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Das kleine Schwarze ist jetzt fair

Was kam nach Rana Plaza?

Es brauchte eine Katastrophe wie den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Dhaka vor fünf Jahren, um die Menschen auf die verheerenden Zustände in der Textilindustrie aufmerksam zu machen. Und doch ist vieles beim Alten geblieben.
©BMZ©BMZ
Nach dem Einsturz der Fabrik hat die EU der Regierung von Bangladesch mit Importverschlechterungen gedroht, wenn sich die Bedingungen in der Textilindustrie nicht umgehend ändern. Tatsächlich wurde aufgrund des Drucks der Mindestlohn um 30 Prozent angehoben und dafür gesorgt, dass in Zusammenarbeit mit der International Labor Organization (ILO) Kontrolleure zur Überwachung der Fabriken ausgebildet werden.

Bangladesch Accord – ein wichtiger Schritt, doch längst nicht genug!
Nach dem Unglück in Bangladesch wurde zudem der so genannte „Bangladesch Accord für Brandschutz- und Gebäudesicherheit" ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein Abkommen zwischen Herstellern und Gewerkschaften, das nationale und internationale Textilunternehmen, die in Bangladesch produzieren, zu Sicherheitskontrollen und Feuerschutz in den Fabriken verpflichtet.

Das war durchaus ein wichtiger und guter Schritt, da große Auftraggeber im Textilhandel seitdem mehr auf Sicherheit achten und die Statik der Fabriken überprüfen.

Doch das Abkommen gilt bei weitem nicht für alle circa 4.500 Fabriken in Bangladesch, sondern lediglich für etwa 1600. Auch beim Thema Menschenrechte gibt es noch viel zu tun. So arbeiten die Näherinnen nach wie vor an der Überlebensgrenze, weil der eingeführte Mindestlohn von ungefähr 55 Euro pro Monat noch immer nicht ausreicht, um davon anständig leben zu können. Bedauerlich ist auch, dass das Abkommen am 1. Juni 2018 durch ein neues ersetzt wurde, welches statt ursprünglich 220 nur noch 175 Unternehmen unterschrieben haben. Global Player wie Ikea oder Abercrombie & Fitch machen zum Beispiel nicht mit.

So hat das Unglück von Rana Plaza zwar in der öffentlichen Debatte viel verändert, aber in der Realität sind die Konsequenzen, die daraus gezogen wurden, längst nicht ausreichend.

Noch immer wird auf den globalen Märkten Mode aus Produktionen angeboten, die wenig Rücksicht auf Mensch und Umwelt nehmen.
Weltweit arbeiten mehr als 60 Millionen Menschen in der Textil- und Bekleidungsbranche, die meisten von ihnen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Es ist an der Zeit, dass in allen Ländern die Produktions- und Arbeitsbedingungen den international definierten Umweltund Sozialstandards entsprechen. ©BMZWeltweit arbeiten mehr als 60 Millionen Menschen in der Textil- und Bekleidungsbranche, die meisten von ihnen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Es ist an der Zeit, dass in allen Ländern die Produktions- und Arbeitsbedingungen den international definierten Umweltund Sozialstandards entsprechen. ©BMZ

Fair Fashion Ratgeber

Fair Fashion Finder
Der Verein listet nachhaltige Brands und Stores, informiert und vernetzt
zum Thema Fair Fashion.
Fair Fashion Guide
FEMNET e.V. und Engagement Global klären über die Auswirkungen
der Modeindustrie rund um den Globus auf. Die Grafiken veranschaulichen
das komplexe Thema.
Siegelklarheit
Wofür stehen Umwelt- und Sozialsiegel? Was bewerten Sie? Siegelklarheit
unterstützt die Konsumenten beim nachhaltigen Einkauf
indem Siegel, nach Produktgruppen unterteilt, gelistet und verglichen
werden.
Fair Fashion Lexikon
Eine Einführung in den Nachhaltigkeitsdiskurs. Hier werden unter
anderem Begrifflichkeiten, alternative Herstellungsverfahren und
nachhaltige Rohstoffe erläutert und kritisch beleuchtet.
FairWertung e.V.
Wer sich informieren möchte wie Altkleider sinnvoll zu entsorgen
sind, ist hier richtig. Außerdem klärt der Verein über verwandte
Themen wie Recycling, nachhaltigen Kleiderkonsum und Second
Hand auf.
Miserable Bedingungen auch in anderen Ländern
© SHIPSHEIP© SHIPSHEIP
SHIPSHEIP steht für puristische Schnitte, außer-gewöhnliche Qualität und anspruchsvolles Design. Direkt bestellen oder selbst designen? Mit dem MADE-TO-WEAR Segment können Lieblings-Styles ganz einfach selbst designt werden. Made in Germany – individuell angefertigt. 
Viele Menschen wissen seit dem Unglück, dass es bei der Textilproduktion in Asien Missstände gibt. Aber was den meisten nicht bekannt ist, ist die Tatsache, dass es ähnliche Produktionsbedingungen auch hier in Europa gibt: Prato in Italien, wo chinesische Arbeiterinnen und Arbeiter zu Hungerlöhnen nachts in zweifelhaften Gebäuden Textilien nähen. Oder Serbien und die Ukraine, wo Näherinnen und Näher unter schlechten Bedingungen für circa 250 Euro im Monat Kleidung produzieren und von ihrem Gehalt kaum menschenwürdig leben können.

