Wälder, die die Welt retten
Erwachsene reden viel davon, etwas gegen die Klimakrise zu tun. Die Kinder und Jugendlichen von Plant-for-the-Planet handeln.
Eine holprige Straße, links und rechts nichts als Dschungel. Pumas schleichen durchs Unterholz, Affen hüpfen in den Bäumen, ein Alligator taucht ins Wasser der Lagune, Schlangen gleiten lautlos über den Boden.
Felix fand aber auch heraus, dass jeder etwas gegen die Klimakrise tun kann: Bäume pflanzen. Denn die Erde heizt sich auf, weil zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre sind. Wie eine Hülle legt sich diese Atmosphäre um die Erde und hält unseren Planeten warm. Das ist erst einmal gut, weil wir sonst auf der Erde nicht leben könnten – es wäre eiskalt. Aber wenn die Hülle zu dicht wird, dann wird es auf der Erde immer wärmer – zu warm.
Treibhausgase, vor allem CO2, also das Kohlendioxid, verändern die Atmosphäre. So gelangen immer mehr Sonnenstrahlen nicht mehr zurück in den Weltraum, sondern bleiben innerhalb dieser Hülle. Je mehr CO2 in der Luft, desto mehr heizt sich die Erde auf. Wenn aber Bäume wachsen, nehmen sie CO2 aus der Luft auf, spalten das „C", also den Kohlenstoff, ab und verwenden ihn, um neues Holz aufzubauen. Der Kohlenstoff wird somit im Holz gespeichert, und damit bedeuten mehr Bäume weniger CO2. Deshalb sagte Felix zu seinen Mitschülern: „Lasst uns in jedem Land der Erde eine Million Bäume pflanzen!" Seinen Vortrag hielt er dann vor anderen Klassen, an anderen Schulen, und irgendwann auf einer Konferenz vor Kindern aus der ganzen Welt. Immer mehr Kinder waren begeistert. So entstand die Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet.
Zurück nach Mexiko. Es ist früh am Morgen, die Arbeiter haben gefrühstückt und brechen nun auf. Sie nehmen Setzlinge mit, das sind kleine Bäume. Außerdem Werkzeug: Spaten, Pflöcke und Hammer, Messer und Schnur. Mit der Schnur spannen sie eine Linie. Dann pflanzen sie immer im Abstand von drei Metern entlang der Linie die kleinen Bäume an. Einen nach dem anderen. Über 5.000 am Tag!
Einige Kollegen gehen zu einer Fläche, wo sie vor einer Woche neue Bäume gepflanzt haben. Damit die nicht von Schlingpflanzen überwuchert werden, schneiden sie das Gestrüpp rundherum weg. Die kleinen Bäume brauchen jetzt viel Licht, damit sie nicht sterben. Dank der Pflege überleben fast alle Bäume, die Plant-for-the-Planet pflanzt. Von 100 Bäumen sind nach einem Jahr noch 94 gesund! Für junge Bäume ist das ein sehr guter Wert, denn in dieser Region werden sonst in freier Natur von 100 kleinen Bäumen nur 23 groß.
Endlich beginnt hier wieder ein Wald zu wachsen. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Die Kinder von Plant-for-the-Planet waren auf die Suche gegangen nach einem Platz, wo sie viele Bäume pflanzen können. Je mehr Bäume, desto besser! Sie fanden diese Fläche in Mexiko in einem traurigen Zustand: Der Investor, der das Land vorher gekauft hatte, hatte fast alle Bäume fällen lassen. Und dann... gar nichts gemacht. Er hat einfach den bestehenden Wald, der für viele Tiere ein Zuhause war, kaputtgemacht. Solche Brachflächen gibt es viele auf der Welt. Dort wird nichts zu essen angebaut, dort wohnen keine Menschen, es ist auch keine Wüste. Auf all diesen Flächen ist Platz für Bäume. Ein Wissenschaftler von der Yale-Universität in Amerika hat ausgerechnet: 1.000 Milliarden Bäume haben noch Platz auf der Welt. Das ist eine riesige Menge: 1.000.000.000.000 Bäume!
