Region Bizkaia lanciert die weltweit erste Crowdfunding-Plattform einer Regierung

Staatliche Kontrolle verringert das Risiko für Investoren

Die Kommunalverwaltung von Bizkaia ruft eine aktienbasierte Crowdfunding-Plattform zur Finanzierung innovativer Projekte in der Region ins Leben – als jüngste einer Reihe von Initiativen zur Förderung von Unternehmertum im Baskenland. 
 
Die Regierung von Bizkaia arbeitet mit lokalen Start-ups zusammen. © Crowdfunding BizkaiaEs ist die erste Crowdfunding-Plattform, die von einer Regierung gestützt wird, um seine Bürger zu motivieren, in baskische Start-ups zu investieren. Die Plattform vernetzt Kleinanleger mit Start-ups, die auf der Suche nach einer Finanzierung sind und wachsen wollen.
 
Auf der Plattform vertretene Unternehmen können von der Regierung sogar einen Zuschuss in Höhe der öffentlich akkumulierten Gelder beantragen. Die Kommunalverwaltung stellt 240.000 Euro für das Programm zur Verfügung, eine Mittelausstattung von bis zu 30.000 Euro pro Start-up, wobei diese Höhe entsprechend der Bedürfnisse des jeweiligen Projekts variiert.
 
Die Website von Crowdfunding Bizkaia wird mit vier Start-ups eröffnet; vier weitere werden folgen. Ziel ist, zehn bis zwölf Projekte jährlich zu finanzieren. Diese werden aus rund dreißig Projekten ausgewählt, die sich voraussichtlich um die Teilnahme an der Plattform bewerben werden.
 
Handverlesene Projekte
Im Gegensatz zu Plattformen des privaten Sektors wie Crowdcube, auf denen jedes Unternehmen um Mittel werben kann, wird Crowdfunding Bizkaia nur von der Regierung ausgewählte Unternehmen aufnehmen. Damit ist sichergestellt, dass Investorengelder ausschließlich in zukunftsfähige Projekte fließen. Unternehmen aller Branchen können sich bewerben – ausgenommen sind Finanzwesen, Immobilien und „spekulative Projekte", da die Plattform die Förderung von Unternehmungen zum Ziel hat, die eine stabile Wirtschaft stärken.
 
Start-ups, die auf der Plattform nach Investoren suchen, müssen ihren Sitz in Bizkaia haben, wobei Unternehmen aus anderen Regionen ermutigt werden, ihren Hauptsitz nach Bizkaia zu verlegen, um sich für die Plattform zu qualifizieren. Die Unternehmen haben fünfzig Tage Zeit für das Fundraising. Für die ersten vier Projekte der Plattform beginnt der Countdown am 15. März.
 
Nach „vorsichtigen" Berechnungen strebt Crowdfunding Bizkaia an, für diese zehn bis zwölf Projekte jährlich rund 400.000 Euro aufzubringen; das Programm ist bereits bei der Nationalen Wertpapierbörsenkommission (Comisión Nacional del Mercado de Valores, CNMV) registriert. Sie hoffen auf das Interesse von rund 350 professionellen und nicht-professionellen, also „bürgerlichen" Investoren.
 
„Bürgerliche" Investoren aus allen Ländern können zwischen einem Minimum von 75 bis 1.000 Euro (je nach Projekt) und einem Höchstbetrag von 3.000 Euro pro Projekt investieren. Der jährliche Höchstbeitrag für Start-ups auf der Plattform beträgt 10.000 Euro. Jedes Unternehmen legt die Mindesteinlage fest, die sich für den Investor in einem Aktienbesitz und schließlich in einer Rendite niederschlägt, wenn das Unternehmen seinen Ausstieg vollzieht.
 
Die Exit-Strategie unterscheidet sich von Start-up zu Start-up mit typischen Ausstiegsplänen wie Aktienrückkaufprogramm, Börseneinführung (IPO) oder Unternehmensverkauf. Von jedem Unternehmen wird erwartet, dass der Investoren-Pitch eine „Exit-Timeline" beinhaltet, mit einer Schätzung darüber, wann die Kapitalgeber mit einer Rendite rechnen können.
 
Kostenloses Mentoring
Das Alleinstellungsmerkmal von Crowdfunding Bizkaia ist, dass die Plattform den Start-Ups mehr als „Startkapital" bietet: Jedes Unternehmen erhält ein Jahr lang kostenlos Mentoring und Unterstützung. Diese staatliche Unterstützung hilft den Unternehmen beim Erreichen ihrer Wachstumsziele, indem sie zusätzliche Finanzierungsquellen erschließt und dem Unternehmen nach Ablauf des Jahres neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.
 