Fakt ist: Mode macht uns schöner, wird aber oft unter unverantwortlichen Umständen produziert, weil Menschenrechte, Sicherheitsvorschriften, Sozial- und Umweltstandards nicht eingehalten werden. Dabei handelt es sich mitnichten nur um Billigmode. Nobelmarken lassen ihre teure Mode in den gleichen Fabriken herstellen wie die Anbieter von Fast Fashion! Die Logik, hohe Preise für ein gutes Gewissen zu zahlen, geht also nicht auf. Ebenso wenig die Vereinfachung: günstige Mode wird immer unter unfairen Bedingungen produziert. Denn die Realität ist wie so oft komplizierter.

Faire Mode muss Standard werden
© LANIUS© LANIUS
Modemachen mit Rücksicht auf Verluste. Schönes erschaffen mit einem guten Gefühl. Natürliche Rohstoffe sind der Schlüssel zu hochwertigen Materialien, aus denen die LANIUS Lieblingsteile entstehen.
Der Markt für faire Mode wächst. Ich gehe jedes Jahr zur ethical fashion week in Berlin und sehe viele tolle Labels, die faire, bezahlbare und schicke Mode anbieten.

Die interessierten Besucherinnen und Besucher der Messe, wollen Mode nicht mit dem Leid der Arbeiterinnen und Arbeiter bezahlen.

Doch obwohl immer mehr Menschen wissen wollen, wie ihre Kleidung hergestellt wurde, liegt der Anteil fair hergestellter Mode insgesamt nur bei etwa 6 Prozent. Da ist viel Luft nach oben!

Das liegt auch daran, dass es für Verbraucher noch immer mühsam ist, sich fair zu kleiden. Das Angebot ist zu klein und der Siegel-Dschungel verwirrend. Ob das schicke Sommerkleid zum Beispiel durch Kinderarbeit hergestellt wurde, ist nicht sichtbar. Deshalb muss die Politik für transparente und faire Herstellungsbedingungen und klar erkennbare Siegel sorgen, damit es für uns alle einfach wird, fair hergestellte Röcke und Blusen zu kaufen.

Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei
© Jungle Folk© Jungle Folk
In den Kollektionen von JUNGLE FOLK verschmelzen klassische, cleane Schnitte mit traditioneller Handwerkskunst zu anspruchsvollen, zeitlosen Stücken. Das junge Schweizer Label lässt seine Kleidung in Kolumbien, Bosnien und Indien von einheimischen Schneiderinnen und Handwerkskünstlerinnen fertigen.
Freiwillige Maßnahmen und Selbstverpflichtungen der Unternehmen reichen erfahrungsgemäß nicht aus, damit bei der globalen Modeherstellung die Menschrechte nicht mit Füßen getreten werden.

Das zeigt das deutsche Textilbündnis, das die Bundesregierung unter Entwicklungsminister Müller im Oktober 2014 ins Leben gerufen hat. Ziel des Bündnisses ist es, soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der gesamten Textil-Lieferkette zu erreichen. So weit, so gut. Aber im Bündnis sind gerade mal 50 Prozent des Textilmarktes organisiert. Vor allem viele Öko-Unternehmen haben es bereits wieder verlassen, weil ihnen der Anspruch des Bündnisses nicht ausreichte. Die verbleibenden Mitglieder legen zwar Berichte vor, mit welchen Vorhaben sie eine faire Liefer- und Produktionskette gewährleisten wollen, dürfen sich aber dennoch jeweils eigene Ziele setzen. Das ist absurd! Auch der seit Jahren vom Bundesminister geplante Grüne Knopf, ein staatliches Siegel für fair hergestellte Kleidung, sorgt für Streit. Und es steht zu befürchten, dass die Kriterien für Fairness und Nachhaltigkeit eines neuen Siegels wieder verwässert werden. Falls er denn kommt, der Grüne Knopf.