Jetzt gehört das Stück Land in Mexiko der Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet. Die 78 Männer und Frauen, die dort arbeiten, kommen aus der Umgebung. Sie können sich und ihre Familien mit dem Gehalt von Plant-for-the-Planet versorgen. Das geht nur, weil Menschen überall auf der Welt Geld spenden, damit die Forstarbeiter bezahlt werden können.
Aber warum pflanzt Plant-for-the-Planet ausgerechnet in Mexiko? Weil es dort wärmer und auch sonst das Klima besser für die Bäume ist. Sie wachsen dort zwei bis vier Mal so schnell wie in Deutschland. Je schneller sie wachsen, desto schneller binden sie viel CO2 und desto besser wirken sie gegen die Klimakrise. Natürlich setzen die Arbeiter dort in Mexiko keine Eichen, Fichten und Buchen in die Erde, sondern Baumarten, die in Mexiko heimisch sind. Sie heißen zum Beispiel Schwarze Sapote, Trompetenbaum oder Mahagoni. Nach nur einem Jahr sind die Bäume schon größer als die Arbeiter. Wenn ein Baum groß ist, nimmt er irgendwann nicht mehr ganz so viel CO2 auf wie beim Wachsen. Wie ein Mensch hört auch ein Baum einmal auf zu wachsen. Wenn der Baum jetzt zum Beispiel krank wird oder bei einem Sturm umgeworfen wird, dann verrottet er. Ein Teil des gespeicherten „C" verbindet sich mit dem Sauerstoff (O2) aus der Luft und es entsteht wieder CO2.
Und das kannst Du tun
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Deshalb haben die Kinder die Idee, die Bäume zu „ernten", also das Holz zu nutzen, wenn sie groß sind. Vorsichtig, sodass der Wald als Lebensraum der Tiere nicht kaputtgeht. Aus dem Holz können die Menschen vor Ort, wie zum Beispiel hier in Mexiko, etwas bauen: ein Holzhaus, Möbel oder andere Dinge, die sie brauchen. Dadurch bleibt das „C" gespeichert. Das Holz verrottet eben nicht, sondern wird genutzt und bleibt erhalten. So kann sich aus diesem „C" kein CO2 bilden und unsere Luft belasten. Außerdem hat das Holzhaus noch einen Vorteil. Die meisten Häuser bauen die Menschen heute aus Beton. Für Beton braucht man Zement. Wenn Zement hergestellt wird, geht viel CO2 in die Atmosphäre. Drei Mal so viel wie durch den Flugverkehr auf der ganzen Welt. Und das ist natürlich schlecht fürs Klima. Wer ein Holzhaus baut, verwendet eben keinen Beton. Also kein zusätzliches CO2 in der Luft, sondern sogar „C" im Holz gespeichert – das ist dann sozusagen doppelt gut!
Bis sie zu Holzhäusern werden, müssen die Bäume in Mexiko aber erst einmal wachsen und groß werden. Über eine Million dieser CO2-Speicher haben die Arbeiter in Campeche nun schon gepflanzt. Aber jetzt ist erst einmal Schluss für heute, es ist Abend geworden. Die Männer kommen zusammen, um zu essen. Ein paar Hütten stehen zwischen den Bäumen. Hier schlafen die Arbeiter, die von weiter her kommen, nachts in Hängematten. Sie haben noch viel vor: Bis 2020 sollen auf der Pflanzfläche 10 Millionen Bäume stehen! 10 Millionen für die Zukunft von uns allen.
Und nun das Beste: Auch Du kannst in Mexiko Bäume pflanzen lassen, das werden dann sozusagen Deine Bäume. www.plant-for-the-planet.org
Lisa Kohn, 26 Jahre alt, stammt aus einer bayerischen Familie, die schon seit 150 Jahren mit Holz handelt, regional und nachhaltig. Zuletzt war sie an einem Kino-Filmprojekt über die Energiewende beteiligt und unterstützt nun die Kinder und Jugendlichen von Plant-for-the-Planet.
Umwelt | Klima, 01.05.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.
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