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Klimaschutz: Bericht entlarvt Greenwashing der Flugindustrie

Podiumsdiskussion „Grünes Fliegen – gibt es das?“ am 30. November

  • Finance & Trade Watch fordert Österreich auf, Kritik an Kompensation von Emissionen der Luftfahrt zu äußern
  • Podiumsdiskussion „Grünes Fliegen – gibt es das?" am 30. November mit Austrian Airlines, Lebensministerium, Wissenschaft und Zivilgesellschaft
Bericht entlarvt Greenwashing der Flugindustrie © Free-Photos / pixabay.comBericht entlarvt Greenwashing der Flugindustrie © Free-Photos / pixabay.com
Flugverkehr ist die klimaschädlichste Transportform. Seine Emissionen wachsen schneller als in fast jedem anderen Sektor. Die Nichtregierungsorganisation Finance & Trade Watch (FT Watch) (1) hat in ihrem neuen Bericht die verschiedenen Klima-Maßnahmen der Flugindustrie auf ihre Wirksamkeit geprüft.
 
„Wir kommen zum Ergebnis, dass sich die aktuellen grünen Strategien im Flugsektor als Greenwashing herausstellen. Sie klingen gut, beruhen aber auf unrealistischen Zielsetzungen oder auf Kompensation, also darauf, dass mit geringstem Kostenaufwand andere dafür bezahlt werden, dass sie anderswo Emissionen vermeiden. Das ist moderner Ablasshandel und funktioniert leider in der Praxis nicht", kritisiert Magdalena Heuwieser von FT Watch.
 
Derzeit sind Staaten dazu angehalten, die internationalen Kriterien für Emissionsgutschriften von Kompensationsprojekten zu bewerten. „FT Watch fordert die österreichische Politik auf, Gutschriften von dubiosen Projekten für die Kompensation von Luftfahrtemissionen auszuschließen. Das bedeutet eigentlich, Kompensation grundsätzlich abzulehnen, denn die allerwenigsten Projekte sind vertrauenswürdig. Die Flugindustrie muss ihre eigenen Treibhausgase verringern, statt sich freizukaufen und die Emissionsminderung auszulagern" so Magdalena Heuwieser.
 
Kompensationsprojekte werden vor allem im Globalen Süden umgesetzt. Es handelt sich unter anderem um Wasserkraftwerke, Baumplantagen oder Waldschutzprojekte. Viele Projekte beinhalten Einschränkungen für Landnutzung durch bäuerliche oder indigene Gemeinden oder gar Landraub. Zudem bestätigte eine von der europäischen Kommission in Auftrag gegebene Studie des deutschen Öko-Instituts, dass nur 2 % der überprüften Offset-Projekte mit hoher Wahrscheinlichkeit zusätzliche Emissionen mindern. Die meisten Probleme tauchen bei Waldschutzprojekten (REDD+) auf, denn die Bestimmung von Kohlenstoffspeicherung durch Wald ist extrem unsicher und eine langfristige Speichergarantie gibt es nicht.
 
Der Bericht untersucht verschiedene Greenwashing-Strategien der Flugindustrie. Dazu zählen:
  • Technologische Fluginnovationen, die sich als Illusion herausstellen.
  • Das Angebot „klimaneutraler" Flüge durch Fluggesellschaften wie Austrian Airlines, die ebenso auf der Emissionskompensation beruhen.
  • Vorgeblich „CO2-neutrale" Flughäfen, welche die Emissionen der Flüge nicht einberechnen – so auch der Flughafen Wien, der vorgibt, in Zukunft besonders nachhaltig zu sein und gleichzeitig mit einer dritten Piste das klimaschädlichste Projekt Österreichs umsetzen will.
  • Den gefährlichen Plan, möglichst viel konventionelles Kerosin durch Biotreibstoffe zu ersetzen. Erst am 10. November wurden zehn von zwölf Nachhaltigkeitskriterien für Bioflugtreibstoff gestrichen.
  • Die neue Klimastrategie CORSIA. Sie wurde von der UN-Luftfahrtorganisation ICAO vor gut einem Jahr verabschiedet und verkündet den Plan des „CO2-neutralen Wachstums" der internationalen Luftfahrt ab 2020. Auch dieses Ziel soll fast ausschließlich durch Gutschriften von Kompensationsprojekten aus dem Globalen Süden erkauft werden.
„Viele indigene Organisationen lehnen eine derartige Scheinlösung ab und kritisieren sie als 'grünen Kolonialismus': Damit ein kleiner Teil der Weltbevölkerung guten Gewissens weiter fliegen kann, sollen Andere ihre ohnehin schon niedrigen Emissionen reduzieren. So zum Beispiel Frauen in afrikanischen Ländern, die klimafreundlichere Kocher verwenden oder weniger Feuerholz sammeln sollen", erklärt Magdalena Heuwieser.
 
Wäre die internationale Luftfahrt ein Land, lägen seine Emissionen weltweit an zehnter Stelle. „Fluggesellschaften und Flughäfen dürfen sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise darf der Flugverkehr nicht weiterhin exponentiell wachsen. Es ist dringend notwendig, die Privilegien der Luftfahrt abzuschaffen: Kerosin kann nicht länger unbesteuert bleiben, ebenso wie Flugtickets oder Flughafengrundstücke. Allein in der EU belaufen sich die staatlichen Einnahmeverluste durch solche Subventionen auf 30 bis 40 Milliarden Euro jährlich, in Österreich sind es ab 2018 wegen der kürzlich halbierten Ticketsteuer rund 550 Millionen jährlich. Auch müssen Kurzstreckenflüge vermehrt auf die Schiene verlagert werden, statt Nachtzüge zu streichen”, so Magdalena Heuwieser abschließend.
 
Weitere Informationen:
  • Studie „Grünes Fliegen – gibt es das?" auf deutsch und englisch
  • Kurzzusammenfassung auf deutsch und englisch
  • Podiumsdiskussion „Grünes Fliegen – gibt es das?" am 30.11.2017 um 18.30 Uhr, NIG der Universität Wien, Hörsaal III, Universitätsstraße 7.
    Mit: Magdalena Heuwieser (FT Watch), Sofia Rohner (Austrian Airlines), Sigrid Stagl (Ecological Economics, WU), Jakob Wiesbauer-Lenz (BMLFUW), Moderation: Christoph Görg (Soziale Ökologie, Uni Klagenfurt) 
(1) Finance & Trade Watch (FT Watch) ist ein Verein für Bildung, Umwelt und Menschenrechte mit Sitz in Wien. Er überprüft dominante Wirtschaftspraktiken und -politiken auf ihre umwelt- und menschenrechtlichen Auswirkungen und treiben sozial-ökologische Alternativen voran.
 
Kontakt:
Magdalena Heuwieser, Finance & Trade Watch | magdalena.heuwieser@ftwatch.at | www.ftwatch.at

Technik | Mobilität & Transport, 27.11.2017

     
        
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