Emissionshandel macht weltweit große Fortschritte:

ICAP Status Report 2018 präsentiert neueste Entwicklungen

  • Mit dem Start der ersten Phase seines nationalen Emissionshandelssystem (EHS), das mehr als drei Gigatonnen CO2e abdeckt, hat China die EU als weltweit größten Kohlenstoffmarkt abgelöst. Seit 2005 hat sich der Anteil der von EHS gedeckelten Emissionen weltweit von 5 Prozent auf fast 15 Prozent verdreifacht; abgedeckt sind mehr als sieben Gigatonnen CO2e.

  • In der EU, in Kalifornien, in den nordöstlichen Vereinigten Staaten (Regional Greenhouse Gas Initiative) und Neuseeland haben umfangreiche Reformen zu einem deutlichen Anstieg des Kohlenstoffpreises geführt.
Am heutigen Mittwoch wurde der neue Statusbericht der International Carbon Action Partnership (ICAP) zum Emissionshandel weltweit in Berlin vorgestellt. Der Bericht zeigt, dass im Jahr 2017 Emissionshandelssysteme (EHS) als Kerninstrumente des Klimaschutzes weltweit große Fortschritte gemacht haben: Die Einführung von Systemen in aufstrebenden Ökonomien, strukturelle Reformen und neue Kooperationsinitiativen haben das Vertrauen in Kohlenstoffmärkte gestärkt. Der Emissionshandel konnte als wichtiges Instrument zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens etabliert werden.
 
Verdreifachung des Anteils von durch EHS abgedeckten globalen Emissionen
EHS haben sowohl in bereits etablierten als auch in aufstrebenden Ökonomien Fortschritte gemacht und decken inzwischen fast 15 Prozent der globalen Emissionen ab. Die Einführung des nationalen EHS in China für den Stromsektor im vergangenen Jahr ist ein bemerkenswerter Schritt für eine aufstrebende Wirtschaftsmacht, die die weltweit größte Anzahl an Kohlekraftwerken betreibt. Dies sendet auch ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft, da die Entwicklung der chinesischen Kohleverstromung in letzter Zeit einer der Haupttreiber der globalen Emissionsentwicklung war. Die nächsten Jahre geben der chinesischen Regierung Zeit, einen robusten, mehr Wirtschaftssektoren umfassenden Kohlenstoffmarkt aufzubauen, dessen Ambitionsniveau sich im Einklang mit den Anforderungen des Pariser Abkommens steigern kann.
 
Auch in Lateinamerika und auf subnationaler Ebene in Nordamerika schreiten Bemühungen zur CO2-Bepreisung voran. Mexiko, Lateinamerikas zweitgrößte Volkswirtschaft, will später in diesem Jahr die Pilotphase für sein EHS starten und strebt langfristig die Entwicklung eines gemeinsamen Kohlenstoffmarkts mit Chile und Kolumbien an. In Nordamerika agieren weiterhin Bundesstaaten und Provinzen als Pioniere des Emissionshandels. Seit Beginn des Jahres 2018 hat Ontario, die größte kanadische Provinz, sein System mit dem gemeinsamen Kohlenstoffmarkt von Kalifornien und Québec verknüpft. Darüber hinaus schreibt der kanadische Rahmenplan für sauberes Wachstum und Klimawandel vor, dass alle kanadischen Provinzen und Territorien bis Ende 2018 einen CO2-Preis einführen sollen. Das Interesse mehrerer US-Bundesstaaten wie Virginia und New Jersey wird voraussichtlich ebenso eine Ausweitung des Emissionshandels bewirken, trotz fehlender Initiative auf US-Bundesebene.
 
„Marktbasierter Klimaschutz wird zunehmend auf allen Ebenen umgesetzt, von Kommunen hin zur internationalen Zusammenarbeit. Insbesondere subnationale Akteure haben hier eine entscheidende Rolle eingenommen und werden diese auch in Zukunft weiter ausfüllen”, erklärte Jean-Yves Benoit, ICAP Co-Vorsitzender, und Direktor für Kohlenstoffmärkte, Ministerium für nachhaltige Entwicklung, Umwelt und dem Kampf gegen den Klimawandel (Ministry of Sustainable Development, Environment and Fight Against Climate Change), Québec.
 
Vom Pionier-Versuch zum Kernelement zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommen
Gleichzeitig wurden 2017 umfangreiche Reformen an den bereits länger bestehenden EHS in der EU, Kalifornien, Neuseeland und der Regional Greenhouse Gas Initiative (RGGI) durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Systeme die ab 2020 zunehmend ambitionierteren Klimaziele im Rahmen des Pariser Abkommens erfüllen können. Diese erneuerten Bekenntnisse zum Emissionshandel als Kernpfeiler der Klimapolitik geben den EHS-Marktteilnehmern Planungssicherheit für klimafreundliche Investitionen. Steigende Kohlenstoffpreise waren die Folge, wie etwa in der EU, wo der EU-Zertifikatspreis Anfang 2018 zum ersten Mal seit 2011 über 10 EUR stieg. Die Reformen weisen gemeinsame Elemente auf: Striktere Emissionsobergrenzen, Marktstabilitätsmechanismen, die den Unsicherheiten in der Emissionsentwicklung Rechnung tragen, sowie die begrenzte Zulassung von Offset-Zertifikaten, die positive Umwelteffekte auch in anderen Sektoren nach sich ziehen. Diese zwei Trends – die kontinuierliche Ausbreitung von EHS und Reformen bestehender Systeme – werden die Landschaft des Emissionshandels weiter verändern und damit dessen Rolle als Schlüsselinstrument beim Wandel hin zu kohlenstoffarmen Volkswirtschaften weltweit stärken.
 
„Während die Herausforderungen des Klimawandels jedes Jahr wachsen, wachsen auch die Handlungsstärke und Entschlossenheit der Politik”, sagte International Carbon Action Partnership (ICAP) Co-Vorsitzender Marc Allessie, Direktor der niederländischen Emissionsbehörde (NEa). „Wir sind zuversichtlich, dass der Emissionshandel sein Versprechen als kosteneffizientes Instrument für die Umsetzung von nationalen Verpflichtungen unter dem Pariser Abkommen erfüllen wird.”
 
Der ICAP Status Report wird jährlich veröffentlicht und enthält Beiträge von politischen Entscheidungsträgern und Kohlenstoffmarktexperten zu den jüngsten Trends und Perspektiven zum Thema Emissionshandel weltweit. Den Bericht, sowie Kurzfassungen auf Chinesisch, Englisch und Spanisch, Infografiken und ein kurzes Video, finden Sie auf unserer Website.
 
Die International Carbon Action Partnership bringt regionale, nationale und subnationale Regierungen und Behörden rund um die Welt zusammen, um wichtige Aspekte zur Gestaltung von Emissionshandelssystemen (EHS) auf dem Weg hin zu einem globalen Kohlenstoffmarkt zu diskutieren. 35 nationale and subnationale Jurisdiktion sind ICAP seit der Gründung im Jahr 2007 beigetreten.

Kontakt: International Carbon Action Partnership, Dr. Constanze Haug

Umwelt | Klima, 28.02.2018

     
        
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