Wir brauchen Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Ich meine, jetzt ist es Zeit für eine europäische Initiative – eine Transparenzrichtlinie, die dafür sorgt, dass jedes Textilprodukt rückverfolgbar wird: in jeder Stufe der Produktions- und Lieferkette, vom Anbau der Baumwolle bis zur Näherei. Die Richtlinie muss für alle gelten, die auf dem europäischen Markt Textilien verkaufen. Sie muss sicherstellen, dass sich Zulieferer an Sicherheitsstandards sowie an soziale und ökologische Standards halten. Dazu gehört auch, dass keine Kinder beschäftigt und anständige Löhne gezahlt werden. Viele Textilunternehmen argumentieren: „Transparenz entlang der gesamten Lieferkette, das geht nicht, ist zu komplex, aufwendig und kostspielig. Wir sind dann nicht mehr wettbewerbsfähig."

Ich sage: Wir dachten auch mal, nicht auf dem Mond landen zu können. Es muss im 21. Jahrhundert in einer globalisierten Welt möglich sein, für eine transparente Lieferkette zu sorgen. Und es ist möglich! Natürlich schafft die Wirtschaft das nicht allein, auch die Regierungen in den Produktionsländern müssen für dieses Ziel endlich handeln. Und ebenso wir als Abnehmer, indem wir die Transparenz auch für unsere Kaufentscheidungen fordern und nutzen.

Im Zeitalter der Digitalisierung, wo im schlimmsten Fall private Daten von Millionen Menschen ohne ihr Wissen gesammelt und genutzt werden, ist es im besten Fall auch möglich, über Blockchains und ähnliche Technologien die Rückverfolgbarkeit der Textilproduktion sicherzustellen. Die Voraussetzungen dafür haben wir. Es ist schlichtweg eine Frage der Willensbekundung.

Ich bin jedenfalls der festen Überzeugung, dass eine faire und transparente Textilproduktion, die Menschenrechte und Umwelt gleichermaßen achtet, möglich ist. Daran werde ich weiter arbeiten. Damit wir beim Kauf unseres nächsten kleinen Schwarzen, das seit „Frühstück bei Tiffany" mit Audrey Hepburn der Klassiker der eleganten Kleidung ist – sagen können: DAS KLEINE SCHWARZE IST JETZT FAIR!
 
Renate Künast ist Mitglied des Deutschen Bundestages und war Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Sie will, dass Kleidung fair produziert wird und setzt sich für mehr Transparenz entlang der gesamten Lieferkette ein.

Der grüne Knopf

Was ist der Grüne Knopf?
Der Grüne Knopf ist ein staatliches Dachsiegel des Entwicklungsministeriums (BMZ) für sozial- und ökologisch nachhaltig produzierte Kleidung.

Was ist die Aussagekraft des Grünen Knopfs?
In der Einführungsphase ab Mitte 2019 erfolgt die Vergabe des Grünen Knopfes unter folgenden Voraussetzungen:
  1. Nachweis des beantragenden Unternehmens, dass es systematisch seiner unternehmerischen Sorgfalt („due diligence") nachgeht und
  2. das jeweilige Produkt erfüllt in der Konfektionierungsstufe die ökologischen und sozialen Mindestanforderungen der Bundesregierung für nachhaltige Textilien.
Was ist der staatliche Anspruch beim Grünen Knopf?
Ausgehend von der Konfektionierung wird der Grüne Knopf stufenweise die gesamte Produktion von der Faser bis zum Recycling abdecken und Aussagen über die unternehmerische Sorgfalt und die Nachhaltigkeit des Produkts treffen. Die Stufen und Kriterien werden in einem Multistakeholder-Beirat erarbeitet und dem BMZ zur Entscheidung vorgelegt.

Wer überprüft die Anforderungen des Grünen Knopfes?
Das Siegel Grüner Knopf wird – wie auch bei anderen gängigen Siegeln - durch eine unabhängige Organisation vergeben, die auch die umfangreichen Nachweise überprüft.

Was ist der Mehrwert eines weiteren Siegels?
In dem bestehenden Siegeldschungel gibt der Grüne Knopf den Verbraucher/innen konkrete Orientierung auf den ersten Blick am Produkt. Weitere Informationen zu den erforderlichen Nachweisen werden über einen Barcode hinterlegt

Lifestyle | Mode & Kosmetik, 01.09.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/03 2018 - Wasser - Grundlage des Lebens | Bildung erschienen.
     
        
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