritter Sport übernommen. Wie lebt es sich als Nachfolger eines Alfred T. Ritter?
Es lebt sich gut! Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Natürlich sind – wie man so sagt – die Fußstapfen groß, in die ich als Nachfolger von Alfred T. Ritter getreten bin. Aber wir kennen uns schon über zehn Jahre und haben ja auch vor seinem Wechsel in den Beirat eng zusammengearbeitet. Insofern war die Umstellung für ihn sicherlich größer als für mich. Entscheidend ist, dass wir in den zentralen Werten übereinstimmen und ein gemeinsames Ziel verfolgen: die dauerhafte Unabhängigkeit des Unternehmens.

Herr Ritter ist für sein Nachhaltigkeits-Engagement bekannt. Wo sehen Sie Ihren persönlichen Schwerpunkt in diesem Bereich?
Nachhaltigkeit ist ein Prozess, der das gesamte Unternehmen verändert. Ich spreche in dem Zusammenhang gerne von einem Kulturwandel. Und den treibe ich voran. Es geht darum, Strukturen so zu gestalten, dass Nachhaltigkeit Teil des täglichen Tuns wird. Bei uns ist derjenige für Nachhaltigkeit verantwortlich, der einen Bereich auch im Operativen betreut. Nehmen Sie das Beispiel Rohstoffeinkauf: Da muss nicht der Nachhaltigkeitsmanager entscheiden, welcher Rohstoff den Nachhaltigkeitsanforderungen entspricht, sondern das ist Aufgabe des zuständigen Kollegen im Einkauf. Das hat zur Folge, dass sich die Leute viel intensiver mit dem Thema beschäftigen und eine Sinnhaftigkeit darin sehen. Aber wie bei allen Veränderungsprozessen braucht das Zeit. Mein Ziel ist  es, Nachhaltigkeit in alle Prozesse des Unternehmens zu integrieren. Denn für mich ist nachhaltiges Wirtschaften die einzig sinnvolle Art ein Unternehmen zu führen. Daher sprechen wir auch lieber von Zukunftsfähigkeit.

Wie sind Sie zu dieser Überzeugung gelangt? 
Als Kind der Lebensmittelindustrie hat sich das im Laufe der Zeit entwickelt. Ich bin inzwischen seit fast 30 Jahren in der Branche und habe viel gesehen. Meine Reisen an den Ursprung des Kakaos haben meinen Blick für die Menschen am Beginn der Wertschöpfungskette geschärft. Ich finde den vermeintlichen Gegensatz von Profit oder Nachhaltigkeit falsch, sondern bin davon überzeugt, dass es nur zusammen geht. Nachhaltigkeit muss zur selbstverständlichen Routine werden – wie Zähneputzen.
 
Teilt die Süßwarenindustrie im Allgemeinen diese Auffassung?
Es ist sicherlich so, dass in den letzten Jahren ein Umdenken oder besser ein Weiterdenken stattgefunden hat. Viele Unternehmen haben sich wie wir von einzelnen Nachhaltigkeitsprojekten hin zu einer langfristigen Strategie entwickelt. Auch viele Großkonzerne haben heute gute Nachhaltigkeitsprogramme – es ist nicht immer alles schlecht, was schlechtgemacht wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bei einem Genussmittel wie Schokolade das Interesse der Verbraucher am Thema Nachhaltigkeit bislang eher gering ist. Hinzu kommt, dass gerade in Deutschland die Verbraucher sehr preissensibel sind. Bei Schokolade ist es leider immer noch so, dass 10 Cent Preisunterschied erhebliche Auswirkungen auf das Absatzvolumen haben. Wir merken aber auch, dass sich vor allem die junge Generation vermehrt mit dem Thema beschäftigt. 

Ist Nachhaltigkeit in einem Familienunternehmen leichter umzusetzen als in einem Großkonzern?
Ritter Sport hat in Nicaragua eine Fläche von 2.500 Hektar Brachland aufgekauft, um dort eine Kakaoplantage nach sozial und ökologisch verträglichen Standards zu errichten. Mehr dazu lesen Sie hier und in der nächsten Ausgabe von forum Nachhaltig Wirtschaften
Auch wir müssen Gewinne erwirtschaften. Nur dann können wir dauerhaft die Unabhängigkeit des Unternehmens sichern. Aber unser Vorteil ist sicher, dass wir eine Inhaberfamilie haben, die Nachhaltigkeit aus eigener Überzeugung vorantreibt. Das gibt uns die Möglichkeit, Projekte zu realisieren, die sich nicht innerhalb von zwei/drei Jahren rechnen, sondern sich sehr viel langfristiger auswirken. Nehmen Sie eine Investition wie unsere eigene Kakaoplantage „El Cacao" – das wird sich wirtschaftlich erst auf lange Sicht rechnen. 

Herr Ronken, wir danken für das Gespräch und wünschen einen erfolgreichen Kulturwandel und viel Erfolg mit dem Projekt „El Cacao."

Quelle: Alfred Ritter GmbH & Co. KG

Wirtschaft | Führung & Personal, 07.06.2017

     
        
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