Modellversuche für den Radverkehr in Bayern
Elf Bayerische Kommunen beteiligen sich an den Modellversuchen.
Um das Maßnahmenspektrum zur Sicherung des Fahrradverkehrs zu erweitern, führt die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e.V. (AGFK Bayern) gemeinsam mit der Technischen Hochschule Nürnberg im Zeitraum von 2018 bis 2020 ein Forschungsprojekt durch. Auf verschiedenen Straßenabschnitten in bayerischen Kommunen werden unterschiedliche Maßnahmen und deren Wirkung auf die Sicherheit des Radverkehrs untersucht. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr unterstützt das Vorhaben finanziell und beratend.
Hintergrund und Ziele des Forschungsprojektes
In zahlreichen bayerischen Kommunen besteht ein sehr großes Interesse Alternativen zum Mischverkehr oder bessere Führungsmöglichkeiten für den Radverkehr zu finden. Wenn Radfahrer im Mischverkehr auf der Fahrbahn bei vergleichsweise hohen Kfz-Belastungen fahren, keine eigenen Flächen für den Radverkehr zur Verfügung stehen, kritische Verknüpfungsstellen oder Engstellen vorhanden sind, wird Handlungsbedarf für mehr Sicherheit für den Radverkehr gesehen. Immer wieder ist es aber auch einfach die Unsicherheit bei Radfahrern und Autofahrern wer wo fahren darf oder soll, die zu Konfliktsituationen führt. Mit dem Forschungsprojekt sollen Maßnahmen für mehr Fahrradfreundlichkeit und Verkehrssicherheit in den Kommunen evaluiert werden, denn nur wer sich als Radfahrer sicher fühlt, wird das Rad auch häufig benutzen.
Die AGFK Bayern untersucht gemeinsam mit den Projektpartnern in folgenden Modellversuchen in besonderen und kritischen Straßenbereichen spezielle Kennzeichnungen und ausgewählte Führungsformen für den Radverkehr, um die Situation für alle Verkehrsteilnehmer klarer und sicherer gestalten zu können:
- Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn
- Kennzeichnung von Radwegen ohne Benutzungspflicht
- Einseitige Schutzstreifen innerorts
- Tempo 30 in Hauptverkehrsstraßen
Elf Bayerische Kommunen beteiligen sich an den Modellversuchen. Die Technische Hochschule Nürnberg untersucht die Wirkung der Maßnahmen auf die subjektive und objektive Sicherheit sowie die Wahrnehmung und ggf. Verhaltensveränderung bei allen Verkehrsteilnehmern. Die Evaluation der Wirkungen der Maßnahmen basiert vor allem auf empirischen Erhebungen mit Vorher-Nachher-Vergleich für die Untersuchungsstrecken. Ziel des Forschungsprojektes ist es, Empfehlungen zu Einsatzkriterien der jeweiligen Maßnahme sowie ggf. auch Ausschlusskriterien herauszuarbeiten.
Bei den Projekten wird teilweise über die bisherigen Regelungen in der Straßenverkehrs-Ordnung und deren Verwaltungsvorschriften hinausgegangen. Laut AGFK Bayern Vorsitzenden Landrat Matthias Dießl können von den Modellprojekten zahlreiche Kommunen profitieren: „Ziel der AGFK Bayern ist es, mit den Ergebnissen der Modellversuche die geltenden Regelwerke fortzuschreiben. Wir wollen untersuchen, wie das Miteinander im Verkehr gerade an kritischen Stellen und in engen Straßen sicherer und besser gestaltet werden kann. Die Erkenntnisse aus den Modellversuchen könnten deshalb von bundesweitem Interesse sein."
Die Ergebnisse der Untersuchungen werden im Frühjahr 2020 erwartet.
Teilnehmende Kommunen
- Andechs (Landkreis Starnberg): Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn
- Cadolzburg (Landkreis Fürth): Tempo 30 in Hauptverkehrsstraßen
- Erlangen: Fahrradpiktogramm auf Fahrbahn, einseitiger Schutzstreifen innerorts
- Fattigau (Landkreis Hof): Fahrradpiktogramm auf Fahrbahn, einseitiger Schutzstreifen innerorts
- Fürstenfeldbruck: Einseitiger Schutzstreifen innerorts, Tempo 30 in Hauptverkehrsstraßen
- Gräfelfing: Kennzeichnung von Radwegen ohne Benutzungspflicht
- Gröbenzell: Tempo 30 in Hauptverkehrsstraßen
- Regensburg: Kennzeichnung von Radwegen ohne Benutzungspflicht, Tempo 30 in Hauptverkehrsstraßen
- Weßling (Landkreis Starnberg): Kennzeichnung von Radwegen ohne Benutzungspflicht
- Wolfratshausen: Einseitiger Schutzstreifen innerorts
- Wörthsee (Landkreis Starnberg): Einseitige Schutzstreifen innerorts
Die Bayerische Staatsministerin für Wohnen Bau und Verkehr, Ilse Aigner sowie AGFK Bayern Vorsitzender und Landrat Matthias Dießl und Professor Dr. Harald Kipke kündigen die Modellversuche in einem gemeinsamen Videoclip an.
In der AGFK Bayern haben sich derzeit 65 bayerische Kommunen mit insgesamt mehr als 5,2 Millionen Einwohnern mit dem Ziel zusammengeschlossen, gemeinsam den Radverkehr zu fördern, Erfahrungen auszutauschen und Synergieeffekte zu nutzen. Die AGFK Bayern vertritt die Interessen ihrer Mitglieder im Radverkehrsbereich u.a. in der Landes- und Bundespolitik und bei kommunalen Spitzenverbänden. Dazu zählen sowohl die Förderung einer radverkehrsfreundlichen Mobilitätskultur als auch der Ausbau von Radrouten und die Erhöhung der Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer. Alle Mitglieder werden nach einem Kriterienkatalog auf ihre Fahrradfreundlichkeit geprüft.
Kontakt: Sarah Guttenberger, AGFK Bayern | sarah.guttenberger@agfk-bayern.de
Technik | Mobilität & Transport, 12.10.2018
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