Der 'Freund der Rochen'

Interview mit dem Filmemacher Erick Higuera

Erick Higuera hat auf dem Archipel Revillagigego sein Paradies gefunden. Dort taucht er mit Hammerhaien und Manta­rochen. Die Rochen liegen Higuera besonders am Herzen, weil er sie einst im Golf von Kalifornien verschwinden sah. Im Kurzfilm THE LEGACY, einem der Highlights der International Ocean Film Tour, zeigt er, wie der pazifische Riesen-Mantarochen im mexikanischen Archipel eine neue Heimat fand, nachdem dieses zum Weltkulturerbe erklärt wurde. forum wollte mehr von dem Filmemacher erfahren.
 
Wie bist du zum Tauchen und Filmen gekommen?
THE LEGACY. Foto: Erick HigueraSchon als ich sechs Jahre alt war, wollte ich ins Wasser und die Unterwasserwelt entdecken. Ich wollte alles über die Meeresbewohner wissen, sie erforschen und filmen. Als ich noch ein Kind war habe ich mir immer die Dokumentationen von Costeau, von National Geographic und der BBC angesehen. Während meinem Studium der Meeresbiologie habe ich mich zum Tauchlehrer ausbilden lassen und legte mir eine Kamera-Ausrüstung zu. Je mehr ich fotografierte und filmte, desto mehr verliebte ich mich in diese Arbeit. Ich will meine Erlebnisse unter Wasser mit den Menschen teilen – ich will ihnen zeigen, was es „dort draußen” gibt.
 
Der Mantarochen liegt dir besonders am Herzen – warum?
Seit den späten Neunzigern tauche ich im Golf von Kali­fornien und musste live miterleben, wie die Populationen von Hammer­haien und Mantarochen dort dramatisch sanken. Die lokale Fischindustrie befischte das Gebiet so lange, bis 2002 die Bestände komplett verschwanden. Als ich 2006 begann, im Archipel von Revillegigedo zu tauchen, wo auch THE LEGACY entstand, entdeckte ich einen großen Bestand von gesunden Mantarochen. Niemand erforschte diese Inselgruppe, also begann ich selbst zu forschen.
 
Es zeigte sich, dass die Mantas wirklich um dieses Archipel leben, dort genügend Nahrung finden, sich dort paaren und es lediglich verlassen, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Wir wollen diesen gesunden Bestand schützen, denn die Mantas sind so unglaublich sanfte, majestätische Tiere.
 
Wie kam es, dass das Archipel Revillagigedo unter Schutz gestellt wurde?
Am Valentinstag 1993 hielt sich eine Gruppe Taucher vor der Insel San Benedicto auf, um mit Mantas zu tauchen. Am Ende des Tages entdeckten die Taucher ein Fischerboot in der Nähe. Die Fischer begannen, einen Mantarochen nach dem anderen aus dem Wasser zu ziehen und an Bord zu schlachten – genau die Tiere, mit denen die Taucher wenige Stunden zuvor getaucht waren. Sie machten Filmaufnahmen und schickten sie direkt an die Behörden. Die Aufnahmen sorgten für eine große Kontroverse. 1994 erklärte die mexikanische Regierung das Archipel zu einer geschützten Biosphäre. Die Forschung entdeckte das Archipel für sich und bald war klar, dass die Inseln ein einzigartiger Ort auf dem Planeten sind. 2008 reichte man ein Gesuch bei der UNESCO ein, doch es sollte noch acht Jahre und viel Arbeit kosten, bis das Gebiet anerkannt wurde: Am 17. Juli 2016 wurde das Archipel von Revillagigedo zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Diese Anerkennung hilft uns, den Druck auf die Regierung zu erhöhen, Schutzpatrouillen gegen Wilderer einzusetzen.
 
Inzwischen floriert der Eco-Tourismus auf dem Archipel – ein zweischneidiges Schwert?
Ja, definitiv. Zum einen helfen uns die Tauchtouristen, die Wilderer fern zu halten. Sie sind quasi die Augen aufs Meer. Zum anderen müssen wir die Anzahl der touristischen Boote eingrenzen, um die Meeresbewohner nicht zu stören. Bisher zeigt sich die Manta-Population ungestört. Im Gegenteil, die Rochen schwimmen von selbst auf die Taucher zu und schweben über ihnen, weil sie die Blubberblasen der Taucher irgendwie toll finden. www.oceanfilmtour.com

Umwelt | Biodiversität, 01.05.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.
     
        
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