Nachhaltige Innovationen mit Design Thinking fördern
Hinweise für die erfolgreiche Umsetzung von „Design Thinking für Nachhaltigkeit“
Design Thinking hat eine breite Anhängerschaft – sowohl in klassischen Unternehmen als auch bei Sozialunternehmern und NGOs. Denn Design Thinking eignet sich nicht nur für Produktinnovationen, sondern auch zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme. Nachhaltigkeitsthemen sind meist komplex. Ist Design Thinking deshalb besonders gut geeignet, Nachhaltigkeitsinnovationen zu fördern? Ja, aber Anpassungen sind notwendig.
Der Fokus auf die Bedürfnisse und Lebensumstände der Zielgruppe ist für Nachhaltigkeitsinnovationen besonders zentral. Denn ob eine Innovation sozial verträglich und ökologisch ist, lässt sich nicht unter „Laborbedingungen" testen. Erst im richtigen Leben, bei der konkreten Anwendung im Alltag wird deutlich, ob eine Innovation nachhaltig ist oder nicht.
Komplexe Probleme haben wir genug. Den Klimawandel aufhalten, Güter gerecht verteilen, Müllproduktion eindämmen, Tierwohl erhöhen – die Herausforderungen sind vielfältig und der Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit steinig. Es sind deshalb Innovationen notwendig, die neue Arten des Konsumierens und Produzierens ermöglichen.
Vorzüge von Design Thinking für Nachhaltigkeit
Fachspezifisches Wissen und lineare Lösungswege reichen oft nicht aus, um derartig komplexe Probleme zu lösen. Genau hier setzt Design Thinking an. Interdisziplinäre Teams bringen vielfältiges Wissen zusammen, erarbeiten sich ein tiefes Verständnis des Problems und der Bedürfnisse in der Zielgruppe. Unter engen Zeitvorgaben entwickelt das Team viele Ideen und setzt davon einzelne zügig in Modelle, sogenannte Prototypen, um. Kontinuierlich werden die Ideen und Prototypen im Hinblick auf Problem und Bedürfnisse abgeglichen und schrittweise überarbeitet.
Design Thinking bietet durch die Kombination aus interdisziplinären Teams, starkem Anwendungsbezug und iterativer Vorgehensweise somit viele Vorzüge, um Nachhaltigkeitsinnovationen zu fördern. Doch in der Anwendung und Durchführung von Design-Thinking-Workshops für Nachhaltigkeitsinnovationen gibt es Konkretisierungsbedarf.
Hinweise für Umsetzung
Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes wurden in ausgewählten Unternehmen Nachhaltigkeitsinnovations-workshops auf Basis von Design Thinking konzipiert, durchgeführt und ausgewertet. Die Workshops fanden mit MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen Abteilungen der Unternehmen statt, die sich freiwillig zu den Workshops angemeldet hatten. Dabei ging es um Innovationen für Produkte und für den Arbeitsplatz.
Um nachhaltige Innovationen in Unternehmen mit Design Thinking zu fördern, haben sich folgende Punkte als zentral erwiesen:
Erstens: Nachhaltige Gesamtstrategie
MitarbeiterInnen haben ein feines Gespür dafür, ob Nachhaltigkeitsaktivitäten ihres Arbeitgebers oberflächlich oder ernst gemeint und glaubwürdig sind. Design-Thinking-Workshops für Nachhaltigkeit sollten deshalb in ein überzeugendes Gesamtkonzept eingebettet sein. Es muss klar sein, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen verankert und vorangetrieben werden soll. Die MitarbeiterInnen benötigen dafür ausreichend Informationen über die Nachhaltigkeitsstrategie und deren Bedeutung für Innovationsprozesse. Zudem sollten sie im Alltag erleben können, dass die operative Umsetzung von Nachhaltigkeit voranschreitet. Je nachdem wie die MitarbeiterInnen das Nachhaltigkeitsengagement ihres Unternehmens wahrnehmen, wird sich das auf die Motivation und Innovationsbereitschaft der MitarbeiterInnen und damit auch auf den Erfolg der Workshops auswirken.Zweitens: Team-Mitglieder mit Nachhaltigkeitsorientierung
Ein interdisziplinäres Team mit unterschiedlichen Erfahrungen und Kenntnissen ist für Design Thinking wichtig. Bei „Design Thinking für Nachhaltigkeit" sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass auch nachhaltigkeitsorientierte MitarbeiterInnen im Team sind. Diese MitarbeiterInnen sind einerseits motiviert, um Nachhaltigkeitsinnovationen voranzubringen. Andererseits haben sie oft konkrete, nachhaltigkeitsrelevante Erfahrungen und Ideen, die den Innovationsprozess bereichern können. Von Bedeutung sind außerdem nicht nur berufliche, sondern auch private Erfahrungen der MitarbeiterInnen aus dem Konsumalltag. Drittens: Nachhaltigkeitsbezogene Methoden
Bei der Anwendung von Design Thinking kommen vielfältige Methoden und Materialvorlagen zum Einsatz. Bei „Design Thinking für Nachhaltigkeit" ist es wichtig, dass Nachhaltigkeitsaspekte durchgängig beachtet und methodisch unterschiedlich aufgearbeitet werden. So ist es beispielsweise sinnvoll, bereits in der Aufwärm- und Kennlernphase die Nachhaltigkeitsorientierung der TeilnehmerInnen spielerisch in den Mittelpunkt zu stellen. Zur Evaluation und Weiterentwicklung der Prototypen bieten sich Instrumente an, die auch die verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit über die Lebensphasen eines Produkts hinweg berücksichtigen. Konkrete Vorschläge, wie das aussehen kann, wurden im Projekt erarbeitet. Viertens: Nachhaltige Rahmenbedingungen
Eine flexible Raumnutzung, Materialien zur Modellierung der Ideen und eine konstruktive Zusammenarbeit im Team sind für Design Thinking zentral. Im Kontext von Nachhaltigkeit sollte jedoch darauf geachtet werden, dass Raum und Arbeitsmaterialien nicht nur die Kreativität beflügeln, sondern auch die Bedeutung von Nachhaltigkeit unterstreichen. So ist es beispielsweise ratsam, Bastel- und Baumaterialien zu verwenden, die sozial-ökologischen Kriterien entsprechen. Und, so banal es klingt: Statt Currywurst und Cola ist es sinnvoll z.B. ein vegetarisches Buffet mit Leitungswasser-Karaffen und heimischen Säften für die TeilnehmerInnen bereitzustellen.
Mehr zum Thema „Design Thinking für Nachhaltigkeit" können Sie auf der Konferenz „Innovationen für Nachhaltigkeit – Mit Design Thinking Mitarbeiterpotentiale wecken" erfahren, die am 09.03.2019 an der TU Berlin stattfindet.
Kontakt: TU Berlin | christoph.harrach@tu-berlin.de | www.aloenk.tu-berlin.de
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