Insekten unter die Flügel greifen
Lebensraum für Bienen und andere bestäubende Insekten in Obstplantagen schaffen
Was haben Äpfel, Kürbisse, Kakao und weißer Senf gemeinsam? Klar, sie alle sind Lebensmittel. Aber es gibt noch etwas, was sie verbindet: Ohne Insekten als fleißige Bestäuber würden ihre Früchte sehr viel magerer ausfallen. Im schlimmsten Fall gäbe es überhaupt keine Früchte. Denn dann müssten sie sich bei der Fortpflanzung im Wesentlichen auf die Dienste des Windes verlassen – was allenfalls bei Getreidesorten wie Weizen, Reis oder Mais funktioniert.

„Insekten sind unersetzbar. Sie bestäuben Wild- und Kulturpflanzen und sind so für eine intakte Natur und die Erzeugung vieler Lebensmittel unerlässlich. Sie sind zudem Nahrungsgrundlage unzähliger Tierarten und dienen dem biologischen Pflanzenschutz in der Landwirtschaft", betont Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU). Ohne bestäubende Insekten sähen die Regale im Lebensmittelhandel bald so aus wie die Filiale von PENNY im niedersächsischen Langenhagen an einem Tag im Mai. Der zur REWE Group gehörende Discounter hatte alle Artikel aus dem Markt geräumt, die von Bestäuberleistungen abhängig sind. Das waren etwa 60 Prozent des rund 2.500 Produkte umfassenden Sortiments. Kein Kern- oder Steinobst, allenfalls Bananen oder Weintrauben. Kein Fruchtgemüse wie Gurken oder Auberginen, nur verschiedene Salate und Kohlsorten. Kein Kakao, kein Kaffee, kein Sonnenblumenöl, weniger Gewürze. Honig sowieso nicht.
Gemeinsam für mehr Artenvielfalt
Es ist noch nicht zu spät: Wir brauchen das Insektensterben nicht einfach so hinzunehmen, sondern können gemeinsam etwas dagegen tun.

Die regelmäßigen Erfolgskontrollen der Bodensee-Stiftung belegen, dass sich das Engagement auszahlt. „Mit unseren Maßnahmen haben wir dazu beigetragen, dass sich die Wildbienenpopulation deutlich verbessert hat", betont Patrick Trötschler, der das Apfelprojekt in der Bodensee-Region betreut. Im Jahr 2017 wurden in und um die Anbauflächen 117 Wildbienen-Arten ermittelt. Darunter befanden sich 25 Arten, die landesweit als bedroht oder als nicht ungefährdet eingestuft sind. „Auf den Ansaaten wurden oft hohe Individuenzahlen und mit bis zu 34 Wildbienen-Arten mancherorts auch eine große Vielfalt festgestellt. Bei einigen Hilfsmaßnahmen wie den Wildbienen-Nisthilfen kam es seit der letzten Erhebung vor vier Jahren sogar zu einer Verdopplung der Artenzahlen", meint der Tierökologe Mike Herrmann, der das Wildbienen-Monitoring durchgeführt hat.
Sichtbar für Verbraucher
Das Projekt zeigt, dass sich Naturschutz und Landwirtschaft ergänzen können. „Der Naturschutz sorgt dafür, dass die Obstplantagen langfristig genutzt werden können – indem sie von den Bienen bestäubt werden", sagt Johannes von Eerde, Geschäftsführer der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbh. „So schließt sich der Kreis zwischen Naturschutz und Wirtschaftlichkeit."
Der unabhängige PRO PLANET-Beirat der REWE Group belohnt den Einsatz der Bodensee-Obstbauern für den Erhalt der biologischen Vielfalt mit dem PRO PLANET-Label. Das PRO PLANET Label dient als Orientierungshilfe für einen nachhaltigeren Einkauf bei den Vertriebslinien der REWE Group. Damit wird das Engagement auch für die Verbraucher sichtbar. „Unser Apfelprojekt belegt, dass der Dialog und die praktische Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Landwirten einen wertvollen Mehrwert für die Natur, die Anbauregion und alle Beteiligten liefern", stellt Dr. Florian Schäfer als verantwortlicher Betreuer für die REWE Group fest. Die gute Zusammenarbeit der Projektbeteiligten wurde 2016 mit dem deutschen CSR-Preis in der Kategorie „Vorbildliche Kooperation eines Unternehmens mit NGO/NPOs" ausgezeichnet.
Überlebenshelfer
Die Erfolgsgeschichte vom Bodensee zieht Kreise: Mit Unterstützung der REWE Group und NABU wurde das Projekt auf ganz Deutschland ausgeweitet. Aktuell helfen bundesweit mehr als 250 Betriebe in zwölf Anbaugebieten, die biologische Vielfalt im Rahmen des PRO PLANET-Apfelprojekts zu stärken. Insgesamt wurden bereits fast 300 Hektar Blühflächen angelegt – das entspricht einer Fläche von 420 Fußballfeldern – und mehr als 5.500 blühende Büsche, Hecken, Sträucher und Bäume gepflanzt. Zudem stellten die „Überlebenshelfer" mehr als 2.000 Nisthilfen für Insekten sowie über 6.000 Nistkästen für Vögel und Fledermäuse auf.

„Mit REWE haben wir einen wichtigen Partner an unserer Seite, um dem Ziel zur Schaffung flächendeckender insektenfreundlicher Lebensräume ein Stück näher zu kommen", sagt Leif Miller. Vor Kurzem haben der NABU und sein langjähriger strategischer Partner REWE als weitere Maßnahme einen Insektenschutzfonds mit einer Startsumme von 300.000 Euro gegründet. Mit den bereitgestellten Mitteln sollen unter anderem in Nachbarschaft zu intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften Maßnahmen gefördert werden, die Flächen in artenreiche, vielfältig blühende und naturnahe Biotope verwandeln.
Umwelt | Biodiversität, 31.08.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/03 2018 - Wasser - Grundlage des Lebens | Bildung erschienen.

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