Darüber hinaus ist die Kommissionsgebühr deutlich niedriger als auf vergleichbaren Plattformen. Die teilnehmenden Projekte zahlen Crowdfunding Bizkaia eine Provision in Höhe von einem Prozent der erhaltenen Investitionen, ein Prozentsatz, der 3 oder 4 Punkte unter dem Marktdurchschnitt liegt. Diese Gebühr deckt die Kosten von Lemonway, das auf die Abwicklung der Transaktionen spezialisierte Zahlungsunternehmen.
 
Staatliche Kontrolle verringert das Investorenrisiko
Das für Investoren wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die staatliche Kontrolle, mit der jedes Unternehmen einem strengen finanziellen und wirtschaftlichen Stresstest unterzogen wird – ähnlich der gebotenen Sorgfalt einer Risikoprüfung (Due-Dilligence-Prüfung) durch die Risikokapitalgesellschaft. Und genau darin unterscheidet sich diese Crowd-Funding-Plattformen von anderen, bei denen es dem einzelnen Investor überlassen wird, die Überlebensfähigkeit von Start-up´s zu beurteilen. Crowdfunding an sich ist ein für Kleinanleger zugänglicherer Weg als andere Finanzierungsformen, birgt jedoch üblicherweise höhere Risiken. Investoren sehen erst dann eine Ausschüttung, wenn das Unternehmen aussteigt – vorausgesetzt, das Geschäft scheitert nicht und Investoren werden daran gehindert, Geschäftsanteile in einen Sekundärmarkt zu entladen, wenn sie entscheiden, dass es sich um eine schlechte Investition handelt. Wenn die Regierung Bizkaia die Projekte auswählt, können Investoren sicher sein, dass diese Start-ups von Natur aus weniger risikobehaftet sind.
 
Die vier Unternehmen, die der Plattform zunächst beitreten, sind We Are Testers, ein Tool für Online-Marketing-Forschung, WATS, eine Sozialinitiative zur Ausmerzung von Gewalt im Sport, FractalMed, ein mathematisches Instrument zur Prognose des Krankheitsverlaufs bei Multiple-Sklerose-Patienten, und PoliMaker, ein biologisch abbaubares thermoplastisches Polymer, das zu nahezu allem verarbeitet werden kann.
 
Das Baskenland will einer der attraktivsten europäischen Wirtschaftsstandorte werden
Diese Plattform ist Teil der verstärkten Bemühungen der Regionalregierung, nachhaltiges Wachstum zu fördern und das Baskenland für Unternehmer als einen der attraktivsten Standorte in Europa zu positionieren. Sie ist an eine Reihe weiterer Investmentfonds gekoppelt, die auf die Förderung regionaler Innovationen abzielen. Dazu gehören der Entwicklungsfonds, ein Finanzierungsinstrument für KMU im Technologiesektor, der auf für die Gesellschaft nützliche Geschäftsvorhaben ausgerichtete FEIS (Fondo de Emprendimiento e Innovación Social, Fonds für Unternehmertum und soziale Innovation) und der auf die Förderung von Kleinstunternehmen und Genossenschaften hinarbeitende Mikro.
 
Der stellvertretende Bezirksrat von Bizkaia, Unai Rementeria, der vor kurzem nach Madrid und im vergangenen Jahr nach London reiste, um sich für Bizkaia als attraktive Region für internationale Investitionen und Unternehmertum einzusetzen, erklärte, dass seine Regierung eine starke Industriepolitik und die Förderung von Unternehmenswachstum sowie eines unternehmensfreundlichen Steuersystems priorisiere, das Unternehmensgründungen vorantreibt.
 
Diese jüngste Initiative ist der Euro 'Fond Innova' bzw. Innovationsfonds, in den Bürger zwischen 3.000 und 5.000 Pfund investieren können. Das Geld steht Start-ups in Bizkaia zur Verfügung, im Gegenzug erhalten sie einen Steuernachlass. Mit dem Fonds sollen 100 bis 120 Millionen Euro zur Unterstützung baskischer Unternehmen aufgebracht werden.
 
Imanol Pradales, der regionale Abgeordnete für wirtschaftliche Entwicklung, sagte:
„Wir wollen mithelfen, gute Projekte zu entwickeln und die besten Ideen in die Region zu holen. 'Crowdfunding Bizkaia' ist unser neues und einzigartiges Finanzierungsinstrument, das Investoren die Sicherheit von Projekten bietet, die von einem Team auf ihre wirtschaftliche und finanzielle Tragfähigkeit geprüft wurden.
 
Dies ist eine von vielen Maßnahmen, die Bizkaia zu einem 'attraktiven Ort' für Unternehmer machen. Damit werden Projekte aus anderen Teilen des Baskenlandes und aus Europa angezogen."
 
Kontakt: Gerlinde Weidt | gerlinde.weidt@augustakom.netwww.augustakom.net

Lifestyle | Geld & Investment, 15.03.2018

     
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